Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher


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und Buden nicht mehr geöffnet waren, der Andrang noch größer werden würde.

      Sie hatten Glück, an einem der Tische wurde beiseite gerückt und Platz für sie geschaffen. Aber lange hielt es sie nicht auf der Bank. Die Musik lockte zum Tanz

      Christel war glücklich, wie lange nicht mehr. Nur einmal blickte sie grüblerisch vor sich hin.

      Bei all ihrem Glücksgefühl hatte sie ganz vergessen, daß es da noch ein kleines Madl gab, mit dem Thomas zweimal auf der Kirchweih gewesen war.

      Wer war dieses Kind? Seine Tochter?

      »Was schaust’ so nachdenklich?« wollte Thomas Hofstetter wissen.

      »Ich hab’ wirklich über etwas nachgedacht«, gab sie zu.

      Sie hatten recht lange schon getanzt und sich zwischendurch am Tresen erfrischt. Jetzt zog Christel Thomas mit nach draußen.

      »Laß uns ein bissel abseits gehen«, sagte sie. »Ich muß dich was fragen.«

      Der Bauernsohn folgte gehorsam. Am Rande des Festplatzes, wo die Musik und der Lärm der Kirchweih nicht ganz so laut waren, blieben sie stehen. Thomas zog sie in seine Arme und blickte Christel fragend an.

      »Also, was hast’ auf dem Herzen?«

      »Das..., das Madl, mit dem du gestern und vorgestern hier warst..., ist das deine Tochter?«

      Thomas Hofstetter schmunzelte.

      »Nein«, erklärte er. »Die Lisa ist meine Nichte, die Tocher meines älteren Bruders. Aber wenn ich einmal eine haben sollte, dann wünsch’ ich mir so ein Prachtexemplar, wie die Lisa.«

      Christel atmete erleichert auf.

      »Weißt’, ich hab’ mir alle möglichen Gedanken gemacht. Daß du vielleicht verheiratet bist, oder geschieden.«

      Thomas lachte.

      »Dann hast’ mich vielleicht sogar für einen Casanova gehalten?«

      »Lach’ net«, bat sie. »Dazu ist’s mir zu ernst mit uns.«

      »Entschuldige«, sagte er und schaute sie zärtlich an. »Du hast recht. Natürlich mußtest du sonstwas denken. Aber jetzt, wo der Irrtum aufgeklärt ist, können wir doch darüber nachdenken, wie’s mit uns weitergehen soll.«

      »Darüber hab’ ich nachgedacht. Am Montag bauen wir das Karussell ab und fahren weiter.«

      »Aber wir werden uns doch wiedersehen.«

      Thomas machte ein erschrecktes Gesicht.

      »Oder heißt das, daß es zu End’ ist, bevor’s angefangen hat?«

      Christels Augen füllten sich mit Tränen.

      »Ich weiß net«, antwortete sie. »Ich kann Vater ja net allein lassen, mit dem Geschäft.«

      »Warum setzt er sich net zur Ruhe?« fragte Thomas. »Alt genug ist er doch schon.«

      Die junge Frau nickte zustimmend.

      »Schon. Ich hab’s ihm oft genug schon gesagt, aber er hat gemeint, net eher, bis daß ich geheirate hab’ und das Karussell übernehm’.«

      »Lohnt sich das denn überhaupt noch? Ich mein’, reich kannst doch damit net werden, oder?«

      »Nein, net reich, net glücklich ist er, der Vater«, antwortete sie. »Und überhaupt, was soll ich machen? Gelernt hab’ ich nix. Ich bin ein Schaustellerkind, das ist mein Leben.«

      Thomas hatte sie fest umarmt.

      »Aber das kann man doch ändern«, sagt er. »Wenn ich heirate, bekomm’ ich vom Vater einen Vorschuß auf mein Erbteil, damit könnt’ ich einen kleinen Hof kaufen und mich selbständig ma-

      chen. Glaubst’ net, daß du als Bäuerin mit mir glücklich werden könntest?«

      Christel lächelte.

