Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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du dir deine Zukunft?«

      »Ich bleibe hier, wo ich ein trautes Zuhause fand.«

      »Und willst somit immer weiter den Menschen auf der Tasche liegen. Halt, fahr nicht auf, laß mich zuerst ausreden. Das tätest du nämlich, da du nach der Scheidung mittellos wärst. Denn eine Unterstützung hättest du von mir nicht zu erwarten.«

      »Ich würde die von dir auch nicht annehmen!« Ihr Kopf flog in den Nacken. Die Augen sprühten nur so von Aufsässigkeit. »Man betrachtet mich hier ganz als ein Kind des Hauses und wird daher auch für mich sorgen.«

      »Was ich diesen gütigen Menschen ohne weiteres zutraue.« Er blieb immer noch gelassen. »Wohl fühlst du dich als Tochter des Hauses, aber du bist es nicht, Elonie. Wirst trotz aller Zuneigung, die man dir in der Familie entgegenbringt, immer nur das sogenannte fünfte Rad am Wagen sein. Aber wie ich deinem vertrotzten Gesicht ansehe, bist du so vernagelt und verbohrt, daß ich mit goldenen Zungen reden könnte, ohne dich zu überzeugen. Ich möchte dich nur darauf aufmerksam machen, daß dir mein Haus jetzt noch offensteht.«

      »Danke«, unterbrach sie ihn schroff. »Ich habe in deinem Haus genug gelitten – so sehr, daß ich sterben wollte. Was wahrscheinlich auch geschehen wäre, hätte Tante Beate mich nicht aus dieser Hölle befreit. Ich habe Angst, dahin zurückzukehren«, gab sie nun ihrer Erregung nach. »Angst vor der Verlassenheit, Angst vor den Bediensteten, die nicht die Herrin in mir sehen, sondern ein von dem Hausherrn geduldetes Wesen, dem gegenüber man sich jede Frechheit und Unverschämtheit ungestraft erlauben darf. Sie haben mir das notwendige Essen vorgeworfen wie einem aus Gnade und Barmherzigkeit nur geduldeten Hund.«

      Jetzt gaben ihre Nerven nach. Sie weinte auf, hart und stoßweise, gepeinigt und gequält. Doch dann riß sie sich zusammen und sagte müde:

      »Laß uns das Gespräch beenden, ich ertrage es nicht länger.«

      »Na schön«, gab er nach, während er sich erhob. »Überlege dir das, was ich dir gesagt habe, bis ich die Reise hinter mir habe, die für längere Zeit die letzte sein wird. Ich spreche dann wieder hier vor, um mir deinen endgültigen Bescheid zu holen.«

      Die Tür fiel hinter ihm zu, und Elonie drückte aufstöhnend das Gesicht in die Hände.

      *

      »Nun, was hast du erreicht?« fragte die Tante den Neffen, dessen Gesicht hart und blaß war. »Ist Elonie zur Vernunft gekommen?«

      »Sie wünscht die Scheidung, Tante Beate.«

      »Und du?«

      »Ich gebe ihr Bedenkzeit, bis ich von der Reise zurückkehre, was in ungefähr sechs Wochen der Fall sein wird. Willst du sie noch solange behalten?«

      »Das ist doch selbstverständlich, Diederich. Aus welchem Grund will sie sich scheiden lassen?«

      »Weil sie nicht mehr länger als – Nebenfrau von mir geduldet sein will. Meine Geschäftsreisen bezeichnet sie als Fahrten zu meiner Geliebten, einer feurigen Granatblüte, in deren Banden ich schmachte. Damit hätte ich meine rechtmäßige Frau, die ich als Nebenfrau betrachte, gewissenlos der Willkür einer unverschämten Dienerschaft überlassen, die ihr das notwendige Essen vorwarf wie einem aus Gnade und Barmherzigkeit geduldeten Hund.

      Leider ist es Tatsache, daß ich der Bose vertraute. Im Verein mit ihren Kreaturen intrigierte sie erfolgreich. Sie spielte Elonie einen Brief erwähnter, längst abgetaner ›Blüte‹ zu, und zwar so geschickt, daß dieses unerfahrene Kind ohne weiteres auf das niederträchtige Machwerk hereinfiel.«

      »Das ist allerdings fatal«, sagte Tante Beate betroffen. »Es wird schwer sein, Elonies Mißtrauen zu entkräften.«

      »Der Ansicht bin ich auch. Daher habe ich erst gar nicht versucht, mich zu rechtfertigen. Denn jedes Wort wäre auf Granit gefallen. Ich kann jetzt nichts weiter tun, als meine Frau dir zu überlassen, Tante Beate. Vielleicht gelingt es dir, sie zur Vernunft zu bringen.«

