Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme

Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme


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liege, der von einer Jungfrau verwahrt wird, und nicht eher gehoben werden kann, als bis die Jungfrau erlöset ist. Vor langen Zeiten hat sich diese einmal sehen lassen. Sie ist schön und ansehnlich von Gestalt gewesen, sie hat gesagt: daß sie verwünscht sei, und hat gebeten, sie zu befreien; dazu solle man sie um die Kirche zu Cöpenik herumtragen. Es hat das aber keiner thun wollen.

      Auch hört man in dem Müggelberge oft des Nachts ein sonderbares Getöse von Jagdhörnern und bellenden Hunden.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 1098.

       10. Das Grab bei Rheinsberg.

       Inhaltsverzeichnis

      Nahe bei der Stadt Rheinsberg in dem bei derselben befindlichen See liegt eine kleine Insel. Als man auf dieser vor Zeiten einmal beschäftigt war, einen Graben zu ziehen, fand man auf einmal tief unten in der Erde viele Menschenknochen von ganz ungewöhnlicher Größe, und zugleich ein altes Grab, welches aus zwei Steinen bestand, von denen der eine etwas kleiner, der andere aber größer und von schönem Marmor war. Dieser letztere war drei viertel Ellen lang, eine halbe Elle breit und eine viertel Elle dick; auf dessen einer Seite waren sechs Vögel zu sehen, die man für Habichte erkannte; auf der anderen Seite war eine Aufschrift, deren Buchstaben aber vom Alter so sehr ausgezehret waren, daß sie sich nicht mehr wollten lesen lassen. Weil man nun alsbald bemerkte, daß dieses Grab römischen Ursprungs sein müsse, so wie man überhaupt in der Gegend von Rheinsberg mehr römische als deutsche Alterthümer von jeher gefunden hat, so ist man auch klar darüber geworden, daß dieses das Grab des Remus sei, des Bruders von Romulus, dem ersten Könige von Rom, und daß dieser Remus nicht von seinem Bruder auf den Mauern Roms umgebracht, sondern über die Alpen entflohen, und auch nun nicht, wie Andere von ihm berichten, die Stadt Rheims in Frankreich gegründet habe, sondern die Stadt Rheinsberg in der Mark. Wobei es denn auch wohl zu beachten, daß diese Stadt schon in alten Zeiten zum öftern Remus- oder Remsberg ist genannt worden, so wie denn auch der Fluß an derselben eigentlich nicht Rhein oder Rhin heißt, wie er gewöhnlich ausgesprochen wird, sondern Rhem, und jene Insel, auf welcher man das Grab gefunden, von Alters her bis auf den heutigen Tag Remus-Burgwall von den Einwohnern genannt wird.

      Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 2. S. 421 f.

       11. Der Stein bei Stolzenhagen.

       Inhaltsverzeichnis

      Auf dem Stolzenhagischen Felde unter dem Amte Müllenbeck in der Mittelmark, nicht gar weit von dem Wandelitzischen See, liegt ein ungeheuer großer Stein, der mehrere Fuß tief in die Erde hineingeht, und oben einen tiefen eindringenden Eindruck von einer sehr großen und starken Manneshand hat. Die fünf Finger kann man noch ganz klar und deutlich erkennen. Von diesem Stein erzählen die Wandelitzer, daß er in alten Zeiten an der anderen Seite des Wandelitzer Sees gelegen habe. Dort hat damals ein großer und ungeheurer Riese gewohnt, der den Stein aufgehoben, und zum Beweis seiner großen Stärke mit seinen fünf Fingern hineingegriffen, daß sie sich darin abgedrückt, ihn dann auf die Hand genommen, und hoch über den ganzen See hinweggeworfen, daß er an der andern Seite desselben niedergefallen.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 2. S. 377.

       12. Die sieben Steine bei Morin.

       Inhaltsverzeichnis

      Unweit des Städtchens Morin in der Neumark stehen auf dem Felde sieben große Steine beisammen, nur die sieben Steine genannt. Nach der Sage sind dieß sieben junge Bursche gewesen, welche dort aus Uebermuth ihren Käse und ihr Brod auf eine unanständige Weise benetzt haben. Zur Strafe für ihren Frevel sind sie sofort in jene Steine verwandelt worden.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 362.

