Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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Ton ich mich zuverlässig nicht irrte.

      – Was wollen Sie von mir? fragte ich ihn ganz bebend.

      – Wenn Sie Vertrauen zu mir haben, sagte Gregoriska, wenn Sie mich für einen Mann von Ehre halten, so bewilligen Sie mir meine Bitte.

      – Worin besteht sie?

      – Löschen Sie Ihr Licht aus, wie, als ob Sie zu Bett gegangen wären, und öffnen Sie mir in einer halben Stunde Ihre Thüre.

      Kommen Sie in einer halben Stunde wieder, war meine einzige Antwort. Ich löschte mein Licht aus und erwartete.

      Mein Herz klopfte heftig, denn ich sah ein, daß es sich um irgend ein wichtiges Ereigniß handelte.

      Die halbe Stunde verfloß; ich horte noch weit leiser als das erste Mal klopfen. Während der Zwischenzeit hatte ich die Riegel zurückgezogen, ich hatte daher nur die Thüre zu öffnen.

      Gregoriska trat ein, und ohne daß er mir es nur sagte, machte ich die Thüre wieder hinter ihm zu und verschloß die Riegel.

      Er blieb einen Augenblick lang stumm und regungslos, indem er mir mit der Geberde Schweigen auferlegte. Dann, als er sich versichert hatte, daß uns keine dringende Gefahr bedrohte, führte er mich in die Mitte des großen Zimmers, und indem er an meinem Zittern fühlte, daß ich nicht stehen zu bleiben vermögte, hatte er mir einen Stuhl.

      Ich setzte mich oder ließ mich vielmehr auf diesen Stuhl sinken.

      – O, mein Gott! sagte ich zu ihm, was gibt es denn, und wozu so viele Vorsichtsmaßregeln?

      – Weil mein Leben, was nichts wäre, weil vielleicht auch das Ihrige von der Unterhaltung abhängt, welche wir mit einander haben werden.

      Ich ergriff ihn ganz erschreckt bei der Hand.

      Er drückte meine Hand an seine Lippen, indem er mich dabei anblickte, um mich über eine solche Vermessenheit um Verzeihung zu bitten.

      Ich schlug die Augen nieder, das hieß einwilligen.

      – Ich liebe Sie, sagte er mit seiner wie ein Gesang lieblichen Stimme zu mir, lieben Sie mich?

      – Ja, – antwortete ich ihm.

      – Würden Sie einwilligen, meine Gattin zu werden?

      – Ja.

      Er legte mit einem tiefen Seufzer des Glückes die Hand auf seine Stirn.

      – Dann werden Sie sich nickt weigern mir zu folgen?

      – Ich werde Ihnen überall hin folgen!

      – Denn Sie werden begreifen, fuhr er fort, daß wir nur glücklich sein können, indem wir fliehen.

      – O! ja, rief ich aus, lassen Sie uns fliehen.

      – Still! äußerte er erbebend, – still!

      – Sie haben Recht.

      Und ich näherte mich ihm ganz zitternd.

      – Hören Sie, was ich gethan habe, sagte er zu mir; hören Sie, warum ich so lange geschwiegen habe, ohne Ihnen zu gestehen, daß ich Sie liebte. – Ich wollte, daß sich Nichts mehr unserer Verbindung widersetzen könnte, sobald ich Ihrer Liebe gewiß wäre. Ich bin reich, Hedwig, unermeßlich reich, aber nach der Weise des moldauischen Adels: – reich an Ländereien, an Heerden, an Leibeigenen. – Nun denn! ich habe an das Kloster Hango für eine Million Ländereien, Heerden und Dörfer verkauft. Sie haben mir dagegen drei Mal Hundert Tausend Franken Werth an Edelsteinen, Hundert Tausend Franken in Gold, – das Uebrige in Wechseln auf Wien gegeben. Wird Ihnen eine Million genügen?

      Ich drückte ihm die Hand.

      – Ihre Liebe hätte mir genügt, Gregoriska, urtheilen Sie.

      – Wohlan! hören Sie: ich gehe morgen nach dem Kloster Hango, um meine letzten Verabredungen mit dem Superior zu treffen. Er hält mir Pferde bereit; diese Pferde werden uns von neun Uhr an Hundert Schritte weit von dem Schlosse versteckt erwarten. Nach dem Abendessen gehen Sie wie heute wieder auf ihr Zimmer, löschen wie heute Ihr Licht aus, und wie heute werde ich zu Ihnen eintreten. Aber statt allein Ihr Zimmer zu verlassen, werden Sie mir morgen folgen, wir erreichen das Thor, welches auf das Feld führt, finden unsere Pferde, schwingen uns darauf, und übermorgen werden wir mit Tagesanbruche dreißig Stunden zurückgelegt haben.