      »Worauf du dich verlassen kannst, mein Sohn. Fahr du nur ruhig zu deiner Granatblüte, ich werde indes deine weiße Lilie hüten.«

      »So ist dir der Vergleich, den Elonie am Hochzeitstag aufschnappte, auch bekannt?«

      »Ja. Den offerierte sie mir, als ich im November wegen der Erbschaft in dein Haus kam. Die ist übrigens immer noch nicht ad acta gelegt. Wollen wir das nicht heute in Ordnung bringen?«

      »Ist von meiner Seite bereits geschehen, Tante Beate. Ich habe am Heiligabend dem Notar mitgeteilt, daß ich auf meinen Anteil verzichte, weil er mir gar nicht zukommt. Somit fällt diese sonderbare Erbschaft dir allein zu. Den Bescheid wirst du wohl in den nächsten Tagen vom Notariat erhalten.«

      »Aber Diederich, das kann ich doch nicht so ohne weiteres annehmen.«

      »So, und ich soll es ohne weiteres annehmen, daß du dich mit meiner starrsinnigen Frau abgeplagt hast und dich wirst immer weiter mit ihr abplagen müssen. Da steht dir doch wenigstens eine Anerkennung zu. Nimm sie nur, es trifft ja keinen Armen.«

      »Hast recht«, lachte sie. »Wenn man dir gibt, nimm, wenn man dir nimmt, schrei.«

      »Also, dann sind wir uns ja einig. Hab Dank für die schönen Tage, die ich in deinem behaglichen Heim verleben durfte. Nun habe ich doch einmal ein Familienleben kennengelernt, wie es mir vorschwebte. Aber leider bin ich kein Onkel Fritz, und Elonie ist keine Tante Beate. Grüß bitte die Deinen von mir und übermittle auch ihnen meinen Dank.«

      »Soll geschehen, Diederich. Wir haben uns aufrichtig über deinen Besuch gefreut und hoffen auf baldige Wiederholung.«

      Sie gab ihm bis zur Haustür das Geleit, sah zu, wie er in den schweren Wagen stieg, machte Winke-winke und suchte dann unverzüglich das Zimmer auf, wo Elonie immer noch auf ihrem Platz verharrte.

      »Ist er endlich fort?« fragte sie trotzig.

      »Ja, er ist fort.« Tante Beate ließ sich seufzend in dem Sessel nieder, in dem vorhin ihr Neffe gesessen hatte. »Es ist dir glänzend gelungen, ihn zu vertreiben.«

      »Tante Beate, du tust mir unrecht.«

      »Davon muß ich mich erst überzeugen, mein Kind. Wie er mir erzählte, willst du dich von ihm scheiden lassen. Auch daß er dir eine Frist zugebilligt hat, dir diesen sehr gewagten Schritt ernstlich zu überlegen, hat er mir gesagt.«

      »Hat er dir auch gesagt, warum ich die Scheidung wünsche?«

      »Auch das. Ich fürchte jedoch, daß du bei dem vagen Beweis schlecht abschneiden wirst, meine liebe Elonie.«

      »Aber Tante Beate, ich habe den Beweis doch schwarz auf weiß, den ehelicher Untreue. Und das ist wohl ein triftiger Scheidungsgrund.«

      »Elonie, du bist noch sehr jung und kennst daher so gut wie nichts vom Leben, zumal du als behütetes Töchterchen keine Gelegenheit hattest, das wahre Leben kennenzulernen. Sonst müßtest du wissen, daß der Schein oft trügt. Und bei dem ominösen Brief tut er es, das kannst du mir schon glauben. Du bist dabei einer ganz gemeinen Intrige unterlegen, das wird dir Diederich auch gesagt haben, nicht wahr?«

      »Ja, Tante Beate. Aber ich kann ihm nicht glauben.«

      *

      Mitte Februar meldete Brendor seine Ankunft an, was Elonie gelassen hinnahm. Sie blieb es auch, als er an einem Sonntagvormittag erschien. Draußen war es bitterkalt, doch im trauten Wohngemach verbreiteten Heizung und Kamin eine mollige Wärme.

      »Da bist du ja«, begrüßte Onkel Fritz den Neffen mit lärmender Fröhlichkeit. »Komm, leg ab, mach es dir gemütlich.«

      Was denn auch geschah. Als er Platz genommen hatte, setzte Birgit sich zu ihm auf die Sessellehne, Adolar legte den Kopf auf seine Knie, und Rosamunde sprang ihm auf den Schoß.

      »Da bist du ja nun eingerahmt«, lachte die Tante. »Wenn dir die Gesellschaft lästig wird, schieb sie ruhig ab. Wo hast du deinen Wagen?«

      »Nebenan in der Garage. Ich weiß ja, daß man aus dem Doktorhaus nicht sobald loskommt.«

      »Gut,


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