Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Nun ja, verletzen ist leicht, heilen schwer.

      So begrüßten sie es beide, als Frau von Gehldorn eintrat. Sie erzählte, daß Birgit, so müde sie auch war, Eltern und Bruder gute Nacht gewünscht hätte am Telefon. Auch Huschchen mußte an den Apparat. Dann erst war sie zufrieden und schlief mit einem schon schlaftrunkenen »Dankeschön« ein. Sie wäre doch ein gar zu herziges Dinglein.

      Das war sie. Also kein Wunder, daß sie alle Herzen im Hause gewann, in das sie Leben und Frohsinn brachte. Die weiten Räume hallten wider von dem fröhlichen Lachen, vermischt mit dem Bellen des Hundes, der sich als drolliges Kerlchen entpuppte. Zu Dummheiten war er stets aufgelegt. So mußten denn sämtliche Bewohner auf ihn achtgeben, was sie gern taten. Er und das kleine Mädchen beherrschten das ganze Haus.

      Obwohl Itt ein abwechslungsreiches Leben führte, vergaß sie nie, am Abend zu Hause anzurufen und den Eltern von all den Erlebnissen zu berichten. Von Autofahrten, Kino, Konditorei und anderen Freuden mehr. Wie war das doch alles so aufregend und interessant.

      An einem Nachmittag erschien Brendor unerwartet im Wohnzimmer, wo Elonie und Birgit auf dem Teppich saßen und sich mit Hurtig vergnügten. Sie warfen einen Ball, dem er nachtapste und sich bemühte, ihn zwischen die Pfoten zu klemmen. Aber immer wieder rollte das runde Ding ab, was ihn unwillig knurren ließ. Darüber wollten die beiden sich totlachen, und auch Frau Irene, die im Sessel saß, sah dem munteren Treiben vergnügt zu. Wie auch der Hausherr, der unbemerkt in der Tür stand. Erst als er amüsiert auflachte, fuhren die Köpfe zu ihm herum.

      »Du bist hier?« Elonie sprang überrascht auf. »So außer der Zeit?«

      »Ich habe es mir erlaubt«, entgegnete er spöttisch. »Oder darf ich das nicht?«

      »Rede doch keinen Unsinn«, winkte sie unwillig ab, und auch Birgit, die auf ihn zutrat, sagte vorwurfsvoll:

      »Aber wirklich, Died, wie kannst du bloß? Wir freuen uns doch immer, wenn du kommst.«

      Sie reckte sich hoch, umhalste ihn und drückte einen Kuß auf seine Wange, was er sich schmunzelnd gefallen ließ. Dann kniff er ein Auge zu und fragte neckend:

      »Nun, mein Kätzchen, was willst du dir mit dem Küßchen denn erschmeicheln, hm?«

      »Pfui, Diederich, das war häßlich!« entrüstete sich die Kleine. »Muß man denn immer gleich von einem Menschen etwas haben wollen, wenn man lieb zu ihm ist?«

      »Wenn ich aber nun mal die Erfahrung gemacht habe?« tat er zerknirscht, während seine Augen lachten.

      »Ach was, ich bin dir böse.«

      »Wie schade. Dann wirst du wohl auch ausschlagen, mit mir auf den Rummel zu gehen, wie?«

      »Rummel?« Ihre Augen wurden groß und rund.

      »Gibt’s den denn hier?«

      »Und wie! Mit allen Schikanen.«

      »Ach, Diederich, ich glaube, daß ich dir doch nicht so recht böse sein kann.«

      Jetzt platzten die anderen mit dem Lachen heraus, das sie nur mühsam zurückgehalten hatten.

      »Wenn du keine rechte Eva bist, kleines Bäschen. Also auf zum Bummel über den Rummel! Die Damen halten doch mit?«

      Dazu waren sie gerne bereit, und so zog man denn frohgemut von dannen.

      *

      Unmittelbar an dem großen Platz war keine Parkstelle. So brachte denn Brendor den Wagen in einer naheliegenden Garage unter, und man ging die letzte Strecke zu Fuß.

      Sie waren bestimmt nicht die einzigen, die dem Platz zustrebten, denn ein Jahrmarkt ist immerhin ein Ereignis. Zumal dann, wenn er so viele Vergnügungen bietet, wie dieser es tat.

      Lachende Menschen wogten durch die Gänge, so daß man aufpassen mußte, sich in der Masse nicht zu verlieren.

