Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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Dann sah er auf den Toten. »Die Sache ist also klar…«

      Harris warf den Kopf hoch. »Nichts ist klar, Sheriff!«

      Howell wischte sich mit dem Unterarm übers Kinn. »Wieso nicht? Der Bursche ist geflüchtet. Damit hat er seine Schuld eingestanden.«

      »Für Sie vielleicht. Nicht für mich! – Laß Austin ins Haus schaffen!« wandte sich Harris dann an seine Haushälterin.

      Er selbst ging, ohne den Sheriff eines weiteren Wortes zu würdigen, zurück ins Haus.

      Der tote Lagerboß wurde weggeschafft.

      Ike Howell stand noch auf dem Vorbau.

      Unten auf der Straße standen fast ein Dutzend Männer, die ihn schweigend ansahen.

      Howell kam langsam auf die Straße. »Ich muß eine Posse zusammenstellen«, sagte er dumpf.

      »Well«, meldete sich ein älterer bärtiger Mann mit vorn hochgeschlagener Hutkrempe und eingetrocknetem Winterapfelgesicht, »ich komme mit!«

      »Ich auch!« meldete sich zögernd ein zweiter.

      Mehr Freiwillige kamen für die Posse nicht zusammen.

      Howell sah den andern nach, die sich abgewandt hatten und davongingen.

      Sie suchten bis spät in die Nacht – ohne Erfolg.

      Bill Cramer war in der Nacht verschwunden, und auch der Schnee verriet seine Fährte nicht, da er höchstwahrscheinlich über die Fahrstraße geritten war, die eine feste vereiste Decke hatte und zahllose Hufeindrücke trug.

      Der Woodcutter Bill Cramer wurde weitergesucht.

      Sheriff Howell gab einen Steckbrief nach ihm aus. Bereits in der Frühe des nächsten Morgens.

      John Harris hatte den erschossenen Lagerboß ins Totenhaus bringen lassen und bei Abe Wheeler, dem Zimmermann, einen Sarg bestellt. Dann ging der alte Herr in sein großes Bureau und ließ den jungen Mat Perkins zu sich in sein Kontor kommen.

      Perkins war ein kräftiger junger Mensch von breitem Wuchs und mit hellen Augen. Er arbeitete seit einigen Jahren in der Harris Company.

      Der Holzhändler betrachtete ihn einen Augenblick und meinte dann: »Mat, Sie wissen ja, was sich gestern abend hier vor meiner Tür ereignet hat…«

      »Yeah«, versetzte der vierundzwan­zig­jährige junge Mann.

      »Well, ich muß einen Boten hinaus ins Camp schicken. Sie gehören zu den Leuten, die schon einmal oben waren. Trauen Sie sich zu, das Lager allein zu finden?«

      »Yeah.«

      »Well, ich gebe Ihnen hier einen Brief an Claude Nelson mit; er ist Austins nächster Mann.«

      Perkins nickte. Er war ein kurzangebundener Bursche, der nicht viele Fragen hatte. Als der Boß ihn entließ, machte er sich fertig für den Ritt. Schon eine knappe Stunde später verließ er die Stadt.

      Als er nach fünf Tagen nicht zurück war, ging John Harris zum Sheriff.

      Der Gesetzesmann sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Aber das ist doch…«

      Harris stand vor dem großen Schreibtisch Howells und hatte die Hände in den Taschen seines schwarzen Mantels vergraben.

      »Yeah, es ist so. Wir hatten ausgemacht, daß er sofort zurückkommen sollte!«

      Ike Howell erhob sich, schnallte seinen Waffengurt um, nahm seine Pelzjacke und das Gewehr und ging stumm hinaus.

      John Harris sah ihn wenige Minuten später aus der Stadt reiten.

      Er kam erst am nächsten Vormittag zurück – mit einem zweiten Pferd, über dessen Rücken der zugedeckte Körper eines Mannes hing.

      Entsetzt starrten die Menschen auf das Bild.

      Howell hielt vorm Totenhaus, nahm den Mann vom Pferd und brachte ihn weg. Dann ging er mit verschlossenem Gesicht und harten Schritten hinüber zur Harris Company.

      Die Männer standen da schon vor der Haustür.

      John Harris selbst war vorn auf der obersten Stufe der Vorbautreppe und blickte dem Sheriff entgegen.

