Die Burg von Otranto. Horace Walpole

Die Burg von Otranto - Horace Walpole


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scheint noch weniger von seinen Sinnen zu wissen, als du; was giebts? Gnädiger Herr, sagte Diego, wenn Ihre Hoheit geruhen wollten mich anzuhören; Jago und ich giengen umher, wie Ihre Hoheit befohlen hatten, das Fräulein zu suchen; aus Besorgniß aber daß wir dem Geist unsers jungen gnädigen Herrn begegnen mögten, Gott hab’ ihn selig! der kein christlich Begräbniß erhalten hat – Tropf! rief Manfred wütend. Hast du weiter nichts gesehen als einen Geist? Ach, etwas viel schlimmeres, viel schlimmeres, gnädiger Herr! rief Jago, ich möchte lieber zehn Geister in Leib und Leben sehn – Gieb mir Geduld! sagte Manfred, die Pinsel bringen mich um meinen Verstand: mir aus dem Gesicht, Jago! und du Diego, sag’ mir mit einem Wort, bist du besoffen? bist du toll? du pflegtest sonst einigen Verstand zu haben: hat sich jener Gimpel schrecken lassen, und dich mit erschreckt? sprich: was bildet er sich ein, gesehen zu haben? Gnädiger Herr, erwiederte Diego zitternd, ich wollte Ihrer Hoheit nur sagen, daß seit dem jämmerlichen Unfall des jungen gnädigen Herrn, Gott wolle ihm sein ewig Freudenreich verleihen! keiner von uns, Ihrer Hoheit treuen Dienern, das sind wir wahrhaftig, gnädiger Herr, obschon arme Leute, keiner von uns, sag’ ich, es wagt in der Burg einen Fuß von der Stelle zu setzen, außer zween und zween: so gingen denn auch Diego und ich in die große Gallerie, weil wir glaubten, das Fräulein könnte da seyn, um ihr zu sagen, daß Ihre Hoheit etwas mit ihr zu sprechen hätten – Dummköpfe und kein Ende! rief Manfred: und so hat sie Zeit gehabt zu entkommen, weil euch vor Poltergeistern bange war! Wustest du nicht, Schurke, daß ich euch in der Gallerie verließ? Daß ich selbst dorther kam? Darum weiß ich doch nicht, ob sie drinnen ist oder nicht, sagte Diego; aber der Teufel soll mich holen, wenn ich sie wieder dort suche. Der arme Jago wird es in seinem Leben nicht verwinden! Was verwinden? fragte Manfred. Soll ich nie erfahren, was euch Lumpen so erschreckt hat? ich verliere nur Zeit. Folge mir Sclave, ich weiß schon was in der Gallerie vorgeht; – Um Gottes willen! lieber gnädiger Herr! rief Diego, gehen Ihre Hoheit nicht den langen Gang hinunter. In den Zimmern am Ende des Ganges haust, denk’ ich, der leidige Satan. – Bisher hatte Manfred den Schreck seiner Bedienten als eine eitle Furcht behandelt, dieser neue Umstand fiel ihm auf. Er erinnerte sich der Erscheinung des Bildnisses, und daß die Thür am Ende des Ganges vor ihm zugemacht worden. Seine Zunge stammelte, und unruhig fragt’ er: was ist in dem großen Zimmer? Gnädiger Herr, erwiederte Diego, als Jago und ich in die Gallerie kamen, ging er voran, denn, sagt’ er, er habe mehr Herz als ich. Da wir also in die Gallerie kamen, fanden wir niemand. Wir guckten unter alle Stühle und Bänke, und fanden doch niemand. – Waren die Gemälde alle auf ihrer Stelle? fragte Manfred. Ja, gnädiger Herr, antwortete Diego, aber es fiel uns nicht ein, dahinter zu schauen. – Gut, gut, sagte Manfred, weiter! Als wir an die Thür des großen Zimmers kamen, fuhr Diego fort, fanden wir sie zugemacht – Konntet ihr sie nicht öfnen? sagte Manfred. O ja, gnädiger Herr! wolte Gott wir hättens nicht gethan! versetzte er: aber ich öfnete sie nicht. Diego thats, der Narr war übermüthig geworden, er wollte alles wagen, so sehr ich ihm abrieth; wenn ich jemals wieder eine Thür öfne, die zu steht – Halt dich nicht auf, sprach Manfred schaudernd, und sprich, was saht ihr in der großen Kammer, als die Thür geöfnet war! Ich, gnädiger Herr? sagte Diego, ich sah nichts, ich stand hinter Jago, aber das Getöse hört’ ich – Diego, sagte Manfred mit feyerlicher Stimme, ich beschwöre dich bey den Seelen meiner Vorfahren, sprich, was sahst du? was hörtest du? Ich sah nichts, gnädiger Herr, versetzte Diego, Jago sah, ich hörte nur das Getöse. Kaum hatte Jago die Thür eröfnet, so schrie er, und lief zurück. Ich lief auch zurück, und fragte, ist es der Geist? Nein, nein, kein Geist, antwortete Jago, das Haar stand ihm zu Berge, es ist ein Riese glaub’ ich; er ist über und über geharnischt; ich sah nichts als seinen Fuß und ein Stück vom Bein, die sind so groß als der Helm unten im Hofe. Wie wir diese Worte sprachen, gnädiger Herr, hörten wir sichs heftig bewegen und Waffen rasseln, als ob der Riese aufstände. Denn Jago hat mir nachher gesagt, er glaube der Riese habe gelegen, Fuß und Beine waren am Fußboden ausgestreckt. Ehe wir das Ende des Ganges erreichten, hörten wir die Thür des großen Zimmers zuschlagen. Wir hatten das Herz nicht umzusehn, ob der Riese uns folge; aber jetzt fällt mir ein, wir müsten ihn ja gehört haben, wenn er uns nachgesetzt wäre. Aber ums Himmels willen, gnädiger Herr, schicken sie zum Caplan, und lassen sie ihn die Teufel aus der Burg treiben, sie ist sicherlich behext. Ach, thun sie das ja, gnädigen Herr! riefen alle Bedienten zugleich, wir können sonst nicht in Ihrer Hoheit Diensten bleiben! – Schweigt, einfältiges Volk, sprach Manfred, und folgt mir, ich will erfahren, was alles dies bedeutet. Wir, gnädiger Herr? riefen alle einstimmig, wir wollen nicht in die Gallerie gehn, um Ihrer Hoheit Güter nicht! Jetzt fragte der junge Bauer, der bisher geschwiegen hatte: Wollen Ihre Hoheit mir erlauben, dies Abentheuer zu bestehn? An meinem Leben ist niemand gelegen, böse Geister fürcht’ ich nicht, und gute hab’ ich nicht beleidigt. Dein Betragen ist besser als dein Ansehn, sagte Manfred, und betrachtete ihn mit Bewunderung und Beifall. Dein Muth soll zu seiner Zeit belohnt werden: jetzt aber, fuhr er mit einem Seufzer fort, bin ich in der Lage, keines Augen trauen zu dürfen als meinen eignen. Aber ich erlaube dir, mir zu folgen.

