Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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kannst du das Lied spielen: Alle Tage ist kein Sonntag?«

      »Ich glaube schon.«

      »Dann tu’s doch bitte. Ich möchte es so gern lernen.«

      »Das kannst du nur nach Noten. Such mal in dem Liederband nach, da findest du es bestimmt.«

      »Ich kann euch doch hier unmöglich etwas vorklimpern. Du spielst doch so gut. Bitte, Elo!«

      »Es sei, du Quälgeist.« Sie erhob sich seufzend und trat an den Flügel, der schwarzglänzend und vornehm im Wohngemach seinen Platz behauptete. Frau von Gehldorn hatte ihre junge Herrin noch nicht spielen hören und war nun auf ihren Vortrag gespannt. Doch schon bei den ersten Anschlägen ließ sie ihre Handarbeit sinken und lauschte mit Genuß dem Spiel, das keineswegs meisterhaft, aber ungemein reizvoll war.

      Das fand auch der Mann, der zuerst in der Tür verharrte und dann vorsichtig nähertrat, unhörbar auf dem dicken Teppich, so daß Elonie und auch Birgit ihn nicht bemerkten. Frau von Gehldorn, die es tat, sah den Finger auf seinen Lippen. Behutsam ließ er sich in den Sessel gleiten und hörte zu. Jetzt setzte auch die Stimme ein:

      »Alle Tage ist kein Sonntag,

      alle Tage gibt’s keinenWein,

      aber du sollst alle Tage

      recht lieb zu mir sein.«

      Weich und süß klang die junge Stimme durch das Gemach, in dem die Scheite im Kamin knisterten. Rotleuchtend huschte der Schein im Zimmer umher, ließ das Haar der Sängerin aufsprühen wie pures Gold. Strahlte auch das feine Antlitz an, die grazile Gestalt, so daß der lauschende Mann den Blick nicht von ihr wenden konnte, so sehr nahm ihn das alles gefangen.

      Wie ein fremdes Wesen mutete sie an, die doch seine Frau war, mit der er sechs Wochen lang ein ungetrübtes Glück genossen hatte. Die ihm wahrscheinlich ganz entglitten wäre, hätten nicht andere Menschen sich ihrer erbarmt und sie dem Leben zurückgegeben, das sie systematisch zerstören wollte, weil sie es nicht mehr lebenswert fand – es nicht mehr finden wollte.

      »Und wenn ich einmal tot bin,

      sollst du denken an mich,

      am Abend, eh’ du ein schläfst –

      aber weinen darfst du nicht.«

      So klang es wehmütig zu ihm hin. Sie sang weiter bis zum Schluß:

      »Wir warten, wir zwei,

      und wir glauben alle Tage,

      die Mainacht herbei.«

      Die Stimme verklang, die Hände glitten von den Tasten, und die Zuhörer applaudierten.

      »Bravo«, lobte der Mann. »Das war ein wirklicher Genuß, Elonie.«

      »Du bist hier, Diederich?« Sie sprang erschrocken auf und trat langsam und sehr verlegen auf ihn zu. »Wenn ich das gewußt hätte, so hätte ich nicht...«

      »... gesungen und gespielt«, sprach er weiter, als sie unter seinem merkwürdigen Blick verwirrt schwieg. »Und warum hättest du es nicht?«

      »Weil du in bezug auf Musik sehr anspruchsvoll bist.«

      »Nun, ich meine, du kannst dich schon hören lassen, auch auf der Geige. Willst du sie nicht holen?«

      »Und wer begleitet mich?«

      »Vielleicht ich«, lächelte Frau Irene ihr ermunternd zu. »Ich habe allerdings lange nicht mehr gespielt und muß daher um Nachsicht bitten.«

      »Zugebilligt«, griff der Mann das Angebot rasch auf. So blieb Elonie nichts anderes übrig, als die Geige zu holen. Und bald war ein Konzert im Gange, das über Dilettantismus weit hinausging. Allerdings waren es keine schwierigen Sachen, die gespielt wurden, aber solche, die sich ins Ohr schmeichelten. Wenn die Spieler aufhören wollten, baten die Zuhörer um Zugaben, bis Elonie streikte.

