Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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bekam. Laura freute sich sehr über die Kuchenzange und den Sahnelöffel.

      »Wie Sie es nur erraten, Blümchen. Gerade das fehlt mir noch«, sagte sie.

      Es war gleich urgemütlich, und da sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten, merkte Hanna noch nicht, daß der Tisch für vier gedeckt war. In der Unterhaltung verging die Zeit schnell, doch manchmal warf Laura nun doch einen sorgenvollen Blick auf die Uhr.

      »Dann werden wir uns doch mal an den Kaffeetisch setzen«, sagte sie. »Eigentlich wollte ja noch ein Kollege von Günter kommen, aber er scheint doch wieder unabkömmlich zu sein.«

      Doch im gleichen Augenblick läutete es, und nun stand der große Augenblick bevor.

      »Michael ist ein netter Mensch«, sagte Laura harmlos. »Er ist auch so ein Einzelgänger, um den man sich ein bißchen kümmern muß.«

      Da stand er schon in der Tür neben Günter Stoll, der Kommissar Michael Thal, schlicht Michel genannt, und Hanna fühlte, wie ihr die Glut in die Wangen stieg. Sie warf erst Laura einen raschen Blick zu, aber die hatte sich gut in der Gewalt und tat völlig unwissend.

      Von einem erfahrenen Kriminalkommissar mußte man schon voraussetzen, daß er sich beherrschen konnte, aber so ganz gelang es Michael Thal nicht.

      »Welch ein Zufall!« sagte er stockend. »Wir haben uns schon kennengelernt, Frau Bluhme.«

      »Gibt’s denn das?« meinte Günter unschuldsvoll.

      »Sie haben ja gar nichts davon gesagt, Blümchen«, warf auch Laura ein.

      »Ich wußte ja nicht, daß Kommissar Thal Michel heißt«, bemerkte Hanna hintergründig, denn sie ahnte schon, daß dies nicht nur ein Zufall war.

      »Den Kommissar lassen wir jetzt aber weg«, sagte Michael Thal. »Entschuldigt bitte die Verspätung, aber ich mußte ein paar Stunden schlafen.«

      *

      Für Emilia Geßner war der Tag ereignisreich. Zuerst der Abschied von Inge und bald darauf kamen ihre Schwiegermutter und Irene, und auch da gab es wieder Tränen, diesmal jedoch bei Irene, und sie flossen reichlich.

      »Mach dir doch keine Vorwürfe mehr, Irene, es sollte alles so sein. Irene verdient keinen Vorwurf, Mutter«, sagte Emilia. »Sie hat sich immer um mich gekümmert.«

      »Was man von mir nicht sagen kann«, klagte sich Charlotte Geßner an.

      »Davon reden wir doch nicht mehr«, meinte Emilia. »Es muß ein großer Schock für dich gewesen sein, Irene, ich meine, wegen Dieter.«

      »Davon reden wir jetzt auch nicht mehr«, fiel Irene ihr ins Wort. »Es geschieht mir ganz recht, aber ich habe ja mehr Glück als Verstand.«

      »Wie meinst du das?«

      »Das wirst du schon noch erfahren«, sagte Irene. »Erlaubst du mir, daß ich mir jetzt meinen Neffen anschaue?«

      »Schwester Otti wird ihn bald bringen.«

      »Das ist eine tolle Klinik«, stellte Irene fest.

      »Ich konnte es jedenfalls nicht besser treffen«, sagte Emilia. »Alle sind einfach rührend, die Ärzte, die Schwestern, und auch meine Bettnachbarin war reizend. Sie wurde heute entlassen.«

      Wie leicht es ihr von den Lippen kam. Frau Geßner nahm ihre Hand und drückte sie leicht. »Ich freue mich so darauf, Emilia. Irene hat schon recht, ein Gutes hat es. Deine engstirnige Schwiegermutter hat eine Lehre bekommen.«

      »Aber du warst da, als ich dich am nötigsten brauchte, Mutter«, sagte Emilia weich. »Dafür bin ich dankbar.«

      Schwester Otti schob das Bettchen herein, in dem der kleine Tobias selig schlummerte. Ganz verzückt wurde er von drei Augenpaaren betrachtet, aber am seligsten war jetzt Irene, die ihn zum ersten Mal sah.

      »Gott, ist der süß«, sagte sie begeistert, »direkt neidisch könnte man werden. Darf ich, trotz allem, Patentante bei ihm werden, Emilia?«

      »Das stand doch von Anfang an fest. Es hat sich nichts geändert, Irene.«

      »Eigentlich müßten sie so langsam kommen«, meinte Irene sinnend.