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      Folgende Bemerkung gehört nicht hieher, aber man wird sie einem Engländer verzeihen, der gern glauben mögte: daß der harte Tadel eines so meisterhaften Schriftstellers, als Voltaire, gegen den unsterblichen Britten, vielmehr Aufwallung des Witzes und der Uebereilung sey, als Resultat eines überlegten Urtheils. Vielleicht war des Kunstrichters Bekanntschaft mit der Stärke und Gewalt einer fremden Sprache, eben so unsicher und unzulänglich, als mit der Geschichte jenes Landes? Gegen die letztere hat er schreyend verstossen. In der Vorrede zu Thomas Corneille’s Grafen von Essex, gesteht Herr von Voltaire, die historische Wahrheit sey in diesem Stücke gröblich verkehrt. Zu dessen Entschuldigung führt er an, da Corneille geschrieben, habe der französische Adel wenig englische Geschichte gelesen; aber jetzt, sagt der Commentator, jetzt studirt er sie, und würde Entstellungen dieser Art nicht mehr dulden. Doch vergißt er, daß die Zeit der Unwissenheit vorbey sey, und daß es nicht nöthig ist, Leute von dem zu unterrichten was sie wissen; also ertheilt er aus dem Ueberfluß seiner Belesenheit, dem Adel seines Landes, ein Verzeichniß der Günstlinge der Königin Elisabeth, deren erster, sagt er, Robert Dudley war, und der Graf von Leicester der zweyte. Sollte man glauben, es sey nöthig Herrn von Voltaire zu belehren, daß Robert Dudley und der G

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Folgende Bemerkung gehört nicht hieher, aber man wird sie einem Engländer verzeihen, der gern glauben mögte: daß der harte Tadel eines so meisterhaften Schriftstellers, als Voltaire, gegen den unsterblichen Britten, vielmehr Aufwallung des Witzes und der Uebereilung sey, als Resultat eines überlegten Urtheils. Vielleicht war des Kunstrichters Bekanntschaft mit der Stärke und Gewalt einer fremden Sprache, eben so unsicher und unzulänglich, als mit der Geschichte jenes Landes? Gegen die letztere hat er schreyend verstossen. In der Vorrede zu Thomas Corneille’s Grafen von Essex, gesteht Herr von Voltaire, die historische Wahrheit sey in diesem Stücke gröblich verkehrt. Zu dessen Entschuldigung führt er an, da Corneille geschrieben, habe der französische Adel wenig englische Geschichte gelesen; aber jetzt, sagt der Commentator, jetzt studirt er sie, und würde Entstellungen dieser Art nicht mehr dulden. Doch vergißt er, daß die Zeit der Unwissenheit vorbey sey, und daß es nicht nöthig ist, Le


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