Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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Mann war alt, hatte ein verwittertes Gesicht und einen ungepflegten Schnauzbart, dessen Enden traurig nach unten hingen.

      Der Rothaarige sah den ältere Cowboy an.

      »Was meinst du, Ed, sollen wir es ihm sagen?«

      Der andere zog die Schultern hoch.

      Da nickte der Mann mit dem Bullbeißergesicht. »Wir wissen es auch nicht.«

      »Und wo ist der Vormann?« fragte Wyatt.

      »Der hat keine Zeit.«

      »Weshalb nicht?«

      »Er muß diese Fohlen hier bewachen. Sie sind krank.«

      Wyatt rutschte aus dem Sattel und setzte sich neben den Rothaarigen auf den Zaun. Er zündete sich eine Zigarre an und reichte den beiden auch eine.

      »Sie sind der Vormann?«

      Der Rothaarige schüttelte den Kopf.

      »No, aber ich wär’ es gern. Ed hat was dagegen.«

      Wyatt zog die Brauen zusammen und musterte den anderen Cowboy. Wie alt mochte der sein? Sechzig ganz sicher.

      Der alte mißfarbene Filz hing ihm völlig zerknautscht und fransig auf dem grauen Schopf. Die Gesichtshaut war tiefbraun, und die Augen blickten teilnahmslos drein. Die Weidekleidung schien ihm viel zu groß zu sein und schlotterte um seinen Leib, als er jetzt vom Gatter rutschte und auf eines der Fohlen zuging.

      »Er ist der Vormann?« fragte der Missourier, wobei er mit dem linken Daumen auf den Alten wies.

      »Yeah. Haben Sie etwa was dagegen?«

      Wyatt rieb sich das Kinn und rutschte dann auch vom Gatter, um dem Alten zu folgen.

      Der drehte sich um. »Was wollen Sie?«

      »Ich muß mit Ihnen sprechen, Ed.«

      »Ich heiße Rake, verstanden.«

      »Natürlich. Hören Sie, Mister Rake, ich habe dem Rancher einen Vorschlag zu machen. Es geht um einen Trail.«

      Der Alte, der neben einem der Fohlen im Gras gekniet hatte, erhob sich wieder. Seine Augen ruhten ausdruckslos auf dem Fremden.

      »Um einen Trail?«

      »Ja, um einen Trail nach Montana.«

      Rake ging auf das Gatter zu.

      »Mac, sag dem Boß, daß einer hier ist, der mit ihm sprechen will.«

      Der Rothaarige sog genießerisch an seiner Zigarre und paffte eine gewaltige Wolke vor sich hin. Er machte nicht die geringsten Anstalten, sich zu bewegen.

      Da geschah etwas Eigenartiges, etwas, das Wyatt dem müden Mann nie und nimmer zugetraut hätte.

      Rake packte den Stiefel des vierschrötigen Cowboys und zerrte den Mann dann daran mit einem harten Ruck vom Gatter; gleich darauf brannte eine schallende Ohrfeige im Gesicht des Iren.

      Der Alte aber stand leicht gebeugt und völlig still vor ihm.

      »Ich habe gesagt, du sollst dem Boß Bescheid sagen!«

      Der rote Mac nickte, hob die Zigarre auf und machte sich eilends auf den Weg.

      Schweigend hockte der Alte wieder neben Wyatt auf dem Gatter. »Sie haben die Leute gut im Zug«, meinte der Missourier. Der Vormann nickte.

      »Ja, das ist notwendig. Die Stinktiere bekommen vierzig Dollar den Monat und möchten am liebsten keine Hand dafür rühren. Es ist nicht einfach, hier oben in Kansas Cowboys zu bekommen. Die Männer wollen alle Geld verdienen. Wer mit dem Colt umgehen kann, schließt sich entweder einer Bande von Busheaders an oder er läßt sich von irgendeinem Protz als Leibwächter anwerben. Aber richtige Sattelarbeit will möglichst keiner tun.«

      Ja, so war das. Und der alte Vormann Ed Rake schien das Rezept gefunden zu haben, die Leute bei der Arbeit zu halten. Er gab jedem Mann zu seinem Monatslohn noch zehn Dollars aus seiner eigenen Tasche und hatte damit ein moralisches Recht, die Mannschaft in Trab zu halten. Eine sonderbare aber nicht dumme Art, den Betrieb in Schwung zu bringen.

