Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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nicht, daß ein Taxifahrer, den die Tabakdämpfe erreicht hatten, halb ohnmächtig vom Sitz herunterrutschte, und er bemerkte nicht, daß zwei durchtrainierte, muntere Möwen plötzlich fluguntauglich wurden und nur noch mit Mühe und Not eine Bauchlandung auf dem Hotelrasen vollführen konnten.

      Wie konnte man Calderhan beikommen, fragte Parker sich immer wieder.

      Mit roher Gewalt?

      Einem Mann wie Calderhan brauchte man nicht gerade rücksichtsvoll entgegenzutreten. Man konnte ihn mehr oder weniger sanft unter Druck setzen und ihn so veranlassen, das Versteck der Sprengladung zu verraten.

      Doch wer sollte das tun?

      Die Behörden waren nun einmal an Spielregeln gebunden, die selbst in diesem Fall nicht aufgegeben werden durften. Aber selbst wenn man sie verletzte, war Calderhan ein Mensch, der einem Druck nachgab? Doch wahrscheinlich nicht. Calderhan war besessen von dem Gedanken, die Regierung erpressen zu können. Ein Mann wie Calderhan ließ sich lieber totschlagen, bevor er redete. Und er würde kaltblütig nur darauf hinarbeiten, daß die Ladung zündete.

      Konnte man ihm durch psychologische Mittel beikommen? Wenn, dann bestimmt nur auf diesem Weg. Doch wie dieser Weg aussah, welche Mittel da anzuwenden waren, das wußte auch der Butler noch nicht.

      Er paffte weiter an seiner spezialangefertigten Zigarre herum.

      Zwei weitere Möwen gerieten in die aufsteigenden Rauschwaden und verloren prompt das Gleichgewicht. Nur durch einen gewagten Sturzflug vermochten sie sich gerade noch zu retten.

      Der hüstelnde Taxifahrer ließ sich mit letzter Kraft aus dem Taxi rollen und robbte aus dem Bereich der Rauchschwaden.

      Die beiden älteren Feriendamen verlangten inzwischen vom Portier, er müsse den städtischen Katastrophendienst alarmieren, da es draußen brenne oder aber eine Giftladung ausgelöst worden sei.

      Ein eindeutiges, warnendes Hüsteln ließ dann Parker zusammenfahren.

      »O Mister Rander... Sir«, sagte er dienstbewußt, als Mike Rander vor ihm stand, »Ich hatte mir erlaubt, hier auf Sie zu warten!«

      »Man sieht, vor allen Dingen man riecht es penetrant«, sagte Mike Rander und hustete jetzt mittelstark. »Löschen Sie doch um Himmels willen das, was Sie hartnäckig eine Zigarre nennen!«

      »Oh...!« Parker wurde sich seines Fehlers bewußt. Hastig ließ er die kaum angerauchte Zigarre zu Boden sinken und zertrat sie mit großem Bedauern.

      »Was ist denn mit Ihnen los, Parker?« fragte Rander weiter. Er sah es seinem Butler an der Nasenspitze an, daß irgend etwas nicht stimmte.

      Bevor Parker seine Geschichte noch einmal wiederholen konnte, erschien Criswood in der Tür. Langsam kam er auf Parker und Mike Rander zu.

      »Es ist reiner Wahnsinn, aber wir sitzen an der Angel«, sagte Criswood mit heiserer Stimme. »Calderhan behauptet, der Zeitzünder müsse alle vierundzwanzig Stunden auf Null zurückgestellt werden, sonst ginge die Ladung hoch!«

      »Zum Teufel, was mag er wollen?« fragte Tony Sherman wütend. Sein junger Mann Benson hatte ihm gerade Bericht erstattet. »Was hat das zu bedeuten, daß dieser komische Butler in der Stadt sitzt.«

      »Auch im City-Hotel«, warf Benson ein. »Sie wohnen dort praktisch Tür an Tür!«

      »Es geht bestimmt gegen Sie, Chef«, mischte sich Ideenlieferant Claddon ein. »Ich hab’ ja gesagt, er will Ihnen ein Bein stellen!«

      »Dann werden wir eben schneller sein als er«, meinte Sherman. Seine Stimme klang ruhiger, aber die tödliche Drohung in ihr wuchs von Wort zu Wort. »Dann werden wir Calderhan ganz unauffällig aus dem Verkehr ziehen.«

      »Soll ich das in die Wege leiten, Chef?« Claddon sah seinen bulligen Chef erwartungsvoll an.

      »Es braucht ja nicht sofort zu sein«, sagte Sherman nachdenklich. »Bevor wir ihn erledigen, möchte ich genau wissen, was die Gegenseite plant.«

      »Das bekommen wir schnell heraus, Chef.« Claddon lächelte fast überheblich Er wußte sehr gut, wie man verschwiegene Menschen zum schnellen Sprechen brachte.

