Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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dachte, welche Folgen es haben könnte. Ich hoffe sehr, daß Ihr Verlobter mir nicht mehr grollt.«

      »Das wäre doch kindisch, aber eifersüchtige Männer sind unberechenbar«, sagte sie lächelnd. »Deswegen habe ich ihm auch nichts davon erzählt, daß ich Sie aufsuche.«

      Peter Rasmus hatte Hunger, und er wollte sich auch nicht noch tiefer in diese rätselhafte Angelegenheit verstricken.

      »Darf ich Sie zum Essen einladen?« fragte er. »Ich muß gestehen, daß ich sehr hungrig bin.«

      »Ich auch«, lächelte Mirja.

      Unversehens gerieten sie ins Erzählen, und Mirja von Korten hörte aufmerksam zu.

      »Lars würde es bestimmt interessieren, sich eine so moderne Privatklinik wie die Prof.-Kayser-Klinik einmal anschauen zu können«, sagte sie. »Er will auch eine Klinik gründen. Er ist in der glücklichen Lage, sich das leisten zu können, wenn er genügend Erfahrungen gesammelt hat. Aber jetzt möchte ich doch etwas von dieser anderen Mirja erfahren. Bitte, nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich so neugierig bin.«

      Sie hatten nicht bemerkt, daß Dr. Lundgren in der Tür erschienen war, und da er sich schnell zurückzog, blieben sie ganz unbefangen. Sie konnten ja nicht ahnen, was Lars Lundgren sich jetzt dachte.

      »Eigentlich weiß ich gar nichts von Mirja Rickmann«, sagte Dr. Rasmus. »Sie ist ein sehr zurückhaltendes Mädchen, unsere Oberschwester nennt sie immer ›Prinzessin‹, aber das soll nicht heißen, daß sie eingebildet ist. Sie ist eben nur sehr apart.«

      »Das wäre ja auch ein hübsches Kompliment für mich«, lächelte Mirja von Korten. »Ich möchte dieses Mädchen kennenlernen. Ich werde meinen Vater bitten, mit mir nach München zu fahren. Ich habe meine Mutter sehr früh verloren. Genau gesagt, lernte ich sie gar nicht kennen, denn sie starb bei meiner Geburt. Ich war eine Frühgeburt, müssen Sie wissen. Meine Mutter stürzte eine Treppe hinunter, und so geschah es. Pa ist nie darüber hinweggekommen. Sie verstehen mich doch, Herr Dr. Rasmus? Wenn Ihnen jemand sagen würde, daß Sie einen Doppelgänger haben, würde Sie es doch wohl auch interessieren, diesen kennenzulernen.«

      »Es würde mich freuen, wenn Sie sich einmal selbst überzeugen würden, daß ich nicht übertrieben habe«, sagte er. »Aber Mirja Rickmann werde ich erst vorbereiten müssen.«

      »Nein, bitte nicht, das soll dann eine Überraschung sein.« Sie lächelte wie ein Kobold. So hatte er Mirja Rickmann allerdings noch nie lächeln sehen.

      Er begleitete Mirja von Korten bis zur Tür, und sie schieden wie Freunde, aber Dr. Peter Rasmus sah nicht mehr, daß draußen ein hochgewachsener blonder Mann auf sie wartete, der ihr den Weg vertrat, als sie zu ihrem Wagen gehen wollte.

      *

      »So ist das also! Es beruht auf Gegenseitigkeit!« stieß Lars Lundgren hervor.

      »Mach dich doch nicht lächerlich, Lars«, erwiderte sie, nachdem sie den Schrecken überwunden hatte. »Ich wollte mehr über meine Doppelgängerin erfahren, nichts weiter. Ich konnte nicht wissen, daß du mir nachspionierst«, sagte Mirja von Korten aufgebracht. »Wenn du mir so wenig vertraust, zieh bitte die Konsequenzen.«

      »Soweit hat er es also schon gebracht!« brauste er auf. »Das ist doch alles Theater. Er will sich interessant machen.«

      »Mein lieber Lars«, sagte Mirja ruhig, »dieser Mann ist glücklich verheiratet und heilfroh, wenn er wieder nach Hause fahren kann. Wir haben zusammen gegessen, weil wir beide Hunger hatten. Jetzt wäre mir der Appetit ohnehin verdorben. Du benimmst dich kindisch. Es gibt eine Doppelgängerin von mir. Du kannst dich ja überzeugen, wenn du so mißtrauisch bist.«

      »Das werde ich auch, und zwar sofort«, stieß er hervor.

      Vier Stunden später war Dr. Lars Lundgren auf dem Weg nach München. Er hatte Glück gehabt, noch einen Platz in der Nachmittagsmaschine zu bekommen.

