Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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fünf Minuten kam es jetzt auch nicht mehr an.

      »Einverstanden«, sagte Leni, und die Verkäuferin lief davon.

      »Ich weiß jetzt schon, dass das auch wieder so ein für besondere Anlässe Ausgehfummel sein wird, ich habe mich doch umgesehen, aber soll sie ihre Freude haben, wir sind schließlich nicht auf der Flucht.«

      Sie hatte kaum ausgesprochen, als die junge Frau zurückkam.

      »Diesen Zweiteiler konnten Sie noch nicht gesehen haben«, sagte sie, »er ist gerade erst hereingekommen und noch gar nicht im Verkauf.«

      Sie hielt ihnen ein sehr schönes Outfit hin, ein gerade geschnittenes Kleid mit einer schlichten Jacke darüber, an der das Schönste die wirklich ausgefallenen, aber sehr edel wirkenden Knöpfe waren.

      Die Farbe, ein wunderschönes Schilf-Grün, konnte Leni gut tragen, und sie hüpfte auch sofort auf diesen wirklich sehr edlen Zweiteiler.

      »Wirklich ganz toll«, sagte sie und strich über den seidigen Stoff, doch als sie auf das Preisschild blickte, zuckte sie zurück. »Tut mir leid«, sagte sie ehrlich, »aber das ist nicht meine Preisklasse.«

      »Leni, probier es doch wenigs­tens mal an«, bat Bettina sie, die sich sehr gut vorstellen konnte, dass Leni darin wunderbar aussehen würde.

      Doch davon wollte Leni nichts wissen.

      »Bettina, wozu? Und wenn ich aussähe wie die Königin von … Ach, ist doch egal. Ich muss es nicht probieren, weil ich so viel Geld niemals für ein Kleid ausgeben würde. Da hätte ich ja permanent ein schlechtes Gewissen, wenn ich es anzöge … Komm, lass uns gehen.«

      Doch Bettina gab nicht nach.

      »Leni, ich bestehe darauf, und wenn du darin so fabelhaft aus­siehst, wie ich mir das vorstelle, nun, dann möchte ich dir das Outfit gern schenken.«

      »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, widersprach Leni sofort.

      Bettina wandte sich an die Verkäuferin.

      »Sie haben bei mir Konfektionsgröße und Schuhgröße auf den Punkt genau richtig eingeschätzt. Können Sie das auch für diese Dame tun?«

      Die Verkäuferin antwortete: »Das hier dürfte die richtige Größe sein.«

      »Gut«, sagte Bettina, »dann nehme ich es, ohne dass es anprobiert wurde. Bitte, machen Sie mir die Rechnung, ich möchte nämlich, dass die Frau, die wie eine Mutter für mich ist, am schönsten Tag meines Lebens ganz besonders hübsch aussieht.«

      Die Verkäuferin nickte, ging an die Kasse.

      »Halt«, rief Leni alarmiert, »das geht doch nicht.«

      »Es geht, Leni«, sagte Bettina ungerührt. »Also, noch hast du die Wahl, du probierst es an, oder wir kaufen blind.«

      »Du bist unmöglich«, schimpfte Leni, aber das meinte sie nicht böse, sie war nur vollkommen verwirrt.

      »Klar, wenn du meine Mutter wärst, dann könnte ich das glatt von dir haben, liebste Leni«, lachte Bettina, die durchaus wusste, wie sie Leni zu nehmen hatte.

      »Also gut«, gab Leni sich geschlagen, dann probiere ich das Out­fit mal an.«

      Sie ließ sich von der Verkäuferin zu einer der Umkleidekabinen bringen, während Bettina es sich in einem der Sesselchen gemütlich machte, soweit das bei diesen kleinen Dingern überhaupt ging. Sie fragte sich unwillkürlich, wie ein ausgewachsener Mann da reinpassen sollte. Aber wahrscheinlich kamen in Geschäfte dieser Art kaum Männer, allenfalls Väter, die die Brieftasche zücken mussten.

      Es dauerte nicht lange, da kam Leni aus der Umkleidekabine, sie war hochrot im Gesicht vor lauter Aufregung, aber für Bettina war das auch ein Zeichen dafür, dass Leni sich gefiel.