       13. Der Adamstanz bei Wirchow.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei dem Dorfe Wirchow in der Neumark befindet sich ein Kreis großer Steine. Es sind deren achtzehn an der Zahl. Vierzehn, zwei bis drittehalb Fuß hoch, stehen jedesmal paarweise in einem großen Kreise um zwei, welche in der Mitte des Kreises stehen. Diese zwei sind über zwei Ellen hoch. Zwei andere, noch etwas höher, stehen außerhalb des Kreises, in einiger Entfernung. Von der Entstehung dieser Steine erzählt man, daß an dieser Stelle vor einigen hundert Jahren mehrere Menschen am heiligen Pfingsttage einen nackten Tanz aufgeführt haben, und zu einer sonderbaren Strafe für ihr frevelhaftes Beginnen in die Steine verwandelt worden sind. Daher heißen die Steine auch der Adamstanz oder der Steintanz. Die vierzehn Steine im Kreise sind die Tänzer und Tänzerinnen gewesen; die zwei in der Mitte die Bierschenker, und die zwei außerhalb des Kreises die Spielleute. An diesen beiden Letzteren kann man im Stein noch die Violinen erkennen.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 362.

       14. Die alte Stadt im Blumenthal.

       Inhaltsverzeichnis

      Unweit Prötzel im Oberbarnimschen Kreise, ungefähr fünf Meilen von Berlin und anderthalb Meilen von Wrietzen, findet man in einem Walde, welcher der Blumenthal genannt wird, vieles alte Mauerwerk, das, der Sage nach, von einer Stadt herrührt, die in alten Zeiten dort gestanden hat, aber, man weiß nicht auf welche Weise, zu Grunde gegangen ist. Wenn man genauer zusieht, so kann man noch jetzt einzelne Straßen und andere Theile der Stadt an dem Gemäuer entdecken. Man findet nämlich, daß die südliche Seite 190, die nördliche 160, die westliche 80, und die östliche etwa 60 rheinländische Ruthen enthalten hat. Die Stadt hat ferner vier Thore gehabt, eine Hauptstraße, welche in die Richtung nach Straußberg geführt hat, und sechs Quergassen. Eben so findet man noch vier besondere ummauerte Plätze, als wenn daselbst eine Kirche, ein Rathhaus, ein Schloß und ein Kloster gestanden hätten. Mitten in der Stadt sind drei runde Hügel, von denen man sagt, daß es alte Begräbnißplätze seien. Vor ein paar hundert Jahren ist das Mauerwerk überall noch eines Mannes hoch über der Erde gewesen. Jetzt kann man es aber nur noch mit großer Mühe entdecken, und es ist alles mit starken Bäumen bewachsen. – Von der Stadt selbst, die hier gestanden, hat man weiter keine Nachricht; man sagt nur, daß sie Blumenthal solle geheißen haben, und daß davon der Wald noch jetzt seinen Namen führe.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 446. 447.

       15. Der Markgrafenberg bei Rathenau.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei der Stadt Rathenau liegt ein ziemlicher Berg, der Markgrafenberg genannt. Vor langen Zeiten, in den Eintausend zweihundert und zwanziger Jahren, lebten einstmals zu gleicher Zeit neunzehn Markgrafen von Brandenburg, Alle aus dem Anhaltinischen Geschlechte. Die kamen eines Tages sämmtlich zu einer großen Landschauung auf dem gedachten Berge zusammen, und davon hat er seinen Namen erhalten. Aber Gott schickte es also, daß sie in wenigen Jahren, Etliche sagen in zweien, sammt und sonders gestorben und umgekommen waren. Der Chronist, der diese Geschichte aufbewahrt hat, setzt hinzu: »Denn sobalde Gott der Allmächtige ein Geschlechte herfürziehen und erhöhen kann, sobalde und leichtlich kann er es auch wieder herunterrücken und gar verdorren und umkommen lassen, wie die Historien sowohl in der Bibel als anderswo genugsam ausweisen und zu erkennen geben. Daß danach also auf viele Kinder


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