      Mirja wartete indessen auf ihren Vater, den sie zu ihrem Erstaunen gar nicht daheim angetroffen hatte. Er kam erst gegen Abend, und er machte einen erschöpften, ziemlich niedergeschlagenen Eindruck.

      »Pa, ich habe eine Bitte«, sagte Mirja. »Laß uns nach München fahren. Ich möchte dieses Mädchen kennenlernen, das mir so ähnlich sehen soll.«

      »Ich auch«, erwiderte Johannes von Korten zu Mirjas Verblüffung. »Wir fahren morgen früh mit dem ICE.«

      »Können wir nicht fliegen?«

      »Nein, ich habe etwas gegen diese Vögel.«

      Sie wagte keinen Widerspruch. Der Gedanke, daß sie nach München kommen würde, stimmte sie versöhnlich.

      *

      Erst gegen halb sechs Uhr war Mirja Rickmann mit ihrem Arbeitspensum fertig. Zweimal hatte sie mit Schwester Sophie telefoniert und sich nach Benedikts Befinden erkundigt. Zeit, um die Zeitungsausschnitte zu lesen, hatte sie noch nicht gefunden.

      Jetzt war Benedikt wichtiger als die Vergangenheit. Sie beeilte sich, zu ihm zu kommen. Er schlief.

      »Sie sind doch telefonisch zu erreichen«, meinte Dr. Sternberg. »Wir werden Sie anrufen, wenn er aufwacht.«

      Dr. Sternberg rief Dr. Liepmann heran, als er Mirja zur Treppe begleitete. »Wir sind übereingekommen, daß Frau Rickmann benachrichtigt wird, wenn Herr Arnold aufwacht, Herr Liepmann«, sagte Eckart Sternberg.

      »Ganz gleich, wieviel Uhr es ist«, warf Mirja rasch ein. »Ich schreibe Ihnen noch schnell meine Telefonnummer auf.«

      Es wurde nun doch fast sieben Uhr, bis sie heimkam. Unterwegs hatte sie noch ein paar Besorgungen gemacht.

      Schwer bepackt stieg sie die Treppe zu ihrer Wohnung empor. Rolf Hilgers Tür ging prompt auf, als hätte er auf sie gewartet.

      »Muß doch mal hören, was sich so bei uns im Haus tut«, sagte er grinsend. »Haben sich die Hankes endgültig verkracht?«

      »Es scheint so«, sagte sie, weiteren Fragen vorbeugend.

      »Na, dann brauchen wir ja keine Rücksicht mehr zu nehmen«, erklärte er.

      »Wie meinen Sie das?« fragte Mirja abweisend.

      »Ich meine, daß wir unsere Abende nicht mehr einsam zu verbringen brauchen. So ein nettes Mädchen wie Sie braucht doch auch mal ein bißchen Ansprache. Darf ich Sie zum Abendessen einladen?«

      »Nein«, erwiderte Mirja zornig und knallte die Tür hinter sich ins Schloß.

      Das fehlte ihr gerade noch!

      Ihre Gedanken waren bei Benedikt und wanderten dann zu Irene Arnold-Mattis. Sie dachte nun wieder an die Zeitungsausschnitte, die Schwester Sophie ihr gegeben hatte, und nahm sie aus der Tasche.

      Reißerisch waren die Artikel aufgemacht.

      Der Jüngere mußte sterben! las sie und sah ein Bild, das ein Flugzeugwrack darstellte. Weiter unten ein kleineres, auf dem ein Mann und eine Frau zu sehen waren. Die Frau war Irene. Das Gesicht des Mannes war verschwommen.

      Jürgen Arnold und seine Frau Irene! stand darunter.

      Auf einem anderen Ausschnitt war ein größeres Bild von ihm.

      Immer stand er im Schatten seines älteren Stiefbruders, der auch das Unglücksflugzeug steuerte. Der Jüngere mußte sterben. Seine schöne Frau blieb gebrochen zurück.

      Wie theatralisch das klang!

      Heute jedenfalls machte Irene keinen gebrochenen Eindruck mehr. Seltsame Gedanken kamen Mirja. Sie brannte darauf, mehr von Irene und Jürgen Arnold zu lesen.

      Als letztes kam ihr der Bericht in die Hände, in dem zu lesen stand, daß Irene Arnold-Mattis ein Verfahren gegen ihren Schwager wegen fahrlässiger Tötung ihres Mannes eingeleitet hätte.

      Das also schrieben die Zeitungen über Benedikt, und nach Mirjas Meinung waren sie dazu von Irene inspiriert worden. Aber so schnell durfte sie wohl doch nicht mit ihrem Urteil sein.

      Soweit


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