Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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wenig Lust, die trübe Komödie noch länger fortzusetzen. Mit dem Rancher und mit Fred Lonegan wäre er sicher schnell fertiggeworden. Aber vorerst ritten hinter den beiden noch mehrere, zu allem entschlossene, ungebärde Burschen, die nicht zu unterschätzen waren.

      Unterwegs sah der Missourier auf eine Gelegenheit, die Maske fallen zu lassen.

      Selbst wenn sie in die Nähe des Arbeitslagers kamen, war nichts gewonnen. Boswell mit den Männern hatte diesem wilden Haufen gegenüber wenig zu bestellen.

      Vielleicht konnte er das Lager anschleichen und den Ingenieur warnen, überlegte Wyatt.

      Aber was hätte das genutzt?

      Portland würde auf jeden Fall angreifen – und dann ging es hart auf hart. Und leider waren die Arbeiter keine Kämpfer. Das wußte Wyatt zu gut.

      Und schon bald mußte der Marshal sein Abwarten verwünschen. Es traten zwei Dinge ein, die ihn selbst in äußerste Gefahr brachten.

      Portland hatte sich entgegen seiner früheren Absicht dazu entschlossen, das Lager in der Nacht anzugreifen. Der »Mann aus Texas« hatte ihm mit seiner Selbstsicherheit und Gelassenheit eine Menge seines verlorengegangenen eigenen Willens zurückgegeben.

      Portland drängte zu schnellerem Ritt. Auch als es dunkel wurde, ließ er nicht anhalten. »Wir reiten weiter!« befahl er rauh.

      Wyatt blickte ihn an. »Was haben Sie vor?«

      »Das wissen Sie doch! Ich will das Lager überfallen.«

      »Wissen Sie, wo die Arbeiter liegen?«

      »Das werde ich bald erfahren. Diese Halunken sind keine Indianer und keine Westleute. Sie werden – wie bisher stets – ein hübsches Feuer brennen haben. Schließlich ist es hier nachts kalt, und diese Hunde träumen, daß das Feuer die Kälte um sie herum verscheuchen könnte.«

      Nach scharfem Ritt erspähte der Missourier als erster gegen zwei Uhr in der Nacht einen winzigen Lichtschein am Himmel. Er wurde größer und größer – und schließlich zeichnete sich vor ihm die Shilhouette der Bergkämme deutlich ab.

      Portland ließ anhalten. »Da drüben«, sagte er leise, »da lagern sie.«

      Jetzt wußte der Marshal, daß es höchste Zeit war, zu handeln.

      Er war gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen.

      Langsam stieg er aus dem Sattel und nahm eine Zigarre aus der Tasche.

      »Was soll das?« kurrte der Rancher.

      »Ich werde eine Zigarre rauchen. Das tue ich immer um diese Zeit, wenn ich nicht schlafe.«

      »Eine verteufelte Angewohnheit, Cowboy!« knurrte der Rancher. »Wenn die Kerle den Lichtschein des Zündholzes sehen, sind sie gewarnt.«

      »Den werden sie nicht sehen.« Wyatt kauerte sich an die Erde und zündete die Zigarre unter dem vorgehaltenen Hut an.

      Dann richtete er sich auf. »Ich werde mich jetzt auf den Weg machen.«

      »Wohin?« forschte Portland verblüfft.

      »Zum Arbeitercamp hinüber.«

      »Sind Sie wahnsinnig?«

      »Weshalb?«

      Der Rancher schnappte nach Atem. »Hören Sie, Scott! Sie haben eine höllisch scharfe Art am Leibe. Aber bilden Sie sich nicht ein, daß ich Ihretwegen in das Feuer reiten würde.« Er hob den Arm und deutete auf den Lichtschein. »Da drüben steht Wyatt Earp!«

      »Wer weiß!« versetzte der Missourier zweideutig.

      Der Rancher fletschte die Zähne. Er dachte darüber nach, daß es vielleicht doch besser gewesen wäre, Colorado-Bill mitzunehmen.

      Der war längst nicht so starrsinnig wie dieser Kuhtreiber!

