Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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fuhrt fort: »Ich würde selber reiten. Aber es ist meine Pflicht, hier zu bleiben. Auch das wißt ihr!«

      Die Männer nickten, denn die meisten von ihnen hatten gehört, wie der Boß Nelson besonders eingeschärft hatte, das Camp auf keinen Fall zu verlassen. Das heißt, er hatte natürlich mit zur Arbeitsstelle zu gehen und zu arbeiten, die Arbeiten zu leiten – aber er mußte bei der Crew bleiben.

      Nelson sah auf die Pferde, als er sagte: »Wer will freiwillig reiten?«

      Er mochte nicht in die Gesichter der Männer sehen, die jetzt stumm und reglos dastehen würden.

      Es blieb still auf dem Platz.

      Dann mußte Nelson den Kopf doch wenden – und spürte, wie eine heiße Welle zu seinem Herzen schoß.

      Sie hatten alle die Hände gehoben.

      Auch der junge Bob Griffith.

      Nelson sog die Luft durch die Nase ein.

      Erst nach Sekunden kam es rostig aus seiner Kehle: »Well, John Harris und Jim Austin haben die richtigen Männer ausgesucht. Und daß ich den Arm nicht unten behalten hätte, wenn ich in eurer Reihe stünde, wißt ihr.«

      Yeah, das bezweifelte keiner von ihnen.

      Nelson blickte die Arbeiter der Reihe nach an.

      Damned, wen sollte er nehmen?

      Da trat der junge Griffith vom Tor weg. »Lassen Sie mich reiten, Mister Nelson!«

      Der Camp-Bestman ließ seinen Blick forschend über den Burschen gleiten, dann schüttelte er den Kopf. »No, Bob, du bleibst hier.«

      »Weshalb darf ich nicht reiten, Boß?«

      »Weil… weil du einfach noch zu jung bist!«

      Claude Nelson mochte nicht sagen, was er wirklich dachte: Weil du zu jung bist, als daß ich dich in den Tod schicken könnte!

      »Zu jung! Well, ich bin erst neunzehn! Aber ich weiß, weshalb Sie mich nicht schicken! Ich weiß es genau! Mister Au­stin wollte mich auch nicht in die Kolonne aufnehmen – und dann hat er doch in der vorigen Woche gesagt, daß er mit mir zufrieden sei und daß ich ganz sicher einmal ein guter Holzfäller werden würde!«

      Das wußte Nelson. Er war sogar davon überzeugt, daß dieser arbeitswütige Junge einmal selbst ein Lagerboß werden würde. Er war unermüdlich in der Arbeit, tat eigentlich mehr, als er zu tun hatte, übernahm gern die schwierigsten Aufgaben, und deren gab es oben im »Schlag«, wo gearbeitet wurde, mehr als genug – aber es widerstrebte dem siebenundvierzigjährigen Bestman, den Jungen auf diesen Todesritt zu schicken.

      »Nein, Bob, es geht nicht!«

      Trotzig blieb der Junge neben dem Lagerboß stehen.

      Nelson ließ den Blick an ihm niedergleiten und sah dann wieder seine Leute an.

      Es gab außer dem alten Calhoun sicher keinen, der in diesen Augenblicken nicht an daheim dachte, an Frau und Kind.

      Nelson sagte mit belegter Stimme: »Was meint ihr dazu, Männer?«

      Da schüttelten einige von ihnen die Köpfe.

      Und Ric Enders, der siebenunddrei­ßig­jährige Californier, der die schwere Axt wie kein anderer zu führen verstand, meinte rauh: »No, Claude, das geht nicht.«

      Sam Hellmer, mit vierundsechzig der Älteste und Erfahrenste der Mannschaft, fügte hinzu: »Das kannst du nicht tun, Claude –?ich werde reiten!«

      Da trat der Bursche auf den Alten mit dem weißen Bart zu. Er ragte dem hünenhaften Greis nicht ganz bis an die Schulter. »Warum haben Sie das gesagt, Mister Hellmer? Ich weiß, daß hier alle große Stücke gerade auf Sie halten, und der Boß wird Sie schicken, weil Sie die Berge am besten kennen – und weil Sie ein guter Schütze sind! Aber Sie haben eine Frau und sieben Kinder! An die sollten Sie denken.«

