Butler Parker 156 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 156 – Kriminalroman - Günter Dönges


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meinte sie, »aber beeilen Sie sich, Mr. Parker! Womit rechne ich eigentlich? Habe ich da bereits bestimmte Vorstellungen?«

      »Mylady erwarten das Erscheinen eines Roboters«, schlug der Butler vor.

      »Das ist richtig«, schwindelte sie, »natürlich wird man wieder mal einen Roboter auf mich hetzen und ...«

      »Da rollt bereits der erste Maschinenmensch heran«, unterbrach Kathy Porter die ältere Dame.

      »Wo denn, mein Kind?« Agatha Simpson hatte den Roboter noch nicht bemerkt, der um die linke Ecke des Landsitzes kurvte und dann Kurs auf das Quartett aus London nahm. Nachdem Kathy ihre Chefin eingewiesen hatte, nahm die Lady das Ziel auf.

      »Wie gehabt«, sagte sie grimmig, »auch dieser Roboter erinnert mich an eine Regentonne.«

      »Aber diese Regentonnen verschießen immerhin kleine Panzerfäuste«, erinnerte Mike Rander.

      »Auch dieses Exemplar dürfte eine Art Waffe besitzen«, warnte Josuah Parker, »man sollte vielleicht hinter der Umfassungsmauer prophylaktisch Schutz suchen.«

      Der Butler hatte seine Warnung noch nicht ganz ausgesprochen, als der Roboter bereits aggressiv wurde. Er hob den linken Arm und richtete eine Art Strahlrohr auf das Quartett, das sich gerade anschickte, Parkers Rat zu folgen.

      Einen Moment später schlug das Geschoß bereits ein und demolierte die Mauer aus dicken Bruchsteinen. Steinsplitter und Mörtelstaub pfiffen durch die Luft, und der Luftdruck des Einschlages schaffte es ohne weiteres, Myladys pikante Hutschöpfung verrutschen zu lassen.

      »Was war das?« empörte sich die ältere Dame und rückte ihren Hut zurecht, der eine leicht mißglückte Kreuzung aus einem Südwester und Napfkuchen darstellte.

      »Das war ebenfalls ’ne kleine Panzerfaust«, sagte Mike Rander und klopfte sich Mörtelstaub von der schwarzen Clubjacke, »wissen Sie, Parker, irgendwie fühle ich mich langsam angegriffen.«

      »Eine Auffassung, Sir, der man nur vollinhaltlich beipflichten kann und muß«, entgegnete Josuah Parker, »wenn Sie erlauben, werde ich weitere Annäherungsversuche des aufdringlichen Roboters zu stoppen versuchen.«

      »Ich bitte dringend darum«, reagierte der Anwalt ironisch, »dieser seltsame Knabe kommt ziemlich schnell näher.«

      Der Roboter war sogar sehr schnell.

      Auf seinen Laufbändern entwickelte er eine beachtliche Geschwindigkeit. Nachdem er sein erstes Geschoß abgefeuert hatte, hob er nun die rechte Klaue und präsentierte eine zweite Panzerfaust.

      Parker hielt bereits seine Spezial-Gabelschleuder in den schwarz behandschuhten Händen, strammte die beiden Gummistränge und schickte dann eine kleine Stahlkugel auf die Luftreise.

      Das Geschoß erwies sich als Volltreffer, landete im dritten Auge auf der Stirn und schien im Roboter so etwas wie eine nachhaltige Irritation auszulösen. Die Panzerhand senkte sich, aus dem dritten Auge stieg eine dunkle Rauchwolke empor. Anschließend drehte der Roboter sich um seine Längsachse und verschoß dabei die zweite Panzerfaust.

      Das Geschoß ritt auf einer Art Feuerstrahl durch die Luft und landete krachend in der Stirnseite eines der Gewächshäuser. Die Scheiben waren dieser Belastung natürlich nicht gewachsen und gingen im Bereich von wenigstens zwei Quadratmetern zu Bruch.

      Das Geräusch der platzenden Scheiben war beachtlich.

      *

      »Bitte, lassen Sie mir Zeit«, sagte Harold Peters mit schwacher Stimme und rutschte wieder in sich zusammen, »ich muß das alles erst mal verarbeiten. Ich habe Todesängste ausgestanden.«

      »Nun haben Sie sich gefälligst nicht so«, raunzte die ältere Dame den Erfinder an, »Ihnen ist ja kaum etwas passiert, junger Mann. Haben Sie eine Erfrischung im Haus?«

      »Whisky... drüben im Schrank«, sagte Harold Peters. Er saß in einem tiefen Ledersessel und tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. Er war vor wenigen Minuten von Parker in einem Kellerraum gefunden worden. Agatha Simpson hatte zur Kenntnis genommen, daß es eine Erfrischung gab. Sie schritt majestätisch zum Schrank, öffnete ihn und entdeckte den Whisky. Sie füllte ein Glas und ... erfrischte sich. Harold Peters schien sie völlig vergessen zu haben.