      »Kommen Sie, Boß. Wir werden das Lager beschleichen, um herauszufinden, wie es liegt. Auch könnten wir bei dieser Gelegenheit die Posten unschädlich machen.«

      Der rauhe Austin Portland war kein furchtsamer Mann. Aber bis heute hatte er es noch nicht nötig gehabt, wie ein Arbeiter durchs Gelände zu kriechen, um ein gegnerisches Lager anzuschleichen. Nein, dazu würde ihn dieser hartnäckige »Tex« nie und nimmer bringen.

      Im Gegenteil! Der Rancher hatte einen anderen Gedanken.

      »Wir werden das Lager umzingeln; weit genug, um die Posten in unserem Kreis zu haben.«

      »Das ist ziemlich gefährlich«, warf der Missourier halblaut ein.

      »Nicht gefährlicher als Ihr Vorschlag. Meine Leute haben alle Gewehre und können das Abwehrfeuer der aus dem Schlaf hochgeschreckten Bahnarbeiter leicht ersticken.«

      »Leicht?« fragte Wyatt Earp.

      »Jedenfalls wird es leichter sein, als diesen Skunk von einem Marshal anzuschleichen. Das steht fest.«

      »Ihre Ansicht.«

      »Yeah!« knurrte der Rancher bissig. »Und nur die zählt! Vorwärts, Männer!«

      Der Missourier zermarterte sein Hirn, wie er einen Ausweg aus dieser Situation finden konnte.

      Er hatte keine Zeit mehr zu verspielen.

      Da fiel sein Blick auf eine vorspringende Felsnase. Es gelang ihm, seinen Falben unbemerkt dahinter zu verbergen.

      Die Cowboys hatten einen Kreis um ihren Boß gebildet.

      Portlands eindringliche halblaute Stimme klang zu Wyatt hinüber. Der Rancher erteilte seinen Männern Anweisungen.

      Da kam der Marshal zurück.

      »Mister Portland!«

      Der Rancher zerrte sein Pferd hinter sich her auf den vermeintlichen Vormann zu. »Was wollen Sie?«

      »Das möchte ich Sie auch fragen.«

      »Ich habe es Ihnen schon gesagt: Wir werden das Lager überfallen. Die Männer sind im Bilde. Und Ihre Aufgabe ist es, auf den Missourier aufzupassen.«

      »Was haben sie mit ihm vor?« fragte Wyatt leise.

      »Er wird sofort erschossen.«

      Der Marsahl stieß die Luft durch die Nase aus. »Eine dumme Sache.«

      »Weshalb? Haben Sie plötzlich Angst?«

      »No, aber wissen Sie, was darauf steht, einen Marshal zu ermorden?«

      »Wer redet hier von Mord?« schnaufte der Rancher in seinem alten herrischen Ton. »Ich habe meine Existenz zu verteidigen. Da ist mir jedes Mittel recht.«

      »Ich weiß. Dafür schicken sie sogar Ihre eigenen Leute ins Feuer.«

      »Sie sind verdammt aufsässig, Scott! Ich habe mich in Ihnen geirrt. Sie sind ein guter Schütze und ein großartiger Lassowerfer. Aber von diesen Dingen hier verstehen Sie nichts. Überhaupt nichts. Wenn es Ihrem sturen Kopf nach ginge, liefen wir den Maulwürfen da drüben glatt in die Fänge.«

      Der Marshal richtete sich hoch auf. Die Zigarre fiel auf den steinigen Boden. Langsam zersprühte die Glut unter der Stiefelsohle des Mannes. »Und die Arbeiter? Was soll mit ihnen geschehen?«

      »Idiotische Frage«, bellte Austin Portland. »Sie werden zusammengeschossen.«

      Wyatt nickte. »Eine einfache Methode. Und Sie bilden sich ein, daß das gutginge?«

      »Weshalb soll das nicht gutgehen?«

      »Wyatt Earp und die anderen wissen, daß Sie hinter den Störaktionen an der Bahn stehen, Mr. Portland. Glauben Sie die Regierung nähme es so glatt hin, wenn hier oben in den Bergen an der Bahnstrecke ein Marshal und ein Dutzend Arbeiter zusammengeschossen würden?«

      Portland stieß einen wilden Fluch aus. »Halten Sie endlich das Maul, Mann! Scheren Sie sich zu den Leuten. Ich werde mir einen anderen Vormann suchen. Vielleicht können Sie auf der Weide einen Platz finden, wenn Sie


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