Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme

Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme


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pag. 349. 350.

       5. Die gespenstischen Mäher bei Berlin.

       Inhaltsverzeichnis

      Im Jahre 1559 nach Christi Geburt, in der Ernte, da man den Hafer pflegt abzuhauen, trug sich nicht weit von Berlin eine wunderbarliche, aber wahrhaftige Geschichte zu. Es wurden nämlich plötzlich viele sonderbare Mannspersonen auf dem Felde gesehen. Zuerst waren deren funfzehn gekommen, nach diesen kamen noch zwölf. Die ersten hatten ordentliche Häupter, wie andere Menschen; aber die zuletzt gekommenen, waren ohne Haupt und waren scheußlich und gräßlich gestaltet. Alle diese sieben und zwanzig Männer hatten große Sensen, mit denen sie mit großer Gewalt in den Hafer hineinhieben, daß man es weithin hören konnte. Das Wunderbarste dabei aber war, daß der Hafer nicht fiel, sondern unversehrt stehen blieb.

      Ueber solches Wunder entstand viel Geschrei bei Hofe und in der Stadt, und es gingen, so vom Hofgesinde wie von den Bürgern, Viele hinaus auf das Feld, um die gespenstischen Mäher zu schauen. Es gingen auch Etliche an die Männer heran und fragten sie: wer sie wären? woher sie kommen? und was sie dort machten? Diese antworteten aber nichts, sondern hieben immerfort in den Hafer hinein. Darüber wurden die Hinzugekommenen muthiger, und traten ganz nahe an sie heran, wollten auch sogar einige der Männer greifen. Die aber entwischten ihnen und liefen weiter, im Laufen nichts desto weniger in den Hafer hineinhauend. Nach etlichen Tagen erst verschwand dieses Gesicht.

      Es war die allgemeine Meinung, daß dieses böse Geister gewesen, die nichts Gutes bringen könnten. Derowegen ließ der Durchlauchtigste Churfürst, Herr Joachim, dieses Namens der Andere, die fürnehmsten Prediger in der Mark versammeln, von ihnen zu erfahren, was durch solches Gesicht bedeutet werde. Diese hielten zwar dafür, daß dadurch die göttliche Strafe der Pestilenz solle angedeutet werden; es ist aber in demselbigen Jahre keine Pestilenz im Lande gewesen.

      Andreas Angelus Annales March. Brand. pag. 359. 360.

       6. Das Unwetter und Churfürst Joachim I.

       Inhaltsverzeichnis

      Zu dem Churfürsten Joachim dem Ersten kam eines Tages ein Sterndeuter, sprechend, wie er in den Sternen gelesen, daß noch desselbigen Tages ein grausames Unwetter über Berlin losbrechen werde, so daß zu besorgen stände, beide Städte, Berlin und Cölln, möchten untergehen. Er rieth deshalb dem Churfürsten, sich mit seiner Gemahlin in Sicherheit zu begeben. Der Fürst erschrak über solche Kunde, und ist alsbald mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschaft und den vornehmsten Bedienten auf den Tempelhofischen Berg gezogen, um die Begebenheit der beiden Städte abzuwarten. Allein lange wartete er dort vergebens. Wie sie nun schon fast den ganzen Tag auf dem Berge sich aufgehalten, und aus dem Wetter nichts hat werden wollen, da hat ihn endlich seine Gemahlin, welche eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, flehentlich gebeten, daß er möge wieder hineinziehen in die Stadt, und bei seinen armen Unterthanen abwarten, was Gott der Herr thun wolle, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet. Darüber ist der Churfürst bewogen, gegen Abend wieder nach Cölln zu fahren. Ehe er aber noch an das Schloß gelanget, hat sich ein Wetter heraufgezogen, welches so schnell und so stark geworden, daß es dem Churfürsten, wie er gerade unter das Schloßthor hat fahren wollen, seine vier Pferde vor dem Wagen sammt dem Kutscher erschlagen hat. Sonsten hat es jedoch keinen Schaden gethan. Dieses hat sich zugetragen am 15. Juli 1525.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 2. S. 509. 510.