      »Leni, du siehst toll aus«, rief Bettina voller Begeisterung aus, »und die Farbe steht dir ausgesprochen gut.«

      »Das finde ich auch«, bemerkte die Verkäuferin, »das Kleid sitzt perfekt, die Jacke allerdings könnte ein bisschen figurbetonter sein, nur ein kleines bisschen. Ich glaub, das lässt sich schon erreichen, indem man die Knöpfe ein wenig versetzt. Aber das ist kein Problem, wir haben ein Atelier im Haus.«

      Leni winkte ab.

      »Das kann ich selbst, aber für mich ist die Jacke okay so, außerdem mag ich es nicht so knatscheng, und aller Wahrscheinlichkeit werde ich sie ohnehin nur äußerst selten zumachen … Aber es sieht wirklich sehr gut aus.«

      Sie betrachtete sich von allen Seiten.

      »Erstaunlich, ich hab darin sogar eine richtig gute Figur und sehe schlanker aus als ich in Wirklichkeit bin.«

      »Sie haben eine gute Figur«, sagte die Verkäuferin, »die durch den hervorragenden Schnitt betont wird.«

      »Wir nehmen das Outfit«, bestimmte Bettina, die sich für Leni freute.

      »Aber ich bezahle selber«, entgegnete Leni.

      »Nein, das wirst du nicht tun, du hast gesagt, dass du das Geld dafür nicht ausgeben willst, aber ich, lass mich dir doch ganz einfach eine Freude machen.«

      »Du machst mir andauernd Freude, das hier ist nicht angemessen, ich hab das Geld doch. Denk mal daran, dass dein Vater testamentarisch bestimmt hat, dass wir bis an unser Lebensende in dem Haus wohnen bleiben dürfen, und einen Batzen Geld hat er uns auch vermacht.«

      »Leni, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, und jetzt keine Widerrede mehr, ich kaufe den Fummel und damit basta.«

      »Du bist verrückt«, sagte Leni.

      »Und du wiederholst dich«, lachte Bettina, »komm, zieh deine eigenen Sachen an, damit wir hier wegkommen. Wir können uns doch jetzt frohgemut anderen Dingen widmen, denn wir werden an meinem Hochzeitstag beide sehr, sehr gut aussehen …, und das finde ich ganz wunderbar.«

      Leni war ein bisschen beschämt, denn das hatte sie nicht so gewollt. Andererseits kannte sie Bettina wirklich nur zu gut um zu wissen, dass sie es jetzt einfach so hinnehmen musste, um sie nicht zu verärgern.

      »Danke, Bettina«, sagte sie und umarmte die junge Frau, »es …, es war aber wirklich nicht nötig und ich …«

      »Leni …«

      So, wie Bettina ihren Namen ausgesprochen hatte, ließ Leni verstummen. Sie beeilte sich in die Umkleidekabine zu kommen, dort bewunderte sie sich noch einmal geradezu andächtig in dem großen Spiegel, strich behutsam über den schönen Stoff.

      Arno würde sich nicht mehr einkriegen, dachte sie, ehe sie ganz vorsichtig zuerst die Jacke, dann das wunderschöne Kleid auszog.

      Bettina war wirklich verrückt, dachte sie, als sie ihre eigenen Sachen wieder anzog. Aber so war sie nun mal, großzügig ohne Ende …

      *

      Leni hatte sich gewünscht, einmal in einem japanischen Restaurant zu essen, und obschon es noch recht früh war, war es schon sehr gut besucht.

      Da Leni, eine exzellente Köchin mit vielen Auszeichnungen, noch niemals japanisch gegessen hatte, überließ sie Bettina die Auswahl der Gerichte. Leni hätte ihr keine größere Freude machen können, denn Bettina ging für ihr Leben gern Japanisch essen und konnte von Sushi und Sashimi von den verschiedenen Makis überhaupt nicht genug bekommen.

      Als Erstes gab es eine Misosuppe, in der Leni erst ein wenig miss­trauisch herumstocherte, sie dann aber kommentarlos auslöffelte. Geradezu todesmutig probierte sie den Algensalat, Spinat mit Sesamsauce und dann die anderen Sachen, wobei sie auf Wasabi verzichtete, das war ihr zu scharf.

      Leni blühte erst ein bisschen auf, als Tempura serviert wurde, das Bettina extra für sie bestellt hatte, in Teig ausgebackenes Gemüse und Garnelen.

      Bettina gab sich hingebungsvoll ihrem Sushi hin.

      »Dass dir das Zeug schmeckt«, bemerkte Leni voller Erstaunen, »also, ich bin froh, dass ich es mal probiert habe, aber das reicht mir jetzt


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