Butler Parker 156 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 156 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dachte sofort an den Roboter, von dem er eben erst attackiert worden war. Und er sollte sich nicht getäuscht haben. Nach wenigen Sekunden tauchte Willie auf und machte einen äußerst aggressiven Eindruck. Der Roboter kurvte durch die Tür und stoppte kurz vor Peters, der sich verzweifelt mühte, aus der Reichweite der Arme und Klauen des Roboters zu kommen. Der Erfinder kroch auf Händen und Füßen zur Sitzgruppe, um sich hinter ihr in Sicherheit zu bringen.

      Willie übersah Lady Simpson und den Butler. Aus dem dritten Auge auf der Stirn stiegen leichte Rauchwolken. Der Roboter öffnete und schloß seine dreifingrigen Klauen wie Scheren und ließ die Panzerarme noch weiter ausfahren.

      »Warten Sie doch, Mr. Parker«, sagte die ältere Dame, als der Butler sich hilfreich einschalten wollte, »ich bin doch sehr gespannt, ob der Erfinder sich helfen kann.«

      »Hilfe«, stöhnte Harold Peters erneut und steuerte eine Ecke an. Willie folgte schnell und hartnäckig. Er schien etwas gegen Peters zu haben und unterstrich deutlich, daß er mit seinen Klauen zuschnappen wollte.

      »Nun haben Sie sich gefälligst nicht so«, grollte die Lady und beugte sich neugierig vor, »hat der Roboter Sie so zugerichtet?«

      »Er... Er spielt verrückt«, hechelte Peters und streckte abwehrend die Arme aus, »er wird mich umbringen.«

      »Unsinn, junger Mann«, sagte Lady Agatha, »schließlich bin ich ja auch noch da.«

      Sie hatte inzwischen ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung versetzt und bewies, wie hilfreich sie war. Sie holte weit aus und setzte den Pompadour zielsicher auf Willies Hinterkopf.

      Es gab ein dumpfes, hohles Geräusch, als der Glücksbringer im Handbeutel sein Ziel erreichte. Bei diesem sogenannten Glücksbringer handelte es sich um ein schlichtes Pferdehufeisen, das nun seine Wirkung tat. Willie geriet ins Stolpern und kippte nach vorn. Inzwischen aber hatte die kriegerische Dame erneut ausgeholt und setzte den Pompadour noch mal auf den wassereimerähnlichen Kopf.

      Willie schien zu husten, fühlte sich endlich angegriffen und wandte sich zu Lady Agatha um, die sich völlig undamenhaft benahm und respektlos gegen den Bauch des Roboters trat. Da Agatha Simpson über eine erstaunlich große Schuhnummer verfügte, fiel dieser Tritt äußerst kräftig aus.

      Willie produzierte einen Laut, in dem erstaunlicherweise so etwas wie Schmerz herauszuhören war. Dann fuhr der Roboter seinen rechten Arm teleskopartig aus und griff mit der Klaue nach der älteren Dame.

      Josuah Parker machte sich bereit, seiner Herrin zu helfen, doch dazu kam es erst gar nicht. Lady Agatha fühlte sich angegriffen und reagierte entsprechend. Sie schlug mit dem Handbeutel noch mal zu und setzte den Glücksbringer auf den Kopf des Roboters, der förmlich in die Knie ging, den Arm wieder zurückfahren ließ und dann einen piepsenden Ton ausstieß.

      Zu Parkers Überraschung wandte Willie sich ab und schnurrte auf seinen Rädern zurück zur Tür, wobei das dritte Auge auf der Stirn weiterhin kleine Rauchwölkchen produzierte. Mit klagendem ›Piep-Piep-Piep‹ rollte der Roboter davon und machte einen fast beleidigten Eindruck. Nach wenigen Augenblicken war Willie dann verschwunden.

      »Das wird diesem Lümmel eine Lehre sein«, sagte die ältere Dame zufrieden, um sich dann an Harold Peters zu wenden, »sagen Sie, was haben Sie da eigentlich erfunden?«

      »Ich verstehe das alles nicht«, wunderte sich Peters und stemmte sich hoch, »so etwas hat Willie noch nie getan.«

      »Verschrotten Sie ihn«, empfahl Agatha Simpson dem Erfinder, »mit diesem Subjekt werden Sie keine Ehre einlegen können, junger Mann.«

      »Er hätte mich umgebracht.« Peters schien erst jetzt so richtig zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte. Er ließ sich in einem Sessel nieder und wischte dicke Schweißtropfen von der Stirn.