      Er war kein gesprächiger Mann, der alte Ed Rake. Wyatt konnte nur noch soviel von ihm erfahren, daß der Boß in der Nähe sei, drüben hinter den Hügeln.

      »Dann hätten Sie mich doch auch dorthin schicken können.«

      »No, hätte ich nicht. Er sitzt da und denkt – und wenn er schon mal denkt, will er von niemandem gestört werden.«

      »Aber Mac stört ihn doch jetzt auch.«

      »Mac? Der ist ein Büffel. Der merkt nicht, wenn ihn einer anpfeift.« Von nun an blieb er still.

      Eine halbe Stunde verrann.

      Die Hitze lag schwer über der Weide und ließ die Spitzen der hohen Gräser im Glutflimmer verschwinden.

      Drüben im Westen stand eine große Herde.

      Plötzlich hob der Alte den Kopf. Ohne sich umzuwenden, brummte er. »Jetzt kommt er.«

      »Wer?«

      »Der Boß.«

      Wyatt blickte sich um und sah weit und breit keinen Reiter.

      Der Alte stieg vom Gatter und deutete auf einen der Hügel.

      Tatsächlich tauchte dort oben jetzt der Kopf eines Reiters auf. Wenige Minuten später sprengte der Rancher Wyan Rooper auf einer Fuchsstute heran.

      Zwanzig Yards hinter ihm kam auf einem starkknochigen Braunen der rote Mac.

      Rooper blickte den Vormann fragend an und musterte dann den Fremden.

      Rake deutete mit dem Daumen auf Wyatt.

      »Er will mit Ihnen sprechen, Boß.«

      Der Rancher stieg ab und trat auf Wyatt zu, der ebenfalls vom Gatter gerutscht war.

      »Ich bin Wyatt Earp…«

      Rooper stieß sich den breiten braunen Hut aus der Stirn.

      »Wyatt Earp?« unterbrach er.

      »Ja.«

      »Der Mann, der die Thompsons gestoppt hat?«

      Wyatt nickte. »Mister Rooper, ich habe durch einen Zufall gestern abend Ihr Gespräch mit Geg Peshaur mit angehört.«

      Der Rancher winkte ab, nahm sein Rauchzeug aus der Tasche und kurbelte sich eine ziemlich unförmige Zigarette.

      »Erinnern Sie mich nicht daran«, knurrte er mürrisch.

      Wyatt lehnte sich an das Gatter.

      »Ich vermute, daß Ihr Freund Benston fest mit einer Herde von Ihnen rechnet?«

      Rooper blickte seine beiden Leute an und nickte dann.

      »Ja, es ist bedeutend wichtiger, als Sie ahnen. Ich schulde Benston Geld. Zweitausend Dollar. Er zahlt pro Rind mehr, als ich Peshaur gesagt habe…«

      »Dreißig«, sagte Wyatt.

      Rooper blickte auf. »Wie kommen Sie darauf?«

      »Ich dachte es mir.«

      Rooper ließ die kaum angebrannte Zigarette ins Gras fallen und zertrat sie.

      »Zweitausend Dollar, wissen Sie, was das heißt.«

      »Sie haben doch Vieh.«

      »Ja, aber wenn ich es hier verkaufe, bin ich ein armer Mann. Hier gibt’s vier Dollar pro Rind, Mister.«

      »Sicher. Und oben in Montana gibt’s dreißig.«

      Rooper blickte den Missourier forschend an.

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Bringen Sie doch selbst eine Herde auf den Trail.«

      »Ich?« Rooper schlug sich vor die Brust. Ein bitteres Lächeln


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