Dr. Norden (ab 600) Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
wollten, waren schnell gepackt, dann sagte sie Luigi und Rosa Bescheid, die das Haus besorgten, daß sie ein paar Tage wegfahren würden.
Sie fuhren über Tirin, dann hinunter zur Küste und die Straße am Meer entlang, damit die Kinder auch die Blumenriviera kennenlernten. Es war eine sehr schöne Strecke, wenn auch sehr viel Verkehr war. Danny und Felix zählten mit Begeisterung die Autos mit Münchener Kennzeichen.
An Bordighera hatten Fee und Daniel wunderschöne Erinnerungen, und dort legten sie eine Pause ein.
»Wie sich doch auch hier alles verändert hat«, sagte Fee bedauernd. »Es ist lange nicht mehr so romantisch wie früher.«
»Die Zeit vergeht im Sauseschritt, und da müssen alle mit«, sagte er.
Die Kinder wollten nur Eis essen, denn es war sehr heiß, aber dann naschten sie auch von den Crèpes, die Fee und Daniel bestellt hatten. Dann ging es gleich weiter, über die Grenze nach Monaco.
»Können wir mal gucken, ob wir die Kinder von Caroline und Stephanie sehen, Mami?« fragte Anneka.
»Ich glaube nicht, daß sie hier so rumlaufen, aber schaut, da ist die Residenz des Fürsten.«
»Toll«, sagte Felix, »da tät’ es mir auch gefallen.«
»Du kannst ja mal eine Prinzessin heiraten«, spöttelte Danny, während Fee und Daniel amüsiert zuhörten.
»Nee, danke«, gab Felix zurück, »das wäre mir zu doof, dauernd fotografiert zu werden.« Das haßte er ganz besonders. Meistens versteckte er sich, wenn die Familie fotografiert wurde.
Sie wollten sich eine Unterkunft außerhalb von Nizza suchen, wo es vielleicht nicht ganz so teuer war wie in den großen Hotels, die außerdem ausgebucht waren. Sie fanden tatsächlich ein kleines Hotel garni, das gerade erst eingeweiht worden war und von einer charmanten Wirtin geführt wurde.
Es waren hübsche Zimmer, und Madame war sichtlich froh, gleich drei davon vermieten zu können, da sie Ärger mit der Fertigstellung gehabt hatte und erst jetzt annoncieren konnte.
Fee und Daniel war es recht, daß sie nur Übernachtung hatten, denn das französische Frühstück war eh nicht nach Daniels Geschmack und für die Buben schon gar nicht das Richtige. Also würden sie dann gleich am Vormittag das Déjeneur einnehmen, wenn sie bei der Hitze nicht nur eine Kleinigkeit in einem Bistro zu sich nehmen würden.
Die Kinder waren müde von der Fahrt, aber sie wollten gern ins Meer, also raffte sich Daniel auf, mit ihnen zu gehen, während Fee lieber auf der Insel anrufen wollte, um Bescheid zu sagen, wo sie jetzt gelandet waren.
Es war jetzt später Nachmittag, so langsam wurde der Strand schon leerer. Etwas weiter entfernt fanden sie einen ruhigen Platz.
Dennoch war das auf die Dauer nichts für Daniel. Wenn sie eine Spur von Michelle Rodier gefunden hatten, wollte er schnell wieder an den Lago Maggiore zurückkehren, wo sie ihren eigenen Strand hatten.
Sie schwammen zehn Minuten, dann waren sie noch müder und hatten nun auch tüchtigen Hunger.
Auf dem Rückweg erkundete Daniel schon ein nettes Restaurant und ließ dort einen Tisch reservieren. Dann zeigte sich Felix mal wieder als derjenige, der den besten Orientierungssinn hatte, sonst hätten sie sich glatt verlaufen.
Fee konnte ihnen berichten, daß auf der Insel alles in bester Ordnung sei und die Zwillinge schon gesagt hätten, daß sie am liebsten immer bleiben würden.
»Siehst du, so sind die Kinder, wenn es ihnen gutgeht, vermissen sie auch ihre Eltern nicht.«
»Immerhin haben sie gesagt, daß wir dann alle auf der Insel wohnen müßten«, meinte Fee.
