Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Stimme. Sie war noch deutlich benebelt von der Narkose. »Ich hab doch gesagt, du sollst in der Wohnung bleiben.«

      Erleichtert wie selten zuvor in seinem Leben zog Pascal einen Stuhl ans Bett und lächelte. Bedacht darauf, den Tropf nicht zu berühren, nahm er die Hände seiner Freundin zwischen die seinen. Das Lächeln auf seinen Lippen erfasste auch seine Augen und ließ sein ganzes Gesicht strahlen.

      »Du solltest dich lieber daran gewöhnen, dass du nicht alles und jeden im Griff haben kannst«, raunte er Marla zu und küsste ihre Hände. »Das wird dir spätestens unser Spatz klar machen, wenn er erst auf der Welt ist.«

      Zu diesem Zeitpunkt ahnte der Galerist nicht, dass seine Worte prophetischen Charakter hatten. Und auch Marla wiegte sich in der Sicherheit, dass sich die Wolken wieder verzogen hatten und eine makellose Sonne von ihrem Himmel des Glücks strahlte.

      *

      Nachdem Daniel Norden seine Familie über den glücklichen Ausgang der Operation informiert hatte, verließ er die Klinik, um zurück in die Wohnung zu fahren. Unterwegs beschloss er spontan, die Gelegenheit zu nutzen, um bei der Familie Claas vorbeizuschauen und sich nach Lukas‘ Wohlergehen zu erkundigen. Zunächst schien das Antibiotikum angeschlagen zu haben, sodass er auf eine Einlieferung in die Klinik verzichtet hatte. Doch dann stagnierte Lukas‘ Zustand und allmählich wurde es Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

      Dr. Norden hatte den Wagen kaum vor dem Reihenhaus geparkt, als sich die Tür öffnete und ein Mann Mitte Dreißig auf ihn zueilte.

      »Ein Glück, dass Sie kommen, Doktor!«, rief Helmut Claas schon von weitem. »Meine Frau wollte Sie gerade anrufen.« Er erreichte den Wagen und hielt Daniel die Tür auf.

      »Was ist passiert?«

      »Lukas! Wir haben den Eindruck, dass es ihm schlechter geht.« Der Vater machte einen so verzweifelten Eindruck, dass Dr. Norden nicht weiter fragte.

      »Ich bin sofort da!« Er nahm die Arzttasche vom Rücksitz und eilte neben Helmut auf das Haus zu.

      Obwohl der Arzt den Weg von früheren Besuchen kannte, ließ er dem Hausherrn den Vortritt und ließ sich in Lukas‘ Zimmer führen. Nina saß am Bett ihres Sohnes. Als sie Daniel sah, atmete sie auf.

      »Sie schickt der Himmel!«, erklärte sie und legte das Telefon zurück auf den Nachttisch.

      Im selben Moment hustete Lukas. Trotz der Medikamente klang es tatsächlich schlimmer als tags zuvor.

      »Hey, Sportsfreud, was machst du denn für Sachen?«, begrüßte Dr. Norden seinen kleinen Patienten.

      Aber Lukas stand der Sinn nicht mehr nach Scherzen. Er lag im Bett und starrte Daniel aus glasigen Augen an.

      »Haben Sie Fieber gemessen?«, wandte sich der Arzt an die Eltern.

      »Es steigt allmählich«, bestätigte Nina seinen Verdacht, und Daniel klappte den Deckel seiner Arzttasche wieder zu.

      »In diesem Fall halte ich es für besser, wenn wir nicht länger warten und Lukas in die Klinik bringen«, traf er seine Entscheidung.

      Beide Elternteile waren einverstanden.

      »Inzwischen ist mir das wirklich lieber«, gestand Nina. Sie stand am Schrank und warf ein paar von Lukas‘ Sachen in seine Lieblingssporttasche. »Wenn er so hustet und lethargisch im Bett liegt, bekomme ich richtig Angst.«

      »Verständlich. Wir fahren sofort los.«

      Diese Ankündigung verwunderte Nina.

      »Sie kommen mit? Aber es ist doch Sonntag.«

      »Wenn Lukas‘ Krankheit darauf keine Rücksicht nimmt, kann ich das auch nicht«, versuchte Daniel, die sichtlich besorgte Mutter mit einem kleinen Scherz aufzuheitern. Tatsächlich ließen sich Nina und Helmut zu einem Lächeln hinreißen, und der Arzt fuhr fort: »Natürlich kümmere ich mich auch am Sonntag um meine Patienten und werde in der Klinik alle nötigen Untersuchungen selbst begleiten.«

      »Das können wir nie mehr wieder gut machen«, erklärte Helmut, und seine Stimme war weich vor Dankbarkeit.

