MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2). Robert Mccammon

MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2) - Robert Mccammon


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Sklave sein! Da ginge es mir womöglich besser!« Er lachte rau. »Bidwell hängt so sehr an Goode, dass er ihm eine Geige gekauft hat!«

      »Der Unterschied ist, dass Goode ein Sklave ist, und dass Ihr ein freier Mann seid. Ihr könnt Euch Euren Arbeitgeber aussuchen. Wobei …« Matthew nickte. »Das habt Ihr ja anscheinend getan.«

      »Ihr habt es leicht, so selbstherrlich daher zu reden!« Mit angewiderter Miene sah Winston Matthew an. »Schaut Euch doch mein Haus an und dann seins! Und dann seht in die Verwaltungsbücher, wer seine Einnahmen dirigiert! Ich! Er tut so, als wäre er ein ausgezeichneter Geschäftsmann, aber er kann nur zwei Dinge wirklich gut: Menschen einschüchtern und sich aufregen. Für das, was ich geleistet habe, sollte ich ein Partner in seinem Unternehmen sein! Aber Bidwell hat mir mit seinen Taten nur allzu deutlich gezeigt, dass er guten Rat annimmt und ihn dann als seine eigene Idee darstellt!« Zur Betonung hielt Winston einen Finger in die Höhe. »Gescheiterte Spekulationen dagegen … sind etwas ganz anderes. Scheitern liegt immer an jemand anderes … an jemandem, der es verdient, verbannt zu werden. Ich habe es mit angesehen. Wenn Fount Royal scheitert – und das wird es, ganz unabhängig davon, wie viele Häuser ich angesteckt habe und wie lange die Hexe auf dem Scheiterhaufen brutzelt –, wird er seine Schuldvorwürfe an jeden nur möglichen Menschen richten. Inklusive mich.« Er klopfte sich mit der Faust auf die Brust. »Findet Ihr, dass ich immer auf Abruf bereitsitzen und weiter verarmen soll? Nein. Und nur, dass Ihr es wisst – und was Ihr dann mit diesem Wissen macht, ist Eure Sache: Ich war nicht derjenige, der diesen Kontakt geknüpft hat. Ich wurde angesprochen, als Paine und ich getrennt in Charles Town unterwegs waren. Zuerst habe ich abgelehnt … aber dann haben sie das Angebot mit einem Haus und einer Position im Schifffahrtsverband versüßt. Die Idee mit den Bränden stammt von mir.«

      »Und das war gut ausgedacht«, sagte Matthew. »Ihr habt Euch hinter Rachel Howarths Röcken und dem Schatten des Teufels versteckt. Hat es Euch denn nicht weiter gestört, dass man ihr die Brände zugeschrieben hat?«

      »Nein«, sagte er, ohne zu zögern. »Wenn Ihr die Urkunde, die Ihr in der Hand haltet, lest, seht Ihr ja, dass keine Anklage wegen Brandstiftung aufgeführt ist. Sie hat aus freiem Willen die Strohpuppen gebastelt, die Morde begangen und sich mit dem Teufel herumgetrieben. Ich habe mir diese Situation einfach zunutze gemacht.«

      »Einfach?«, wiederholte Matthew. »Ich bezweifle, dass Ihr einfach so handelt. Kaltherzig wäre wohl das passendere Wort.«

      »Wie Ihr meint.« Winston lächelte bitter. »Ich habe von Bidwell gelernt, dass man Feuer mit Feuer bekämpft, und Eis mit Eis.« Er verengte die Augen. »Und Ihr habt also einen Eimer? Ich nehme an, dass Ihr Euch versteckt hattet?« Er wartete, bis Matthew nickte. »Wer weiß außerdem davon?«

      »Falls Ihr an eine gewalttätige Lösung denkt, würde ich mir das an Eurer Stelle überlegen. Es weiß tatsächlich eine weitere Person davon, aber im Moment ist Euer Geheimnis noch sicher.«

      Winston runzelte die Stirn. »Und nun? Werdet Ihr nicht zu Bidwell laufen und es ihm erzählen?«

      »Nein, werde ich nicht. Wie Ihr bereits sagtet: Die Brände waren nur eine Nebensächlichkeit, was die Beschuldigungen gegen Madam Howarth angeht. Ich bin auf der Jagd nach einem durchtriebeneren – und kaltherzigeren – Fuchs, als Ihr es seid.«

      »Verzeiht meine Begriffsstutzigkeit – aber wovon redet Ihr?«

      »Eure Antipathie gegen Bidwell ist mir egal. Mich interessiert auch nicht, wie Ihr nun weiter verfahren werdet; das heißt, solange es keine weiteren Brände gibt.«

