Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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– so werden Sie vielleicht gerettet sein.

      – Vielleicht?

      Er schwieg.

      – Was auch geschehen möge, Gregoriska, begann ich wieder, ich werde das thun, was Sie mir befehlen werden.

      – Nun denn! Hören Sie, sagte er, und vor Allem erschrecken Sie nicht. In Ihrem Lande, wie in Ungarn, wie in unserem Romanien, besteht eine Sage.

      Ich schauderte, denn diese Sage war mir in das Gedächtniß gekommen.

      – Ah! sagte er, Sie wissen was ich sagen will?

      – Ja, antwortete ich, ich habe in Polen diesem gräßlichen Verhängnisse unterworfene Personen gesehen.

      – Sie wollen von Vampyren sprechen, nicht wahr?

      – Ja, ich habe in meiner Kindheit auf dem Friedhofe eines meinem Vater gehörigen Dorfes vierzig Personen wieder ausgraben sehen, die in vierzehn Tagen gestorben waren, ohne daß man die Ursache ihres Todes errathen konnte. Siebzehn haben alle Anzeichen von Vampyren gehabt, das heißt, daß man sie frisch und roth, gleich Lebendigen wieder gefunden hat, – die Andern waren ihre Opfer.

      – Und was that man, um die Gegend davon zu befreien?

      – Man stieß ihnen einen Pfahl in das Herz und verbrannte sie nachher.

      – Ja. so verfährt man gewöhnlich; aber für uns genügt das nicht. Um Sie von dem Gespenste zu befreien, will ich es zuvörderst kennen lernen, und beim Himmel! Ich werde es kennen lernen. Ja, und wenn es sein muß, so werde ich Leib gegen Leib mit ihm kämpfen, wer es auch sein möge.

      – O, Gregoriska! rief ich erschreckt aus.

      – Ich habe gesagt, wer es auch sein möge, und ich wiederhole es. – Aber um dieses schreckliche Abenteuer zu einem guten Ende zu führen, müssen Sie in Alles willigen, was ich von Ihnen verlangen werde.

      – Reden Sie.

      – Halten Sie sich um sieben Uhr bereit, – gehen Sie in die Kapelle hinab, gehen Sie allein hinab; – Sie müssen Ihre Schwäche überwinden, – es muß sein. – Dort werden wir die eheliche Einsegnung erhalten. Willigen Sie darein, meine Geliebte; um Sie zu beschützen, muß ich vor Gott und vor den Menschen das Recht haben über Sie zu wachen. Wir werden wieder hier hinaufgehen, und dann werden wir sehen.

      – O! Gregoriska, rief ich aus, wenn er es ist, so wird er sie tödten.

      – Fürchten Sie Nichts, meine geliebte Hedwig. Nur willigen Sie ein.

      – Sie wissen wohl, daß ich Alles das thun werde, was Sie wollen, Gregoriska.

      – Dann auf heute Abend.

      – Ja. thun Sie Ihrerseits, was Sie thun wollen, und ich werde Ihnen nach meinen Kräften beistehen, gehen Sie.

      Er entfernte sich. Eine Viertelstunde nachher sah ich einen Reiter, der auf der Straße des Klosters dahin sprengte. Er war es.

      Kaum hatte ich ihn aus dem Gesicht verloren, als ich auf die Knie sank und betete, wie man in Ihrem Lande ohne Glauben nicht mehr betet, und wartete die siebente Stunde ab, indem ich Gott und den Heiligen das Opfer meiner Gedanken darbrachte; ich stand erst in dem Augenblicke wieder auf, wo es sieben Uhr schlug.

      Ich war schwach wie eine Sterbende, bleich wie eine Gestorbene. Ich warf einen großen schwarzen Schleier über meinen Kopf, ging die Treppe hinab, indem ich mich an den Wänden stützte, und begab mich in die Kapelle, ohne Jemandem begegnet zu sein.

      Gregoriska erwartete mich mit dem Vater Basilius, dem Superior des Klosters Hango. Er trug ein heiliges Schwert an der Seite, die Reliquie eines alten Kreuzfahrers, der mit Ville-Hartouin und Balduin von Flandern Constantinopel genommen hatte.

      – Hedwig, sagte er, indem er mit der Hand auf sein Schwert schlug, mit dem Beistande Gottes wird dieses Schwert den Zauber brechen, der Ihr Leben bedroht. Nähern Sie sich daher entschlossen, hier ist ein heiliger Mann, der, nachdem er meine Beichte empfangen hat, unsere Schwüre empfangen wird.

