Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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die beiden andern Tausend? Wohlan! ich verspreche Dir auf mein Priesterwort, daß ich in meine Heimart, geben werde; meine Mutter besitzt einiges Vermögen, ich werde drei bis vier Morgen Land verkaufen, um die beiden andern Tausend zu erlangen, und ich werte sie Dir geben.

      – Ja, damit Du mir ein Rendezvous gibst, und mich in irgend eine Falle gerathen läßt.

      – Du glaubst nicht, was Du da sagst, äußerte ich, indem ich die Hand nach ihm ausstreckte.

      – Nun denn! Es ist wahr, ich glaube nicht daran, sagte er mit finsterer Miene. – Deine Mutter ist also reich?

      – Meine Mutter ist arm.

      – Dann wird sie zu Grunde gerichtet sein?

      – Wenn ich Ihr gesagt haben werde, daß ich um den Preis ihrer Armuth vielleicht eine Seele gerettet habe, so wird sie mich segnen. Außerdem wird sie, wenn sie Nichts mehr hat, bei mir wohnen können, und ich werde immer für zwei zu leben haben.

      – Ich nehme es an, sagte er; laß uns zu Dir gehen.

      – Es sei, – aber warte.

      – Wie?

      – Schließe die Gegenstände wieder in das Tabernakel, die Du aus ihm genommen hast, – verschließe ihn wieder ordentlich, das wird Dir Glück bringen.

      Die Stirn des Räubers runzelte sich wie die eines Mannes, dessen sich der Glaube wider seinen Willen bemächtigt; er stellte die heiligen Gefäße wieder in das Tabernakel und verschloß es.

      – Komm, sagte er.

      Mach zuvor das Zeichen des Kreuzes, sagte ich zu ihm.

      Er versuchte ein spöttisches Gelächter auszustoßen, aber das angefangene Gelächter unterbrach sich von selbst.

      Hierauf machte er das Zeichen des Kreuzes.

      – Jetzt folge mir, sagte ich zu ihm.

      Wir entfernten uns durch die kleine Pforte; – in weniger als fünf Minuten befanden wir uns in meiner Wohnung.

      Während des Weges, so kurz er auch sein mogte, schien mir der Räuber sehr besorgt zu sein, indem er um sich blickte und fürchtete, daß ich ihn in irgend einen Hinten halt locken mögte.

      In meiner Wohnung angelangt, blieb er an der Thür stehen.

      – Nun denn! diese Tausend Franken? fragte er.

      – Warte, antwortete ich.

      Ich zündete eine Kerze an meinem ausgehenden Feuer an, schloß einen Schrank auf und nahm einen Beutel aus demselben.

      – Hier sind sie, sagte ich zu ihm.

      Und ich gab ihm den Beutel.

      – Jetzt die beiden andern Tausend, wann werde ich sie erhalten?

      – Ich verlange sechs Wochen von Dir.

      – Es ist gut; ich gebe Dir sechs Wochen.

      – Wem werde ich sie übergeben?

      Der Räuber überlegte einen Augenblick lang.

      – Meiner Frau, sagte er.

      – Es ist gut.

      – Aber sie wird nicht erfahren, woher sie kommen, noch wie, ich sie gewonnen habe?

      – Sie wird es nicht erfahren, weder sie, noch irgend Jemand. Und niemals wirst Du dagegen etwas gegen Notre-Dame-des-Etampes, noch gegen jede andere Kirche unternehmen, welche der heiligen Jungfrau gewidmet ist?

      – Niemals!

      – Auf Dein Wort?

      – So war ich Artifaille heiße.

      – Geh, mein Bruder, und sündige nicht mehr.

      Ich grüßte ihn, indem ich ihm ein Zeichen mit der Hand gab, daß es ihm frei stände sich zurückzuziehen.

      Er schien einen Augenblick lang zu zögern; indem er hierauf vorsichtig die Thür öffnete, verschwand er.

      Ich warf mich auf die Knie. . . und betete für diesen Menschen.

      Ich hatte mein Gebet noch nicht beendigt, als ich an die Thür klopfen hörte.

      – Herein, sagte ich, ohne mich umzuwenden.

