Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Mister Mike Rander! Prägen Sie sich diesen Namen besonders gut ein! Bringen Sie Mister Rander hierher zum Weg! Haben wir uns verstanden?«
»Verstanden schon, Sir, aber wie ist es denn mit ein paar Scheinehen zur Sicherheit?«
Parker griff nach seiner Brieftasche und blätterte dem Fahrer die Scheine in die Hand. Dann aber, bevor der Mann sie in die Tasche seiner Lederweste stecken konnte, nahm Parker sie noch einmal hoch und zerriß sie in zwei Hälften.
»Diese Hälfte bekommen. Sie nach prompter Erledigung Ihres Auftrags«, verhieß er dem verdutzten Fahrer. »Das legen Sie mir bitte nicht als besonderes Mißtrauen aus. Betrachten Sie es als eine Art nachdrückliche Erinnerung!«
Dann stieg Parker aus dem Taxi, nickte dem immer noch reichlich verdutzten Fahrer, zu und marschierte in den Feldweg hinein, der zu beiden Seiten mit hohen Sträuchern und Tropenpflanzen bewachsen war.
Es sah schon recht ungewöhnlich aus, als Parker über den Weg einherschritt.
Der Taxifahrer sah ihm betroffen und amüsiert zugleich nach. Parker trug selbst in dieser schwülen, tropischen Hitze seinen schwarzen Zweireiher, die schwarzen Schuhe und die schwarze steife Melone. Zudem bediente er sich seines altväterlich gebundenen, schwarzen Spezialregenschirms, von dem er sich nur in den seltensten Fällen zu trennen pflegte.
»Komische Type«, murmelte der Fahrer. Dann starrte er auf die halbierten Banknoten in seiner Hand und erinnerte sich seines Auftrags. Er wendete den Wagen und preschte in schneller Fahrt zurück nach Miami.
Calderhan stöhnte.
Nach einer einfühlenden Behandlung durch Claddon und Benson stand er keuchend in einer Ecke des zerfallenen Bungalows und schnappte angestrengt nach Luft.
»Das ist erst mal der Anfang, Calderhan, damit Sie wissen, wer wir sind«, sagte Claddon lächelnd und zündete sich eine Zigarette an. »Und jetzt sollen Sie endlich auch wissen, was wir von Ihnen wollen!«
»Wer hat euch geschickt?« stöhnte Calderhan und krümmte sich. »Ihr könnt machen, was ihr wollt, ich werde nicht singen!«
»Nur nicht festlegen«, meinte Claddon gemütlich. »Dann brauchen Sie später auch nichts zurückzunehmen, Calderhan. Wir möchten gern wissen, weshalb Sie plötzlich mit dem FBI unter einer Decke stecken!«
»Tu ich ja überhaupt nicht«, erwiderte Calderhan, ohne sich um die genauen Regeln der Sprache zu kümmern. »Tu ich ja überhaupt nicht. Hat euch etwa Sherman geschickt?«
»Ist doch völlig gleichgültig! Was haben Sie mit dem FBI ausgeheckt? Was ist mit diesem komischen Parker los? Wir wissen genau, daß er sich ein paarmal mit Ihnen unterhalten hat.«
»Nicht über Sherman. Ich will überhaupt nichts von ihm. Um ihn geht es doch gar nicht!«
»Um was geht es denn sonst?« bohrte Claddon gelassen weiter. »Wetten, daß Sie gleich reden werden?«
Und um diese Wette möglichst schnell zu gewinnen, nickte er Benson und dem stämmigen Fahrer des Fords zu.
Diese beiden Männer waren nicht zimperlich. Während Claddon sich selbst schonte, droschen sie auf Calderhan ein. Sie placierten die Schläge so, daß dem Mann, Hören und Sehen verging.
»Wie steht es jetzt mit Ihnen?« erkundigte sich Claddon dann, nachdem die beiden Schläger eine kleine Pause eingelegt hatten. »Wollen Sie nicht doch auspacken, Calderhan?«
»Von mir aus bringt mich um, aber ich werde nicht reden«, erklärte Calderhan, der einer Ohnmacht ziemlich nahe war. »Aber wenn ich abkratze, dann wird die Welt einen einmaligen Paukenschlag erleben!«
Während seiner letzten Worte brach er plötzlich in hysterisches Gelächter aus.
Claddon und Benson sahen sich ehrlich betroffen an. Der stämmige Fahrer und Schläger stutzte, um sich dann an die Schläfe zu tippen.
