Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und den Schläger auf den Kopf des Angetrunkenen niedersausen lassen.

      Parker hingegen schien den Angriff mit reiner Höflichkeit beantworten zu wollen. Er lüftete seine Melone und hatte dabei das Pech, daß die runde Fläche ausgerechnet, die Nase des Schlägers traf. Da die schwarze Kopfbedeckung mit solidem Stahlblech gefüttert war, wurde die Nase des Schlägers empfindlich getroffen.

      Der Mann wich ein paar Zentimeter zurück, sammelte sich und startete einen neuen Angriff.

      Parkers Melone schwenkte zurück. Es ergab sich, daß der ebenfalls starke Rand der Kopfbedeckung den Hals des Schlägers traf. Womit die ungemütliche Unterhaltung auch schon beendet wurde, denn der Angetrunkene wurde sofort ohnmächtig, stieß noch einen Seufzer aus und legte sich auf den Boden. Das starke Muskelpaket war nur noch eine weiche Masse Fleisch, ohne jeden Zusammenhalt.

      »Ich bedaure diesen Zwischenfall ungemein«, sagte Parker höflich und deutete eine Verbeugung in Richtung Theke an. »Ich möchte feststellen, daß ich Gesprächspartner dieses Schlages«, er deutete auf den Ohnmächtigen, »nun wirklich nicht schätze.«

      Polternd fiel der Baseball-Schläger aus Haynes’ Hand. Er begriff die Welt nicht mehr. Kopfschüttelnd ging er zurück hinter die Kasse und vertippte sich einige Male. Die Gäste murmelten miteinander und warfen scheue Blicke in Richtung Parker. Keiner kümmerte sich um den ohnmächtigen Angetrunkenen.

      Parker erfrischte sich mit einem Schluck Bier und … zuckte mit keinem Muskel, als dicht neben seiner Hand ein Wurfmesser in der Tischplatte landete. Ein bekannter Messerheld hatte es geworfen. Es reizte ihn, Parker herauszufordern.

      Ruhig und gelassen stellte Parker das Glas nieder, zog das Messer aus der Tischplatte und wog es nachdenklich in der Hand. Der bleigefüllte Griff lag gut in der Hand. Dann aber, nur so aus dem Handgelenk heraus geschleudert, schickte er das Messer auf die Rückreise.

      Nur ein blitzschnelles silbernes Blinken war zu sehen. Dann stöhnte der Messerheld auf. Die Klinge des Messers hatte die Zigarette dicht vor seinen Lippen durchtrennt.

      Ein Meisterwurf, zumal da Parker ein ihm fremdes Messer benutzt hatte.

      Der Held spuckte den kläglichen Rest seiner Zigarette, aus, griff nach dem Messer, das neben ihm in der Holzvertäfelung der Wand stak … und ließ es verschwinden. Ihm war die Lust vergangen, sich noch einmal mit diesem eigenartigen Gast zu messen.

      Das war genau der Moment, in dem der Boxer Botnam die Kellerbar betrat. Er merkte gleich, daß etwas passiert sein mußte. Das Schweigen vor der Theke war schließlich mehr als ungewöhnlich. Er folgte den Blicken der Gäste und sah nun den Butler, der mit gelassener Würde vor seinem Bierglas saß und nun ein Zigarren-Etui hervorholte.

      »Was ist denn hier passiert?« erkundigte sich Botnam bei Haynes.

      »Ich kann’s immer noch nicht begreifen …!« Haynes wies auf den Angetrunkenen auf dem Boden, der sich gerade rührte.

      »Was kannst du nicht begreifen?«

      »Der Bursche dort in der Nische muß ein ganz ausgekochter Hund sein«, flüsterte Haynes. »Das hättest du mal sehen sollen …!«

      »Was, zum Henker, hätte ich sehen sollen …?«

      »Wie der den hier fertiggemacht hat.«

      »Dieser Vogel dort etwa?«

      »Mann, sprich nicht so laut, sonst könntest du Ärger mit ihm haben.«

      »Nun mach mal nicht gleich in die Hosen …! Wer ist denn das, he?«

      »Keine Ahnung, er kam vor ein paar Minuten erst rein. Und ich sag’s noch mal, das ist ein ganz Ausgekochter …!«

      »Na, wenn schon, andere sind auch ganz schön ausgekocht …!« Botnam warf sich in die Brust und dachte an die 5000 Dollar und an die Scheine, die er bald kassieren wollte. Er erwiderte die Zurufe einiger Bekannter und bestellte eine Lage. Dann widmete er sich dem Schläger, der endlich wieder auf seinen Beinen stand.

