Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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Kaffee, weil er so richtig Lust darauf hatte.

      Er musste sie beruhigen!

      »So, mein Herz, und willst du mir jetzt nicht erzählen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist? Ist was mit deinen Eltern? Hat dich diese schreckliche Rosmarie Rückert genervt, oder stimmt was mit der kleinen Teresa nicht?«

      Inge merkte, dass das alles jetzt lächerlich wurde. Sie war eine erwachsene, gestandene Frau, und jetzt länger herumzuzicken, das wäre töricht.

      Außerdem war sie ja froh, dass Werner endlich wieder daheim war.

      »Jörg war hier«, sagte sie.

      Er blickte seine Frau an. Weswegen betonte sie das so nachdrücklich.

      »Schön, dann hattest du ja während meiner Abwesenheit Gesellschaft, so oft kann Jörg sich nicht freischaufeln.«

      »Werner, Jörg war hier, um so ganz nebenbei zu erzählen, dass sie ihr Haus verkauft haben, weil sie nach Stockholm gehen werden. Die ganze Familie. Irgendein Headhunter hat ihn dazu überredet.«

      »Jörg lässt sich nicht überreden, und es ist doch großartig, dass er sich einer neuen Herausforderung stellt, auf ewig konnte er nicht in den Münster-Werken bleiben. Dazu ist er viel zu qualifiziert.«

      Typisch Mann!

      Männer sahen nur sich, ihre beruflichen Vorteile, und die Familie hatte das mitzumachen.

      Ahnte er ihre Gedanken?

      Werner kam seiner Frau zuvor.

      »Inge, denke mal an unsere Vergangenheit zurück, wir sind kreuz und quer durch die Weltgeschichte gezogen, weil das für mich beruflich erforderlich war, und das auch noch, als die Kinder da waren. Es hat weder ihnen geschadet noch uns. Wahrscheinlich können sie problemlos deswegen von einem Land ins andere wechseln. Ich finde das großartig, schade, dass ich nicht hier war, als Jörg es dir erzählte. Wir müssen ihn unbedingt noch mal einladen, ich will alles erfahren. Und wenn er von einem Headhunter angesprochen wird, dann heißt das, dass er in seiner Branche zu den Besten gehört, ich bin begeistert.«

      Musste sie ihre Meinung noch einmal überprüfen? Ihre Eltern fanden das gut, Ricky ebenfalls. Hielt sie zu sehr an ihrer Familie fest? Weil sie sonst nichts hatte? Nein, jetzt kein Selbstmitleid, es ging ihr großartig, und sie führte ein beneidenswertes Leben. Sie durfte nicht undankbar sein.

      »Hast du Hunger?«, wollte sie wissen, und Werner Auerbach sprang sofort darauf an. »Wenn du zum Kaffee eine kleine Süßigkeit hättest, das wäre wunderbar. Nur eine Kleinigkeit, denn wenn du magst, dann führe ich dich heute in den ›Seeblick‹ aus.«

      Dahin wäre sie gern gegangen, doch das hätte er ihr dann früher sagen müssen.

      »Da ich ja wusste, da ich zumindest hoffte, dass du heute wieder nach Hause kommen würdest, habe ich für dich einen Schweinebraten und Klöße vorbereitet. Das magst du doch immer, wenn du von einer Auslandsreise kommst.«

      Werner strahlte seine Frau an.

      »Inge-Maus, du bist die Größte«, rief er begeistert, »und können wir uns jetzt bitte wieder vertragen? Ich mag mit dir keinen Krach haben. Ich verstehe ja, dass du manchmal sauer auf mich bist, aber ich verspreche dir hoch und heilig, endlich kürzerzutreten, und den ersten Schritt habe ich bereits getan. Obwohl man mich beinahe auf Knien gebeten hat, in Montevideo einen Vortrag zu halten, habe ich abgesagt.«

      Jetzt musste Inge lachen, sie kannte ihren Mann.

      »Werner, du hast nicht meinetwegen abgesagt, sondern weil du Montevideo in schlechter Erinnerung hast. Der Saal war zugig und hatte eine schlechte Akustik, und in dem Hotel waren, trotz der fünf Sterne, die Betten schlecht.«

      Sie hatte ihn ertappt.

      Ja, dumm war sie nicht, seine Inge.

      Werner stand auf, ging um den Tisch herum, und dann zog er sie in seine Arme, hielt sie fest umschlossen.

      Inge schloss die Augen, Werner war ihre große Liebe, und daran würde sich niemals etwas ändern.

