Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      *

      Wenn Gylt sen. mit seiner Frau allein nach Dünen kam, quartierte er sich bei seinem Bruder Frederik ein, doch erschien er mit Kind und Kegel, wohnte man im Schloß; denn sechs so anspruchsvolle Gäste wollen gut untergebracht sein. Im Gylthaus guckte man natürlich auch ein, wie man den Besuch nebst Bewirtung nannte, doch sein Quartier hatte man im Schloß. Zweitfeiertag nahm man denn Abschied und freute sich schon auf das nächste Wiedersehen. Man wohnte ja nur einen »Katzensprung« voneinander entfernt.

      Doch aus dem Wiedersehen sollte vorerst nichts werden. Wohl blieben Frederik von der Gylt und seine Enkelin zu Hause, aber die Gräfin mußte gleich nach Ostern zu einer schwer erkrankten Verwandten fahren, ihr Sohn mußte einen landwirtschaftlichen Lehrgang übernehmen, und Frökes flogen nach Kanada, wo wieder einmal ein Enkelchen eingetroffen war. Er wollte durchaus nicht diese Reise antreten, schon gar nicht im Flugzeug.

      »Was hat ein Seebär in der Luft zu suchen!« polterte er sich im Gyltschen Wohngemach den Ärger ab. »Der bleibt auf dem Wasser, wie es sich gehört.«

      »Bei einer Fahrt mit dem Schiff kämen wir zur Taufe nicht zurecht«, gab Lottchen zu bedenken, doch er winkte unwirsch ab.

      »Und was wäre dann? Unsere Enkelkinder sind uns ja sowieso fremd, so fremd, wie ihre Väter es uns geworden sind.

      Kein Wunder, da man sie alle Jubeljahre mal zu sehen kriegt. Da hat man nun zwei Kinder und hat doch keine, weil sie am Ende der Welt hängengeblieben sind, wo kein Sonn’, kein Mond scheint.«

      »Hat dich denn keins von beiden dort beschienen?« fragte Lottchen ruhig. »Nein, hat nicht? Dann bist du auch nicht wert, daß dich die Sonne bescheint.«

      Na ja, da mußte selbst der verdrießliche Claas lachen, und schon war alles nur noch halb so schlimm. Jedenfalls fuhren sie zwei Tage später ab. Frederik und Armgard gaben ihnen bis zum Flugplatz das Geleit, am Steuer saß Spierke, der ihnen auch bei der Gepäckabfertigung behilflich war. Man winkte dem entschwebenden Flugzeug nach, dann ging man zum Wagen zurück.

      »Scheußlich, so ein Abschied«, seufzte Armgard. »Wer das Scheiden hat erfunden, hat an Liebe nicht gedacht.«

      »Du wirst mir zu elegisch, Kleine«, schob der Großvater seinen Arm unter den ihren. »Laß uns beraten, was wir beginnen sollen. Wie wär’s, wenn wir Folko einen Besuch machten?«

      »Ist das nicht zu weit?«

      »Höchstens zehn Kilometer. Eine hübsche Stadt, in der viel los ist. Es gibt dort gute Lokale und entzückende Tanzbars…«

      »Woher weißt du das?« warf sie lachend ein, und er zog forsch die Weste glatt.

      »Was meinst du wohl, was ich für ein Kerl bin.«

      »Natürlich einer von Welt.«

      »Also machen wir einen Bummel, mit dem routinierten Grafen Björn als Führer.«

      Schon zehn Minuten später hatten sie die Stadt erreicht, in deren Straßen es um diese Hauptverkehrszeit turbulent zuging. Doch der gute Chauffeur Spierke lavierte den breiten Wagen geschickt hindurch. Er fand sogar eine Parklücke in einer Seitenstraße.

      »Brav gemacht«, lobte sein Herr, als man den Wagen verlassen hatte. »Da brauchen wir nur um die Ecke zu gehen, und schon liegt vor uns das Hotel, wo Graf Björn vorübergehend wohnen wird, bis er sein Dauerquartier beziehen kann.«

      »Und wenn er es schon bezogen hat?« folgerte Armgard.