      Howell blieb unten stehen. »Ich habe ihn gefunden.«

      Harris’ Gesicht war unbewegt, obgleich ihn die Gewißheit, daß auch Perkins einem Mord zum Opfer gefallen war, erschütterte.

      Er senkte den Kopf.

      Da kam ein alter Mann über die Straße, er war im Totenhaus gewesen und blieb jetzt neben dem Sheriff stehen. »Wo haben Sie ihn gefunden, Howell?«

      Der Gesetzesmann blickte in das vor Kummer verzerrte Gesicht des Alten. »Sieben Meilen von hier, Mister Perkins, in einem Seitental. Er lag unter einer Bergkiefer. Ich hätte ihn vielleicht gar nicht gefunden, wenn das Pferd nicht mitten auf dem Weg gestanden hätte.«

      Die Menschen blickten auf das Tier, das immer noch drüben vor dem Totenhaus stand. Es hatte sich also vier Tage und Nächte in dem Tal des Todes aufgehalten.

      Der alte Perkins krampfte die verarbeiteten Hände ineinander. »Eine Kugel im Rücken! Es ist heimtückischer Mord gewesen.«

      Langsam stieg der greise Holzhändler die Treppe hinunter und nahm die Rechte des alten Perkins. »Kommen Sie!« Er führte ihn ins Haus.

      *

      Claude Nelson war ein Büffel von einem Mann. Riesengroß, mit Schultern, die weit ausladend waren und selbst die lederne Felljacke zu sprengen drohten. Sein Gesicht war gerötet von der Kälte. Hell und forschend glitten seine grauen Augen über den Hofplatz des Lagers.

      Vor dem Gerätehaus standen die Männer. Zwei Dutzend an der Zahl. Harte, wind- und wettergewohnte Gesichter. Alle trugen Fellzeug und hatten ihre Arbeitsgeräte in der Hand.

      Die beiden Fuhrwerke standen in der Hofmitte.

      Rund um das Camp herum war eine hohe Fenz aus schweren, in den Boden gerammten Baumpfählen errichtet.

      Neben dem Tor stand der junge Bob Griffith. Er war erst neunzehn Jahre alt und von Austin wegen seiner Jugend nur sehr ungern in die Crew aufgenommen worden.

      Nelson musterte den Burschen, ging dann zu den Pferden, klopfte ihre langhaarigen Hälse, sah, daß ihre Hufe sauber geputzt waren und ihr Fell gestriegelt war, und trat dann vor die Männer.

      Oblgeich ihre Gesichter ausdruckslos zu sein schienen, bemerkte er doch die niedergedrückte Stimmung, die von ihnen ausging.

      Es gab nichts dazu zu sagen.

      Jim Austin war nicht zurückgekommen. Elf Tage waren vergangen, seit er hier zusammen mit Bill Cramer aus dem Tor geritten war.

      »In drei Tagen bin ich auf jeden Fall zurück«, hatte er gesagt. »Wenn Schneefall kommt, spätestens in vier…«

      Elf Tage waren vergangen. Und heute war bereits der zwölfte.

      Es stand für die Männer fest, daß ihm etwas passiert war. Und für Nelson stand fest, daß er jetzt nicht länger warten durfte, er mußte einen Mann hinunter nach Yampa schicken!

      Er mußte! Es war seine Pflicht, nach dem Boß zu forschen und Nachricht zur Harris Company zu geben.

      Aber wer sollte reiten?

      Wer würde es freiwillig tun?

      Nelson hatte die Zähne aufeinandergebissen. »Männer, wir müssen an die Arbeit. Wir haben noch schwere Tage vor uns, wenn wir den uns gestellten Termin einhalten wollen. Der Boß und Cramer fehlen uns. Jede Hand zählt hier – ihr wißt es. Trotzdem muß ich jetzt eine Frage an euch richten. Es muß ein Mann hinunter in die Stadt reiten. Die Company muß benachrichtigt werden. Und der Sheriff. Jim Austin – er muß gesucht werden. Wir brauchen nicht darüber zu sprechen, aber wir wissen alle, daß da etwas nicht in Ordnung ist. Der Boß hätte eine Nachricht geschickt, wenn er bei der Company aufgehalten worden wäre. Drei Tage hat


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