Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 6 – Western - William Mark D.


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Jefferson, Mister Earp. Ich habe da drüben den kleinen Barber Shop.«

      Morgan reichte dem Greis die Hand.

      »Mister Earp, ich danke Ihnen im Namen dieser ganzen Stadt. Sie haben Owen Turner vor einer wahren Bestie gerettet. Und nicht nur ihn. Uns alle. Ich möchte Ihnen danken.«

      »Keine Ursache«, wehrte Morgan ab und wollte sich in den Sattel seines Rappen ziehen.

      Da preßte der Alte seine Hände um die Rechte Morgans. »Mister Earp, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen. Ich bin der Major von Orange City. Auch wenn das die Leute vergessen zu haben scheinen. Sie leben in Angst. Wir alle leben in Angst. Gordon Jim Break hat die Stadt einfach gelähmt. Und was das schlimmste ist: Unser Sheriff hat das Weite gesucht. Jetzt gibt es hier niemanden, der für Ordnung sorgt. Um es ehrlich zu sagen: der es wagt, für Ordnung zu sorgen.«

      Morgan nickte und zertrat den Rest seiner Zigarre. Den linken Fuß hatte er schon im Steigbügel.

      Da sagte der allte Jefferson: »Morgan Earp, ich möchte Sie bitten, in Orange City den Sheriffstern zu tragen. Wir…«

      Morgan nahm den Fuß aus dem Bügel und schob sich den Hut aus der Stirn. »Was soll ich?«

      Der alte Barbier wiederholte seine Bitte.

      Die Straße war leer. Nur oben neben der Tür lungerte Hunter herum.

      Plötzlich erschien Break oben auf dem Vorbau.

      »Jefferson, was tratschen Sie da herum? Ich habe Sie gestern vormittag aufgefordert, mir eine Liste des Bürgerrats zu bringen!«

      Jefferson wandte den Kopf. »Sie müssen sich schon gedulden, Mister Break. Ich bin eben bei einer wichtigen Amtshandlung.«

      »Wichtige Amtshandlung?« Break schluckte. Was hatte der Major mit diesem Earp denn für eine wichtige Amtshandlung zu besprechen?

      Und als Jefferson weiter auf Morgan einsprach, sprengte der Jähzorn des Hünen alle Riegel, unbeherrscht schrie er: »Was fällt dir ein, alter Schaumschläger! Scher dich an deine Arbeit, sonst raucht es!«

      Als Jefferson sich auf diesen Anwurf hin umwenden wollte, packte Morgan ihn am Ärmel und zog ihn ganz sanft zu sich herum.

      »All right, Mister Jefferson«, sagte er leise, »ich nehme an.«

      Break brüllte. »Jefferson, was fällt Ihnen ein? Ich spreche mit Ihnen!« Heavens, das durfte er nicht einreißen lassen, daß der Major eigene Wege ging; in sinnloser Wut belferte er weiter: »Und Sie, Earp, sehen zu, daß Sie weiterkommen! Wir brauchen hier in unserer Stadt Ruhe und Ord…«

      »Break!« Es war der alte Jefferson, der den Desperado unterbrochen hatte.

      »Sie sprechen mit dem neuen Sheriff von Orange City.«

      »Was hast du da eben gesagt, Schaum­schläger?« krächze Yellow Jim.

      Morgan ging langsam auf den Vorbau zu.

      »Ich fände es gut, Mister Break, wenn Sie sich dem Major gegenüber einen anderen Ton zulegen würden.«

      Flammende Zornesröte überflutete das gelbliche Gesicht des Banditen. Aber Morgan Earp ließ ihm keine Zeit zu einer Antwort. Er wandte sich an Hunter und die beiden anderen Tramps, die sich inzwischen wieder vor der Schenke eingefunden hatten.

      »Und ihr laßt die Leute auf der Straße in Ruhe. Wenn ich noch einmal so etwas erlebe wie vorhin, dann gibt’s Dampf!«

      Mit einem Ruck wandte er sich um nach Jefferson. »Wo ist das Office?«

      »Drüben, Sheriff!«

      Mit hartem, sporenklirrendem Schritt ging der junge Morgan Earp auf das Office zu, das sein letzter Bewohner fluchtartig verlassen hatte.

      *

      Break war so verdutzt, daß er noch kein Wort der Entgegnung gefunden hatte. Vornübergebeugt starrte er dem Mann aus Missouri mit weit offenen Augen nach.

