Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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notwendig«, fiel die Mutter ein. »Warum, das habe ich Fräulein von Hollgan bereits erklärt. Nun wollen wir beraten, wo wir uns wieder zusammenfinden. Ich schlage das Hotel Köster vor. Es liegt neutral und ist außerdem recht nett.«

      Und unverschämt teuer, dachte Armgard. Sie kannte das erstklassige Hotel allerdings nur vom Hörensagen, denn drin gewesen war sie noch nicht. Das konnten sich nur Menschen mit einem dicken Portemonnaie leisten.

      »Wo wünschen Sie abgesetzt zu werden, Fräulein von Hollgan?« fragte die Gräfin, und Armgard nannte einen Platz, dem gegenüber ein Warenhaus stand. Dort stieg sie aus, erhielt die Order, sich im Hotel Köster einzufinden, und ging mit höflichem Gruß davon.

      Fröstelnd schauerte sie zusammen. Verflixt, das war ja ganz nett kalt, was sie nach der Wärme im Wagen doppelt empfand. Also beeilte sie sich, in das Warenhaus zu kommen, wo sie außer der Gobelindecke noch Kleinigkeiten für sich kaufte. Wohl hätte sie noch einiges gebraucht, aber das mußte sie zurückstellen, da die Decke teurer war, als sie angenommen hatte. Und mit den paar hundert Mark, die sie noch besaß, mußte sie jetzt besonders haushalten. Sie mochte dem Großvater nicht gleich mit Wünschen kommen.

      Da der Weg vom Warenhaus bis zu ihrem früheren Quartier nicht weit war, legte sie ihn zu Fuß zurück. Frau Ricks, die ihr die Tür öffnete, nahm sie freudestrahlend in Empfang und wollte sie gleich in die warme Küche führen, was jedoch abgelehnt wurde.

      »Jetzt nicht, liebe Frau Ricks. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Also zuerst packen.«

      »Ihr Zimmer ist aber nicht geheizt, da ich ja nicht wußte, daß Sie heute kommen würden. Doch halt, ich hole rasch den elektrischen Ofen.«

      Als sie damit ins Zimmer trat, hatte Armgard bereits die beiden mittelgroßen Koffer aus der Ecke hinter dem Schrank hervorgeholt, in dem ihre Habe bequem Platz fand, zumal sie schon einen Koffer mitgenommen hatte, als sie Silvester zum Großvater fuhr. Es dauerte nicht viel länger als eine halbe Stunde, bis sie in der Küche erschien, wo Frau Ricks am Herd stand.

      »Hm, riecht das aber gut«, schnupperte das Mädchen, und die Köchin erklärte eifrig:

      »Es gibt prima Gemüsesuppe. Wenn Sie mit dem Packen fertig sind, können wir essen.«

      »Es ist schon alles gepackt.«

      »Das ist aber fix gegangen. Nun ziehen Sie den Mantel aus, ganz verklemmt sehen Sie aus. Aber warten Sie man, die heiße Suppe wird Sie bald erwärmen.«

      Das tat sie. Hinterher noch eine Tasse Kaffee, das taute die verklemmten Glieder auf.

      »Wie bin ich bloß froh, daß ich Ihnen so was Gutes vorsetzen konnte«, strahlte Frau Ricks. »Nun müssen Sie aber auch erzählen.«

      Und Armgard erzählte. Was die gute Seele da zu hören bekam, ließ sie andächtig die Hände über dem rundlichen Bäuchlein falten.

      »Aber nein, das klingt ja wie ein Märchen«, staunte sie, als Armgard das erzählt hatte, was sie für richtig hielt. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich mit Ihnen freue. Sie haben mir immer so leid getan, daß Sie allein stehen mußten in der Welt. Da muß Ihnen der liebe Großvater doch vorkommen wie ein Gottesgeschenk.«

      »Tut es auch, Frau Ricks. Ich habe jetzt doch endlich ein Zuhause und ein schönes Zuhause. Nun darf ich mich aber nicht mehr länger aufhalten, so gern ich es auch möchte. Wie ich schon sagte, bin ich von Freunden meines Großvaters mitgenommen worden, die möchte ich nicht warten lassen.«

      »Das verstehe ich sehr gut, wenn ich Sie auch gern länger hierbehalten hätte. Werden Ihre Koffer abgeholt?«

      »Nein, davon wurde nichts erwähnt. Ich werde eine Taxe besorgen, mit den Koffern zum Bahnhof fahren und sie dort aufgeben, dann brauche ich keinen damit zu belästigen.«

      »Da haben Sie recht«, nickte Frau Ricks. »Bloß keinem Menschen lästig fallen. So werde ich denn telefonisch eine Taxe bestellen.«

      Die schon zehn Minuten später zur Stelle war. Der Chauffeur trug die Koffer nach unten, und dann kam der Abschied, der deshalb von seiten Frau Ricks’ nicht tränenreich wurde, weil Armgard ihr die Decke überreichte. Da strahlte die Gute vor Freude.

