Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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      Und doch hätte sie am liebsten die Arme um seinen Hals gelegt und sich an ihn geschmiegt, um das Glück auszukosten, das seine Behutsamkeit ihr vermittelte.

      »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie scheu. »Es ist schon ziemlich spät.«

      »Aber Sie werden wiederkommen?«

      Er stand noch immer neben ihr, und ganz schnell lehnte sie den Kopf an seinen Arm.

      »Ja, ich werde wiederkommen.«

      Er brachte sie zurück. Schweigen war zwischen ihnen, aber sie waren sich noch näher als zuvor.

      »Ich hoffe, dass Dagmar bald gesund ist und …«

      Er unterbrach sich und legte dann schnell den Arm um sie. Das Blut hämmerte in seinen Schläfen wie auch in ihren, als er ihr sein Gesicht zuwandte. Und dann küsste er sie auf den Mund.

      »Ich weiß, dass du nicht oft weg kannst, Ursula, aber wenn Dagmar gesund ist, werden wir uns so oft sehen, wie es möglich ist, bitte!«

      »Ja«, erwiderte sie bebend und legte ihre Lippen an seine Wange. »Du gibst mir so viel Mut.«

      *

      Glück verschönt. Das bewahrheitete sich wieder einmal bei Ursula.

      Schwester Selma betrachtete sie mit einem wohlwollenden Blick, Dr. Allard mit einem erstaunten.

      »Heute kommen drei Neuzugänge«, sagte Dr. Allard. »Maxi wird ja entlassen, da können wir wieder ein zweites Bett in das Zimmer stellen. Aber Herr Raimund wird ihn wohl erst am Nachmittag abholen können. Wo bringen wir ihn solange unter, damit das Zimmer hergerichtet werden kann? Die beiden Kinder werden schon vormittags gebracht werden. Im Kreiskrankenhaus ist mal wieder kein Platz.«

      »Maxi kann Dagmar Gesellschaft leisten«, erklärte Ursula schnell.

      »Wird das nicht schon ein bisschen viel für die Kleine?«, überlegte Dr. Allard.

      »Maxi ist sehr rücksichtsvoll. Er wird sich beschäftigen, wenn sie müde wird. Es ist für ihn besser, als müsste er allein im Spielzimmer sitzen.«

      »Gut, das hätten wir. Dann brauchen wir noch ein Bett für den Kleinen mit der Gehirnerschütterung. Wie war doch gleich der Name, Schwester Selma?«

      »Teupel. Er ist auf den Baum geklettert und heruntergefallen.«

      »Diese Kinder! Hoffentlich wird unser Sohn nicht auch solch ein Wildfang«, bemerkte Dr. Allard.

      Dagmar war putzmunter, als Ursula zu ihr ging. Sie gab ihr einen zärtlichen Kuss.

      »Du siehst heute aber hübsch aus, Mutti«, stellte Dagmar fest. »Wie kommt das bloß?«

      »Du guckst mit hübschen blanken Augen«, lächelte Ursula. »Das freut mich, mein Kleines. Du bekommst auch gleich Gesellschaft.«

      Da kam Maxi schon. Er war fix und fertig angezogen.

      »Musst du gleich weg?«, fragte Dagmar traurig.

      »I wo! Sie brauchen bloß mein Zimmer, weil Neue kommen, und da darf ich bei dir bleiben, bis Papi mich holt. Magst du das?«

      Und wie sie sich freute.

      »Ich habe schon immerzu gedacht, dass du heute weggehst«, sagte sie. »Dann wirst du mich schnell vergessen.«

      »Nie!«, versicherte er. »Ich komme dich ganz oft besuchen. Du bist ja auch bald wieder gesund, Dagi.«

      »Ich möchte gleich gesund sein und aufstehen«, bemerkte sie ungeduldig. »Ich will sehen, wie die Blümchen wachsen.«

      »Gibt ja noch nicht viele«, erklärte Maxi. »Die warten noch, bis du aufstehen kannst. Die wollen nicht erfrieren, wenn es noch mal kalt wird.«

      »Es soll aber nicht wieder kalt werden.«

      »Da kann man gar nichts machen«, meinte Maxi. »Das macht das Wetter von selbst. Spielen wir Karten, Dagi?«

      »Kann ich doch noch nicht.«

      »Das lehre ich dich. Geht ganz leicht, und du bist doch schlau.«

      Solches Lob erfreute sie. Ursula ging lächelnd aus dem Zimmer, um sich ihren Pflichten zu widmen.

