Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges
und ließ Trumble nicht aus den Augen. Der Bankier verließ nämlich den Dachgarten, strich sich mit der flachen Hand über die Glatze und seufzte. Vor dem Arbeitszimmer blieb er entsetzt stehen. Er faßte sich an den Hals und keuchte.
»Sind Sie … sind Sie wahnsinnig …?« kreischte er dann plötzlich los. »Was machen Sie denn mit den Bildern? Sie ruinieren sie ja vollständig …!«
»Reg dich wieder ab, Dickwanst …!« Der Fahrer trat schnell vor und bedrohte den Bankier mit der Waffe. »Hau dich in einen Sessel und halt die Klappe!«
»Mein Herz..! mein Herz …!« Der Bankier bekam keine Luft mehr. Sein Gesicht färbte sich blau ein. Er keuchte noch mal, bevor er dann zu Boden sank.
»Alles in Ordnung«, meldete der Fahrer zu seinem Chef hinüber, der während dieses Auftritts noch nicht mal den Kopf herumgenommen hatte. Unentwegt schnitt er die Bilder aus den Rahmen und verstaute sie in der großen Ledertasche.
Der ehemalige Boxer bückte sich und schleifte den Bankier hinter einen Sessel. Dann zündete er sich eine Zigarette an und gähnte genußvoll. Ihn hatte dieser Auftritt nicht erschüttert.
»Fertig, James«, meldete der Bilderdieb und schloß die Tasche. »Es sind genau die Dinge, die wir holen sollten. Hat ja mal wieder prächtig geklappt.«
»Was ist mit der Haushälterin?« erkundigte sich der Boxer.
»Die wird sich vor Schreck an nichts mehr erinnern.«
»Oder auch nicht, Chef. Sie hatten die Sonnenbrille nicht auf.«
»Wenn schon …!«
»Und Trumble? Ich würde …«
»Gar nichts wirst du tun.« Der Chef runzelte die Stirn und deutete zur Tür. »Wir werden verschwinden, klar?«
»Aber wenn die sich unsere Gesichter eingeprägt haben?«
»Ausgeschlossen, dazu hatten sie keine Zeit. Ich will keinen Ärger mehr …!«
»Du bist der Chef«, sagte der Boxer und steckte die Waffe weg. Er nahm die Tasche in die Hand und ging zur Wohnungstür. Hier blieb er noch mal kurz stehen. »Sollen wir nicht noch abstauben, Chef?«
»Nichts …! Die Bilder reichen dicke. Die sind ein Vermögen wert.«
Wenig später brachte der Lift sie wieder nach unten in die Halle. Sie durchquerten sie unangefochten, bestiegen den Cadillac und fuhren davon. In der Ledertasche befanden sich Bilder, die einen regulären Verkaufswert von fast 850 000 Dollar darstellten. Erneut hatten die »Gemälde-Gangster« zugeschlagen und wertvolle Beute gemacht.
Über die Clark Street fuhren sie hinunter zum Loop, dem Geschäftszentrum von Chicago. Der Cadillac verschwand schließlich in der Tiefgarage eines Hochhauses.
In Deckung des Wagens bestiegen sie einen Buick, um kurz darauf wieder hinauf zur Straße zu fahren. Von einem Drugstore aus rief der Chef an.
»Hier Canters«, meldete er sich, als die Verbindung hergestellt war. »Die Sache hat geklappt. Die komischen Dinger haben wir uns an Land gezogen.«
»Gut, bringen Sie sie dann zur verabredeten Stelle, Canters. Dort können Sie dann auch sofort kassieren. Es hat doch keinen … Ärger gegeben?«
»Überhaupt nicht.«
»Ich erwarte Sie also in spätestens einer Stunde, Canters.«
Canters legte auf und kam zur Theke zurück, vor der James Botnam stand und Kaffee trank.
»Ist in Ordnung«, meinte Canters und grinste. »Die Prämie von 5000 Dollar ist uns sicher.«
»Eigentlich nicht viel, wie?« James Botnam sah seinen Chef schlau und listig an.
»Sehr viel, weil ohne Risiko …!« Er schüttelte den Kopf, als habe er die Gedanken Botnams sehr gut verstanden.
