Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ein, obgleich er es offensichtlich darauf anlegte.

      Wenn sie rechtzeitig ins Konzert kommen wollte, mußte sie sich ohnehin beeilen.

      Sie freute sich auf dieses Konzert. Beethoven und Mozart, einmal dem Alltag entfliehen!

      Sie hörte Lilly Hankes erregte Stimme: »Ich bringe mich um, du wirst es sehen. Du bringst mich soweit.«

      Fast fluchtartig verließ Mirja das Haus.

      *

      Mirja hatte gerade noch zur rechten Zeit den Konzertsaal erreicht.

      Sie sah reizend aus in dem lindgrünen Kleid, das ihr schönes volles Haar so recht zur Geltung brachte. Der junge Mann rechts neben ihr nahm dies wohlwollend zur Kenntnis.

      Die Musiker saßen schon auf ihren Plätzen, der Dirigent erschien. Begrüßungsapplaus rauschte auf, und dann ließ sich Mirja einfangen von der herrlichen Musik, die meisterhaft dargeboten wurde.

      Ganz in sich versunken lauschte sie. Der letzte Ton erklang, wieder rauschte Beifall auf, lang anhaltend, stürmisch, dann kam die Pause.

      Nur der junge Mann neben ihr blieb sitzen, wie sie auch.

      Sie hatte die Hände ineinander verschlungen und wagte nicht aufzublicken. Sie spürte seinen Blick und fühlte, wie das Blut in ihre Wangen kroch.

      »Sie sind bezaubernd«, sagte er leise. »Würden Sie mir erlauben, daß ich Sie nach dem Konzert heimbegleite?«

      »Aber nein«, erwiderte sie erschrocken.

      »Schade«, sagte er bedauernd. »Darf ich mich vorstellen und hoffen, daß Sie doch noch anderen Sinnes werden?«

      So etwas hatte Mirja noch nie erlebt. Gewiß war ihr schon mancher Mann nachgegangen und hatte sie auch schon angesprochen, aber das hier war etwas anderes. Er war bei allem Interesse, das er zeigte, sehr höflich und zurückhaltend.

      Er sagte seinen Namen. Benedikt Arnold. Er prägte sich ihr sofort ein.

      Schon strömten die Menschen wieder in den Saal. Die Pause neigte sich dem Ende entgegen.

      »Bitte, sagen Sie mir doch wenigstens Ihren Vornamen«, bat er.

      Sie wandte ihm das Gesicht zu. Sie sah in zwei warme dunkle Augen, und unwillkürlich legte sich, ihr selbst unbewußt, ein Lächeln um ihren Mund.

      »Mirja«, sagte sie.

      »Mirja«, wiederholte er, und der zärtliche Klang seiner Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen.

      Dann, später, nachdem auch die Zugabe, die stürmisch gefordert worden war, verklang, gingen sie noch nebeneinander zur Garderobe, so als könnte es gar nicht anders sein.

      Sie duldete es, daß er ihren Arm nahm und sie hinausführte in die klare, kühle Nacht.

      »Ich muß nach Hause«, sagte sie stockend.

      »Ich bringe Sie nach Hause, aber zuerst trinken wir noch ein Glas Wein.«

      »Das geht nicht«, protestierte sie nun doch.

      »Warum nicht?« fragte er mit umwerfender Selbstverständlichkeit. »Werden Sie erwartet?«

      »Nein.«

      Mirja wußte nicht, wie es geschehen konnte, aber ihr Leben hatte sich plötzlich verändert. Sie ging einfach mit einem fremden Mann, sie duldete es sogar, daß er seinen Arm um ihre Schultern legte.

      Sie betraten ein Restaurant, das so vornehm war, daß sie Beklemmungen bekam.

      »Wie üblich, nur zweimal«, sagte er zu dem Ober, der sich einen diskreten Blick auf Mirja gestattete.

      »Sofort, Herr Arnold«, sagte der Ober zuvorkommend.

      Wenig später stand schon eine Karaffe Wein auf dem Tisch. Benedikt Arnold füllte die Gläser und hob seines Mirja entgegen.

