Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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geschwänzt hast.«

      »Darauf kann ich nur antworten, mein lieber Paps: ›Es bildet ein Talent sich in der Stille‹, diesmal von Goethe.«

      »Nun komm schon, du Schlingel«, lachte der Vater gleich den anderen. »Sonst kriegen wir am Ende noch den ganzen ›Tasso‹ zu hören.«

      Sie zogen ab, und Frau von Heinboldt sagte warm:

      »Ein entzückendes Menschenkind, die kleine Rosita. Man hätte nie geglaubt, daß sich aus dem eigenwilligen Wildfang so was Herzliches entwickeln könnte.«

      »Und wie sie heute gesungen hat«, begeisterte sich Papa Heinboldt. »Donner noch eins, mir wurde es ganz heiß unter der Weste. In dem Persönchen steckt ein Charme, der einfach bezaubert. Und was ist mit Ihnen, Herr Baron? Warum sitzen Sie noch hier?«

      »Unerhört«, zwinkerte der Hausherr ihm zu. »Sie werden meine Tochter doch nicht zum Mauerblümchen werden lassen. Das würde Ihnen meinen väterlichen Zorn zuziehen.«

      »Um alles nicht!« erhob sich Brunbach in komischem Entsetzen. »Gnädiges Fräulein, darf ich bitten?«

      Damit war auch das vierte Paar untergebracht. Immer noch erklang der Liebeswalzer, weil die glückstrahlende Braut die Platte noch einmal spielen ließ. Und die Worte, die eine warme Männerstimme sang, raunte der Bräutigam seiner hold errötenden Braut ins Ohr:

      »Glück macht uns trunken, die Welt ist versunken, es leben drin nur ich und du.«

      »Was machen Sie denn für ein Gesicht, gnädiges Fräulein?« fragte Detlef Marlene Grandt, mit der er noch tanzte, weil die Paare nicht gewechselt hatten. »Das gibt ja die richtige Illustration zur Melancholie.«

      »Sie haben recht«, seufzte sie. »So glückselig wie die Braut möchte ich auch einmal sein. Aber leider, meine Liebe ist ein Traum.«

      Diese Worte hörte Rosita, die in der Nähe mit ihrem Vater tanzte. Gern hätte sie auch die Antwort Detlefs gehört, aber er sprach zu leise. Die Platte lief ab, und Graf Rasmus rief:

      »Meine Herrschaften, die Paare wechseln!«

      »Fällt mir gar nicht ein«, wehrte der Bräutigam sich. »Meine Braut gebe ich nicht her.«

      »Und wir haben eben erst mit dem Tanz begonnen«, protestierte Brunbach.

      »Na schön, ich jedenfalls wechsle. Darf ich bitten, gnädiges Fräulein?« Er verneigte sich vor Marlene, die sich nur ungern von ihrem Tänzer trennte, was jedoch nur Rosita bemerkte, da sie das Paar beobachtete.

      »Na, dann komm schon, kleine Frau«, legte Detlef den Arm um die grazile Gestalt.

      »Wie gnädig«, spottete sie.

      »Nicht wahr? Aber sei friedlich, hör, wie süß die Geige singt.«

      »Ich hör nur den Jazz plärren.«

      »Röslein, dein flinkes Zünglein möchte ich auch mal haben«, lachte er, während er sie nahe zu sich heranzog. Doch sie wehrte schroff ab.

      »Bitte, ich liebe die Freiheit meiner Glieder.«

      »Stachlig wie gewöhnlich.«

      In dem Moment lief die Platte ab. Rosita wollte sich aus dem Arm des Gatten lösen, aber es gelang ihr nicht.

      »Nichts da, mein eigenwilliges Kind, wir tanzen weiter. Die kleine Braut legt bereits eine neue Platte auf, und diesmal ist es sogar ein Tango.«

      »Detlef, du schnürst mir ja die Luft ab!« strebte Rosita unwillig von ihm fort, worauf sich der Griff lockerte, aber immer noch fest genug war. Wollte Rosita kein Aufsehen erregen, mußte sie den Gatten gewähren lassen – und so tanzten sie denn Herz an Herz. Sie biß die Zähne zusammen wie in jähem Schmerz, ihr Herz klopfte dumpf und schwer. Eine Träne löste sich und fiel glitzernd auf den Samt des Kleides.