      Es trat in der That Jemand ein, welcher, da er mich im Gebet sah, hinter mir stehen blieb.

      Als ich mein Gebet beendigt hatte, wandte ich mich um und sah Artifaille regungslos und steif, mit seinem Beutel unter dem Arme an der Thür stehen.

      – Nimm, sagte er zu mir, ich bringe Dir Deine Tausend Livres zurück.

      – Meine Tausend Livres?

      – Ja, und ich entbinde Dich für die beiden andern Tausend.

      – Und indessen besteht das Versprechen fort, das Du mir gegeben hast?

      – Bei Gott!

      – Du bereust also?

      – Ich weiß nicht, ob ich bereue oder nicht, aber ich will Dein Geld nicht, das ist Alles.

      Und er stellte den Beutel auf dm Rand des Schenktisches.

      Als er hierauf den Beutel hingestellt, blieb er stehen, wie um irgend etwas zu verlangen; aber man fühlte, daß dieses Verlangen Mühe hatte über seine Lippen zu treten.

      – Was wünschen Sie? fragte ich ihn. Sprechen Sie, mein Freund. Das, was Sie gethan haben, ist gut, schämen Sie Sich nicht, mehr zu thun.,

      – Du hast eine große Verehrung für die heilige Jungfrau? fragte er mich.

      – Eine große.

      – Und Du glaubst, daß ein Mensch, so strafbar er auch sein möge, zur Stunde des Todes durch Ihre Fürbitte gerettet werden kann? Wohlan! gib mir gegen Deine drei Tausend Franken, für die ich Dich entbunden halte, irgend eine Reliquie, irgend einen Rosenkranz, die ich in meiner Stunde des Todes küssen kann.

      Ich nahm die Medaille und die goldene Kette ab, welche meine Mutter an dem Tage meiner Geburt mir um den Hals gehängt, und die mich seitdem niemals verlassen hatte, und schenkte sie dem Räuber.

      Der Räuber drückte seine Lippen auf die Medaille – und entfloh.

      Ein Jahr verfloß, ohne daß ich von Artifaille sprechen hörte; ohne Zweifel hatte er Etampes verlassen, um sein Gewerbe anderswo auszuüben.

      Inzwischen empfing ich einen Brief von meinem Amtsbruder, dem Pfarrverweser von Fleury. Meine gute Mutter war sehr krank und rief mich zu sich. Ich erlangte einen Urlaub und begab mich auf die Reise.

      Sechs Wochen bis zwei Monate guter Pflege und Gebete gaben meiner Mutter die Gesundheit wieder. Wir verließen uns, ich vergnügt, sie munter und gesund, und ich kehrte nach Etampes zurück.

      Ich kam an einem Freitag Abend an; die ganze Stadt war in Bewegung. Der berüchtigte Dieb Artifaille war in der Gegend von Orleans eingefangen, und von dem Landgerichte dieser Statt gerichtet worden, das ihn nach der Verurtheilung nach Etampes geschickt hatte, um gehangen zu werden, da der Bezirk von Etampes der Hauptplatz seiner Missethaten gewesen war.

      Die Hinrichtung hatte am selben Morgen stattgefunden.

      Das ist es, was ich auf der Straße erfuhr; – als ich aber in das Pfarrhaus trat, erfuhr ich noch etwas Anderes: nämlich daß eine Frau der unteren Stadt seit dem Morgen des vorigen Tages, das heißt seit dem Augenblicke, wo Artifaille in Etampes angekommen war, um dort seine Hinrichtung zu erleiden, mehr als zehn Male gekommen war, um sich zu erkundigen, ob ich zurückgekehrt wäre.

      In dieser Beharrlichkeit lag nichts Verwunderungswerthes. Ich hatte geschrieben, um meine bevorstehende Ankunft zu melden, und ich wurde von einem Augenblick zum andern erwartet.

      Ich kannte in der untern Stadt nur die arme Frau, welche Wittwe geworden war, und ich beschloß zu ihr zu gehen, bevor ich nur den Staub von meinen Füßen geschüttelt hatte.

      Von dem Pfarrhause nach der untern Stadt war nur ein Schritt. – Es schlug freilich zehn Uhr Abends, aber


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