       7. Gesichter der Churfürsten Joachim I. und II.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Churfürst Joachim I. jagte eines Tages im Jahre 1533 in der Haide bei Köpenik, als auf einmal ein überaus großer wilder Keuler auf ihn losstürzte. Der Churfürst, ein muthiger Jäger, freuete sich dieses Abenteuers, hielt dem Thiere Stand, und wollte es abfangen; er stach ihm auch mit großer Geschicklichkeit sein Fangeisen in den Rachen. Aber plötzlich fuhr eine große Flamme aus dem Halse des Keulers, so daß der Schaft des Fangeisens in den Händen des Churfürsten verbrannte, und dieser nun in große Gefahr vor dem wüthenden Thiere gerieth. Zum Glück kamen die Bedienten des Churfürsten herbei, worauf der Keuler entschwand. Anderthalb Jahre darauf aber war der Churfürst todt.

      Ein ähnliches Abenteuer hatte der Churfürst Joachim II. Es war im 1570, als dieser in derselben Haide bei Köpenik auf der Jagd war, und einen großen Hirsch traf, den er alsbald verfolgte. Wie er nun aber recht in der Hitze des Verfolgens war, da gewahrte er auf einmal, daß der Hirsch auf dem Kopfe zwischen dem Geweihe ein Crucifix trug. Darauf ließ der Churfürst von der Verfolgung ab, und warf sich auf die Kniee nieder und betete; denn er erkannte, daß dies seinen Tod anzeigen solle. Nicht lange darauf, am 3. Januar 1571, starb er auch im Schlosse zu Köpenik. Der Hirsch hat sich nach der Zeit nicht wieder sehen lassen.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 3. S. 782. 783.

       8. Joachim von Schapelow.

       Inhaltsverzeichnis

      Zu den Zeiten des Churfürsten Johann Georg lebte zu Berlin ein Edelmann, Namens Joachim von Schapelow, dessen Grabschrift noch in der Kirche zu Quilitz vorhanden, und der wegen seiner verwunderlichen Stärke beim Volke noch in gutem Andenken ist. Es gab zu seiner Zeit keinen stärkeren Mann als er. Einstmals war ein fremder Fürst nach Berlin zum Besuche des Churfürsten gekommen; der hatte einen ungeheuer großen und starken Mann mitgebracht, von dem er rühmte, daß kein lebender Mensch ihm an Stärke gleich komme. Das wollte der Churfürst nicht glauben, indem er vermeinte, sein Schapelow sei stärker. Er befahl diesem dahero, sich mit dem Riesen des fremden Fürsten einzulassen. Das waren alle Theile zufrieden, indem der Riese und sein Herr nicht anders vermeinten, als jener werde über den kleinen Märker einen leichten Sieg davon tragen. Aber Joachim von Schapelow warf bald den fremden Riesen zu Boden, ergriff ihn dann, als derselbe aufstand, von Neuem, hielt ihm beide Hände fest, daß er sich nicht rühren konnte, trug ihn zum Fenster hin, und wollte ihn aus demselben hinauswerfen, zum öffentlichen Wahrzeichen seines Sieges. Der Churfürst aber gestattete ihm das nicht.

      Dieser hohe Herr war indeß über den Sieg seines Edelmanns so erfreut geworden, daß er ihm erlaubte, aus seinem Weinkeller so viel Wein herauszuholen, als er mit Einem Male heraustragen könne. Da sah man erst die erstaunliche Kraft des Schapelow. Er nahm nämlich ein Faß Wein unter den rechten Arm, ein Faß unter den linken, ferner ergriff er ein Faß am Spundloch mit den vier Fingern der rechten, und eins mit den vier Fingern der linken Hand; also daß er insgesammt vier Fässer Wein aus dem Keller getragen. Als das der Churfürst gesehen, hat er gesagt: Schaplo! Schaplo! dießmal mag’s geschehen; wir werden dich aber wohl nicht wieder in unseren Weinkeller schicken!

      Dieser Schapelow starb im Jahre 1574.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 278.

       9. Der Müggelberg bei Cöpenik.

       Inhaltsverzeichnis

      Vor dem Städtchen Cöpenik, zwei Meilen von Berlin, liegt ein sehr fischreicher See, eine halbe Meile lang und eine viertel Meile breit, durch den die Spree, wie ein breiter Fahrweg, mitten durchfließt, der »Müggelsee« oder auch kurzweg die »Müggel” genannt. An demselben ist eine aus vielen Hügeln zusammengesetzte Anhöhe gelegen, mit vielen schlanken Eichen und Fichten besetzt, der »Müggelberg” genannt. In diesem Berge findet man einen weißen Stein,


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