      »Kind, was hast du denn?« fragte es besorgt, doch eine Antwort blieb ihr erspart, da die Musik schwieg und die Hausherrin von der Tür her rief:

      »Kinder, macht eine Pause. Kommt und stärkt euch. Hauptsächlich Sie, Herr Graf, der so selbstlos für den fehlenden Partner einsprang.«

      »Was heißt hier selbstlos«, trat Rasmus mit Marlene am Arm näher. »Ich nehme es noch mit jedem Jungen auf, stimmt’s, gnädiges Fräulein?«

      »Kann man wohl sagen.«

      »Weiß der Kuckuck, Herr Graf, ich stehe mit Ihnen in einem Alter und komme mir dagegen wie ein Opapa vor.« Grandt stieß einen Stoßseufzer aus. »Was erhält Sie nur so jung?«

      »Röslein, antworte für mich«, wandte er sich schmunzelnd der Tochter zu, die neben ihm stand, und schon kam es prompt:

      »Die Freude, die er an mir hat.«

      »Hört, hört!« rief es neckend von allen Seiten, und Heinboldt meinte harmlos:

      »Da werden Sie ja im Alter noch ein Jüngling sein, Graf Detlef, bei der Freude, die Sie an der Frau Gemahlin haben.«

      »Röslein, du mußt heute viel leiden«, umfaßte Dina die Schulter der Freundin. »Komm, dafür zeige ich dir auch was ganz Schönes.«

      »Darf ich es auch sehen?«

      »Du kennst es schon, Elke«, sagte die Schwägerin rasch. »Es ist das Angorakätzchen.«

      Hastig zog sie Rosita mit sich fort, und sie standen bald in einem Raum, wo die Katzenmama mit ihrem Jungen in einem Körbchen lag. Entzückt betrachtete die junge Gräfin das weiße Knäuel, doch dann sagte sie verschmitzt:

      »Es ist wirklich süß. Aber dieses Anblicks wegen hast du mich ganz bestimmt nicht hierher gebracht, stimmt’s?«

      »Ja, Rosita«, gestand Dina ehrlich. »Ich muß dir unbedingt sagen, wie glücklich ich bin. Mir wurde ganz schwindlig vor freudigem Schreck, als Brunbach plötzlich im Zimmer stand. Schade, daß ich nicht diejenige war, der er seine Verehrung in so ritterlicher Weise entgegenbrachte. Wenn man bedenkt, daß dieser feine Mensch in so unwürdiger Ehe leben muß. Ach, Rosita, wie unendlich traurig ist das doch.«

      »Er ist ja nun bald frei, Dinalein«, tröstete die Freundin. »Und dann muß er erst einmal zu sich selbst zurückfinden, was ja nicht von heute auf morgen geschehen kann. Ein Glück, daß er bei all dem Ekelhaften den Glauben an die Frau nicht verlor, wie er selbst versicherte. Und wenn er erst wieder so richtig er selbst geworden ist, wird er schon eines Tages merken, was für ein liebes Menschenkind du bist, Dinalein.«

      »Du verstehst wunderbar zu trösten, Röslein. Immer wieder muß ich staunen, wie warmherzig du sein kannst. Ehe ich dich so richtig kannte, habe ich dich für oberflächlich und, verzeih, kindisch gehalten.«

      »Na, Dina, soll ich wieder mit einem Zitat antworten?«

      Sie lachten beide und horchten auf, als Schritte vor der Tür hörbar wurden. Rosita beugte sich zu dem Kätzchen nieder, und da stand Elke auch schon vor ihnen.

      »Wie mir scheint, kannst du dich von dem goldigen Dinglein genauso schlecht trennen, wie ich es tat. Liebend gern möchte ich es Dina ausspannen, aber nichts zu machen, sie will es mir nicht abtreten.«

      »Täte ich auch nicht«, erwiderte Rosita. »Wozu auch, du hast ja deinen Gunter.«

      »Und du deinen Detlef.«

      »Kinder, hört auf«, gebot Dina lachend. »Kaum seid ihr zusammen, da zankt ihr euch auch schon.«

      »Das war immer so«, bekannte Elke vergnügt. »Bloß daß der Tunichtgut früher noch kratzte. Na ja, dafür ist sie auch eine ›Wilde Rose‹, damit wurde alles bei ihr entschuldigt. Sie beherrschte eben alle, was sie ja auch heute noch tut. Doch ich will sie jetzt nicht länger ärgern, das hat sie nicht verdient. Denn ohne ihr Eingreifen wäre ich heute nicht so glücklich. Was mag übrigens mit Fräulein Grandt los sein, habt ihr eine Ahnung?«

      »Nein«, entgegnete Dina. »Aber ihr gedrücktes Wesen ist mir auch aufgefallen. Dir auch, Rosita?«

      »Eigentlich


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