Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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der Fremde nicht.

      Griffiths Gesicht war wie immer ausdruckslos.

      Breitbeinig stand North da. Seine Arme hingen angewinkelt und steif neben seinem Körper.

      Plötzlich schrie er: »Zieh!«

      Und hatte auch schon den Colt aus dem Halfter.

      Das war nicht fair. Und Eddie North hatte auch kein Glück.

      Seine Kugel streifte nur den Hut des Fremden, während sich das glühende Bleistück, das der Fremde auf die Reise geschickt hatte, rechts in die Brust des Desperados bohrte.

      North wurde herumgewirbelt, taumelte noch ein paar Schritte zur Seite und fiel dann der Länge nach auf den staubigen Boden der Mainstreet von Orange City.

      Dann fiel noch ein Schuß.

      Der Fremde hatte ihn abgegeben. Auch diese Kugel traf: Sie riß Cass Saunders den heimlich gezogenen Derringer aus der Faust.

      Oben in der Saloontür erschien Gordon Jim Break. Er kam mit schweren Schritten an den Rand der Vorbautreppe.

      »He, Jim«, befahl er Hunter, »frag ihn, wer er ist!«

      Hunter rieb sich das Kinn. »Das hatte ich eben vor, Boß.«

      Der Fremde stand noch da, wo er die beiden Schüsse abgegeben hatte. »Mein Name ist Earp.«

      Breaks Gesicht schien sich zu versteinern. »Earp?«

      »Yeah, Morgan Earp.«

      Der jüngste Bruder des großen Dodger Marshals Wyatt Earp lud die beiden Patronen nach und hielt auf den Utah Saloon zu.

      Wer die Szene beobachten konnte, sah gebannt auf die Straße. Da war ein Mann in die Stadt gekommen, der Eddie North von den Beinen geschossen hatte und jetzt auf den Utah Saloon zuging. Dem die Desperados sogar Platz machten.

      Als Morgan vor Break angekommen war, tippte er an den Hutrand und meinte: »Und wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Break.«

      Morgan nickte. »Ah – ein hübscher Name. Ich kannte mal einen Break, der war erst Gefangenenaufseher in Fort Worth, stahl dann die Straflagerkasse und wurde von einem Lebenslänglichen am Tor niedergeschlagen. Zufälle gibt es.«

      Er lächelte und nickte wieder. »Hoffentlich gibt’s hier einen anständigen Schluck Whisky.«

      Break folgte ihm in die Schenke.

      Als auch Hunter und Saunders mitkommen wollten, verwies Break sie auf die Straße.

      »Kümmert euch um Ed. Er muß zum Doc gebracht werden! Vorwärts!«

      *

      Morgan Earp war an die Theke getreten.

      Mat, der ja jetzt nur als Keeper hier arbeitete, sah ihn aus scheelen Augen an.

      »Whisky!« sagte Morgan und schob sich eine helle Zigarre zwischen die Zähne.

      Break war ihm gefolgt und lehnte sich neben ihm auf das Thekenbrett.

      »Mat, gib ihm einen aus meiner Flasche und auf meine Rechnung.«

      Morgan nahm an, da es im Westen eine schwere Kränkung war, einen Drink auszuschlagen. Als aber Break noch einen ausgeben wollte, lehnte der Mann aus Missouri ab.

      Break schluckte seinen Ärger hinunter und musterte Morgan aufmerksam von der Seite.

      Er kannte ihn genau. Es gab eine Menge Geschichten, die aus Tombstone, Tucson, Santa Fé und anderen Städten über diesen Morgan Earp erzählt wurden.

      Er war der jüngste Bruder des im ganzen Westen bekannten Wyatt Earp; schon allein diese Tatsache genügte, Morgan für Gordan Jim Break interessant zu machen.

      Der Hüne überlegte: War es Zufall, daß dieser Morgan Earp in die Stadt gekommen war?

      Und was hatte er mit seiner Bemerkung über den Kassenräuber Break gemeint?