      »Was nicht ist, kann noch werden«, antwortete die Lady hoffnungsfroh und boshaft wie stets, »informieren Sie mich rechtzeitig, junger Mann. Ich möchte mir das nicht entgehen lassen.«

      Während Peters sie noch zweifelnd ansah, war von weither ein Scheppern und Krachen zu vernehmen.

      »Was war das?« fragte die Detektivin und blickte ihren Butler neugierig an.

      »Der Roboter dürfte gerade seine Absetzbewegung abrupt beendet haben, Mylady«, lautete Parkers Antwort.

      *

      »Wer, zum Teufel, ist dieser Harold Peters?« fragte Mike Rander in seiner saloppen Art. Der Anwalt, um die vierzig, groß, schlank und sportlich, erinnerte an einen bekannten James-Bond-Darsteller, was sein Äußeres betraf. Er und Parker kannten sich seit vielen Jahren und hatten in früherer Zeit mal ausschließlich allein zusammengearbeitet. Später war Parker dann in die Dienste der Lady Simpson getreten, während Mike Rander für einige Jahre in den USA blieb. Nach seiner Rückkehr aus den Staaten verwaltete der Anwalt das immense Vermögen der älteren Dame und schlitterte wieder mal von einem Kriminalfall in den anderen.

      Mike Rander hielt sich im altehrwürdigen Fachwerkhaus der Lady Agatha in Shepherd’s Market auf und befand sich zusammen mit Parker in der großen Wohnhalle.

      »Mr. Harold Peters, Sir, gilt in einschlägigen Kreisen als eine Art Genie, was die Konstruktion von Industrie-Robotern betrifft«, beantwortete Josuah Parker die an ihn gestellte Frage, »die Zahl seiner Patente ist Legion.«

      »Und wieso bastelt dieses Genie solch einen verrückten Roboter?« wollte der Anwalt weiter wissen.

      »Mr. Peters sucht nach neuen Ufern, Sir, wenn man so sagen darf.«

      »Aha. Er scheint sie aber noch nicht in Sichtweite zu haben, oder?«

      »Sein jüngster Roboter dürfte in der Tat noch mit einigen Mängeln behaftet sein.«

      »Hat ihn sein Genie verlassen, Parker?« Mike Rander rauchte eine Zigarette und nippte hin und wieder an dem Kognak, den der Butler ihm serviert hatte.

      »Willie, um diesen jüngsten Roboter namentlich zu bezeichnen, Sir, dürfte ein Prototyp sein.«

      »Der durchdrehte und seinem Schöpfer an den Kragen gehen wollte, wie?« Mike Rander lächelte mokant.

      »Die Verhaltensmuster des Roboters, Sir, waren in der Tat recht merkwürdig. Mr. Harold versicherte jedoch Mylady, die Mängel könnten innerhalb kürzester Zeit behoben werden.«

      »Und wozu sollen die fahrbaren Roboter gut sein, Parker?«

      »Sie sollen ein lückenloses Überwachungssystem herstellen und sind für Gewerbe, Handel und Industrie gedacht. Es sollte jedoch nicht verschwiegen werden, daß das Militär sich bereits für diese Konstruktion interessiert, wie Mr. Peters glaubwürdig versicherte.«

      »Weiß der Henker, Parker, wann die Roboter uns Menschen ersetzen werden«, seufzte Mike Rander, »Willie scheint damit bereits begonnen zu haben. Hätte er dieses Genie wirklich umgebracht?«

      »Damit war durchaus zu rechnen, Sir. Mr. Willies handähnliche Klauen sind furchterregend.«

      »Lady Simpson wird natürlich keinen Penny in dieses Unternehmen stecken, schätze ich.«

      »Mylady äußerte die Absicht, einen zweiten Mr. Willie käuflich zu erwerben, Sir.«

      »Guter Gott! Will sie solch ein Monstrum hier durch die Halle rollen lassen?«

      »In der Tat, Sir!« Parker deutete eine zustimmende Verbeugung an.

      »Wirklich?« Rander schüttelte den Kopf. »Soll er Sie ersetzen, Parker?«

      »Mylady will einen zweiten Mr. Willie anläßlich einer geplanten Party vorführen.«

      »Also, so etwas stelle ich mir allerdings anregend vor.« Rander stand auf und ging vor dem mächtigen Kamin auf und ab. »Wann soll die Party denn steigen?«

      »Darüber meditiert Mylady noch, Sir.«

      »Dieser Peters ist also wirklich kein Spinner, Parker?«

      »Keineswegs und mitnichten, Sir. Wie meine Wenigkeit bereits andeutete, sind


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