      »Dann haben wir Pech gehabt. Ich weiß nur seine Hoteladresse.«

      »Soll ich hier warten, bis die Herrschaften zurückkommen?«

      »Nein, Spierke. Wir kommen nicht sobald zurück, ob wir nun den Grafen antreffen oder nicht. Jetzt haben wir halb sechs«, stellte er mit einem Blick auf die Armbanduhr fest, »sagen wir Treffpunkt hier um neun Uhr. Indes machen Sie sich einen guten Tag.«

      »Wird besorgt, Herr Doktor, pünktlich um neun Uhr.«

      Bis dahin waren es noch dreieinhalb Stunden, in denen man noch etwas unternehmen konnte. Die beiden Unternehmungslustigen hatten fast das Hotel erreicht, als Armgard ruckartig stehenblieb und dann ihren überraschten Begleiter schnell in einen Hauseingang zog. Dort zeigte sie auf ein Paar, das ziemlich dicht an ihnen vorüberging, und dieses Paar war Frau Jella Kaunz und Graf Björn. Eben bogen sie um die Ecke und waren somit den spähenden Augen entschwunden.

      »Also doch –«, sagte Gylt. »Ist es ihr doch gelungen, ihn aufs neue einzufangen. Wird seiner Mutter schwer ankommen, wenn sie erfährt, daß er sich mit der Person hier heimlich trifft. Offen gestanden hätte ich dem Folko diese Geschmacklosigkeit nicht zugetraut. Und vielleicht, nun, zerbrechen wir uns nicht weiter den Kopf, stillen wir lieber unseren Hunger.«

      Das taten sie in einem vornehmen Lokal, während zur gleichen Zeit Jella hungrig bleiben mußte, weil ihr Begleiter es ablehnte, mit ihr essen zu gehen.

      Das heißt, Begleiter war wohl nicht die richtige Bezeichnung, weil sie ihm ihre Begleitung aufgezwungen hatte, er ließ sie einfach nebenher laufen.

      Schon gestern hatte er kurzen Prozeß machen müssen, als sie plötzlich im Hotel an dem Tisch stand, an dem er sein Abendessen einnahm.

      »Da bin ich«, sagte sie strahlend. »Freust du dich?«

      »Auch das noch«, versetzte er rasch gefaßt. »Was willst du hier?«

      »Glückliche Stunden mit dir verleben.«

      »Meine liebe Jella, ich bin nicht hier, um glückliche Stunden zu verleben, sondern nur, um einen landwirtschaftlichen Lehrgang zu leiten, da bleibt mir zum Glücklichsein keine Zeit. Entschuldige, daß ich mich verabschieden muß, aber ich habe ein unbezwingbares Verlangen nach Hausschuhen, Hausjoppe, einen weichen Sessel, Pfeife und einem Buch, in dem Frauen geschildert werden, die Männern nicht nachlaufen.«

      Bevor sie ihn zurückhalten konnte, war er gegangen, aber abgeschüttelt, wie er annahm, hatte er sie noch lange nicht. Denn als er am nächsten Nachmittag das Hotel verließ, in dem er seine Rechnung beglichen hatte, war sie plötzlich an seiner Seite.

      »Ach du lieber Gott«, stieß er einen Seufzer aus. »Bist du immer noch hier?«

      »Wie du siehst«, lächelte sie ihn verführerisch an. »Und ich gedenke auch zu bleiben.«

      »Ach nee, wie nett.«

      »Das bin ich immer. Gehen wir erst einmal essen.«

      »Bedaure sehr, mein Essen ist schon bestellt.«

      »Wo denn?«

      »In meinem neuen Quartier.«

      »Ja, wohnst du denn nicht mehr im Hotel?«

      »Nein.«

      »Wo wohnst du jetzt?«

      »Im Haus der Landwirte, wo auch der Lehrgang stattfindet, das ist für mich sehr bequem.«

      »Wohnen da auch Damen?«

      »Natürlich nicht, sonst würde es ja nicht Haus der Landwirte heißen. Wir sind da nur unter rauhen Männern, keine auch noch so verführerische Frau hat Zutritt. Ein wahrer Menschenfreund, der diese Bestimmung festlegte.«

      »O Folko, wie hast du dich verändert«, schlug sie nun andere Töne an, aber auch die rührten ihn nicht. Als sie ihn gar noch unterfassen wollte, legte er den Arm fest an.

      »Folko, was soll das!« gab sie nun langsam ihre Pose auf. »Ich muß einen Halt haben, mir tun die Füße weh.«

      »Kein Wunder bei diesen Stöckelschuhen, die bestimmt noch um zwei Nummern zu klein sind.«

      »Ich habe ja nicht ahnen können, daß du zu Fuß gehen wirst«, wurde sie immer gereizter, da die Füße immer ärger schmerzten. »Können wir nicht in das Lokal dort drüben gehen? Dort essen wir in aller Ruhe. Dann holst du deinen Wagen.«

      »Mein Wagen ist zu Hause.«

      »Wie


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