      Der Angetrunkene war nüchtern geworden. Er stierte einen Moment lang Parker an, faßte sich an den Kopf und schleppte sich zur Theke. Er brauchte dringend einen harten Drink, um wieder einigermaßen klar denken zu können.

      Er zuckte fast ängstlich zusammen, als Parker plötzlich dicht hinter ihm auftauchte. Doch Parker achtete nicht weiter auf ihn. Er wandte sich dem Gangster zu.

      »Ich hörte gerade zufällig, daß Sie Botnam sind«, begann Josuah Parker.

      »Na und …?«

      »Hätten Sie die Freundlichkeit, sich einen Moment mit mir zu unterhalten?«

      »Ich …? Mit Ihnen …? Wer sind. Sie eigentlich?«

      »Ist Ihnen bekannt, daß die Polizei Sie sucht?« Parker redete jetzt leise. Er sah, daß Botnam sich verfärbte.

      »Reden Sie doch keinen Unsinn …!« Der Boxer wollte sich an Parker vorbeidrängen, mußte zu seiner Überraschung aber feststellen, daß er eher einen Fels aus seiner Lage gebracht hätte, als Parker wegzuschieben.

      »Ich sage die Wahrheit«, redete Parker weiter. »Die Haushälterin Mr. Trumbles hat Sie identifiziert. Ich glaube nicht, daß ich noch deutlicher werden muß.«

      »Schön, kommen Sie …!« Unwillkürlich dämpfte nun auch Botnam seine Stimme. Als er Parker folgte, fingerte er unwillkürlich nach seiner Waffe. Der kalte Stahl beruhigte ihn etwas.

      »Ich schlage vor«, begann Parker in der Nische, »daß wir sofort zur Sache kommen.«

      »Wer sind Sie eigentlich?«

      »Ich möchte im vornherein betonen, daß ich der Polizei nicht angehöre«, erklärte Parker, »wenngleich ich weiß, daß Sie am Diebstahl der Trumble-Gemälde beteiligt gewesen sind.«

      »Das müssen Sie mir erst mal beweisen.« Botnam grinste, aber er spürte so etwas wie Angst.

      »Die Polizei wird Ihnen das beweisen, Mr. Botnam«, führte Parker weiter aus. »Aber halten wir uns nicht mit solchen Plänkeleien auf. Wie ich Sie einschätze, haben Sie nicht das Format, auch nicht die Verbindung, wertvolle Gemälde an den Mann zu bringen.«

      »Na, hören Sie mal …!« protestierte der Gangster.

      »Sie sind meiner bescheidenen Ansicht nach nur ein kleiner Gangster, der als Werkzeug benutzt wurde.« Parker sprach leise, aber überzeugend. »Sie dürften wohl mit einem kleinen Handgeld abgespeist werden und haben keine Ahnung, welche Summen in Wirklichkeit auf dem Spiel stehen.«

      »Sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie Stunk machen?« Botnam geriet in Zorn. Solche Deutlichkeit kannte er nicht. Im Gegensatz zu Parkers Einschätzung hielt er sich immerhin für ausgekocht und gerissen.

      »Sie sollten mich ausreden lassen«, meinte Parker kühl. »Mr. Trumble, der Eigentümer der Gemälde, ist eventuell bereit, sachdienliche Hinweise über den Verbleib seiner Bilder großzügig zu honorieren. Sie sollten sich diesen Vorschlag einmal durch den Kopf gehen lassen.«

      »Ich frag noch mal, wer sind Sie eigentlich?«

      »Ein interessierter Laie, würde ich sagen.«

      »Was is’n das?«

      »Mein Hobby, um bei diesem sehr allgemeinen Ausdruck zu bleiben, ist die Aufklärung von interessanten Verbrechen aller Art.«

      »Sie sind also so’n Privatdetektiv, wie?«

      »Ich hoffe nicht, daß Sie mich beleidigen wollten«, erklärte Parker mißbilligend.

      »Ich werd’ Ihnen mal was sagen …! Von Bildern weiß ich nichts. Und ob ich von den Bullen gesucht werde oder nicht, interessiert mich nicht. Mir kann keiner, verstehen Sie …? So, und jetzt lassen Sie mich in Ruhe, oder ich werde unangenehm, verstanden?«

      Botnam stand auf und ging zur Theke. Seine Unruhe ließ er sich nicht anmerken. Dieser komische Vogel, wie auch er Parker nannte, brauchte ja nicht zu wissen, von welcher Angst und Unruhe er erfaßt worden


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