Der Wagehals. Fritz Skowronnek

Der Wagehals - Fritz Skowronnek


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Minuten später war er nach Osten zu verschwunden. Erst nach einer Stunde kehrte er zurück, fuhr noch eine Runde um den Platz und landete fünfzig Schritt vor dem Hangar. Sein Gesicht strahlte, als er aus dem Flugzeug stieg. Ein Gefühl stolzen Selbstbewußtseins war über ihn gekommen. Seiner mittelgroßen, aber breitschultrigen Gestalt war nichts von Anstrengung anzumerken . . .

      Gegen Abend hatte das schöne Wetter eine große Menschenmenge auf den Flugplatz hinausgelockt. Zehn, zwölf Flugzeuge waren in der Luft. Ganz hoch oben im Äther schwamm eine Rumplertaube. Sie erschien kaum so groß wie ein Schmetterling . . . Es dunkelte bereits, als sie in steilem Gleitflug niederkam. Ein Rauchstreifen, den sie zurückließ, bezeichnete ihre Bahn. Einige Neulinge im Publikum wurden ängstlich, und einer rief sogar: »Die Taube brennt.«

      Lautes Gelächter antwortete ihm . . . Mitten auf dem Flugplatz war die Taube niedergegangen, jetzt kam sie wie ein auf der Erde laufender großer Vogel angebraust. Von allen Seiten liefen Offiziere, Flieger, Monteure und Arbeiter hinzu. Der kühne Flieger wurde auf die Schultern gehoben und im Triumph vors Restaurant getragen. Es war Daumlehner, der sein Pilotenexamen mit Glanz bestanden hatte. Seinen vergnügt lachenden Augen sah man es nicht an, daß er ebensoviel geleistet hatte wie alte, erprobte Flieger.

      Nach einer Stunde stahl er sich unbemerkt aus dem Kreise der wacker zechenden Freunde und ging zu den Monteuren, die noch mit der Prüfung seiner Maschine beschäftigt waren. Sorgfältig untersuchte er selbst noch jede Schraube, jeden Draht. Dann ging er in seine bescheidene Junggesellenbude und setzte sich an den Schreibtisch. Er war durchaus nicht ängstlich, aber für jeden Fall wollte er doch seinen Eltern und nächsten Freunden einige Zeilen schreiben.

      Er hatte länger geschrieben, als er beabsichtigt hatte, und dabei stark geraucht. Jetzt stand er auf, öffnete das Fenster und schaute hinaus in die sternklare Nacht . . . Ob er nicht doch erst morgen einen kleinen Überlandflug von drei, vier Stunden unternehmen sollte . . . und einen Begleiter mitnehmen? Griesheim hatte sich abends angeboten, mit ihm zu fliegen. Im Selbstgespräch schüttelte er den Kopf. Wenn die Maschine nicht versagte, konnte er ebensogut sechs wie drei Stunden fliegen. Eine Viertelstunde später war er ruhig eingeschlafen.

      Um drei Uhr weckte ihn rasselnd die Uhr, die er auf seinem Schreibtisch stehen hatte. Während er sich anzog, stellte er seine Kaffeemaschine auf. Dann setzte er sich an den Tisch und futterte langsam, aber gründlich . . . Gegen vier Uhr war er auf dem Flugplatz. Er steckte sich eine Azetylenlaterne an und untersuchte noch einmal seine Maschine bis in die kleinsten Einzelheiten . . . Es begann zu dämmern, als die Monteure erschienen und die Maschine aus dem Schuppen zogen. Hier und dort hörte man schon das dumpfe Donnern, mit dem die Vorderwände der Hangars beim Niederklappen auf den Boden aufschlugen . . .

      Langsam schritt Daumlehner zu der Marineluftschiffstation, um sich die Wetteraussichten und Windmeldungen zu holen. Sie lauteten ziemlich günstig.

      Es war ein klarer Tag zu erwarten bei mittelstarkem Westwind . . . Inzwischen hatte sich in den Hangars die Nachricht verbreitet, daß der neugebackene Pilot bereits zu einem weiten Überlandflug aufsteigen wollte. Alles, was schon auf war, hatte sich auf dem Startplatz versammelt. Der graubärtige Monteur saß in der Maschine und ließ den Motor gehen. Als Daumlehner zu ihm hinaufstieg, hielt er den Motor an, um sich ihm verständlich machen zu können.

      »Herr Daumlehner,« sagte er ernst . . . Rangunterschiede pflegen in solchen Momenten spurlos zu verschwinden . . . »es ist alles in Ordnung. Ich rate aber, erst einige Runden um den Platz zu machen, ehe Sie abfliegen. Sie müssen erst vollkommen überzeugt sein, daß der Motor tadellos funktioniert.«

      Fünf Minuten später schwebte die Taube in der Luft. Bei der dritten Runde hörte Daumlehner deutlich, daß die Tourenzahl des Motors nachließ. Sofort ging er im Gleitflug nieder. Er vermutete sofort, daß die Benzinpumpe nicht genug Benzin in den Motor schaffte, und er hatte richtig vermutet. Die Freunde, die ihn umstanden, rieten ihm, für heute die Fahrt aufzugeben und sich erst zu überzeugen, daß der Fehler auch richtig behoben sei.

      Nach einer halben Stunde kam der alte Monteur heruntergestiegen. »Herr Daumlehner, wenn bei der dritten Runde der Motor nicht nachgelassen hat, können Sie ruhig abfliegen.« Noch ein Händeschütteln, dann stieg die Taube auf. Langsam schraubte sie sich über dem Flugplatz in die Höhe bis zu etwa tausend Meter, dann schlug sie den Weg nach Osten ein, geradenwegs der Sonne entgegen, die schon ein Stück am Horizont emporgestiegen war. Griesheim, der mit seinem Pernox sie verfolgte, sah deutlich, daß sie von starken Böen geschüttelt wurde; dann verschwand sie in einer lichten Wolke.

      Kaum eine Viertelstunde lang hatte der kühne Flieger den ungehinderten Ausblick auf die Erde unter ihm, dann begann die Dunstschicht sich zu verdichten. Die Richtung, die ihm durch die Sonne gegeben war, konnte er nicht verfehlen, aber trotzdem stieg der Wunsch in ihm auf, die Erde zu sehen. Ganz allmählich ging er hinunter, bis die Wolkenwand über ihm lag. Mit ruhigem Blick maß er die Entfernung von der Erde. Sie betrug höchstens zweihundert Meter. Das war zu wenig, wenn er bei seiner rasend schnellen Fahrt durch ein Versagen der Maschine im Gleitflug niederzugehen gezwungen war.

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