Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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      Da war es nun plötzlich wieder, nach fast fünfunddreißig Jahren, das erregende Wort Gold!

      Gold – und dieser schwarzlederne Revolverschwinger? Hm, das paßte schlecht zusammen, überlegte Wooley. Wenn dieser Halunke Gold gehabt hätte, würde er es bestimmt für sich verwendet haben.

      Von diesem Gedanken brachte der Schießer den Alten schnell ab. »Hören Sie, Sheriff. Ich wollte hinunter nach Texas, um mir ein Stück Land, das ich mir für eine Ranch kaufen will, auszusuchen. Sie wissen ja selbst, daß es mehr als gefährlich ist, mit einem Sack Gold so weit zu reiten…«

      Der Alte schluckte. Sein spitzer Adamsapfel hüpfte hin und her. Ein Sack Gold! Hell and damnation! Das wär’ ein Fressen für seiner Mutter Sohn gewesen! Jetzt, noch auf seine alten Tage würde er sich eine Farm aufbauen. Irgendwo unten bei Santa Fé, wo das Land ebener war. Und jeden Abend könnte er dann auf einem gutem Pferd in die große Mainstreet von Santa Fé einreiten und vor einem der vielen Saloons absteigen. Wie ein Großrancher könnte er durch den Schankraum zur Theke schlendern. Und trinken könnte er dann, soviel er wollte. Ein höllischer Gedanke!

      Er schluckte wieder und wieder. Heavens, wäre das ein Leben! Und weshalb sollte der Mann da lügen? Portland würde ihn so oder so an den Galgen bringen. Wem der Rancher übel wollte, den ließ er auf den Kirchhof bringen; die Art, in der das geschah, wechselte zuweilen, aber das Ende war immer gleich.

      Oh, Jack Wooley hatte ihn erkannt, den großen, mächtigen Austin Portland, den Mann, der jedem zeigen mußte, wie groß und wie mächtig er war. Wooley haßte ihn, wie nur ein kleiner, abhängiger Mann einen herzlosen, großen Mann hassen konnte.

      War das hier nicht die Chance, diesem Joch zu entrinnen? Ganz sicher! Und der Sheriff war plötzlich fest entschlossen, sie zu nutzen.

      Und nun trat er wieder an ihn heran: Gold. Er würde Gold haben. Wieviel mochte es sein? Einerlei, der Mann hatte von einem »Sack voll« gesprochen. Ob er einen kleinen Geldsack meinte – oder vielleicht gar einen großen Postsack?

      Irrsinn! Für einen Postsack voller Goldkörner bekam man ja halb Santa Fé.

      Und was wollte er mit einer halben Stadt anfangen?

      Colorado-Bill hatte sein ehrlichstes Gesicht aufgesetzt. »Kommen Sie näher, Sheriff. Nachher hört irgendwo an einem Fenster noch jemand mit und macht Ihnen dann später das Leben schwer. Noch weiß außer uns beiden niemand etwas von dem Place.«

      »Außer uns beiden?« krächzte der Sheriff und spürte, daß seine Stimme wackelte. »Was weiß ich denn?«

      »Sie werden es erfahren. Für mich hat das alles ja keinen Sinn mehr. Ich weiß, daß Austin Portland mich an den Galgen bringen wird. Er hat es mir ja selbst gesagt!«

      Mit ein paar schnellen kurzen Schritten näherte sich der Alte den Trallen.

      Colorado-Bill griff in die Jackentasche.

      »Geben Sie genau acht, ich habe hier einen Plan…«

      Der Alte hatte seinen entblößten, von grauen Strähnen bedeckten Schädel zwischen zwei Gitterstäbe geschoben. Seine Augen funkelten gierig.

      Da holte der Schießer aus und ließ seine kantige Faust krachend auf den Kopf des Sheriffs niederfallen.

      Der Alte brach sofort zusammen.

      Der Revolverschwinger bückte sich und zog den Körper des Betäubten an die Gittertür heran.

      Hastig tasteten seine Hände über die Tasche Wooleys.

      Dann stieß der Bandit einen Fluch durch die Zähne. Die Mühe war umsonst gewesen: Der Sheriff hatte die Schlüssel der Zellentür nicht bei sich.

      Mit einem schnellen Griff zerrte Bill dem Niedergeschlagenen den Revolver aus dem Halfter. Es war eine uralte Vorderladerwaffe. Jack Wooley hatte nie daran gedacht, seine wenigen Dollars zum Kauf eines neuen Colts zu verwenden.