      Die Feierlichkeit begann; niemals hatte vielleicht eine einfachere und zugleich feierlichere stattgefunden. Niemand leistete dem Popen Beistand; er selbst setzte uns die Hochzeitslränze auf den Kopf. Beide in Trauer gekleidet, gingen wir mit einer Kerze in der Hand um den Altar; als hierauf der Geistliche die heiligen Worte ausgesprochen hatte, fügte er hinzu:

      – Geht jetzt, meine Kinder, und möge Gott Euch Muth und Kraft verleihen, gegen den Feind der Menschheit zu kämpfen. Ihr seid mit Eurer Unschuld und seiner Gerechtigkeit gerüstet; Ihr werdet den Dämon besiegen. Geht, und seid gesegnet.

      Wir küßten die heiligen Bücher und verließen die Kapelle.

      Nun stützte ich mich zum ersten Male auf den Arm Gregoriskas, und es schien mir, als ob bei der Berührung dieses tapferen Armes, bei der Berührung dieses edlen Herzens das Leben in meine Adern wieder zurückkehrte. Ich glaubte mich gewiß zu triumphiren, da Gregoriska bei mir war; wir gingen wieder in mein Zimmer hinaus.

      Es schlug halb neun Uhr.

      – Hedwig, sagte nun Gregoriska zu mir, wir haben keine Zeit zu verlieren. Willst Du wie gewöhnlich einschlafen und daß sich Alles während Deines Schlafes zuträgt? Willst Du wach bleiben und Alles sehen?

      – Bei Dir fürchte ich Nichts, ich will wach bleiben, ich will Alles sehen.

      Gregoriska zog einen geweihten Buchsbaumzweig aus seinem Busen, der noch ganz feucht von dem Weihwasser war, und gab ihn mir.

      – So nimm denn diesen Zweig, sagte er, lege Dich auf Dein Bett, sag die Gebete an die Jungfrau her und warte ohne Furcht. Gott ist mit uns. Vor Allem laß Deinen Zweig nicht fallen; mit ihm wirst Du selbst der Hölle gebieten. Rufe mich nicht, schreie nicht; bete, hoffe und warte.

      Ich legte mich auf das Bett. Ich faltete meine Hände auf der Brust, auf welche ich den geweihten Zweig stützte.

      Was Gregoriska anbelangt, so verbarg er sich hinter dem Thronhimmel, von dem ich bereits gesprochen habe, und der die Ecke meines Zimmers einnahm.

      Ich zählte die Minuten, und ohne Zweifel zählte sie Gregoriska seiner Seite gleichfalls.

      Es schlug drei Viertel.

      Der Klang der Glocke bebte noch, als ich dieselbe Erstarrung, denselben Schrecken, dieselbe eisige Kälte wieder empfand; aber ich näherte den geweihten Zweig meinen Lippen, und diese erste Empfindung verschwand.

      Nun hörte ich sehr deutlich das Geräusch jenes langsamen und abgemessenen Schrittes auf der Treppe erschallen und sich meiner Thüre nähern.

      Hierauf ging meine Thüre langsam, geräuschlos, wie von einer übernatürlichen Macht geöffnet auf, und nun. . .

      Die Stimme stockte wie erstickt in dem Munde der Erzählerin.

      – Und nun, fuhr sie mit Anstrengung fort, erblickte ich Kostaki, bleich, wie ich ihn auf der Tragbahre gesehen hatte; seine langen, auf seiner Schulter zerstreuten Haare trieften von Blut; er trug sein gewöhnliches Kostüm; nur war es auf seiner Brust offen und ließ seine blutende Wunde sehen.

      Alles war todt, Alles war Leiche. . . Fleisch, Kleider, Gang. . . die Augen allein, diese schrecklichen Augen, waren lebendig.

      Wie sonderbar! statt mein Entsetzen zu verdoppeln, fühlte ich bei diesem Anblicke meinen Muth wachsen.

      Gott sandte mir ihn ohne Zweifel, damit ich meine Lage beurtheilen und mich gegen die Hölle vertheidigen könnte. Bei dem ersten Schritte, den das Gespenst auf mein Bett zu that, kreuzte ich kühn meinen Blick mit diesem bleiernen Blicke und hielt ihm den geweihten Zweig entgegen.

      Das Gespenst versuchte weiter zu schreiten, aber eine weit stärkere Gewalt, als die seinige, hielt es auf seiner Stelle zurück. Es blieb stehen.

      – O! murmelte er, sie schläft nicht: sie weiß Alles.

      Er sprach in moldauischer Sprache, und dennoch verstand ich ihn, wie als ob diese Worte in einer Sprache ausgesprochen worden wären, die ich verstanden hätte.

      Wir, das Gespenst und ich, befanden uns so einander gegenüber, ohne daß meine Augen


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