      »Sie?« fragte Emilia überrascht.

      »Dein Mann und der Polizeiinspektor«, scherzte Irene.

      »Steht er denn noch immer unter Aufsicht?« fragte Emilia bestürzt.

      »Unter ganz strenger, du Angsthase. Aber in erster Linie ich.«

      »Hast du noch Schwierigkeiten?« erkundigte sich Emilia ängstlich.

      »Jage Emilia doch nicht solchen Schrecken ein«, sagte Charlotte Geßner vorwurfsvoll. »Irene hat nämlich den Inspektor becirct.«

      »Er hat mich becirct«, widersprach Irene lächelnd. »Er ist jedenfalls der netteste Polizist, der mir je begegnet ist.«

      »Inspektor«, korrigierte ihre Mutter. »Jedenfalls ist er ein sehr achtbarer junger Mann.«

      Darauf warf Irene ihrer Schwägerin einen verschmitzten Blick zu.

      »Mit Garantiekarte«, scherzte sie.

      So recht konnte Emilia noch nicht folgen, und auch als jetzt Horst und Hubert eintraten, war sie noch verwirrt. Es war nicht zu übersehen, daß der Kriminalinspektor Hubert Minden und Irene sich weitgehend einig waren. Sogar schon in bezug des Nachwuchses, denn sie genossen den Anblick des kleinen Tobias augenblicklich mehr, als Horst und Emilia, die sich stumm umschlungen hielten und sich endlich frei von allen Sorgen küssen konnten.

      *

      Laura Stoll konnte indessen den Kaffeetisch abräumen. Sie seufzte hörbar erleichtert auf, als sie das Tablett auf den Küchentisch stellte. Hanna, die ihr mit den Kuchenplatten gefolgt war, konnte dieser Seufzer nicht entgehen, aber Laura, die mit ihrem Erscheinen nicht gerechnet hatte, schrak zusammen, als Hanna sagte: »Sie haben wohl doch Angst gekriegt, Laura?«

      »Wovor denn?« fragte Laura errötend.

      »Daß ich fragen könnte, wieso Herr Thal heute auch eingeladen ist«, bemerkte Hanna gleichmütig.

      »Er ist oft bei uns«, sagte Laura verlegen. »Er ist ein feiner Mensch.«

      »Das will ich nicht bezweifeln, aber Sie wußten doch sicher, daß er in amtlicher Eigenschaft in der Prof.-Kayser-Klinik zu tun hatte.«

      »Na ja«, gab Laura zu, »er sagte, daß ich eine sehr nette Nachfolgerin bekommen hätte, und er war auch ein bißchen unglücklich, weil er fürchtete, bei Ihnen ins Fettnäpfchen getreten zu sein. Sind Sie böse, daß wir ihn auch eingeladen haben?«

      »Das wäre ja albern«, lächelte Hanna. »Ich habe die beste Meinung von unserer Polizei, seit Sie mit Ihrem Günter verheiratet sind.«

      »Ich habe aber auch sehr viel Glück gehabt«, sagte Laura.

      »Sie haben es sich verdient«, sagte Hanna herzlich. »Sehr hübsch haben Sie es hier. Und Tabea hat einen sehr liebevollen Papi.«

      »Das kann man wohl sagen. Aber jetzt gehen wir wieder hinein, sonst denken die Männer, wir wollen nichts von ihnen wissen.«

      Sie schauten auch schon ein bißchen skeptisch, aber Tabea überbrückte mit ihrem kindlichen Geplapper die kurze Spannung, und schon waren sie wieder in der angeregtesten Unterhaltung, die sich dann auch über das Abendessen ausdehnte.

      »Jetzt wird’s aber langsam Zeit für mich«, sagte Hanna, als sie auf ihre Armbanduhr geblickt hatte. »Nach zehn Uhr fahren die Züge nur noch alle vierzig Minuten.«

      »Sie können doch mit Michael fahren«, sagte Laura mutig, da sie merkte, daß dem sonst so geistesgegenwärtigen Kommissar augenblicklich die Worte fehlten. »Er wohnt doch beinahe um die Ecke.«

      »Tatsächlich?« fragte Hanna anzüglich.

      »Sozusagen«, murmelte er. »Wenn Sie sich unter meinen Schutz stellen wollen, Hanna.«


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