      »Endgültig Schluß«, erklärte sie kategorisch. »Ich habe bereits Blasen auf den Fingerspitzen.«

      »Ich für mein Teil bin froh, das Debüt überstanden zu haben. Es wäre sicher kläglich ausgefallen, wenn die Geige nicht so süß geklungen hätte.«

      »Die rechte Bezeichnung«, nickte Brendor. »Ich danke den Spielerinnen für den Ohrenschmaus, den ich öfter haben möchte. Ist das zuviel verlangt, Elonie, weil du eine so saure Miene machst?«

      »Durchaus nicht«, entgegnete sie achselzuckend. »Wenn dir an meinem Gefiedel etwas gelegen ist, will ich es dir gewiß nicht vorenthalten.«

      *

      Am Sonntag hieß es für Birgit Abschied nehmen, weil am Dienstag die Schule begann. Der Vater hatte versprochen, sie abzuholen. Nach dem Mittagessen wollte er abfahren, und so war die Kleine gerüstet und wartete, bis die Eltern endlich um die Kaffeezeit kamen.

      »Papi, wie konntest du mich bloß solange warten lassen«, empfing sie ihn aufgeregt. »Ich hatte mir fest vorgenommen, dir Vorwürfe zu machen. Aber jetzt kann ich es nicht, jetzt freue ich mich.«

      »Na also!« Er löste schmunzelnd die Kinderarme von seinem Hals, um so der Erwürgung zu entgehen. »Vorsicht, Frauchen, jetzt kommst du an die Reihe.«

      Nachdem auch sie die Prozedur überstanden hatte, konnte man Platz nehmen und sich fürs erste aufs Zuhören beschränken, denn das Plappermäulchen stand nicht still. Was gab es aber auch alles zu erzählen. Was hatte man aber auch alles erlebt. Und die Geschenke mußten sofort vorgeführt und von den Eltern bewundert werden, da erst kam die gnädige Erlaubnis:

      »So, jetzt könnt ihr reden.«

      »Zu gütig«, lachte die Mutter. »Aber ich glaube kaum, daß wir so redebegabt sind wie du.«

      Es kam nun noch ein gemeinsames genüßliches Kaffeestündchen, dann ging es ans Abschiednehmen, was sich von seiten Birgits stürmisch, von der ihrer Eltern herzlich dankend gestaltete. Das Auto fuhr ab, und die Zurückbleibenden sahen ihm bedauernd nach.

      »Schade«, sagte Brendor, als man ins Wohnzimmer zurückkehrte. »Sie wird uns sehr fehlen, die kleine Plaudertasche.«

      »Das wird sie«, bestätigte Frau von Gehldorn. »Kinder bringen immer viel Fröhlichkeit ins Haus, wenn sie so sind wie die kleine Itt.«

      Kaum zwei Stunden später meldete der Diener den Besuch einer Frau Isbeck, die gleich hinter ihm sichtbar wurde, ein neunjähriges Kind an der Hand.

      »Ja, Diederich, da staunst du.« Sie schob den Diener zur Seite und ging auf den Hausherrn zu, der ihr befremdet entgegensah. »Bin auf der Durchreise und wollte mal nachschauen, wie es dir geht. Man hört ja gar nichts mehr von dir. Ach, das da ist wohl deine Frau? Und die andere?«

      »Die Dame ist Frau von Gehldorn, eine liebe Hausgenossin«, stellte er frostig vor. »Nimm Platz und dann berichte, wo du so plötzlich herkommst.«

      »Ich sagte es dir doch schon.« Sie ließ sich posiert in den Sessel sinken und zog ihr Töchterlein mit betont liebevoller Geste an sich. »Ich befinde mich auf der Durchreise. Habe nämlich meinen Wohnsitz gewechselt und will nun dahin fahren. Bis wir jedoch ankämen, wäre es Mitternacht, und wir sind ohnehin schon lange genug unterwegs. Müssen unbedingt eine Rast einlegen.

      Ja, mein Liebling, du bekommst sofort etwas zu trinken«, beschwichtigte sie die Kleine, die ihr etwas ins Ohr flüsterte. »Bitte den lieben Onkel darum.«

      »Du, Onkel, ich will etwas zu trinken und auch zu essen«, maulte das Kind. »Aber etwas Gutes, alles eß ich nicht.«

      In dem Moment erschien der Diener mit der Meldung, daß angerichtet sei.

      »Legen Sie zwei Gedecke mehr auf, Niklas«, gebot der Hausherr, was ihm einen seelenvollen Augenaufschlag der Besucherin eintrug.

      »Es ist lieb von dir, Diederich, uns behalten zu wollen«, flötete sie süß. »Können wir uns hier ein wenig frischmachen?«

      »Niklas wird dir den Waschraum anweisen.«

      »Hab


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