      »In Ordnung, Claddon, leiten Sie alles in die Wege«, sagte Sherman und nickte bestätigend. »Aber unauffällig, wenn ich bitten darf. Fahren Sie mit Calderhan raus in die Everglades! Dort sind Sie dann völlig ungestört.«

      »Der Film ist schon gelaufen, Chef. Kann ich Benson mitnehmen?«

      »Natürlich, Hauptsache, ich erfahre genau, was das FBI gegen mich plant.«

      »Und was ist mit diesem Butler Parker?« wollte Benson nun wissen.

      »Richtig, Parker...!« Sherman verzog sein Gesicht, als habe er in eine besonders saure Zitrone gebissen. Er erinnerte sich noch sehr gut jener Jahre, als Parker ihm die Organisation in Chikago zerschlagen hatte. Bisher war es noch zu keiner Endabrechnung gekommen.

      »Sollen wir ihn auch...?« Benson brach mitten im Satz ab.

      »Okay, schnappt euch auch diesen Parker. Es ist ein Aufwaschen! Ich möchte doch annehmen, daß die Sümpfe auch für beide groß genug sind, oder...?«

      *

      Calderhan wußte, daß er auf der ganzen Linie gewonnen hatte. Er hatte mit dem Agenten des CIA gesprochen und ihm seine Bedingungen genannt. Nun brauchte er nur auf die Reaktion der Regierung in Washington zu warten. Wie diese Reaktion aussehen würde, konnte er sich leicht an fünf Fingern ausrechnen und abzählen.

      Calderhan saß in der Hotelbar und trank. Er trank nicht besonders viel, aber er genehmigte sich einige harte Drinks, um seinen sehr privaten Sieg zu feiern.

      Er war allein, und im Moment paßte ihm das ausgezeichnet. Er mußte erst einmal mit der Vorstellung fertig werden, daß er praktisch in einigen Tagen mehrfacher Millionär wurde. Er mußte sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß er, Larry Calderhan, in Zukunft nur noch seine Wünsche zu äußern brauchte.

      Ich muß die Daumenschraube noch fester anziehen, fuhr es durch seinen Kopf. Ich möchte mich mit irgendeinem Zeitungsmann zusammensetzen und ihm einige Schlagzeilen liefern. Die Leute in den Staaten müssen wissen, was ihnen passiert, wenn die Regierung nicht richtig spurt.

      Die Sache mit dem irgendwo versteckten A-Geschoß muß um die ganze Welt gehen. Wer weiß, weiches Kapital sich sonst noch daraus schlagen läßt. Muß das Ding unbedingt in den Staaten versteckt worden sein? Ich kann verschiedene Regierungen ja auch einsuggerieren, daß ich mir ihr Land als Versteck ausgesucht habe. Wenn ich mich richtig ausdrücke und die Dinge geschickt in der Schwebe halte, dann kann ich tun und lassen, was ich will. Dann brauche ich nur noch meine Bedingungen zu kennen.

      Calderhan rutschte vom Barhocker herunter und ging mit etwas zu schnellen und zu steifen Schritten hinüber in die Hotelhalle. Er ahnte, daß er bereits beobachtet und beschattet wurde. Doch das störte ihn überhaupt nicht. Er hatte sich in seinem Leben noch nie so sicher gefühlt wie innerhalb der vergangenen Stunde.

      Calderhan betrat eine der vier Telefonzellen an der Stirnseite der Halle und suchte im Telefonbuch nach einem Ortsvertreter einer großen internationalen Nachrichtenagentur.

      Er pfiff amüsiert, als er dann die Nummer wählte.

      »Hier Larry Calderhan«, begann er mit etwas schwerer Zunge. »Kennen Sie mich nicht? Ich wette, das wird sich verdammt schnell ändern... Ich habe sensationelle Nachrichten für Sie, Schlagzeilen, wie Sie sie noch niemals hatten. Wovon ich spreche? Von einer kleinen Atombombe, die bald platzen kann... Wie ich heiße...? Calderhan. Prägen Sie sich diesen Namen ein! Sie werden ihn noch verteufelt oft hören, darauf können Sie sich verlassen... Kommen Sie nun, oder soll ich mich mit Ihrer Konkurrenz in Verbindung setzen? Schön, Sie erreichen mich im City Hotel. Ich warte in der Bar auf Sie...! Nein, kein Wort vorher... Was ich zu sagen habe, paßt nicht für den normalen Draht... Bis dahin...!«

      Larry Calderhan legte auf und verließ die Telefonzelle.

      Er zündete sich eine Zigarette an und sah auf seine Armbanduhr. Noch


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