Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sagte auch Johannes von Korten abweisend.

      »Es tut mir wirklich leid, daß ich solchen Wirbel verursache, aber es ist so«, sagte Peter Rasmus.

      »Wie alt ist sie?« fragte Mirja von Korten.

      »Einundzwanzig«, erwiderte er.

      »Wie ich!« staunte Mirja.

      »Es mag fatal sein, aber sie hat die gleiche Haarfarbe und die

      gleiche Augenfarbe wie Sie, und sie könnte fast Ihr Spiegelbild sein.«

      »Ich finde das lustig«, sagte Mirja. »Du nicht auch, Papa? Lars möchte mich natürlich als Einzelstück haben.«

      »Ich finde es auch nicht lustig«, sagte Johannes von Korten. »Wie heißt die junge Dame?«

      »Mirja Rickmann.«

      »Rickmann«, wiederholte Johannes von Korten gedankenvoll.

      Dann trank er sein Glas leer, das merklich in seiner Hand zu zittern begann.

      »Es mag ja Ähnlichkeiten geben«, sagte er rauh, »aber es ist wohl eine Laune der Natur.«

      Mirja sah ihren Vater befremdet an.

      »Es gefällt meinen Männern nicht, daß es noch eine zweite Ausgabe von mir gibt«, sagte sie leichthin. »Eigentlich müßte ich mir die andere Mirja einmal anschauen. Was meinst du, Lars? Du wolltest doch nächsten Monat nach München fahren. Vielleicht erlaubt Papa, daß ich mit dir fahre.«

      Lars Lundgren warf Peter Rasmus einen vernichtenden Blick zu. »Ich glaube eher, daß dieser Herr deine Bekanntschaft machen wollte und eine sehr unglaubhafte Ausrede erfunden hat, als er merkte, daß du bereits vergeben bist«, sagte er in seinem harten Deutsch.

      Peter Rasmus hatte auch seinen Stolz. Er richtete sich auf. »Sie können sich ja überzeugen«, erklärte er. »Wenn Sie in München sind, besuchen Sie die Prof.-Kayser-Klinik doch. Ich nehme an, daß Sie ein Kollege sind.«

      »Gynäkologe«, sagte Mirja von Korten vermittelnd.

      »Ich auch«, erklärte Peter Rasmus. »Darf ich mich jetzt verabschieden?«

      Da hatte er sich in eine schöne Situation gebracht! Fataler ging es gar nicht mehr! Als er das Haus verlassen wollte, kam auch noch der Hausherr daher.

      »Sie wollen schon gehen, Herr Rasmus? Wir wollten uns doch noch unterhalten. Tut mir leid, daß ich noch keine Zeit hatte.«

      »Ich habe mich unbeliebt gemacht«, sagte Peter Rasmus.

      »Wieso denn unbeliebt? In meinem Haus kann man doch seine Meinung sagen. Um was ging es denn?«

      Dr. Rasmus erzählte es. »Eigentlich dürfte es solche Ähnlichkeit nur bei Zwillingen geben, bei eineiigen Zwillingen«, sagte er abschließend. »Ich bin doch nicht blind.«

      »Das klingt wirklich erstaunlich. Ich habe Frau von Korten erst heute abend kennengelernt. Auch ihren Vater. Dr. Lundgren ist mein Famulus. Schicken Sie mir mal ein Bild von dieser anderen Mirja. So etwas interessiert mich auch.«

      »Dr. Laurin wird nicht gerade erfreut sein, wenn ich ihm erzähle, wie ich mich in die Nesseln gesetzt habe.«

      Professor Lorenzen lachte. »Was können Sie denn dafür, wenn Ihre Mirja eine Doppelgängerin hat?«

      »Es ist durchaus nicht meine Mirja«, rechtfertigte sich Dr. Rasmus. »Sie kann auch nichts dafür, daß sie eine Doppelgängerin hat.«

      Aber als er dann im Hotel ankam, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er rief in der Prof.-Kayser-Klinik an.

      *

      Dr. Laurin wurde wieder einmal bis nach Mitternacht festgehalten. Aus diesem Grunde konnte Dr. Rasmus mit dem Chef höchstpersönlich sprechen.

      Dr. Laurin schüttelte den Kopf, als dieses Gespräch beendet war. Aber nun wollte er endlich nach Hause.

