Butler Parker 184 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 184 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Okay, ich bin kein Heiliger«, räumte der Mann ein und lächelte breit. »Aber mit Pianisten habe ich nichts am Hut. Warum sollte ich auch?«

      »Vielleicht ist der Kontakt zu den Golden-Boys dafür um so enger«, tippte Parker an. Willcox blickte den Butler starr an und bemühte sich verzweifelt, ahnungslos zu erscheinen.

      »Diese erwähnten Golden-Boys, Mister Willcox, interessieren sich für die Londoner-Kunstszene«, erklärte Parker geduldig. »In übertragenem Sinn haben sie die Absicht, Schutz- und Betreuungsgelder abzuschöpfen.«

      »Ich verstehe wirklich kein Wort.« Norman Wilcox zuckte die Achseln.

      »Im Grund handelt es sich um eine altbekannte und leider auch bewährte Methode«, erklärte der Butler. »Mylady und meine Wenigkeit hatten in der Vergangenheit schon mehrfach mit diesem Phänomen zu tun, wie man Ihnen versichern darf. Man verlangt Zahlungen in gewisser Höhe, aber man stört Veranstaltungen aller Art, falls diesen Zahlungen nicht nachgekommen wird.«

      »Und ich soll damit zu tun haben?« Wilcox staunte.

      »Sie waren mal einschlägig tätig«, erinnerte der Butler. »Seinerzeit mußten Mylady und meine Wenigkeit Sie nachdrücklich zur Ordnung rufen.«

      »Das ist längst vorbei«, meinte der Bar-Unternehmer. »Rühren Sie nicht in alten Geschichten herum!«

      »Sie könnten eine Art Filial-Unternehmen etabliert haben, Mister Wilcox.«

      »Wie heißen die Typen, die da kassieren wollen?«

      »Sie nennen sich die Golden-Boys, Mister Wilcox. Sollten sie rein zufällig Ihren Weg kreuzen, so teilen Sie diesen Spezialisten freundlicherweise mit, daß Mylady und meine Wenigkeit sich ihrer annehmen werden.«

      »Die kreuzen ganz sicher nicht meinen Weg, Parker«, wollte Wilcox bereits im vorhinein wissen.« Ich habe mit der Szene nichts mehr am Hut, glauben Sie mir. Mein Bedarf ist gedeckt. Mir reicht mein Club hier voll und ganz.«

      »Man erlaubt sich, noch eine angenehme und friedvolle Nacht zu wünschen, Mister Wilcox. Sie sollten meine Wenigkeit übrigens zu einem Ihrer Notausgänge begleiten. Meiner bescheidenen Ansicht nach wird man bereits verfolgt.«

      »Das ist doch prächtig« freute sich der Bar-Betreiber. »Wir fangen die Verfolger ab und wissen dann, wohin der Hase läuft. Wie sehen die Typen aus?«

      »Es handelt sich um zwei Motorradfahrer in dunkler Lederkleidung, die meinem Privatwagen folgten und jetzt auf Ihrem Parkplatz in Stellung gegangen sein dürften,«

      »Kein Problem«, sagte Wilcox und winkte zu einem der gut besetzten Tische hinüber. »Dafür hab’ ich ein paar erstklassige Leute. Die erledigen das mit der linken Hand.«

      »Und möglichst ohne jede Anwendung von Gewalt«, bat Josuah Parker. »Meine Wenigkeit wird hier warten, bis Ihre freundliche Aktion beendet ist.«

      Norman Wilcox unterhielt sich knapp und eindringlich mit den beiden Gästen, die seinem Wink gefolgt waren und deutete auf einen Vorhang aus Perlschnüren, hinter dem sich, wie Parker bekannt war, ein langer Korridor befand.

      Josuah Parker hatte überhaupt nichts dagegen, daß ein Angehöriger der kriminellen Szene für ihn tätig wurde. Er erweckte zumindest diesen Eindruck.

      *

      »Man sollte den Verfolgern sicherheitshalber den Weg abschneiden«, schlug Parker vor, als die beiden Gäste im Korridor verschwunden waren. Er deutete mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes auf den Eingang des Clubs.

      »Die erwischen die beiden Typen ganz sicher«, meinte Wilcox, der eindeutig noch gar nicht begriffen hatte.

      »Es wäre ungemein freundlich, wenn Sie meiner Wenigkeit folgen würden«, erklärte der Butler und ging nach vorn zum Haupteingang, ohne sich weiter um den Bar-Betreiber zu kümmern. Wilcox folgte notgedrungen, holte den Butler ein und baute sich vor ihm auf.

      »Warten wir doch«, sagte er.

