Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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von ihren süßen Lippen.

      »Domino, nimm dich in acht, das Hexengold verbrennt dein Herz –!« drohte sie unheimlich, doch er lachte leichtsinnig und tanzte mit ihr aufs neue davon.

      »Hexlein, o wie irrst du dich, dies Panzerherz verbrennst du nicht –«, sang er seine alte Tour. Tanzte weiter, immer weiter, als hätte er die Tanzschuhe des Mädchens aus dem Märchen an den Füßen. Wenn sich Sölve verschnaufen mußte, holte er sich andere Masken. Wahllos.

      Viel zu schnell gingen die schönsten Stunden vorüber, und als sich der Zeiger der Uhr der Mitternacht näherte, dachten die drei Uhlener an die Vereinbarung, vor der Demaskierung zu verschwinden. Und als ein Fanfarenstoß diese verkündete, fuhr das Auto von Uhlen unten an.

      Aber noch war für sie der Mummenschanz nicht zu Ende. Starr vor Staunen stand Götterun in dem kleinen Festsaal des Schlosses, der ein närrisches Aussehen hatte. Jubelnd eilten die Gäste, die außer den Jührichschen Gatten noch aus fünf weiteren Ehepaaren bestanden, dem Gastgeber entgegen. Für die Madame war sogar der Ludwig gefunden.

      »Madame, Sie haben sich heute wieder einmal selbst übertroffen«, verbeugte sich der Domino galant. »Das Amt einer Hofmarschallin im Hexenreich versehen Sie mit Grazie. Ich lege Ihnen mein Herz zu Füßen.

      »Das begehre ich nicht, o Domino«, tat sie hoheitsvoll ab. »Wenn ich all die Rendezvous besuchen wollte, zu denen man mich heute bestellt, dann könnte ich für die nächste Zeit meinen Sitz an der Normaluhr des Marktplatzes aufschlagen.«

      Jubelnd wurde sie umringt. Doch mit majestätischer Bewegung scheuchte Ludwig die Aufdringlichen zurück.

      »Ihr Pöbel, belästigt meine Geliebte nicht. Sie hat euch etwas zu verkünden.«

      »Das Hexenreich beherbergt seine Gäste bis zum grauen Aschermittwoch. Und dann – husch, husch ins Körbchen!«

      Das gab dann noch eine jubelnde Fröhlichkeit bis in den frühen Morgen. Dann lag der Saal plötzlich schwarz und totenstill da. Wie mit Zauberschlag war aller Mummenschanz dahin.

      Frau Marga schlich leise davon, und die Gatten standen sich allein gegenüber. Da zog er sie wieder in seine Arme, tanzte mit ihr davon, in die anstoßenden Räume hinein.

      Im Vorübergleiten löste er den Knopf des Rundfunks, und von irgendwo tönte ihnen Tanzmusik entgegen. Zärtlich klangen die Weisen, in ihrem Takt wiegte sich das Tänzerpaar, Auge in Auge, Herz an Herz. Die blutroten Lippen halb geöffnet, um Augen und Mund ein verheißungsvolles Lächeln, so schwebte es, von seinem Arm fest umschlungen, dahin, das bernsteinfunkelnde Hexlein, das in der dämmernden Beleuchtung überirdisch schön aussah.

      »Laßt uns heute glücklich sein, heut ist heut, zum Trübsalblasen, liebe Leut, ist morgen Zeit, morgen Zeit –«, sang sie leise den Text des Schlagers mit. Sie befand sich wie in einem Traum, aus dem sie nie mehr erwachen wollte.

      »Heut ist heut –«, lockte es zu dem Mann empor, in dessen Augen es heiß flimmerte.

      »Hexlein, ich warne dich –«, raunte er. »Mach deine Augen zu. Sie brennen mir ins Herz wie eine blaue Flamme. Deine Haare schimmern wie Hexengold, deine Zähne schimmern wie Perlen auf dem Meeresgrund. Deine Arme wie die der Nixen, die den Wanderer hinunter ins Verderben ziehen. Nixlein, ich warne dich –!«

      »Wer das Glück nicht halten mag, der klage nicht und jammere nicht danach, wer den rechten Augenblick versäumt, hat ausgeträumt –«, lockte es im Rundfunk weiter.

      Da preßte er seine Lippen heiß auf ihren Mund.

      *

      Herz, weine nicht,

      sei still, wir sind jetzt beide müd,

      was wir erleiden müssen,

      das ist das alte Lied.