      – Warum ist es nicht schon Uebermorgen!

      – Theure Hedwig.

      Gregoriska drückte mich an sein Herz, – unsere Lippen begegneten sich. O! er hatte ganz richtig gesagt, daß ich einem Manne von Ehre die Thüre meines Zimmers geöffnet hätte; – aber er sah es wohl ein; wenn ich ihm nicht durch den Körper angehörte, so gehörte ich ihm durch die Seele an.

      Die Nacht verfloß, ohne daß ich einen einzigen Augenblick lang schlafen konnte. Ich sah mich mit Gregoriska fliehend, – ich fühlte mich von ihm fortgetragen. Wie mich Kostaki fortgetragen hatte; – nur vewandelte sich dieses Mal dieses schreckliche, entsetzliche, grausige Rennen in eine süße und entzückende Umschlingung, welcher die Schnelligkeit Wollust hinzufügte, denn die Schnelligkeit hat gleichfalls eine ihr eigene Wollust.

      Der Tag brach an. Ich ging hinab. Es schien mir, als ob noch Etwas bei Weitem Finstereres als gewöhnlich in der Art und Weise läge, mit der Kostaki mich begrüßte. – Sein Lächeln war sogar nicht mehr ein Spott, es war eine Drohung. Was Smeranda anbelangt, so schien sie mir dieselbe wie gewöhnlich.

      Während des Frühstückes bestellte Gregoriskas seine Pferde. – Kostaki schien auf diesen Befehl durchaus nicht zu achten.

      Gegen eilf Uhr grüßte er uns, indem er seine Rückkehr erst für den Abend meldete und seine Mutter bat, ihn nicht zum Mittagessen zu erwarten; indem er sich hierauf an mich wandte, bat er mich gleichfalls, ihn zu entschuldigen.

      Er verließ das Zimmer. Das Auge seines Bruders folgte ihm bis zu dem Augenblicke, wo er über die Schwelle trat, und in diesem Augenblicke sprühte aus diesem Auge ein solcher Blitz des Hasses, daß ich schauderte.

      Der Tag verstoß unter Bangigkeiten, welche Sie begreifen werden. Ich hatte Niemandem Etwas von unseren Plänen mitgetheilt, kaum sogar in meinen Gebeten, wenn ich es gewagt hätte, Gott davon zu sprechen, und es schien mir, als ob diese Pläne Jedermann bekannt wären, daß jeder Blick, der sich auf mich heftete, bis auf den Grund meines Herzens dränge und in ihm lesen könnte.

      Das Mittagessen war eine Marter; finster und schweigsam, sprach Kostaki selten; dieses Mal begnügte er sich damit, zwei bis drei Male in moldauischer Sprache das Wort an seine Mutter zu richten, und jedes Mal ließ mich der Ausdruck seiner Stimme erbeben.

      Als ich aufstand, um wieder in mein Zimmer hinaufzugehen, umarmte mich Smeranda wie gewöhnlich, und indem sie wich umarmte, sagte sie mir jene drei Worte, welche ich seit acht Tagen nicht über ihre Lippen hatte treten hören:

      – Kostaki liebt Hedwig!

      Diese Worte verfolgten mich wie eine Drohung; sobald ich in meinem Zimmer war, schien es mir, als ob eine verhängnißvolle Stimme an meinem Ohre flüsterte: Kostaki liebt Hedwig!

      Nun aber war die Liebe Kostakis, wie Gregoriska mir gesagt hatte, der Tod.

      Gegen sieben Uhr Abends, und als der Tag sich zu neigen begann, sah ich Kostaki über den Hof gehen. – Er wandte sich um, um nach meiner Seite zu blicken, aber ich trat rasch zurück, damit er mich nicht sehen könnte.

      Ich war besorgt, denn so lange als die Lage meines Fensters mir erlaubt hatte, ihm zu folgen, hatte ich ihn nach den Ställen zuschreiten sehen. – Ich wagte die Riegel meiner Thüre aufzuziehen, und in das anstoßende Zimmer zu schlüpfen, von wo aus ich Alles das sehen konnte, was er thun würde.

      Er begab sich in der That nach den Ställen. – Er zog nun selbst sein Lieblingspferd heraus, sattelte es mit eigenen Händen und mit der Sorgfalt eines Mannes, der die größte Wichtigkeit auf die geringsten Umstände legt. – Er trug dasselbe Kostüm, unter welchem er mir zum ersten Male erschienen war. Nur trug er als ganze Waffe seinen Säbel.

      Als sein Pferd gesattelt war, warf er nochmals die Augen auf das Fenster meines Zimmers. Dann, da


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