      Doch davon wollte Daniel Norden nichts wissen.

      »Lukas kann es gut machen, indem er schnell wieder gesund wird«, gab er zurück und sah dem Vater dabei zu, wie er seinen Sohn für den Transport in warme Decken packte.

      Nur eine halbe Stunde später kehrte Daniel Norden in die Behnisch-Klinik zurück.

      »Sieh mal einer an«, feixte Dr. Lammers, als er den Ehemann seiner Vorgesetzten auf dem Flur erblickte. Dass Daniel nicht allein war, kümmerte ihn nicht. »Sie können sich wohl gar nicht von der Klinik trennen. Offenbar halten Sie sich für genauso wichtig, wie Ihre Frau es tut. Aber soll ich Ihnen was verraten? Es läuft brillant ohne Sie beide. Vielleicht sogar besser als mit Ihnen.«

      »Vielen Dank für diese Information. Wenn Sie fertig sind, können Sie sich bitte mal diesen Jungen hier ansehen.« Dr. Norden dachte nicht daran, auf die Provokationen des Kollegen einzugehen.

      Volker Lammers ballte die Hände zu Fäusten. Es war ihm anzusehen, dass ihm eine knackige Antwort auf den Lippen lag. Doch diesmal nahm er Rücksicht auf die Familie, die hinter Daniel stand. Ein liebenswürdiges Lächeln auf den Lippen wandte er sich an Helmut Claas.

      »Mein Name ist Dr. Lammers«, stellte er sich vor. »Was fehlt Ihrem Sohn?«

      »Ich habe vor einer Woche eine bakterielle Pneumonie bei Lukas diagnostiziert und mit Antibiotika behandelt«, war es Dr. Norden, der diese Frage beantwortete.

      Mit einer steilen Falte auf der Stirn wandte sich Lammers an den Kollegen.

      »Wenn ich mich nicht irre, habe ich gerade mit dem Vater gesprochen und nicht mit Ihnen.«

      »Das ist schon in Ordnung«, beeilte sich Nina zu versichern. »Dr. Norden genießt unser ganzes Vertrauen. Außerdem weiß er besser Bescheid als wir und kann Ihnen alle Informationen geben, die Sie zur Weiterbehandlung brauchen.«

      Einen Moment lang sagte niemand ein Wort, und Daniel Norden hörte, wie der Kollege tief einatmete.

      »Schön«, gab sich Lammers überraschend geschlagen. »Dann lassen Sie mal hören, was Sie sonst noch so herausgefunden haben.«

      »Das Antibiotikum hat zunächst angeschlagen, und Lukas‘ Zustand stabilisierte sich. Mehr aber leider nicht. Seit heute geht es ihm schlechter. Deshalb habe ich entschieden, ihn in der Klinik untersuchen zu lassen. Wir brauchen ein CT der Lunge. Dann sehen wir weiter.«

      »Und wozu brauchen Sie mich, wenn Sie ohnehin schon einen Plan im Sack haben?«, erkundigte sich Lammers spitz.

      Trotz des Ernstes der Lage musste Daniel lächeln.

      »Ich schätze die Meinung eines fähigen Arztes«, erklärte er mit seiner charmantesten Stimme und brachte Dr. Lammers damit sichtlich in Verlegenheit.

      Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet.

      »Veranlassen Sie das CT. Wenn ich Zeit habe, schaue ich mal drüber«, erwiderte er und ließ die kleine Gruppe grußlos stehen.

      Nina sah Dr. Lammers nach und schnappte nach Luft.

      »Dieser Mensch legt keine Hand an mein Kind.«

      So weit wollte ihr Mann Helmut nicht gehen. Doch auch ihm stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben.

      »Wer war das überhaupt?«, erkundigte er sich.

      »Ein sehr fähiger Kollege, auch wenn er sich größte Mühe gibt, das zu vertuschen.« Daniel dachte auch jetzt nicht daran, sich über Lammers auszulassen. Das war nicht sein Stil, würde es nie sein. Abgesehen davon gab es im Augenblick Wichtigeres, um das er sich kümmern musste.

      »Wir sollten jetzt wirklich keine Zeit mehr verlieren und Lukas zum CT bringen«, machte er einen Vorschlag, der allgemeine Zustimmung fand.

      *

      »So, das war’s!« Der herrliche Frühlingstag neigte


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