      Die beiden verstehen sich so gut wie wir auch, dachte sie froh.

      *

      Die Abschiedsstunde für Maxi rückte immer näher.

      Nach einem turbulent verlaufenden Vormittag fand Ursula in der Mittagsstunde endlich Zeit, den beiden Kindern, die sehr brav gespielt hatten, Gesellschaft zu leisten. Dagmar wurde gar nicht müde.

      »Von Maxi kann ich sehr viel lernen, Mutti«, sagte sie. »Er kann sogar rechnen, und ich weiß auch schon, wie viel zwei und zwei ist. Nämlich vier.« Sie strahlte. »Maxi und sein Papi sind zwei, und du und ich sind auch zwei. Und zusammen sind wir vier.«

      Maxi sah Ursula gedankenverloren an.

      »Und in unserem Auto haben auch vier Platz, da können wir mal einen schönen Ausflug machen. Papi kann alles so gut erklären. Da lernst du noch viel mehr als von mir. Papi ist ja auch Lehrer.«

      »Das ist ein schöner Beruf, nicht wahr, Mutti?«, meinte Dagmar.

      »Wenn man ihn so auffasst wie Maxis Papi, ist es ein sehr schöner Beruf«, erwiderte Ursula leise. »Wenn alle Kinder solche Lehrer hätten, würde ihnen die Schule Freude bereiten.«

      »Ich möchte auch solchen Lehrer haben, Mutti«, sagte Dagmar.

      »Du kannst ja bei uns in die Schule gehen«, erklärte Maxi. »Aber das hat noch ein bisschen Zeit.«

      Dann lernte Dagmar Hartmut von Angesicht zu Angesicht kennen. Sie sah ihn sich ganz genau an.

      Er hatte einen langen Blick mit Ursula getauscht, der sie ganz schwindelig machte. Für Dagmar hatte er ein wunderhübsches Bilderbuch mitgebracht.

      »Liest du es mir auch vor?«, fragte sie bittend.

      »Es wird zu spät für Maxi«, schaltete sich Ursula ein.

      »Nur ein Verslein«, bettelte Dagmar.

      Es wurden drei, aber dann kam die Visite, und nun hieß es endgültig Abschied nehmen.

      »Wir kommen bald wieder«, versprach Maxi.

      »Du auch, Herr Lehrer?«, fragte Dagmar. »Dann liest du wieder vor. Du kannst das sehr schön.«

      Ungeachtet der Ärzte, die dabeistanden, umarmte Maxi Ursula zärtlich.

      »Schickst du mir heute Abend in Gedanken ein Bussi?«, fragte er leise.

      »Zwei«, erwiderte sie mit einem weichen Lächeln, und als Hartmut sie ansah, errötete sie.

      Schwester Selma dachte sich ihren Teil und schmunzelte.

      *

      Ursula war froh, dass so viel zu tun war. Da hatte sie keine Zeit zum Nachdenken. Und doch war es ihr, als begleite Hartmuts Blick sie auf Schritt und Tritt.

      Das Telefon läutete. Doch Schwester Selma nahm den Anruf entgegen, bevor Ursula zur Stelle war.

      »Der Fohlenhof«, sagte sie. »Wieder ein Unfall. Ein Junge mit einer Kopfwunde. Na, hoffentlich ist das eine ambulante Behandlung, sonst weiß ich wirklich nicht, wo wir noch ein Bett hinstellen sollen.«

      Sie beeilte sich, Dr. Allard zu informieren.

      Eine halbe Stunde später wurde der Junge von seiner Mutter gebracht.

      Ein Notverband war ihm angelegt worden, durch den aber schon das Blut sickerte.

      Die Frau mochte Ende dreißig sein und war sehr elegant gekleidet.

      »Und das nennt man Urlaub«, sagte sie mit schriller Stimme.

      Dr. Allard nahm es nicht zur Kenntnis. Die Wunde sah böse aus.

      »Wie


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