      »Laß meine Hand nicht los, damit du nicht von uns abgedrängt wirst«, ermahnte der große Vetter das Bäschen, das mit strahlenden Augen in den Tumult schaute. »Frau von Gehldorn hält deine andere Hand, und du, Elonie, hak dich bei mir ein, damit wir alle hübsch zusammenbleiben.«

      So traut vereint zog man denn ab, bereit, all den netten Unsinn mitzumachen. Bei der blutjungen Frau und dem Kind war es gewiß kein Wunder, aber bei der seriösen Dame und dem herrischen Mann erstaunte es.

      Jedenfalls hatte Elonie den Gatten noch nie in einer so ausgelassenen Stimmung gesehen. Selbst während der Flitterwochen war er nicht so aus sich herausgegangen wie heute. Bei allem, was Birgit vorschlug, machte er eifrig mit. Wenn einer der Untergebenen den strengen Chef so hätte sehen können, wäre er wohl baß erstaunt gewesen.

      Das Kleingeld, das in den Hosentaschen des vergnügten Mannes klimperte, schien unerschöpflich zu sein. Und nicht nur das Kinderpatschchen wurde immer wieder damit gefüllt, sondern auch die schlanken Hände der beiden Damen.

      Zuerst besorgte man sich lustig bunte Bastkörbchen, worin man den erwürfelten, erlosten oder am Glücksrad gewonnenen Segen bergen konnte. Er bestand zumeist aus staniolumhüllten Leckereien und niedlichen Kleinigkeiten, die kunterbunt im Körbchen schillerten, woran nicht nur das Kind, sondern auch die Erwachsenen ihre Freude hatten. Man wollte sich totlachen, als ausgerechnet der distinguierte Mann bei den Losen einen Haupttreffer zog und dafür einen großen weißen Eimer erhielt, der mit einer Flasche Wein – gewiß nicht vom besten –, Speck, Wurst und Konserven gefüllt war. Stolz hing der Gewinner seinen Schatz über den Arm, was bei seiner stolzen Erscheinung so komisch wirkte, daß alle Umstehenden herzlich lachen mußten.

      »Died, willst du etwa so losziehen?« fragte Elonie, und erstaunt sah er sie an.

      »Na, was denn sonst? Der Staatseimer ist ehrlich erworben. Schieb du deinen Arm unter seinen Bügel, Birgit faßt in den Bügel des Körbchens, und bleiben wir weiter treulich vereint.«

      An einer Bude, wo Würstchen geröstet wurden, machte er halt und fragte augenzwinkernd:

      »Wollen wir?«

      Und wie man wollte! Vergnügt verzehrte man die zwischen einem Brötchen steckenden knusprigen Würste, was bei Diederich etwas schwierig war, da auf einem Arm der Eimer, auf dem anderen der Bastkorb hing. Doch er nahm lieber die Unbequemlichkeit mit in Kauf, als daß er sich von seinen Schätzen trennte, was Birgit aber auch gar nicht gefiel.

      »Diederich, ich möchte doch so gern Karussell fahren«, bettelte sie. »Aber dazu mußt du die Arme frei haben, um mich festzuhalten. Wenn wir überall gewesen sind, wohin ich doch so schrecklich gern möchte, kannst du deinen Gewinn wieder stolz tragen. Bitte, bitte, lieber Died!«

      »Na schön«, gab er nach, sich mit seinem charmanten Lächeln an die schmucke Maid am Röster wendend. »Mein liebes Fräulein, würden Sie die Güte haben, unsere Schätze für eine Weile aufzubewahren? Ja? Das ist aber mal nett.«

      Jetzt konnte man ungehindert weiter seinem Vergnügen nachgehen. Es zog Birgit mächtig nach dem einen Karussell, das da so glitzernd auf und nieder sauste. Aber noch mußte sie ihre Ungeduld zügeln, weil der große Vetter an einer Bude stehenblieb, wo man Pfefferkuchenherzen am langen Seidenband erwürfeln konnte. Er tat es so lange, bis er seinen Begleiterinnen je ein Herz um den Hals hängen konnte. An seinem baumelten sogar zwei. Schmunzelnd las er, was auf dem aufgeklebten Buntpapier geschrieben stand:

      »Alle Tage ist kein Sonntag – sehr richtig. Und was steht hier: Küssen ist keine Sünd. Ist es auch nicht. Und was rät dir dein Herzchen?«

      »Jung gefreit, hat niemand gereut.«

      »Richte dich danach, kleine Itt. Warum freuen Sie sich denn so, Frau von Gehldorn?«

      »Weil ich mir das Geschriebene zu Herzen nehmen werde, nämlich: Such dir einen Schatz.«

      »So was kann nie schaden. Und dein Herz, Elonie, was sagt das?«

      »Die Ehe ist ein Übel.«

      »Eine altbekannte Weisheit. Nur hätte die Fortsetzung dazu stehen müssen: Sie ist wie eine Zwiebel, man


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