      Winston stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Sir«, sagte er. »Ich verbeuge mich dankbar vor Eurer Gnade.«

      »Meine Gnade hat einen Preis. Ich möchte mehr über den Landvermesser wissen.«

      »Den Landvermesser«, wiederholte Winston. Er rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. »Ich habe doch schon gesagt … ich kann mich an den Mann kaum erinnern. Warum wollt Ihr mehr über ihn wissen?«

      »Aus persönlichen Gründen. Könnt Ihr Euch noch an seinen Namen erinnern?«

      »Nein. Oder … Moment mal …« Er schloss die Augen, um sich besser zu konzentrieren. »Ich glaube … er hieß Spencer … oder Spicer. Irgendwie so ähnlich.« Er öffnete die Augen wieder.

      »Hatte er einen Bart?«

      »Ja … einen dichten Vollbart. Und er trug einen Hut.«

      »Einen Dreispitz?«

      »Nein. Es war … ein Hut mit einer weichen Krempe. Wie ihn die Bauern oder Reisende gern tragen, um Schatten im Gesicht zu haben. Ich weiß noch, dass seine Kleidung … ebenfalls recht rustikal war.«

      »Ihr habt ihn durch Fount Royal geführt. Was denkt Ihr, wie viel Zeit Ihr mit ihm verbracht habt?«

      Winston zuckte die Achseln. »Das wird wohl fast ein ganzer Nachmittag gewesen sein.«

      »Und was ist Euch sonst noch an ihm aufgefallen?«

      »Der Bart und der Hut«, sagte Winston. »An etwas anderes kann ich mich nicht erinnern.«

      »So war das wohl auch gedacht.«

      Winston sah ihn fragend an. »So war was gedacht?«

      »Das zu manipulieren, an was die Menschen, die er traf, sich erinnern würden«, sagte Matthew. »Ich glaube, dass mein Fuchs sehr geschickt darin ist.«

      »Falls das, was Ihr sagt, einen Sinn ergeben soll, erschließt er sich mir nicht.«

      »Ich glaube, dass ich nun genügend Informationen habe. Danke, dass Ihr Euch für mich Zeit genommen habt.« Matthew machte einen Schritt auf die Tür zu.

      Winston erhob sich. »Bitte!«, rief er aus. »Wenn Ihr Euch in meiner Position befändet – was würdet Ihr denn tun? Hierbleiben und auf das Ende warten, oder nach Charles Town ziehen und versuchen, dort eine neue Zukunft aufzubauen?«

      »Das ist eine schwierige Frage«, gab Matthew zurück, nachdem er kurz überlegt hatte. »Ich stimme Euch zu, dass Eure Situation prekär ist. Da Ihr Bidwell nicht mögt und Euch ihm gegenüber auch nicht verpflichtet fühlt, könntet Ihr Euer Glück ebenso gut woanders versuchen. Allerdings … egal, für wie übel Ihr Bidwell haltet – die Männer in Charles Town, für die Ihr arbeitet, sind vermutlich auch nicht viel anders. Angesichts der Gier, mit der sie Eure Seele verschlungen haben, hättet Ihr Euch das bereits denken können. Von daher … werft doch einfach eine Münze. Viel Glück.«

      Matthew drehte sich um und ließ Winston einsam und verloren in seinem selbstgeschaffenen Chaos stehen.

      Kapitel 4

      Matthew fühlte sich noch immer durch Winstons Verrat bedrückt, als er im Herrenhaus die Treppe hochging, um nach dem Richter zu schauen, und stieß fast mit Mrs. Nettles zusammen. Die Haushälterin ging gerade mit einem Tablett nach unten, auf dem eine Schüssel Brei stand.

      »Wie geht es ihm?«, fragte Matthew.

      »Nicht sonderlich gut«, sagte sie leise. »Er hat Mühe, auch nur den Brei zu schlucken.«

      Matthew nickte grimmig. »Ich bezweifle, dass ihm die Aderlässe helfen.«

      »Aber es wirkt oft Wunder. Das kranke Blut muss aus dem Körper heraus.«

      »Ich hoffe, dass Ihr recht habt. Ich frage mich nur, ob er durch den ständigen Blutverlust nicht noch schwächer wird.« Er drückte sich an ihr vorbei; angesichts ihrer einschüchternden Körperfülle und des fehlenden Treppengeländers kein einfaches Manöver.

      »Einen Augenblick noch, Sir!«, sagte sie. »Ihr habt Besuch.«

      »Besuch? Wen denn?«

      »Das Kind«, erwiderte sie. »Violet Adams. Sie wartet in der Bibliothek auf Euch.«

      »Oh.« Matthew lief die Treppe wieder hinunter und betrat die Bibliothek. Sein plötzliches Eintreten erschreckte das Mädchen,


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