Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg
sagte er.
Sie lächelte verschmitzt. »Man muß die guten Beziehungen zur Polizei pflegen«, bemerkte sie hintergründig.
»Das ist eine gute Idee. Man kann ja nie wissen.
Er erfuhr, daß es in der Klinik ein Wochenende ohne besondere Ereignisse gewesen war, wollte man davon absehen, daß nun auch die Familie Geßner in schönster Eintracht vereint war.
Er fand eine gelöste, fröhliche Emilia vor. »Wenn Ihr Mann kommt, hätte ich ihn gern gesprochen«, sagte er. »Versteht er eigentlich etwas von der Buchhaltung?«
Verwirrt sah sie ihn an. »Das muß er doch in seinem Beruf.« Sie war schon wieder ein bißchen ängstlich geworden.
»Deswegen frage ich auch nicht«, beruhigte er sie. »Vielleicht hätte ich eine Stellung für ihn. Aber das möchte ich selbst mit ihm besprechen.«
Sie konnte es nicht fassen. »Wie soll ich Ihnen bloß danken?«
Aber da winkte er ab und erinnerte sie noch einmal daran, daß sie ihren Mann gleich zu ihm schicken solle.
*
Blendend gelaunt erschien auch Kommissar Thal in seinem Büro, und er fand einen nicht weniger gut gelaunten Inspektor Minden vor.
»Wochenende gut verbracht?« fragte er.
Hubert Minden grinste. »Ich bin Irene Geßner nicht von der Seite gewichen, Chef.«
»Sind Sie von Sinnen? Das hat sich doch alles geklärt. Sie haben doch selbst dafür gesorgt, daß sie von jedem Verdacht befreit ist.«
»Aber Sie haben gesagt, daß ich die junge Dame aufklären soll, falls Sie sich erinnern.«
»Haben Sie sie aufgeklärt? fragte Kommissar Thal anzüglich.
»Ausführlich.«
»Und sehr privat, nehme ich an.«
»Ich befasse mich mit dem Gedanken, Irene zu heiraten«, gestand Hubert Minden.
»Aber nicht im Dienst«, grinste Michael Thal.
»In der Kirche«, erwiderte Hubert schlagfertig.
»Werden Sie bloß nicht keck. Ich meine natürlich, daß Sie sich im Dienst nicht mit solchen Gedanken befassen sollen, Herr Inspektor. Hoffentlich ist sich die junge Dame im klaren, was sie sich mit einem Polizisten einhandelt.«
»Erst werde ich mir den Lück noch mal vornehmen«, sagte Kommissar Thal. »Ich möchte, daß diese Angelegenheit so schnell wie möglich abgeschlossen wird, damit nicht erst in Monaten alles noch mal aufgerührt wird. Die zehn Prozent Belohnung, die die Bank ausgesetzt hat, würden eigentlich Frau Geßner zustehen, da sie uns die Koffer übergeben hat.«
»Sie wird es bestimmt nicht annehmen, damit die Summe, die Lück verbraucht hat, ausgeglichen wird. Sie hat noch ganz strenge Ehrbegriffe, deswegen ist sie manchmal wohl ein bißchen ungerecht gewesen.«
Kommissar Thal blinzelte ihm zu. »Man erspart sich viele Schwierigkeiten, wenn man sich mit der Schwiegermutter gutsteht.«
»Keine Bedenken, Chef«, sagte Hubert, um sich dann seinen dienstlichen Obliegenheiten zuzuwenden.
*
Charlotte Geßner zeigte, daß sie genauso gütig sein konnte, wie sie bisher eigensinnig gewesen war, und nicht nur ihr Enkel sollte davon profitieren, vor allem auch Emilia, die von ihr umsorgt und umhegt wurde.
Horst Geßner hatte mit Dr. Laurin gesprochen, konnte aber noch nicht daran glauben, daß Bert Kayser ihn auch wirklich einstellen wollte. Deswegen sagte er Emilia nichts davon, als er sich in den Kayser-Werken vorstellte.
Ein wenig skeptisch war Bert Kayser allerdings auch, nachdem Leon ihm angedeutet hatte, wen er ihm da offerierte. Aber Bert war auch ein guter Psychologe, worauf auch seine großen Erfolge zurückzuführen waren. Er war vor allem kein Mensch mit unüberwindlichen Vorurteilen. Er sah immer hinter die Fassade, ob nun einer forsch oder schüchtern auftrat. Bei Horst Geßner war das letztere der Fall.