      Seine bezaubernde Frau Antonia empfing ihn liebevoll. »Mein Armer«, bedauerte sie ihn, »das war mal wieder ein endloser Tag.«

      »Unserem lieben Peter scheint der Luftwechsel nicht zu bekommen«, machte er seinem Herzen Luft.

      »Wieso denn nicht?«

      »Er hat Mirja in Hamburg gesehen.«

      »Mach keine Witze, Leon«, sagte Antonia.

      »Ich mache keine. Er behauptet doch steif und fest, daß da ein Mädchen ist, das Mirja zum Verwechseln ähnlich sieht. Er wollte sich überzeugen, ob unsere Mirja tatsächlich noch in unserer Klinik weilt.«

      »Jetzt sei mal ernst, Leon«, mahnte Antonia.

      »Todernst bin ich, ist mir«, knurrte er. »Du hast ja keine Ahnung, was wieder los ist.«

      »Wenn du mir nichts sagst«, erwiderte sie schlagfertig.

      »Ich muß erstmal zu mir kommen. Also, es gibt zwei Mirjas. Eine bei uns, eine in Hamburg, oder Peter ist total durchgedreht, weil er sich mal von seiner Ulla trennen mußte.«

      »Peter dreht nicht durch«, stellte Antonia fest. »Er ist der vernünftigste Mann, den ich kenne.«

      »Mich ausgenommen«, meinte Leon.

      »Dich ausgenommen«, sagte sie nachgiebig.

      »Also gibt es zwei vernünftige Männer auf dieser Welt und zwei Mädchen, die sich aufs I-Tüpfelchen gleichen. Eine davon ist unsere Mirja, und sie hat sich unsterblich in einen Mann verliebt, der beinahe ein Todeskandidat war.«

      »Jetzt ist es aber genug«, sagte Antonia streng. »Du bist übermüdet. Du phantasierst.«

      »Ich bin bei klarem Verstand, so wahr mir Gott helfe, und wenn der Tag auch noch so verrückt war. Warum kann der Herrgott nur nicht alles schön gleichmäßig über dreihundertfünfundsechzig Tage verteilen? Warum muß er immer alles auf einmal auf mich herabschicken?«

      »Damit wir auch mal ein paar Tage ohne Aufregungen haben«, erklärte Antonia. »Also, jetzt erzähle, in wen Mirja sich verliebt hat.«

      »Ich Blödian mußte ihr ja die Konzertkarte schenken«, brummelte er. »Sonst wäre alles nicht passiert.«

      »Schätzchen, ich hole dir jetzt ein schönes, kühles Bier, und dann erzählst du mir in Ruhe alles der Reihe nach«, sagte sie ganz fürsorglich.

      »Ja, mein Liebling. Wenn ich dich nicht hätte, wäre ich bestimmt schon in der Klapsmühle gelandet«, seufzte Leon.

      *

      Es wurde eine lange Nacht, nicht nur für das Ehepaar Laurin, für Mirja Rickmann und Dr. Rasmus, der einfach nicht einschlafen konnte, sondern auch für Johannes von Korten.

      Er war einfach, ohne sich zu verabschieden, von dem Empfang verschwunden und auf seinen wunderschönen Besitz am Rande der Heide zurückgekehrt.

      Rickmann – dieser Name spukte in seinem Hirn und ließ ihn nicht los. Erst an seinem Schreibtisch, das Bild seiner früh verstorbenen Frau Mirja vor sich, kamen ihm die Erinnerungen wieder voll ins Bewußtsein.

      Rickmann hatte das Verwalterehepaar geheißen, das damals bei ihnen war.

      Anna Rickmann war eine hübsche junge Frau gewesen und sehr tüchtig. Mirja hatte viel von ihr gehalten. Mirja, seine Frau, nach der das einzige Kind, bei dessen Geburt sie gestorben war, den Namen bekommen hatte. Gern erinnerte sich Johannes von Korten nicht an jene Tage, die so viel Leid in sein Leben gebracht hatten.

      Wie sehr hatte er Mirja geliebt. Niemals hatte er sie vergessen. Bis zum heutigen Tag nicht. Er war allein geblieben mit seiner geliebten Tochter, die er maßlos verwöhnt hatte, die für ihn das schönste Mädchen der Welt war.

      Und nun sagte dieser Fremde, dieser Dr. Rasmus, daß es ein Mädchen gäbe, das ihr zum Verwechseln ähnlich sehe. Dieses Mädchen hieß Rickmann, ausgerechnet Rickmann!

      Er stützte den Kopf in die Hände. Er wußte


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