Blumen des Bösen. Charles Baudelaire

Blumen des Bösen - Charles Baudelaire


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von Stein, sein voll Gewaffen zeigend,

      Stand an dem Steuer, das die schwarze Flut durchquert’;

      Jedoch der stille Held, auf sein Rapier sich neigend,

      Sah in den Strom und hielt nichts seines Blickes wert.

      DIE SCHÖNHEIT

      Schön bin ich, Sterbliche, gleich einem Traum von Steine,

      Und meine Brust, die nichts als Wunden euch gebracht,

      Erfüllt des Dichters Sinn mit einer Liebe Macht,

      Die stumm ist wie der Stoff und strahlt in starrer Reine.

      Gleich einer Sphinx thron ich in blauer Lüfte Wehn,

      Schnee ist mein Herz, mein Leib weiß wie des Schwans Gefieder,

      Bewegung bleibe fern dem stillen Ruhn der Glieder:

      Nie wirst du weinen mich und niemals lachen sehn.

      Wißt, daß die Dichter vor den mächtigen Gebärden,

      Die ich den Statuen leihe, stolz und schicksalsschwer,

      Mich zu betrachten Herz und Sinn verzehren werden;

      Mein sind, stets zu erhöhn der Liebenden Begehr,

      Zwei Spiegel, drin verschönt sich alle Dinge malen:

      Die Augen, groß und weit, die ewge Klarheit strahlen.

      DAS IDEAL

      Nie wird die Zierlichkeit der Schönen aus Vignetten,

      Verdorbne Kinder, die ein krank Jahrhundert trug,

      Die Füße, die verschnürt, die Hand mit Kastagnetten

      Befriedigen ein Herz wie meins mit ihrem Lug.

      Gavarni, der Poet der Blässe, feire seine

      Gezierten, flüsternden Geschöpfe vom Spital,

      Doch ist in dieser Schar von bleichen Rosen keine,

      Die je erreichen mag mein rotes Ideal.

      Was meinem Herzen ich, dem abgrundtiefen, wähle,

      Bist Lady Macbeth du, im Mord gewaltge Seele,

      Ein Traum des Aeschylos, entsprossen frostgem Grund;

      Du, Michelangelos erhabne Nacht, die schweigend

      Seltsam gewendet liegt, in herber Ruhe zeigend

      Die Reize, die geformt für der Titanen Mund.

      DIE RIESIN

      Zur Zeit, als die Natur, von wilder Kraft durchdrungen,

      Gewaltge Kinder trug, hätt ich nach meinem Sinn

      Bei einer Riesin gern gelebt, bei einer jungen,

      Wie eine Katze streicht um eine Königin.

      Wie Leib und Seele ihr bei grimmem Spiel erblühten

      Und wuchsen, hätt ich gern erschaut von Anbeginn,

      Erspäht, wie in der Brust ihr finstre Flammen glühten

      Und Nebel traumhaft zog durch ihre Augen hin.

      Mit Muße hätte ich erforscht die prächtgen Glieder,

      Gestiegen wäre ich die stolzen Kniee nieder,

      Und oft im Sommer, wann der Sonnen kranker Strahl

      Sie müde hingestreckt quer durch die weiten Wiesen,

      Hätt ich geschlummert in der Brüste Schattental,

      Gleich wie ein friedlich Dorf am Fuß von Bergesriesen.

      FREMDLÄNDISCHER DUFT

      Enthaucht im Herbsttag mir, der müd sein Aug’ geschlossen,

      Dein Busen warmen Duft, so fühl ich mich entrafft

      Zu seligem Gestad, beglückt und märchenhaft,

      Von ewgem Sonnenglanz einförmig übergossen.

      Ein träges Eiland, wo, dem üppgen Grund entsprossen,

      Manch seltner Baum erblüht und Früchte, reich an Saft,

      Und Männer, deren Wuchs schlank und voll sehnger Kraft,

      Und Frauen, deren Blick von stolzem Glanz umflossen.

      Geführt durch deinen Hauch zu schönrer Himmel Glut,

      Schau einen Hafen ich, wo Mast und Segel ruht,

      Noch müde vom Gewog der Meereswelle bebend.

      Indes der Duft, der von den Tamarinden schwelt

      Und in die Nüster dringt, die Lüfte rings belebend,

      In meiner Brust sich mit der Schiffer Sang vermählt.

      Ich bete dich an wie des Nachthimmels Schauer,

      O große Stumme, o Urne der Trauer!

      Und lieb nur heißer dich, weil, Schöne, du mich fliehst,

      Und weil, Stern meiner Nacht, voll Hohn du niedersiehst

      Und spöttisch lächelnd scheinst die große Kluft zu weiten,

      Die mich getrennt hält von den blauen Ewigkeiten.

      Ich stürme zum Angriff, ich klettre hinauf,

      Wie zu Leichen sich hindrängt der Würmer Hauf,

      Und lieb dich, grausam Tier, ob auch dein Stolz mich höhne,

      Im kalten Glanz, durch den nur größer deine Schöne.

      In ihrer Kleider Flut, perlmutterfarb und weich,

      Scheint es, daß selbst das Gehn zum Tanze sie gestaltet,

      Den langen Schlangen der geweihten Gaukler gleich

      Sich ringelnd um den Stab, der ihrer Künste waltet.

      Dem öden Sand gleich und des Wüstenhimmels Glut,

      Für jedes Mitgefühl des Menschenleids erkaltet;

      Schau, wie gleich dem Gewog der schaumgekrönten Flut

      In träger Ruhe sie gleichgültig sich entfaltet!

      Der Augen Schimmer ist von kaltem Mineral.

      In diesem seltsamen Geschöpfe will uns scheinen,

      Daß reiner Engel und antike Sphinx sich einen.

      Von ihr, die nichts als Gold, Licht, Diamant und Stahl,

      Glänzt, unnütz wie ein Stern im fernen Ätherblauen,

      Die kalte Majestät der unfruchtbaren Frauen.

      DAS AAS

      Weißt du, mein Herz, noch, was im lichten Morgenscheine

      Wir jenen Sommertag entdeckt:

      Ein schändlich Aas, nicht weit vom schmalen Wegesraine.

      Auf Kieselsteinen hingestreckt.

      Die Beine in der Luft, wie liederliche Frauen,

      Vom Strome glühnder Gifte voll,

      Ließ es voll Lässigkeit und ohne Scham uns schauen

      Den Leib, dem grauser Stank entquoll.

      Die Sonne strahlte auf die ekle Fäulnis nieder,

      Die ihre Glut zu kochen schien,

      Als gäbe hundertfach sie der Natur das wieder,

      Dem einst sie eine Form verliehn.

      Der Himmel schaute nach dem wundersamen Aase,

      Wie es sich blütengleich erschloß,

      So


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