      Auch Hunter, Saunders und Griffith hatten Mund und Augen aufgerissen.

      Da riß Hunter den Colt aus dem Halfter.

      Aber Gordon Break schlug ihm die Waffe aus der Hand.

      Im gleichen Moment wandte sich Morgan, der die Officetür fast erreicht hatte, um. Er hatte einen seiner schweren Revolver in der Rechten.

      »Nicht doch, Break, verärgern Sie Ihre Leute nicht. Hätten Sie den Jungen doch gelassen. Ich bin es gewohnt, daß von hinten auf mich geschossen wird.«

      Break, Hunter und die beiden anderen sahen ihn mit verständnislosen Blicken an. Und als der lange Break etwas rufen wollte, war Morgan schon im Office verschwunden.

      Jefferson stand noch immer mitten auf der Straße, genau auf der Stelle, wo er den neuen Sheriff für seine Stadt angeworben hatte.

      Hunter ging auf ihn zu. Er krampfte die Hände zusammen. »Weißt du, was ich jetzt mit dir machen sollte, Alter? Ich…«

      »He, Sonny!« kam es schneidend vom Office her. »Ich sagte: die Leute in Ruhe lassen!«

      Hunter fuhr herum. Seine Hand zuckte zum Waffengurt. Da jedoch schien sie zu erstarren.

      In der rechten Hand von Morgan Earp lag wieder einer der großen Revolver.

      Der neue Sheriff trat auf den Vorbau hinaus, ließ den Revolver zurück ins Halfter fliegen und stemmte die Hände in die Hüften.

      »Anscheinend hört ihr schlecht, Freunde. Das ist bedauerlich.« Und im völlig anderen, schneidend scharfen Ton fuhr er fort: »Ich warte genau dreißig Sekunden, wenn ich dann noch einen von euch sehe, gibt’s Ärger!«

      Die Tramps hatten offenbar ein feines Gefühl dafür, festzustellen, wann es wirklich ernst wurde. Sie zogen die Köpfe in die Schultern und zockelten davon.

      Nur Gordon Break blieb stehen. Mit immer noch verständnislosem Blick beobachtete er den Mann aus Missouri, der da in die Stadt gekommen war und alles bedrohte, was er sich hier ›aufgebaut‹ hatte.

      Jetzt setzte er sich langsam in Bewegung und kam auf Morgan zu. Zwei Yards vor ihm blieb er stehen.

      »Das ist doch nicht Ihr Ernst, Earp?«

      »Was?« Morgan riß ein Zündholz am Türrahmen an und schob sich eine neue Zigarre zwischen die Zähne.

      »Daß Sie hier in diesem Nest den Sheriff spielen wollen.«

      »Hätten Sie etwas dagegen, Break?« fragte Morgan über das brennende Streichholz hinweg.

      »Dagegen? Nein, ich verstehe Sie nicht. Das ist doch keine Stadt, die einen Posten für einen Earp zu vergeben hat!«

      Schlauer Fuchs! dachte Morgan. Aber so fängst du mich nicht.

      »Es gibt doch hundert andere Städte, die fünfmal so groß sind und für einen Sheriff Earp fünfmal so viel Bucks springen lassen können als ausgerechnet dieses elende Orange City, he?«

      Morgan sog an seiner Zigarre. »Kann sein, Break. Aber es gefällt mir hier ganz gut.«

      Der faunisch-freundliche Zug, den der Riese auf sein pergamentenes Gesicht gezaubert hatte, verschwand urplötzlich. Er ist also gerufen worden! zuckte es ihm durch den Schädel.

      Aber wie ist das möglich? Ausgerechnet einen Earp! Wer will den denn hier bezahlen? Die haben doch selbst alle nichts.

      Einen Augenblick dachte er daran, daß er hier doch schon eine Menge geholt hatte. Er besaß die einzige Schenke im Umkreis von vielen Meilen. Er würde sie ausbauen, Tanzgirls würde er kommen lassen, und ein Orchestrion würde er auch herschaffen lassen. Den Store, den wollte er nur so nebenher halten.

      Dieses Orange City war genau das Nest gewesen, das er gesucht hatte. Er war das rauhe, gefährliche Leben draußen in der freien Prärie leid. Bei Postkutschenüberfällen und Bankeinbrüchen riskierte man doch immer eine ganze Menge. Hier war das ganz anders. Hier wußte man, mit wem man es zu tun hatte, und nachdem er


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