      »An der frischen Luft«, schlug der Butler unbeirrt vor.

      »Hören Sie, Parker, Sie werden bleiben!«

      Wilcox zeigte Entschlossenheit.

      »Meiner Wenigkeit fiel gerade ein, daß man sich auch geirrt haben könnte, was die beiden Verfolger betrifft.« Während Parker noch sprach, ließ er die Spitze seines Schirmes auf das Oberleder des linken Schuhs von Wilcox fallen. Sie war scharf, bohrte sich durch die Rindshaut und verursachte eine kleine Sensation auf dem Fußrücken.

      Wilcox schnappte verzweifelt nach Luft, zog den schmerzenden Fuß an und stützte sich dabei auf die Kante eines schmalen Tischchens, das aus dem Gleichgewicht geriet und umkippte. Dadurch verlor der Nachtclub-Unternehmer seinerseits den Halt und rutschte seitlich weg zu Boden.

      Der Butler lüftete höflich die schwarze Melone und ging nach draußen. Es waren nur wenige Schritte bis zu seinem hochbeinigen Monstrum. Parker hatte den Wagen noch nicht ganz erreicht, als die beiden Gäste durch eine schmale Gasse kamen und auf ihn zuhielten.

      »Sie werden dringend erwartet, meine Herren«, sagte Parker und deutete mit der Schirmspitze zum Eingang. »Mister Wilcox befaßt sich bereits intensiv mit seinen Freunden.«

      Sie nahmen das für bare Münze und trabten sofort weiter, um dann im Club zu verschwinden. Der Butler setzte sich ans Steuer seines Wagens und nickte Mike Rander zu, der im hochbeinigen Monstrum gewartet hatte. Als Parker anfuhr, erschien Wilcox und die beiden Gäste auf der Straße. Wilcox humpelte.

      »Was war denn los, Parker?« erkundigte sich der Anwalt amüsiert. »Sie dürften für einige Aufregung gesorgt haben, wie?«

      »Mister Wilcox wird meiner Wenigkeit gram sein«, entgegnete der Butler. »Man inszenierte ein kleines Verwirrspiel, um ohne Aufsehen den Club verlassen zu können. Er dürfte jetzt wissen, daß seine Kontakte zu den Golden-Boys gefährlich werden können.«

      Um den Anwalt ins Bild zu setzen, berichtete Parker kurz von seiner Unterhaltung mit Wilcox.

      »Sind Sie sicher, daß es da einen Zusammenhang gibt?« fragte Rander, als er Bescheid wußte.

      »Er dürfte zumindest von der Existenz dieser Gangster wissen, Sir. Als die Golden-Boys erwähnt wurden, bemühte Mister Wilcox sich mehr als nur krampfhaft um Ahnungslosigkeit.«

      »Könnte er diese Boys aufgezogen haben, Parker?«

      »Solch eine Möglichkeit sollte man keineswegs ausschließen, Sir«, lautete die Antwort des Butlers. »Mister Wilcox dürfte seine verbrecherische Energie sicher kaum desaktiviert haben, um es mal so auszudrücken.«

      »Was zu beweisen ist, Parker. Wir werden bereits verfolgt.« Mike Rander hatte sich im Beifahrersitz umgedreht und blickte durch das Rückfenster auf die Straße.

      »Es handelt sich um einen flaschengrünen Ford, Sir«, gab der Butler wie selbstverständlich zurück. »Er folgt aber bereits seit Shepherd’s Market, Sir.«

      »Tatsächlich? Ist mir gar nicht aufgefallen.« Rander lächelte. »Der Wagen hat also bereits vor Myladys Haus gewartet?«

      »In der Tat, Sir«, bestätigte der Butler. »Möglicherweise sitzt im erwähnten Ford der Partner jenes Mannes, den man im Futteral des Kontrabasses in Myladys Haus transportierte.«

      *

      Josuah Parker beendete die Verfolgung auf bewährte Art.

      Nicht umsonst nannte man seinen Privatwagen eine Trickkiste auf Rädern. Er hatte das wirklich betagte Modell eines Londoner Taxis nach seinen sehr speziellen Wünschen und Vorstellungen technisch völlig umgestalten lassen. Es bot jetzt Überraschungen am laufenden Band. Der leistungsstarke Rennmotor unter der eckigen Haube war nur ein kleiner Teil davon.

      Der Butler lotste den hartnäckigen Verfolger zielbewußt in den Ostteil der Stadt. Im Wapping, wo umfangreiche Bauarbeiten stattfanden, um die sogenannten Dock-Lands wieder attraktiv zu machen, gab es gute Möglichkeiten, den Verfolger im flaschengrünen


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