      »Soll das jetzt ein Heiratsantrag gewesen sein?«

      »Ja«, erklärte Thomas Hofstetter mit fester Stimme. »Seit einem Jahr lieb’ ich dich und trag’ diese Liebe in mir. An jedem Tag hab’ ich an dich gedacht, und dabei ist mir immer bewußter geworden, daß du die Frau bist, mit der ich mein Leben teilen will. Laß uns mit deinem Vater reden. Er muß einsehen, daß du nicht länger mit dem Karussell über die Rummelplätze ziehen willst.«

      Die junge Frau lehnte sich an seine Brust.

      »Laß uns nix überstürzen«, bat sie. »Ich red’ mit Vater und bereit ihn schonend darauf vor.«

      »Gut«, nickte Thomas. »Aber wart’ net zu lang damit. Ich möcht’ dich schon bald zum Traualtar führen.«

      Christel nickte glücklich und bot ihm ihren Mund zum Kusse dar.

      Bald schon werd’ ich deine Frau sein, dachte sie selig.

      *

      Mißmutig brachen die Männer am nächsten Morgen die Aktion ab. Entgegen ihrer Annahme war es die ganze Nacht über ruhig geblieben, der oder die Wilderer hatten sich nicht sehen lassen.

      »Treffen wir uns am Nachmittag zur Lagebesprechung«, verabschiedete Christian Ruland die anderen.

      Sebastian und Max fuhren gemeinsam ins Dorf zurück. Es war kurz nach sechs Uhr in der Frühe, und bis zur Messe waren es nur noch ein paar Stunden.

      »Ich leg’ mich noch ein wenig hin«, erklärte Max, als sie St. Johann erreicht hatten

      Sein Bruder nickte.

      »Etwas Schlaf kann nicht schaden«, verabschiedete er sich und ging zum Pfarrhaus hinüber.

      Max schloß die Tür zum Revier auf, über dem seine Wohnung lag. Eher beiläufig nahm er wahr, daß in dem Briefkasten neben der Haustür ein Umschlag steckte. Der Polizist öffnete den Kasten, nahm den Umschlag heraus und schaute darauf.

      Merkwürdig, dachte er, weder eine Anschrift, noch ein Absender.

      Kopfschüttelnd steckte er den Brief in seine Uniformtasche und stieg die Treppe hinunter. Gewiß hatte es bis später Zeit, den Brief zu lesen.

      Leise, um Claudia nicht zu wecken, legte er sich schlafen und wachte erst auf, als frischer Kaffeeduft ihn Stunden später weckte.

      Verschlafen richtete er sich auf, und über sein Gesicht lief ein helles Strahlen, als er seine Liebste sah, die mit einem Tablett vor seinem Bett stand.

      »Frühstück, Liebster«, sagte die Journalistin.

      »Hm, was hast’ denn da Gutes?«

      Auf dem Tablett standen Kaffee und belegte Brote, ein gekochtes Ei und frischgepreßter Orangensaft, Max richtete sich auf und schnalzte genießerisch mit der Zunge. »Himmel, das schaut lecker aus!«

      Claudia gab ihm einen Kuß und setzte sich zu ihm. Max trank einen Schluck Kaffee, und blickte zu seiner Uniform hinüber, die ordentlich auf einem Stuhl hing.

      »Sei so gut, in der rechten Tasche ist ein Brief, der heut’ morgen im Kasten steckte«, bat er.

      Claudia gab ihm den Umschlag, und Max schaute noch einmal, ob er etwas über den Absender fand. Aber beide Seiten waren unbeschrieben.

      »Komisch«, meinte er und öffnete den Brief.

      Claudia sah er, wie sich sein Gesicht zu einer verdutzten Miene verzog, dann runzelte er die Stirn.

      »Was ist denn?« fragte sie.

      Max deutete auf den Brief in der Hand.

      »Jemand teilt mir mit, wer der Wilderer ist«, antwortete er. »Anonym natürlich. Allerdings gibt der Unbekannte auch an, wo wir die Beweise für diese Behauptung finden.«

      Er griff nach dem Wecker.

      »Wie spät ist’s eigentlich?«

      Es war kurz nach ein Uhr, mittags. Max


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