Bert Kaysers nette Sekretärin Hannelore Mohr sagte allerdings etwas, was von vornherein den Bann brach.
»Der sieht ja schon aus wie ein richtiger, korrekter Buchhalter«, raunte sie ihrem Chef zu.
Verkaufen kann er sich bestimmt nicht, dachte Bert Kayser. Aber der erfahrene Industrielle hatte gerade mit diesem Typ Mensch die besten Erfahrungen gemacht, und so verstand er es auch recht schnell, Horst Geßner von seinen Hemmungen zu befreien.
»Sie sind bilanzsicher?« fragte er nach einer kurzen Einleitung.
»Ja, gewiß – aber ich muß Ihnen doch wohl erst eine Erklärung geben. Mein Name stand lange Zeit in den Fahndungsbüchern der Polizei«, sagte Horst leise.
»Ich weiß. Die Sache hat sich ja erledigt. Dr. Laurin hat Sie mir empfohlen. Das genügt mir. Wie sind Ihre Gehaltsforderungen?«
»Gar nicht… Ich meine, ich kann doch nichts fordern. Ich muß froh sein, wenn Sie mich beschäftigen.«
»Nun mal nicht gar zu bescheiden. Sie haben doch eine Familie zu ernähren. Schön, fangen wir mit dem Tarif an, bis Sie sich eingearbeitet haben, dann sehen wir weiter. Sie haben vier Wochen Probezeit. Wenn Sie meinen Vorstellungen entsprechen, kann ich Ihnen auch eine betriebseigene Wohnung zur Verfügung stellen.«
Er gehört zu denen, die man fordern muß, dachte Bert Kayser. Nicht alle sind zum Manager geboren. Doch leider fühlten sich viele, die das Zeug dazu gar nicht hatten, dazu berufen. Ihm waren die anderen schon lieber, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten blieben.
»Hoffentlich enttäusche ich Sie nicht«, sagte Horst Geßner leise, und auch das paßte zu ihm.
Das hätte Charlotte Geßner nun doch nicht gedacht, daß ihr Sohn schon sobald eine neue Stellung bekommen würde. Schon morgen konnte er anfangen.
»Begeistert scheinst du ja nicht zu sein, Mutter«, sagte Horst. »Traust du mir denn gar nichts zu?«
»Ich hatte mich doch so darauf gefreut, Emilia und den Kleinen bei mir zu haben«, erwiderte sie betrübt.
»Bis wir eine Wohnung haben, komme ich mit Tobias zu dir«, versprach Emilia. »Damit bist du doch einverstanden, Horst?«
Es gab ihm einen Stich, aber gleichzeitig war es ihm ein ungeheurer Ansporn. Er wollte auch sagen, daß seine Mutter später, wenn sie dann eine Wohnung hatten, auch zu ihnen kommen könnte, aber damit hielt er sich noch zurück. Er hatte eine ganze Menge gelernt.
*
Antonia Kayser stellte fest, daß ihr Mann schon lange nicht mehr
so pünktlich heimgekommen war und wie gut gelaunt er auch heute war.
»Es riecht ja sehr verführerisch«, stellte er schnuppernd fest.
»Es gibt Hasenrücken«, kündigte sie an.
»Warum kann es nicht immer so sein?« meinte Antonia seufzend. »Es ist himmlisch, wenn das Telefon nicht läutet.«
»Beschrei es nicht, Liebling.« Er hatte es kaum ausgesprochen, da läutete es.
»Na, was habe ich gesagt?« Stöhnend erhob er sich, aber Antonia war schneller.
»Ach, du bist es, Bert«, rief sie erfreut aus. »Ja, Leon ist daheim. Wir sind gerade so schön im Faulenzen und Genießen. – Doch, für dich ist er zu sprechen.«
Leon ahnte schon, daß es um Horst Geßner ging, aber seine Besorgnis erwies sich als überflüssig. Bert wußte nur Lobendes über ihn zu sagen.
»Das wäre also auch geschafft«, sagte er zu Antonia. »Geßner macht sich. Bert ist sehr zufrieden mit ihm. Ende gut, alles gut. Übrigens hat sich Blümchen mit Kommissar Thal angefreundet.«
»Was du nicht sagst!« staunte Antonia.
»Aber ich wollte noch etwas anderes mit dir besprechen. Berts Anruf hat mich