»Du guckst so, als ob dir das auch gefallen würde«, sagte Daniel.
»Manchmal denke ich schon daran, aber es wird ja noch dauern, bis wir uns zur Ruhe setzen können.«
»Ruhe werden wir dort auch nicht haben, schau dir Paps an. Der muß manchmal rund um die Uhr arbeiten. Jetzt machen wir uns fertig und gehen feudal essen, der Tisch ist schon gebucht.«
Fee staunte, daß er daran gedacht hatte. Dann sagte er, daß ihm am Strand zuviel Betrieb wäre.
»Wir müssen halt gleich ganz früh gehen. Die Franzosen kommen erst später.«
»Franzosen werden wir jetzt am wenigsten treffen, du hörst deutsch und englisch und noch andere Sprachen.«
»Aber tolle Frauen haben wir auch gesehen«, sagte Danny.
»Soso«, murmelte Fee und warf Daniel einen schrägen Blick zu.
Der blieb ganz gelassen.
»Du bist immer noch schön«, lachte er. »Und Konkurrenz brauchst du schon gar nicht zu fürchten.«
Sie waren auch hier eine Bilderbuchfamilie, man blickte ihnen nach, wie sie dann zu dem Restaurant gingen und dort auch zuvorkommend empfangen wurden.
»Wahrscheinlich denken sie, du bist ein Filmstar, Mami«, flüsterte Anneka.
»Ach was, die sehen hier doch ganz andere Schönheiten.«
»Schönheit muß von innen kommen«, sagte Daniel, »nun schau nicht auf die Preise, sondern such dir aus, was dir schmeckt.«
Er hatte eine lässige Art, mit dem Ober zu sprechen, die sichtlich beeindruckte.
Es wurden ihnen auch verschiedene Gerichte empfohlen, und schon die Vorspeisen enttäuschten sie nicht.
Fee staunte, wie gesittet sich ihre Buben benahmen, aber als sie sie dafür lobte, sagte Felix leise: »So stinkvornehm müssen wir aber nicht immer essen, gell, Mami?«
Sie mußte lachen, aber sie ließ es sich auch schmecken. Alle waren in bester Stimmung, als sie sich auf den Heimweg machten.
Es war ein wundervoller milder Abend. Vom Meer wehte eine kühle Brise, und sie konnten richtig durchatmen.
»Wir können aber nicht nur faulenzen«, stellte Daniel fest. »Wir müssen auch jemand suchen.«
»Wen denn?« fragte Danny.
»Eine junge Dame, von der wir nur den Namen wissen.«
»Und wie heißt sie?« fragte Felix.
»Michelle Rodier.«
»Klingt gut. Wo sollen wir suchen?«
»Ihr sollt gar nicht suchen, ihr sollt nur verstehen, daß wir nicht nur zum Vergnügen hier sind.«
»Und warum wollt ihr sie suchen?«
Daniel seufzte, aber er wußte genauso wie Fee, daß sich das Fragespiel fortsetzen würde. Eigentlich gab es ja auch keinen Grund, es zu verschweigen.
»Ihr kennt doch noch die Baronin Giebingerode?«
»Sie war immer sehr freundlich mit uns«, sagte Anneka sofort.
»Sie möchte diese junge Dame kennenlernen.«
»Aber warum ausgerechnet die?« fragte Felix.
»Wird schon seinen Grund haben«, meinte Danny. »Es ist okay, Papi, wir lassen dich in Ruhe.«
Sie schliefen in dieser Nacht sehr gut. Es war nicht zu heiß, der Wind vom Meer frischte auf und trug würzige Luft in die Räume. Es war so ruhig, daß man gar nicht hätte glauben können, daß unten in Nizza das laute Nachtleben bis in die Morgenstunden andauerte.
Daniel war als erster wach, aber Fee merkte sofort, daß er aufstand.
»Laß dir Zeit, mein Schatz, ich laufe mal runter zum Meer und nehme ein Bad.«
»Es ist sicher noch zu kalt«, murmelte Fee.
»Mir steht der Sinn danach.«
Eigentlich wußte er nicht, was ihn so früh hinaustrieb, aber er fühlte sich so ausgeruht und unternehmungslustig wie schon lange nicht mehr.
Es