      Die ältere Dame bewies wieder mal, daß sie über eine ausgepichte Kehle verfügte. Sie trank das Glas leer und nickte wohlwollend.

      »Der Whisky ist trinkbar«, urteilte sie dann, »achten Sie darauf, Mr. Parker, daß dieses Genie sich nicht betrinkt.«

      Parker erfrischte den Erfinder, der schluckweise einen doppelten Whisky genoß und sich dabei immer wieder schüttelte. Inzwischen kam Kathy Porter in den Wohnraum des kleinen Landsitzes zurück und schüttelte den Kopf.

      »Alles leer«, meldete sie, »hinter der Werkstatt habe ich frische Wagenspuren entdeckt.«

      »Keine weiteren Roboter?« fragte die ältere Dame.

      »Nichts, Mylady«, erwiderte Kathy, »doch in der Werkstatt gibt es einen Raum, der gut gesichert ist und den ich nicht betreten konnte.«

      »Diesen Raum werde ich mir gleich ansehen«, sagte die Lady und baute sich nun vor Harold Peters auf, »ich will jetzt wissen, warum Sie diesen Roboter auf mich gehetzt haben.«

      »Ich wurde überfallen«, antwortete Harold Peters, »nicht ich habe die Roboter aktiviert, das waren die beiden vermummten Männer, die mich in den Keller sperrten.«

      »Natürlich glaube ich Ihnen kein Wort«, meinte Lady Agatha grimmig, »Sie belügen mich nach Strich und Faden, Peters.«

      »Warum sollte ich einen Roboter auf Sie angesetzt haben, Mylady?« fragte der Erfinder.

      »Weil Sie Lümmel sich an mir rächen wollten«, vermutete Agatha Simpson, »Sie wollten mich umbringen lassen.«

      »Das bestreite ich ganz entschieden«, wehrte Harold Peters sich und blickte den Butler hilfesuchend an, »ich wurde tatsächlich überfallen. Und das ist bereits einige Stunden her.«

      »Wer, Mr. Peters, kann außer Ihnen noch mit diesen Robotern umgehen?« verlangte Parker zu wissen.

      »Eigentlich nur ich, Mr. Parker«, erwiderte der Erfinder.

      »Und uneigentlich, guter Mann?« schaltete Mike Rander sich ein.

      »Gibt es da Mitarbeiter, die an der Entwicklung der Roboter beteiligt waren?« fügte Kathy Porter hinzu.

      »Nein, nein, das heißt... Warten Sie, es gibt da einen Hank Wardman drüben aus Shenley, der hilft mir bei den eigentlichen Metallarbeiten.«

      »Seit wann steht er nicht mehr in Ihren Diensten?« fragte Josuah Parker in seiner höflichen Art.

      »Er arbeitet noch immer für mich, Mr. Parker, aber eben nur hin und wieder, unregelmäßig, verstehen Sie?«

      »Wie kann man besagten Mr. Wardman erreichen?«

      »Sie wollen ihn anrufen? Ja, er hat Telefon. Warten Sie, ich muß erst nachdenken.«

      »Dann tun Sie’s, junger Mann«, dröhnte die ältere Dame mit ihrer sonoren Stimme dazwischen, »übrigens verdächtig, daß Sie sich noch nicht mal eine läppische Telefonnummer merken können. Wie finde ich das, Mr. Parker?«

      »Bemerkenswert, Mylady, wenn man so sagen darf.«

      »Das finde ich allerdings auch«, setzte Lady Agatha munter hinzu, »Sie wollen doch nur Zeit gewinnen, Peters.«

      Der Erfinder nannte zögernd eine Telefonnummer, und Mike Rander ging zum Wandapparat, um Hank Wardman anzurufen. Er hatte den Fernsprecher noch nicht ganz erreicht, als er läutete. Der Anwalt hob ab und meldete sich. Er hörte einen Moment zu, legte dann auf und wandte sich an die Anwesenden.

      »Nur eine pauschale Mordandrohung«, sagte er dann fast beiläufig, »wir alle sollen umgebracht werden, falls wir nicht die Finger von den Robis lassen, wie es hieß.«

      »Papperlapapp«, erwiderte


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