»Wir könnten mit dem Gekleckse doch nichts anfangen, oder? Um das zu Geld zu machen, braucht man Fachleute und Kunden. Nee, wir bleiben bei unserem Schnitt, mein Junge.«
»Chef, ich hätte da eine tolle Idee«, antwortete Botnam. Er nahm die Kaffeetasse hoch und führte seinen Chef in eine unbesetzte Nische des Drugstore. Sie setzten sich an den Tisch und unterhielten sich leise miteinander …!
*
»Duplizität der Ereignisse«, sagte Mike Rander. Er ließ sich von seinem Butler einen Drink mischen und nahm in einem Sessel vor dem Kamin Platz. »Mr. Trumble bat um meinen Besuch. Er liegt mit einer Herzerkrankung in einer Privatklinik. Sie werden gelesen haben, daß seine Bildersammlung gestohlen worden ist.«
»Gewiß, Sir, die Meldungen waren nicht zu übersehen.«
»Nun, Trumble bittet mich, die Bilder wieder herbeizuschaffen.«
»Ein Auftrag, den ich kulturell wertvoll nennen würde, Sir.«
»Ich sagte zu, Parker, um es gleich vorwegzunehmen. Nun wird sich zeigen, ob Ihr Trick Erfolg hat.«
»Sir. ich möchte das als sicher unterstellen. In zwei Tagen dürfte meine Serienherstellung einem geneigten Publikum vorgestellt werden.«
»Wie haben Sie denn das geschafft, Parker?«
»Dank einiger menschlicher Kontakte, die ich pflege, Sir. Der Butler eines gewissen Mr. Hanker ist mit dem Haushofmeister eines Filmproduzenten befreundet. Dieser Haushofmeister wiederum kennt den Chefkoch des Clarence-Hotels in Los Angeles, der seinerseits häufig von dem Sekretär der Modern Art Gallery hier in Chicago besucht wird, der sich in Fachkreisen bereits einen Namen …!«
»Aufhören, Parker, aufhören …!« Mike Rander lachte und schüttelte den Kopf. »Mich interessiert einzig und allein das Resultat.«
»Um es kurz zu machen, Sir, in zwei Tagen werden die hiesigen Zeitungen von einer aufsehenerregenden Ausstellung berichten. Die Privatgalerie Ralgon stellt Cavella aus!«
»Wer ist das?« fragte Rander, der im Moment nicht ganz mitkam.
»Meine Wenigkeit, Sir, ich erinnere an die Serienfabrikation meiner modernen Gemälde.«
»Richtig, Cavella …! Und Sie glauben, daß die Presse mitspielen wird?«
»Sie ist ahnungslos, und sie wird mitspielen, Sir, zumal da Mr. Ralgon als Autorität auf dem Gebiet moderner Kunst gilt.«
»Ob das reichen wird?« Rander sah seinen Butler skeptisch an.
»Das hängt einzig und allein von den Preisen ab, die für diese Kunstwerke gefordert werden, Sir. Mr. Ralgon wird alles tun, um die Täuschung vollkommen zu machen. Als Kunstfreund ist er daran interessiert, die ›Gemälde-Gangster‹ verhaften zu lassen.«
»Ich werde diese Ausstellung auf keinen Fall versäumen«, meinte der junge Anwalt. »Ob’s klappt oder nicht, Parker, ich rechne mit einem verrückten Spaß.«
»Waren Sie in der Lage, Sir, Mr. Trumble einige Fragen zu stellen?«
»Viel war aus ihm nicht herauszuholen, Parker. Er sah nur einen der beiden Diebe. Seine Haushälterin dagegen konnte sich beide Gesichter gut einprägen.«
»Man wird ihr Gelegenheit geben, in der Verbrecherkartei nach diesen Gesichtern zu suchen?«
»Das geschieht bereits, Parker. Leutnant Custer erledigt das.«
»Leutnant Custer gehört der Zentralen Mordabteilung an, Sir.«
»Ich weiß, aber denken Sie an die Überfälle, die diese Bildergangster bereits hinter sich haben. Der Verdacht liegt immerhin nahe, daß wir es mit einer einzigen Bande zu tun haben. Und die hat bereits einige Opfer gefordert.«
»Leutnant Custer ist sehr energisch, Sir.«
»Sie mögen ihn dicht?«
»Sir, ich würde es anders ausdrücken …! Leutnant Custer schätzt meine Methoden nicht sonderlich.«
»Vielleicht hat er