      Der Alte wischte sich über seinen Eisbart, hob dann die Hand und gab dem Burschen einen leichten Klaps auf die Wange. »Du hältst jetzt deinen Mund, Bob, packst die Sägen und siehst zu, daß das Tor geöffnet wird, die Männer müssen zum ›Schlag‹! Und wenn ich in ein paar Tagen zurück bin, will ich sehen, was du verdammtes Greenhorn geschafft hast!«

      Hellmer hatte das direkte Kommando über die Arbeiter. Er leitete die Arbeiten und war ganz sicher der Mann, der am schwersten entbehrt werden konnte. Aber so alt er auch war – es gab sicher keinen besseren Mann, der den gefährlichen Weg nach Yampa hinunter machen konnte.

      Jetzt hob er den Kopf. »Es wird Schnee geben, Claude – da kommen die Wölfe in die Täler. Ich muß mich beeilen. Winnie Berston wird meine Arbeit draußen mittun müssen.«

      Nelson blickte den Alten an. Und er sagte nichts, als der greise Hüne sich jetzt umwandte, seine Arbeitstasche in eines der Blockhäuser brachte und wenig später mit einem hochbeinigen, aufgesattelten Schimmel in den Hof zurückkam.

      Nelson trat an ihn heran und reichte ihm die Hand. Mit unsicherer Stimme meinte er: »Mach’s gut, Sam! Und komm bald wieder!«

      »Yeah!«

      Der Holzfäller trabte davon.

      Bob Griffith lehnte am Torpfeiler, er hatte den Hutrand vorn tief ins Gesicht gezogen.

      Nelson ging zu ihm. »Komm, Bob, ich will dir zeigen, daß ich großes Vertrauen zu dir habe. Du wirst hier die Wache übernehmen. Vinc Haugens und Hal Oak­land sind sicher froh, einen so guten Schützen hier bei sich zu haben.«

      Die beiden anderen nickten.

      Der Troß zog ab. Und eine Viertelstunde später war er hinter einem Felsvorsprung verschwunden.

      Oakland und Haugens machten sich an ihre Arbeit. Sie nahmen ihre Gewehre und hatten nach der Anweisung Austins erst die hintere Fenzseite zu kontrollieren.

      Bob blieb vorn.

      Als die beiden weg waren, rannte er zum Stall, holte sein Pferd, sattelte es in Windeseile und verließ den Hof.

      Vorsichtig schloß er das Tor. Dann sprengte er nach Westen davon – auf der dünnen Spur Sam Hellmers.

      Der Alte hatte kaum eine halbe Reitstunde hinter sich, als er den dumpfen schnellen Hufschlag auf der hartgefrorenen Schneedecke vernahm.

      Er griff nach seinem Colt und wandte sich um.

      Ein Reiter sprengte auf ihn zu.

      Hellmer erkannte ihn sofort: Es war Bob Griffith auf seinem Grauen.

      Der Junge kam heran und zügelte sein Tier.

      Mit zusammengezogenen Brauen musterte ihn der Alte. »Was willst du, Boy?«

      Der Bursche schluckte. »Reiten Sie zurück, Mister Hellmer!«

      »Was…«

      Da blinkte in der rechten Hand des Jungen ein Revolverlauf.

      Entgeistert sah der alte Holzfäller auf die Waffe. »Bist du verrückt geworden?«

      »Schnallen Sie den Gurt los, Mister Hellmer!«

      »Aber das ist doch Wahnsinn, Bob!«

      Mit brummendem Knurren nestelte er schließlich die Schnalle auf.

      Der Gurt rutschte auf den verharschten Schnee.

      Da ritt Bob auf ihn zu und zerrte ihm blitzschnell das Gewehr aus dem Scabbard. Dann rutschte er aus dem Sattel und nahm den Gurt auf.

      Mit glimmenden Augen sah er den Alten an. »Sie müssen zurückreiten, Mister Hellmer. Es fehlt der Mann am Tor. Und Waffen gibt’s ja im Lager!«

      Damit schwang er sich auf und galoppierte davon.

      Mit zusammengebissenen Zähnen stand der alte Mann da und blickte hinter ihm her.

      »Teufelskerl!« stieß er schließlich hervor. Aber es klang nicht sehr böse.

      Samuel Hellmer


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