Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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sie winkte ab.

      »Später, mein Lieber, erst kommt dein Weihnachtsgeschenk.«

      Sie betraten ein Zimmer, das mit Möbeln ausgestattet war, wie es in einem bewohnten Hause üblich ist. Aber davon sahen sie nichts. Sie sahen nur das spitzenverhangene Babybettchen. Und darin –.

      »Dein Sohn –«, erklärte Sölve mit dunkler Stimme – und der Mann starrte gebannt auf das kleine rosige Wesen, das da so friedlich schlief.

      Aber dann hatte er begriffen.

      »Sölve, du gibst mir das Leben wieder«, stöhnte er, und dann wurde es ganz still in dem Raum.

      Sölve unterbrach dann das Schweigen nach einer Weile.

      »Sieh dir den Bengel nur an, ein kleiner Staatskerl ist’s.«

      Ja, das war er, und der beglückte Vater konnte sich nicht sattsehen an dem kleinen Wunder. Sein Sohn – sein Erbe, nicht anders, als ein gesundes, gutgepflegtes Kind von drei Wochen sein kann. Doch dem Mann, der schon vor zwei anderen Kindern gestanden hatte, erschien dieses wie ein kleines Wunderwesen. Dazu war es ein Götterun durch und durch. Die Ähnlichkeit war bei dem winzigen Geschöpfchen frappierend.

      Und das kleine Mädchen war auch sein Kind, das er schon aufgegeben oder durchs Leben vegetierend geglaubt hatte. Nun stand es neben ihm, zart und rosig und hielt seine Hand.

      Nein, das alles mußte erst sehr langsam begriffen werden, daß er plötzlich ein glücklicher Mensch sein sollte, wie viele andere Menschen auch. Das faßte er nicht so schnell in seiner schwerfälligen Art.

      Während er noch immer dastand und weltvergessen auf seine Kinder schaute, umfaßte Sölve die glückliche Frau Marga.

      »Nun, Oma, wie gefallen dir deine Enkelkinder?«

      »O du Heimtückerin, so was Ähnliches habe ich geahnt. Und wenn der Junge anders gewesen wäre?«

      »Dann hätte ich ihn Jobst unterschlagen«, erklärte sie fest. »Aber damit rechnete ich nur in trüben Stunden, die anderen war ich zuversichtlich und voll froher Erwartung. Ich bin stolz darauf, daß ich dem alten Stamm ein Reislein schenken durfte. Und daß es mir beschieden ist, Heike so munter vor mir zu sehen.«

      Da wandte sich der Mann um

      »Sölve, jedes Dankeswort wäre hier banal –«, sagte er ganz tief und rauh. »Aber –«

      »Laß nur«, winkte sie lachend ab. »Dank gebührt der selbstlosen prächtigen Schwester, die mir in den Monaten des Hangens und Bangens eine liebe Freundin geworden ist. Und dann Freund Jörn, der sich aufopfernd um mich bemüht hat.«

      »Standest du denn mit ihm in Verbindung?«

      »Natürlich. Einen mußte ich doch haben, der mich mit Rat und Tat unterstützte, wobei ihm Ricarda wacker geholfen hat.«

      »Na, diese Verschwörer. Laß sie nur kommen –«

      »Da sind sie schon –«, kam es lachend von der Tür her, wo Jörn und Ricarda standen. »Wie gefällt Ihnen denn Ihr Sohn, Herr Baron von Götterun? Würdiger Geschlechtsträger, was?«

      Es gab eine Begrüßung voll großer Freude. Schon morgen wollte man nach Uhlen übersiedeln, um dort das Weihnachtsfest zu verleben. Und am zweiten Feiertag sollte der Erbe getauft werden.

      *

      Nun habt ihr euch gebangt

      und gequält,

      habt geweint und gelitten,

      dabei war alles doch so verfehlt,

      worum ihr gekämpft und gestritten.

      Denn, während ihr gegrübelt,

      gesonnen,

      hat Frau Norne an eurem

      Schicksal gesponnen –

      Das Tauffest des kleinen Götterun wurde ein richtiges Freudenfest, bei dem auch nicht einer der geladenen Gäste fehlte. Die Geburt des kleinen Knaben hatte überall größte Überraschung hervorgerufen, und man kam herbei, um die Eltern zu beglückwünschen.

      »Wie soll denn der kleine Wicht mit der großen Bedeutung heißen?« wurde vor der Tauffeierlichkeit hie und da gefragt. Und es fand sich immer einer, der die Antwort darauf gab.