      »Ich trinke auf das Wunder, das mir heute widerfahren ist«, sagte er leise. »Wie heißt der Engel, der Ihnen die Karte in die Hände spielte, Mirja?«

      Sie wurde von einer ganz merkwürdigen Stimmung erfaßt.

      »Dr. Laurin«, erwiderte sie mit einem Lächeln.

      Eine Falte erschien auf seiner Stirn. »Welche Rolle spielt er in Ihrem Leben?« fragte er heiser.

      »Eine beträchtliche. Er ist mein Chef.«

      »Und sonst?«

      »Nichts und sonst«, erwiderte sie lächelnd. »Er ist Chef der Prof.-Kayser-Klinik, glücklich verheiratet und Vater von drei Kindern.«

      »Und was tun Sie dort?«

      »Ich bin Röntgenassistentin.«

      Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen. Ein Servierwagen wurde herangerollt. Mirja gingen die Augen über im Anblick der Köstlichkeiten.

      »Aber…«, flüsterte sie wieder, doch gleich unterbrach er sie.

      »Nicht schon wieder aber. Etwas davon wird Ihnen schon schmecken.«

      Das ist alles gar nicht Wirklichkeit, dachte sie. Ich träume nur. So etwas kann es nur im Traum geben.

      Ihre Augen waren die eines staunenden Kindes, und der Mann betrachtete sie mit einem unergründlichen Lächeln.

      »Du bist ein Wunder, Mirja«, sagte er.

      Sie sah ihn an. Sein schmales dunkles Gesicht wies mehrere Narben auf. Sein volles dunkelbraunes Haar war schon von einzelnen silbernen Fäden durchgezogen.

      So jung, wie er in dem gedämpften Licht des Konzertsaales gewirkt hatte, mochte er gar nicht mehr sein, oder sein Gesicht war früh von Erlebnissen geprägt worden.

      »Jetzt schaust du mich wenigstens einmal richtig an«, sagte er mit nachdenklichem Ausdruck, und sie wunderte sich schon gar nicht mehr, daß er du zu ihr sagte.

      Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und zog sie an seine Lippen.

      Es paßte alles zu diesem Traum, und Mirja wünschte, daß er ewig währen möge.

      *

      Natürlich paßte auch sein Wagen zu diesem Traum. Mirja sank benommen in das weiche schwarze Lederpolster.

      »Warum stellst du eigentlich keine Fragen, Mirja?« meinte er auf der Heimfahrt.

      »Was soll ich fragen?«

      »Zum Beispiel, ob ich verheiratet bin und so weiter. Was Frauen eben so fragen.«

      »Morgen ist alles wieder anders«, sagte sie leise.

      »Meinst du?«

      »Ich mache mir keine Illusionen. Wir leben in zwei verschiedenen Welten.«

      Er lachte leise. »Wir leben in einer Welt. Die Unterschiede schaffen die Menschen selbst. Also gut, wenn du nicht fragst, werde ich dir einiges über mich sagen. Ich möchte, daß du es weißt. Du sollst dir keine Illusionen machen, Mirja. Worauf es im Leben ankommt, kann man nicht mit Geld erwerben. Erschrecken dich meine Worte?«

      »Ja«, erwiderte sie beklommen.

      »Es ist ja auch blödsinnig, daß ich so rede«, sagte er heiser. »Ich wollte dir doch etwas ganz anderes sagen. Am besten sage ich gar nichts mehr.«

      Er bremste so scharf, daß ihr Kopf an seine Schulter flog, und im nächsten Augenblick fühlte sie seine Lippen auf ihrem Mund. Es war ein betäubender Kuß, der auch den letzten winzigen Rest ihres Widerstandes erlöschen ließ.

      Ganz plötzlich gab er sie frei, und sie fragte mit erstickter Stimme: »Bist du verheiratet?«

      »Nein. Es ist viel schlimmer«, flüsterte er. »Ich möchte dich festhalten, aber…« Er unterbrach sich, und bis ins Innerste aufgewühlt sah sie, daß eine tiefe Resignation sein Gesicht veränderte. »Ich bringe dich jetzt nach Hause«, sagte er.

      Viel zu schnell waren sie


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