Blumen des Bösen. Charles Baudelaire

Blumen des Bösen - Charles Baudelaire


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war, als atmete ich deines Blutes Duft.

      Wie sind die Sonnen schön im warmen Abendblauen!

      Die Nacht war um uns her, wie stiller Zelle Raum,

      Durchs Dunkel riet mein Blick noch deiner Augen Süße,

      Und deinen Hauch trank ich – o Gift, o selger Traum!

      In brüderlicher Hand entschliefen deine Füße.

      Die Nacht war um uns her, wie stiller Zelle Raum.

      Neu wecken kann ich mir der holden Zeit Gebilde,

      Mein einstig Leben, das in deinem Schoß versenkt.

      Wo sucht’ ich anders wohl solch müder Schönheit Milde,

      Die nicht dein lieber Leib, dein gütig Herz geschenkt?

      Neu wecken kann ich mir der holden Zeit Gebilde!

      Die Schwüre, dieser Duft, die Küsse ohne Zahl,

      Erstehn aus Schlünden sie, die unsrem Suchen wehren.

      Wie Sonnen aufwärts fliehn mit siegverjüngtem Strahl,

      Wann sich ihr Schimmer wusch im Grund von tiefen Meeren?

      O Schwüre, Düfte ihr! O Küsse ohne Zahl!

      DER BESESSENE

      Die Sonne überzog ein Schleier. Wie ihr Strahl,

      O meines Lebens Mond, hüll dich in warme Schatten;

      Umwölk dich oder schlaf! Sei stumm, und im Ermatten

      Vergeh und sinke in der Leere nächtig Tal!

      So lieb ich dich! Doch wenn du heut mit einem Mal,

      Wie Sterne neu erglühn, die sich verdunkelt hatten,’

      Der Tollheit deinen Glanz zu schauen willst gestatten,

      So ist es gut! Entfahr der Scheide, scharfer Stahl!

      Entzünde deinen Blick an tausend Kerzenlichtern,

      Entzünde die Begier in fühllosen Gesichtern!

      Nur Lust kommt mir von dir, Kraft oder Müdigkeit;

      Sei alles, was du willst, schwarz Dunkel, rote Frühe,

      Kein Nerv ist mir im Leib, der nicht erbebt und schreit:

      Mein Fürst Beelzebub! Du bists, für den ich glühe!

      DAS PORTRÄT

      In Asche lassen Tod und Krankheit sinken

      Die stolze Glut, die einst uns licht umfing.

      Von dieser großen Augen süßem Blinken,

      Von diesem Mund, daran mein Herz verging,

      Von diesen Küssen, hold wie Balsamschauer,

      Von dieser Flamme, stark wie Strahl des Lichts,

      Was ist geblieben? Sag, mein Herz! – o Trauer!

      Ein blasser Schattenriß und weiter nichts.

      Wer stirbt wie ich, getrennt von allen Dingen,

      Und wen die Zeit, zerstörend und ergreist,

      An jedem Tage schlägt mit rauhen Schwingen …

      Du, die uns Kunst und Leben niederreißt,

      Du wirst sie nie mir töten im Gedächtnis,

      Sie, meine Lust und meines Ruhms Vermächtnis!

      Der fernsten Zeiten sich mein Name einst gefunden

      Und Menschen träumen macht in abendlichen Stunden,

      Ein Schiff, vom großen Wehn des Nords dahingesandt,

      Dein Angedenken gleich verblichnen Fabelkunden,

      Wie einer Trommel Klang, den müden Leser bannt,

      Durch ein geheimnisvoll und brüderliches Band

      An meinen stolzen Reim auf immerdar gebunden;

      Verworfner Geist, zu dem vom höchsten Lichtrevier

      Bis in die tiefste Nacht nichts redet außer mir!

      O du, der schattengleich, mit Spuren, die verfließen,

      Leichtfüßig niedertrittst, im Blicke hellen Schein,

      Die stumpfen Menschen, die im Groll dich bitter hießen,

      Geschöpf mit ehrner Stirn und Augen von Gestein!

      SEMPER EADEM

      Wer hat dir, fragtest du, dies fremde Weh gegeben,

      Dem Meere gleich, das sich an schwarzen Klippen bricht?

      – Hat unser Herz einmal geerntet, ist das Leben

      Nur noch ein Leiden! Fremd ist dies Geheimnis nicht,

      Es ist ein schlichter Schmerz, der nicht in Nacht verhüllt ist

      Und deiner Freude gleich sich ruhig zeigen will.

      Drum frag nicht, Schöne, die von Neugier ganz erfüllt ist!

      Sei deiner Stimme Klang auch lieblich, schweige still!

      Schweig still, Unwissende, die nichts als Freude findet,

      Du kindlich froher Mund! Mehr als das Leben bindet

      Mit feinen Fäden uns gar oft des Todes Graun.

      Die Lüge laß ins Herz mir Trunkenheit enthauchen,

      Laß in dein Aug mich wie in schöne Träume tauchen,

      Und schlummern lange Zeit im Schatten deiner Brau’n!

      Welch Lied wird, einsam Herz, heut abend dir enttönen?

      Was wirst du sagen, mein verdorrt und arm Gemüt,

      Zu ihr, der Guten, Teuren, Strahlend-Schönen,

      Vor deren heitrem Blick die Seele neu erblüht?

      All unser Stolz soll sein, ihr hohes Lob zu singen,

      Nichts gleicht an Güte ihr und anmutvoller Macht,

      Und ihr durchgeistet Fleisch haucht Duft wie Engelsschwingen,

      Ihr Auge webt um uns ein Kleid von Licht und Pracht.

      Sei’s in der Einsamkeit, wo nächtig Dunkel lastet,

      Sei’s in der Straße, wo die Menge ruhlos hastet,

      Ihr Bild tanzt in der Luft, wie glüher Fackel Schein.

      Oft spricht es: Ich bin schön, euch soll der Liebe Sonne

      Durchglühn, daß ihr um mich die Schönheit liebt allein;

      Schutzengel bin ich euch und Muse und Madonne!

      GEISTIGES MORGENROT

      Wann an des Wüstlings Pfühl vereint mit bittrem Wehe

      Der rosig-weiße Schein der Frühe neu erwacht,

      So ists, als ob, geweckt durch rächerische Macht,

      Ein Engel wundersam im satten Tier erstehe.

      Geahnter Himmel Zelt in fernentrücktem Blau

      Vertieft sich und verlockt wie eines Abgrunds Schatten

      Den Menschen, der noch träumt in leidendem Ermatten.

      So, göttlich Wesen, du, lichthelle, zarte Frau,

      Schwebt auf der dumpfen Lust zerfallnen grauen Trümmern

      Vor meinen Blicken, die sich weiten, immerdar

      Dein hold Gedenken, rosig, mild und klar.

      Der


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