      »Wie denn anders als Jobst? Sehen Sie sich doch die verkleinerte Ausgabe unseres lieben Götterun genau an.«

      Auch über das kleine Baroneßchen, das die meisten heute erst zu Gesicht bekamen, hub großes Wundern an.

      Wie denn, sollte es nicht ein kleiner Kretin sein? Und nun dieses reizende Kind, wohl noch ein wenig zart, aber sonst gesund!

      Und da fand sich wieder jemand, der die Erklärung gab. Wie es geschehen konnte, daß die kleine Heike hier so quietschvergnügt zwischen den Gästen herumwirbelte.

      Na, dann war diese entzückende Frau mit dem sonnenhellen Haar ja ein Juwel. Man freute sich und gönnte diesem charmanten Elternpaar seine schönen Kinder von Herzen.

      Auch eine war unter den Gästen, die man zuerst voll ehrfürchtiger Scheu betrachtete, ihr dann jedoch mit besonderer Herzlichkeit entgegenkam. Frau Fränze hatte sich zuerst energisch dagegen gewehrt, das Fest zu besuchen. Aber da hatte sie Jobst als Patin bestimmt und sie so zum Kommen gezwungen. Scheu wich sie zuerst den Menschen aus, die ihr fremd geworden waren. Doch langsam fand sie sich zurecht und fand den Trubel ganz erträglich.

      Mitfreuen konnte sie sich allerdings nicht – noch nicht. Vielleicht würde ihr das Kind wieder zur Freude verhelfen, das im Mai seinen Einzug im Schlößchen halten sollte. Und vielleicht zappelte es auch bald in den bereitgehaltenen Wiegen, die in den Herrenhäusern standen, wo die Zwillinge ihr Zepter schwangen.

      Zuerst hielt sie den Uhlener Erben mit fast großmütterlichem Stolz. Das war allerdings ein Prachtkerlchen. Und tapfer unterdrückte sie das bittere Gefühl, das in ihr aufsteigen wollte, als sie an ihren Jungen dachte. Aber es war ja der Sohn von Jobst, der soviel Verständnis gehabt hatte für ihr Leid – das größte Verständnis von allen. Jobst war es auch, der sich zu ihr setzte und immer wieder ihren Champagnerkelch füllte, auf seinen Jungen anzustoßen.

      Mit heimlichem Vergnügen bernerkte er, daß ihre Blicke freundlicher wurden, wie sich ein zaghaftes Lächeln um ihre Lippen wagte.

      »Nanu, ihr seid ja ganz heimliche Schwelger«, trat Jörn hinzu, die lachende Ricarda im Arm. »Du siehst ja schon ganz gemütlich aus, verehrte Schwiegermama. Dürfen wir an dieser Tränke bleiben?«

      »Man zu«, lachte Jobst und füllte zwei weitere Kelche. »Du bekommst nicht so viel, Ricarda.«

      »Warum denn nicht?« fragte sie erstaunt.

      »Weil dein Junge dann eine rote Nase bekommt«, lachte er übermütig, und sie erglühte wie eine Pfingstrose.

      »Jobst hat recht«, meldete sich Frau Fränze, und ein Zipfelchen ihrer alten Energie lugte wieder hervor, was allen ein Schmunzeln abnötigte. »Du darfst ihr nicht so den Willen lassen, Jörn, wohin soll das führen.«

      Als sich Herr Julius kreuzfidel näherte und sie ihn mit den Worten empfing: »Du scheinst ja wieder kein Maß zu kennen, Julius«, da konnten sie nicht mehr das Lachen zurückhalten, das ihnen allen von Herzen kam.

      »Na, Muttchen, das sind ja längst verwehte Klänge«, schmunzelte er vergnügt. »Darauf müssen wir noch einen trinken.«

      Immer mehr fanden sich in der fidelen Ecke ein: Frau Marga, Sölve, die Kinderschwester, selbst »Kluckchen«, mit der hüpfenden Ira am Arm.

      »Du trinkst doch nicht etwa Sekt, Rosenrot?« erkundigte sich die Mama, und alle blinzelten sich zu, als sie den einst so verpönten Namen nun so selbstverständlich aussprach.

      Na ja, es wird schon wieder werden, dachte Julius froh. Mochte sie lieber ihre alte Energie wiederfinden, als so stumm und starr ihre Tage verbringen.

      Auch die Zwillinge mit


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