      Ein altes Lied, von Lieb und Leid,

      ein altes Lied, voll Traurigkeit.

      Wenn manches Herz dabei

      auch bricht, du darfst es nicht.

      Am Vormittag durchflutete strahlende Wintersonne das Gemach, in dem Sölve sanft schlummerte. Die Strahlen umtanzten die Schläferin, bis sie blinzelnd die Lider hob, hellwach wurde und den großen Rosenstrauß entdeckte, der auf der meerfarbenen Daunendecke lag.

      »Jobst –«, lächelte sie glücklich, indem sie nach dem Brief griff, der in den Blumen steckte.

      Doch kaum hatte sie die wenigen Zeilen gelesen, da verlor das heißerglühte Gesicht alle Farbe. Es war ja auch erschreckend genug, was da stand: »Aschermittwoch ist’s, meine weiße Möwe, Aschermittwoch für mich. Dir laß die Rosen ihn durchduften wie einen Rosenmontag, ich büße für uns beide. Ich komme wieder, wenn ich kann.

      Jobst.«

      Fort ist er, fort – das war alles, was Sölve zuerst denken konnte. Er ist weggegangen von mir – nach dieser Stunde. Nun sei still, du armes Herz, und weine nicht, sei ganz still. Denn Tränen dürfen wir nicht haben für diesen Mann, hörst du? Aber wann hört das Herz danach, was man ihm sagt? Vorläufig tat es wieder einmal so erbärmlich weh, daß sich die Tränen ungewollt einstellten.

      Aufstöhnend drückte sie das Gesicht in die Kissen und merkte daher nicht, wie Frau Fröse das Zimmer betrat. Erst als diese sie anrief, hob sie den Kopf.

      »Tante Marga –«, schluchzte sie so verzweifelt, daß sich diese zu ihr auf das Bett setzte und den zuckenden Körper in ihre Arme nahm.

      »Weine nicht, mein Liebstes, es wird bestimmt noch alles gut«, versuchte sie zu trösten.

      »Nichts – wird – gut –«, kam es unter heftigen Herzstößen. »Du weißt

      ja nicht, was geschehen ist. Lies den Brief –«

      Frau Marga überflog die Zeilen.

      »Er wird wiederkommen, Sölve –«

      »Und was wird dann? Ich habe schuld, Tante Marga – ich allein.«

      »Rede dir das doch nicht ein, mein Kind. Es mußte einmal so kommen, das habe ich längst vorausgesehen.«

      »Und jetzt – jetzt schenkt er mir Rosen – wie einer verabschiedeten Geliebten –«

      »Pfui, Sölve, das war häßlich. Was meinst du wohl, mit welchen Gewissensbissen sich nun der arme Mann herum- plagt? Die machen ihm bestimmt das Leben zur Hölle. Deine Not ist winzig klein, gemessen an der seinen.«

      »Tante Marga – ich muß fort –«

      Nun nahm Frau Marga das heißgeweinte Gesicht in ihre Hände und hob es zu sich empor.

      »Sölve, du willst dich feige den Konsequenzen entziehen?« fragte sie tiefernst. »Hast du nicht selbst gesagt, daß du die Hauptschuld trägst?«

      »Das ja –«, gab sie niedergeschlagen zu. »Er wird aber erwarten, daß ich gehe.«

      »Den Unsinn mußt du dir nicht einreden. Soweit ich ihn kenne, wird er es als seine einfachste Pflicht ansehen, dich unter allen Umständen zu halten. Außerdem hat er dich viel zu lieb, um dich noch von sich lassen zu können. Wir wollen daher gar nichts unternehmen, sondern geduldig warten, bis er wiederkommt. Er hat stets einen Ausweg gefunden, und es wird ihm jetzt wieder gelingen. Und du vergräme dir nicht deine Tage, sondern laß sie dir von den Rosen durchduften, wie er es im Brief verlangt. Bist du nun wieder mein liebes, tapferes Kind?«

      »Wie gern möchte ich das sein. Wenn ich dich nicht hätte, du Gute, dann würde manche Dummheit gemacht werden.«

      »Ist nur gut, daß du das einsiehst. Und nun hopp, aus den Federn. Unsere kleine Heike schaut sich schon nach ihrer Mami die Gucker aus. Außerdem hat Ricarda angerufen und erwartet uns im Schlößchen zur Nachfeier.«

      »Ich gehe nicht hin.«

      »Du gehst doch hin.«

      »Tante Marga, du hast überhaupt keine Ehrfurcht vor meinem Leid.«

      »Vor


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