Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt
Herzen entgangen ist, obwohl du dich dabei bewundernswert beherrscht hast? Auch deinen Stolz habe ich bewundert, und ich selbst bin stolz auf dich.«
»Aber du liebst mich nicht!« entfuhr es ihr spontan. »Und mit Almosen kann ich mich nicht zufriedengeben.«
»Wer sagt dir denn, daß dies der Fall wäre. Du kennst mich nicht richtig, Rosita, sonst hättest du fühlen müssen, daß mir meine Ehe langsam zur Qual wurde.«
Erschrocken sah sie ihn an, konnte nicht loskommen von den Augen des Mannes, in denen jetzt seine heiße Liebe unverhüllt lag. Langsam setzte sie die Füße, bis sie ganz nahe vor ihm stand. Dann senkte sie wieder den Kopf und sagte so leise, daß er sie kaum verstand:
»Verzeih, Detlef.«
Da konnte der Mann, der sich so lange eisern beherrschte, nicht länger an sich halten. Er sprang auf, zog die grazile Gestalt in die Arme und fragte verhalten:
»Glaubst du denn jetzt auch noch, daß du dich mit Almosen zufriedengeben müßtest, Rosita?«
»Nein, Detlef, jetzt nicht mehr«, lachte sie unter Tränen.
»Und ich?«
»Du schon gar nicht, denn ich liebe dich unendlich!«
Da war auch schon ihr Mund von einem anderen heiß verschlossen, und zwei Herzen waren erfüllt von Glückseligkeit.
*
Am nächsten Morgen, der Hausherr wartete im Frühstückszimmer bereits auf die anderen, ließ ein jubelndes Lachen, vermischt mit einem sonoren, ihn aufhorchen. Gleich darauf stürmte Rosita herein, hinterher Detlef mit langen Schritten.
»Nichts da!« fing er sich das bezaubernde Persönchen ein. »Beim Paps Schutz suchen, das gibt’s nicht. Mit einem leisen Gutenmorgenkuß auf die Wange begnüge ich mich jetzt nicht mehr. Ich war ein Tor, daß ich mir diese sanftsäuselnden Küßchen überhaupt so lange gefallen ließ.«
Worauf er sie küßte, daß ihr der Atem verging.
»So«, ließ er sie dann los und lachte zum Vater hin, der über das ganze Gesicht strahlte.
»Kinder, ist das eine Freude! Hast du der ›Wilden Rose‹ nun endlich die Stacheln gestutzt, mein Sohn?«
»Pfui, Paps!«
»Tu nur so entrüstet, du Tunichtgut. Hast dem armen Mann das Leben schwer genug gemacht. Ich muß schon sagen, daß mich seine Geduld direkt erschüttert hat.«
»Es blieb mir ja nichts anderes übrig, Vater. Aber du siehst, meine Geduld ist jetzt glänzend belohnt.«
Eine halbe Stunde später ritt er mit Rosita eine Strecke, die an dem Waldhaus vorüberführte. Marlene, die im Garten Frühpflaumen pflückte, sah die Reiter kommen, bemerkte auch ihre glückstrahlenden Gesichter und wußte Bescheid. Wußte, daß dieses Paar sich endlich in heißer Liebe gefunden hatte. Denn mit dem Feingefühl einer Liebenden hatte sie herausgefühlt, was anderen entging.
»Guten Morgen, Fräulein Grandt!« grüßte Rosita fröhlich. »Was gibt’s Neues?«
»Daß ich mich mit dem Tierarzt Doktor Preil verlobt habe«, kam es wie aus der Pistole geschossen, worauf die Reiter absaßen und auf sie zukamen.
»Dann meinen allerherzlichsten Glückwunsch!« streckte ihr Rosita so liebenswürdig die Hand hin, wie sie es noch nie getan. »Da haben Sie mal eine gute Wahl getroffen, Doktor Preil ist ein feiner Mensch.«
»Ganz meine Ansicht«, schloß Detlef sich den Worten an. »Nehmen Sie auch meinen Glückwunsch entgegen, gnädiges Fräulein, alles Gute.«
Man wechselte noch einige höfliche Redensarten, dann ritt das Paar ab.
»Eigentlich tut mir das Mädchen leid«, sagte Rosita leise.
»So großmütig auf einmal, Röslein?«
»Spotte nicht, Detlef. Ich habe mich lange genug durch meine Verblendung hindurchkämpfen müssen.«
»Das war schon mehr eine Eselei, Herzliebelein. Denn ich würde ja einen Klaps haben, sollte ich mich in eine Marlene verlieben, wenn ich ein bezauberndes Röslein zur Frau habe. Sie ist gewiß ein liebes Menschenkind, aber mit dir hält sie keinen Vergleich aus. Nicht nur, daß du wunderschön bist, du bist von Herzen gut, was noch mehr wiegt. Trotzdem bin ich von deiner Schönheit berauscht.«
»Nicht, Detlef«, wehrte sie erschrocken, als er sich zur Seite neigte und einen heißen Kuß auf ihre Lippen drückte. »Die Pferde werden unruhig.«
»Denken gar nicht daran«, lachte er, sich weiter an dem süßen Mund labend. »Ich halte sie beide fest am Zügel, meine Faust kennen sie.«
Als er wieder mit seinem Arm nach ihr langte, gab sie ihm einen Klaps auf die Hand.
»Rosita, du bist grausam.«
»Ach, du Armer!« lachte sie ihn aus. »Sei jetzt artig, zu Hause darfst du mich küssen, soviel du willst. Einmal mußt du doch genug kriegen.«
»Mein liebes Kind, dein Versprechen ist leichtsinnig«, tat er trocken ab. »Du scheinst immer noch nicht zu wissen, wie heiß und brennend ich dich liebe. Liebst du mich auch nur einen Bruchteil von dem, will ich glücklich sein.«
»Na, unterschätze die Stärke meines Gefühls für dich nicht. Wo mein Herz klebt, tut es das zäh wie Pech.«
»Beglückend, Herzliebste. Und nun gib mir noch einmal dein süßes Schnäbelchen her, das so rot leuchtet wie eine Hagebutte, mein Röslein.«
Da lachte sie auf, hell wie ein klingendes Glöcklein tönte dieses herzfrohe Lachen durch den Wald. Es drang bis zu Marlene hin, da die beiden glückseligen Menschen in ihrer Tändelei ja noch nicht weitergekommen waren. Regungslos lauschte das Mädchen, bis die Stimme der Tante es aufschrecken ließ.
»Marlene, komm rasch, Doktor Preil ist am Fernsprecher!«
Wenig später erhielt der Mann am anderen Ende den Bescheid, daß er ins Waldhaus kommen sollte, was ihn einen Jauchzer ausstoßen ließ.
Er ist doch ein lieber Kerl, dachte Marlene, ich will ihm eine liebe Frau werden. Das andere war nur ein herzquälender Traum. Mir wird nie ein so himmelstürmendes Glück beschieden sein wie der Gräfin Trutzger. Dafür ist sie aber auch eine »Wilde Rose« und ich nur ein bescheidenes Waldveilchen. – Gott erhalte dem jungen Paar sein Glück und beschere mir auch eines. Wenn es auch nur ein bescheidenes ist, will ich dennoch zufrieden sein.
Und der Höchste lächelte gütig dazu. Sie wurde glücklich, die bescheidene Marlene. Wenn auch nicht so strahlend wie die »Wilde Rose«, aber immerhin voll stiller Zufriedenheit.
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