»Der ist ja verrückt!« sagte er nicht ohne Berechtigung. »Der hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank!«
Calderhan lachte und lachte, bis er plötzlich lautlos in sich zusammensank und ohnmächtig wurde.
»Und jetzt?« fragte Benson, sich an Claddon wendend. »Hat’s überhaupt noch einen Sinn, ihm weiter die Daumenschrauben anzulegen?«
»Keine Ahnung, aber so schnell gebe ich nicht auf. Er kommt ja mal wieder zu sich. Ich will wissen, was er mit den Paukenschlag gemeint hat.«
»irgendeine dusselige Drohung«, meinte Benson verächtlich.
»Abwarten«, sagte Claddon. »Verpaßt ihm Handschellen, damit er sich nicht absetzen kann! Ich nehme ihn mir später noch mal vor!«
Nachdem die drei Gangster ein Handschellenpaar zweckentsprechend eingesetzt hatten, verließen sie den baufälligen Bungalow und gingen zum nahen Wasserarm hinunter. Sie wußten, daß Calderhan vor einer Viertelstunde bestimmt nicht wieder zu sich kam. Sie hatten Zeit.
Plötzlich zuckte der Fahrer des Wagens zusammen. Er hatte ein deutliches scharfes Zischen gehört.
»’ne Schlange«, sagte er angewidert und sah sich ehrlich ängstlich um.
»Kamel«, meinte Claddon lächelnd. »Der hintere Wagenreifen ist undicht, das ist alles!«
»Verdammt, auch das noch«, schimpfte der Fahrer. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, bei dieser drückenden Hitze einen Reifen auswechseln zu müssen. Er erhob sich aber und ging hinüber zum Ford, der in der Nähe eines dichten Strauchwerkes stand.
Er sah den entlüfteten Reifen, bückte sich prüfend und wurde im gleichen Augenblick auch schon ohnmächtig. Diese plötzliche Ohnmacht hing mit dem bleigefütterten Bambusgriff eines Spezialregenschirms zusammen, der an seinem Hinterkopf höflich, aber nachdrücklich angeklopft hatte.
Der Fahrer rollte auf den weichen Boden und merkte nicht, daß er von starken Händen und Armen in das dichte Gebüsch hineingezogen wurde.
»Lauf ’rüber und geh’ ihm zur Hand«, sagte Claddon zu Benson. Sie hatten, von dem Zwischenfall seitlich neben dem Ford nichts gemerkt.
»Na gut, wenn’s sein muß«, meinte Benson träge. »Aber eigentlich müßte er mit dem Reifen allein fertig werden.«
Benson schlenderte zum Wagen hinüber und sah sich nach dem Fahrer um, der übrigens, es sei an dieser Stelle gesagt, Saul Natters hieß.
»Natters, wo steckst du?« rief Benson unwillig. Er hatte keine Lust, erst nach dem Mann zu suchen.
»Hier«, hörte er eine unterdrückte Stimme aus dem Buschwerk. »Verdammt!«
John Benson schüttelt den Kopf, teilte mit den Armen das Strauchwerk und hielt Ausschau nach Natters.
Viel sah er. nicht. Und was er sah, konnte er im Moment nicht mehr gedanklich verarbeiten. Er sah sich nämlich plötzlich einem schwarz gekleideten Mann undefinierbaren Alters gegenüber. Dann pochte etwas gegen seine Stirn und schon wurde auch Benson ohnmächtig. Er beeilte sich, ebenfalls auf den weichen Boden zu kommen, um sich dort genüßlich auszustrecken.
Claddon war inzwischen aufgestanden. Nicht, weil er etwa mißtrauisch geworden war. Nein, ihm ging das Wort »Paukenschlag« nicht aus dem Kopf. Was machte Calderhan damit wohl gemeint haben? Warum hatte er dabei fast wie ein Geisteskranker gelacht?
Claddon sah nur flüchtig zum Ford hinüber. Aber er schöpfte keinen Verdacht, als er weder Benson noch Natters sah. Er betrat den verfallenen Bungalow und bekam gerade mit, wie Calderhan sich aufrichtete.
Angst flackerte in den Augen des Gangsters.
Claddon lächelte. Er wußte nur zu gut, daß er dünn und gefährlich lächeln konnte.
»Wie steht’s denn mit der nächsten Runde?« fragte Claddon. »Immer noch stur, Calderhan? Was haben Sie da eben mit dem ›Paukenschlag‹ gemeint, he?«
»Fahrt alle zur Holle«, keuchte Calderhan. Kleine Speichelbläschen bildeten sich in seinen