      »Genau darauf habe ich mich gefreut, mein Herz«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Für mich bist du so begehrenswert wie am Anfang unserer Beziehung, du bist mein Anker, du bist mein Hafen.«

      Er blickte ihr tief in die Augen.

      »Darf ich dich jetzt küssen?«

      Er durfte, welche Frage, und mit dem Kuss verschwanden ihr Ärger und ihre Sorgen.

      Sie waren halt ein Dreamteam, ihr Werner und sie. Inge wollte nicht daran denken, wie schön es wäre, noch mehr von ihm zu haben. Sie wollte sich ihre Stimmung nicht verderben lassen, und lösen würden sie das Problem heute eh nicht.

      *

      Es war Samstag, Roberta hatte frei, sie hatte in aller Frühe den letzten Patienten versorgt, nun lag ein unbeschwertes Wochenende mit Lars vor ihr, und das wollten sie gemeinsam im Haus am See verbringen. Es war mittlerweile eine schöne Gewohnheit geworden, Lars bekochte sie und kümmerte sich rührend um sie, und sie genoss nicht nur seine Gegenwart, die ihr noch immer Herzklopfen bereitete, sondern auch die Brise am See.

      Sie wohnte im Doktorhaus wirklich sehr schön, doch das hier war etwas anderes. Je öfter sie sich in dem Haus aufhielt, umso mehr konnte sie Kay und Lars verstehen, die sich sofort in das Haus in dieser Traumlage verliebt hatten. Und obwohl sie so unterschiedlich waren wie man unterschiedlicher nicht sein konnte, waren doch beide beseelt von zwei Eigenschaften – und das waren Freiheit und Abenteuerlust.

      Roberta sah den Postboten, winkte ihm zu, weil am Sonnabend selten Post für sie kam, doch er hielt sie zurück.

      »Warten Sie, Frau Doktor, ich habe eine ganz tolle bunte Karte für Sie.«

      Roberta blieb stehen, eine Karte für sie? Nun ja, es konnte sein, dass es ein Urlaubsgruß eines Patienten war, die bekam sie öfters, aber da war der Postbote nicht reinweg aus dem Häuschen gewesen.

      Roberta bedankte sich für die Karte, wünschte dem Mann ein schönes Wochenende, dann blickte sie die Karte näher an.

      Sie war wirklich wunderschön, der Genfer See in seiner vollen Pracht. Rasch drehte sie die Karte um, die konnte nur von Hilda Hellwig sein.

      Meine liebe Frau Doktor, manchmal muss ich mich in den Arm kneifen, um mich davon zu überzeugen, dass ich nicht träume. Der liebe Gott entschädigt mich reichlich für mein bisheriges freudloses Leben. Isabella ist entzückend, und Claire liebt mich über alles. Ich habe sogar Freundschaft mit Blacky, dem Kater, geschlossen. Claire hat auch vor dem Gesetz ihre richtige Identität, und sie macht tapfer immer mehr Schritte in das Leben, das man ihr gestohlen hat. Die Musik gibt ihr sehr viel Kraft, sie ist eine große Begabung. Isabella fördert sie und gibt ihr all ihre Liebe. Die beiden sind auf einem guten Weg. Und ich darf dabei sein. Wir sprechen sehr viel über Sie, voller Liebe und voller Dankbarkeit.

      Für heute von Herzen viele Grüße, Ihre Hilda H.

      Roberta war ganz gerührt, und sie war unendlich erleichtert. Sie hatte Tränen in den Augen, dann steckte sie die Karte ein und lief zum See, zu ihrem Liebsten.

      Sie kam völlig atemlos in dem kleinen Haus an, Lars hatte sie bereits erwartet, er stand schon vor der Tür, nahm sie in die Arme, küsste sie, und als er sie losließ, erkundigte er sich launig: »So eilig hattest du es, zu mir zu kommen, mein Liebling?«

      Sie ging auf seinen heiteren Ton nicht ein.

      »Ja, so eilig hatte ich es, ich muss dir etwas zeigen.«

      Sie kramte die Karte aus ihrer Tasche, reichte sie ihm, er überflog die Zeilen, gab Roberta die Karte zurück.

      »Es ist nett von dieser Frau Hellwig, dir so liebevoll zu schreiben, meist vergisst man die Leute, wenn man erst einmal weg ist. Wie heißt es doch so schön? Aus den Augen, aus dem Sinn.«

      Roberta hakte sich bei ihm ein, ging mit ihm ins Haus, in dem es bereits ganz verführerisch duftete.

      »Eigentlich


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