      Bill nahm die Waffe, untersuchte sie sachkundig, spannte den großen Hahn und riß den Alten mit der Linken hart gegen die Gitterstäbe.

      Der Mann erwachte nicht.

      Da griff der Bandit nach dem Wassernapf, der neben ihm in der Zelle stand, und kippte den Inhalt über den Schädel des Sheriffs.

      Wooley kam mit einem ächzenden Laut zu sich.

      Bill zog ihn hart an die Gitterstäbe. »So, Brother – du siehst hier in einer Hand einen Revolver. Deinen eigenen Revolver. Du wirst jetzt vorn ins Büro gehen und die Schüssel holen.«

      Die Augen des Sheriffs waren glasig und starr. Entgeistert blickte er auf die Waffe. Endlich knurrte er: »Ich werde den Teufel tun…«

      »Du wirst es tun, Freund, sonst bekommst du statt des Goldes eine Ladung Blei von mir. Ich kann den ganzen Raum vorn überblicken. Eine dumme Bewegung von dir bedeutet deinen Tod.«

      Wooley hob den Blick und stierte benommen in die schiefergrauen Augen des anderen.

      »Sie sind ein Scheusal«, krächzte er mit belegter Stimme.

      Bill stieß ihn derb zurück.

      Der Sheriff fiel auf die Steinquadern des Bodens.

      »Los steht auf!« befahl der Bandit rauh.

      Stöhnend erhob sich der Alte.

      »Vorwärts!« Bill fletschte die Zähne. »Beweg dich, Grandpa, sonst knallt es!«

      Mit taumelnden Schritten schwankte der Alte, den seine Gier in diese Lage gebracht hatte, in den Büroraum.

      »Schnell! Wenn es mir zu lange dauert, zittert meine Hand, und wenn die zittert, geht das Eisen los…«

      Jack Wooley war nicht der Mann, etwa einen Hechtsprung hinter den Schreibtisch zu wagen, oder eine Bodenrolle, die ihn vielleicht aus der Schußlinie hätte bringen können. Außerdem hatte er diesen Mann auf der Straße schießen sehen… Er war so beeindruckt von der Schnelligkeit des Banditen, daß er sich vorhin während der Schießerei nicht auf die Straße getraut hatte. Erst der Ruf Portlands hatte ihn hinausgelockt.

      Jetzt ging er auf die linke Seite des Raumes, öffnete eine Schranktür und hörte das scharfe Zischen des Schießers: »Was willst du an dem Schrank?«

      »Die Schlüssel hängen drin«, keuchte Wooley.

      »Well – wenn du dir aber einfallen lassen solltest, einen Colt hervorzuzaubern, dann vergiß nicht, daß ich meinen schon gespannt in der Hand halte und ganz sicher ein Ende schneller schieße als du. Mach keinen Unsinn, Alter, bring die Schlüssel her. Ich lasse dich ungeschoren.«

      Der Sheriff brachte einen großen Schlüsselbund aus dem Schrank und kam damit zum Zellengang zurück.

      »Leise!« raunte der Bandit, dem das Rasseln der Schlüssel an die Nerven schnitt.

      Wooley riegelte die Zelle auf.

      Bill war kaum auf dem Gang, als er den Alten mit einem fürchterlichen Uppercut von den Beinen warf. Jack Wooley lag lang ausgestreckt auf dem Boden und hatte vorerst keine Sorgen mehr.

      Colorado-Bill nahm seinen Coltgurt im Office von einem Wandhaken, lief zur Hoftür, öffnete sie einen Spaltbreit und lauschte nach draußen.

      Es war alles still.

      Er überquerte den Hof und fand im Stall zwei Pferde. Das des Sheriffs und sein eigenes Tier. Er warf den Sattel auf, führte den Grauen auf die Gasse hinaus, sprang auf und preschte in die Nacht hinaus.

      Die schützende Dunkelheit verschluckte ihn schnell.

      Bill McLean wußte, wohin er jetzt reiten würde. Er wollte die einmalige Chance nutzen, auf die ihn der Rancher selbst gestoßen hatte: Er würde zu Wyatt Earp reiten! Aber nicht, um den Marshal zu töten – er würde ihn warnen. Nur so hatte er eine wirkliche Chance, den Fängen des Richters zu entgehen. Wenn er jetzt floh, gab Portland einen Steckbrief auf, der ihm ein volles Jahrzehnt in wenigstens drei Staaten folgen würde…

      Deshalb


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