      Diese letzte Bemerkung hatte etwas an sich, das Gordon Break entschieden mißfiel: Sie erinnerte ihn an seinen Bruder Joe. Denn der war es, der erst Gefangenenaufseher war und dann mit der Straflagerkasse hatte flüchten wollen. Der Lebenslängliche Ricardo Gonzales, ein Kreole, der seine Geliebte erstochen hatte, konnte ihn zu Fall bringen. Joe Break saß jetzt oben in Sescattewa im Camp II.

      Die Brüder waren nie durch ein besonders festes Verhältnis miteinander verbunden gewesen. Dennoch machte Morgans Bemerkung dem hünenhaften Desperado zu schaffen.

      Es war nicht unbedingt auffällig, daß ein Earp von der Geschichte mit Joe wußte. Schließlich gehörten sie einer bekannten Sheriffsfamilie an und befaßten sich ja ständig mit Banditen.

      Well, Joe war ein Bandit! Daß er selbst, Gordon Jim Break, ein Verbrecher war, darüber machte er sich keine Gedanken.

      Ihn interessierte jetzt dieser junge Earp da. Dieser hartgesichtige, kaltäugige Bursche, der mit zwei blitzartigen Schüssen die Position der Break Crew in der Stadt erheblich erschüttert hatte.

      Auslöschen? Nein, diesen Gedanken hatte Break schnell wieder von sich geschoben. Einen Earp löschte man erstens nicht so leicht und zweitens nicht unbemerkt aus. Ganz sicher aber nicht ungestraft.

      Break dachte daran, daß hinter diesem Mann schließlich Leute wie Wyatt Earp selbst, wie Doc Holliday, Luke Short, Bat Masterson und Virgil Earp standen. Das waren Namen, an die ­Break nicht einmal denken mochte. Jeder dieser Männer war ein absolut tödlicher Schütze, beidhändig, mit Colt und Winchester. Und jeder von ihnen war eiskalt und furchtlos.

      Nein, Break war nicht dumm genug, diesen Burschen hier abknallen zu lassen. Weshalb auch? Vielleicht ritt er ja gleich weiter, dann war alles in Ordnung.

      *

      Aber Morgan Earp ritt nicht gleich weiter. Er fragte den Salooner nach einem Quartier.

      Mat schluckte schwer. Heavens, er hatte ein heißes Stoßgebet zum Himmel geschickt, daß dieser Mann die Stadt noch nicht verlassen möge. Das war der einzige Mensch, vor dem Break etwas wie Vorsicht und Respekt zu empfinden schien.

      »Ein Quartier, Mister Earp? Natürlich. Sie finden ein kleines Stück die Straße hinauf das Boardinghouse…«

      Morgan nickte.

      »Und am Hotel sind Sie ja schon vorbeigekommen.«

      »Das sieht mir zu neu und zu teuer aus«, meinte Morgan lachend.

      In Breaks Gehirn arbeitete es fieberhaft. Was will dieser Morgan Earp hier in Orange City? Weshalb will er hier übernachten?

      Damned, dieser Morgan Earp machte ihm Sorgen.

      Der Missouri-Mann warf ein Geldstück auf das Thekenblech und bestellte einen Drink. »Auch einen für Mister Break.«

      Der Riese horchte auf. Er sah auf das Glas, hob dann den Blick und sah Morgan in die Augen.

      Nein, er hatte sich nicht getäuscht: Dieser Mann war sein Feind! Er hatte etwas vor!

      Wenn es so war, dann mußte allerdings auf dem schnellsten Weg dafür gesorgt werden, daß dieser Earp Brother keine Chance mehr hatte, weiteres ›Unheil‹ anzurichten.

      Morgan hatte sein Glas halb ausgetrunken, tippte an den Hutrand und ging zur Tür.

      »Earp!« rief Break hinter ihm her.

      Morgan ging weiter bis zur Tür und drehte sich erst, als er einen Blick hinausgeworfen hatte, langsam um. »Was gibt’s?«

      »Was wollen Sie hier in der Stadt?«

      Um den Mund des Missouri-Mannes huschte ein Lächeln. »Sie sind ziemlich neugierig, Break.« Damit schlugen die beiden Schwingarme der Pendeltür hinter seinem Rücken zusammen.

      *

      Morgan war auf die Straße getreten.

      Durch dunkle Wolken blitzte die Sonne und warf ihr gleißendes Licht auf den hochgewachsenen


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