      »Das soll ein kleiner Dank für Ihre Güte sein, liebe Frau Ricks«, sagte Armgard herzlich. »Wenn ich wieder in diese Stadt komme, besuche ich Sie. Also auf ein frohes Wiedersehen.«

      Nun zerdrückte das liebe Muttchen aus lauter Rührung doch ein Tränchen. Sie ließ es sich nicht nehmen, Armgard zum Auto zu bringen, dem sie nachwinkte, bis es um die Ecke bog.

      *

      Nachdem Armgard die Koffer aufgegeben hatte, ging sie zum Hotel, wo sie die Gräfin bereits vorfand. Sie legte mit Hilfe des Obers Mantel nebst Mütze ab und nahm dann den ihr von der Dame gebotenen Platz ein.

      »Das ist aber schnell gegangen«, wunderte die Gräfin sich. »Ich wäre nicht sobald damit fertig geworden. Erst werden wir dem Chauffeur Bescheid sagen, wo er die Sachen abholen soll, dann werden wir zu Mittag essen. Einverstanden? »

      »Nein, Frau Gräfin. Aber nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil ich bei meiner früheren Wirtin bereits Mittag aß und mein Gepäck auf dem Bahnhof abgegeben habe.«

      »Aber das hätte doch im Kofferraum des Wagens verstaut werden können.«

      »Das konnte ich nicht wissen, es ist nichts davon erwähnt worden.«

      »Leider habe ich es vergessen, entschuldigen Sie.«

      »Bitte nicht, Frau Gräfin. Ich muß mich entschuldigen, weil ich mich wahrscheinlich nicht richtig verhalten habe.«

      »Sie haben es schon, nur ich nicht«, sagte die andere abschließend und winkte den Ober heran, bei dem sie zwei Essen bestellte. Als der Mann gegangen war, sagte sie zu Armgard:

      »Ich habe für Sie mitgewählt, da Sie sich das Billigste bestellt hätten aus lauter Bescheidenheit. Soweit kenne ich Sie nun schon.«

      »Aber ich sagte doch, daß ich bei meiner Wirtin Mittag aß.«

      »Was denn?«

      »Einen Teller Gemüsesuppe, allerdings vor gut zwei Stunden.«

      »Na, da rutscht es schon wieder«, war die lachende Erwiderung, und es rutschte wirklich.

      Als man bei der Zigarette angelangt war, eröffnete die Gräfin der überraschten Armgard, daß sie von deren Großvater den Auftrag erhalten hätte, seine Enkelin elegant einzukleiden.

      »Aber ich habe doch die Sachen, die ich brauche«, protestierte das Mädchen. »Ich mag nicht, daß mein Großvater so viel Geld für mich ausgibt. Die Krankheit seiner Frau und der lange Aufenthalt im Süden hat schon gerade genug gekostet, er ist doch schließlich kein Krösus.«

      »Das wohl nicht, aber immerhin ein reicher Mann«, entgegnete die Gräfin amüsiert über die erschrockenen Augen ihres Gegenübers. »Er selbst war es schon von jeher, und da er nun auch noch seine reiche Frau beerbt hat, kann er sich unbesorgt auch die kostspieligste Enkelin leisten.«

      »O Gott«, seufzte Armgard abgrundtief, was die andere herzlich lachen ließ.

      »Das klingt ja ordentlich verzweifelt. Ist aber auch wirklich schlimm, so von einer Minute zur anderen eine reiche Erbin zu werden. Aber daran gewöhnt man sich schneller als andersrum.

      Und nun seien Sie ein braves Kind und tun Sie das, was der Großvater für Sie bestimmt. Es hat ihn arg genug bekümmert, daß seine geliebte Enkelin schon in so jungen Jahren eine Sorgenlast zu schleppen hatte, die für die zarten Schultern viel zu schwer war.

      Nicht, solange Sie im Internat waren, da wußte er Sie behütet und bewahrt. Erst als Sie zu Ihrer Mutter zogen, begann für Sie armes Kind das reinste Martyrium. Und niemand, der sich um Sie sorgte, konnte. Ihnen helfen, weil Ihre Mutter…

      Nun, ich will nicht ausführlicher werden. Will Ihnen nur sagen, wie glücklich Ihr Großvater ist, Sie jetzt endlich bei sich zu haben. Wenn er Sie verwöhnt, lassen Sie sich


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