Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sir …!« Er reichte Custer die Quittung und verbeugte sich erneut.

      »Ist das alles …?« Custer sah entgeistert aus.

      »Erstaunlich«, murmelte Rander, denn ihm wurde klar, daß sein Butler nicht im Traum daran dachte, von dem Zettel mit dem Autokennzeichen zu sprechen.

      »Ich hoffe, mich korrekt verhalten zu haben, Sir.« Parker nahm das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und wollte den Raum wieder verlassen.

      »Halt, Sie bleiben erst mal hier, Parker.« Leutnant Custer vertrat ihm den Weg und grinste dünn. »Ist das alles, was Sie mir zu sagen und zu geben haben?«

      »Ich möchte auf keinen Fall aufdringlich erscheinen«, sagte Parker und stellte das Tablett wieder ab. »Doch wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich einige Gedanken zu diesem Fall beisteuern.«

      »Da bin ich aber gespannt.«

      »Sir, wenn ich mich rückerinnere, handelte es sich um eine Serie von Diebstählen, die Gemälden alter und neuer Schule galten. Der Handelswert dieser Bilder geht in die Millionen. Die Täter arbeiteten bisher in Los Angeles, New York und Chicago.«

      »Das ist doch ein alter Hut«, entrüstete sich Custer. »Davon ist in jeder Zeitung zu lesen.«

      »Gewiß, Sir, doch ich frage mich, wer diese Diebstähle bezahlt und wo diese Gemälde landen!«

      »Wenn wir das wissen, kennen wir bereits die Lösung des Falles.« Leutnant Custer zündete sich eine Zigarette an. Mike Rander saß auf der niedrigen Fensterbank und amüsierte sich. Schließlich merkte er sehr genau, daß sein Butler den Polizeioffizier ablenken wollte.

      »Wir dürfen unterstellen, Sir«, redete Parker weiter, »daß die Diebstähle von vulgären Gangstern begangen wurden. Sie waren die ausführenden Organe, die ganz sicher recht gut bezahlt wurden.«

      »Wann kommen Sie mir endlich mit Sensationen?« fragte Custer gereizt.

      »In allen Fällen, Sir, wurden diese Diebe erstklassig angesetzt. Mit anderen Worten, sie wußten genau, wo sie welche Bilder zu holen hatten.«

      »Das kann man wirklich unterstellen«, murmelte Custer.

      »Daraus schlußfolgere ich, Sir, daß der Auftraggeber dieser Bild-Gangster sich sehr gut auskennt. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, daß er in den Häusern der Bestohlenen aus und ein geht.«

      »Das ist ein verdammt kühner Schluß«, sagte der Polizeioffizier.

      »Reden Sie weiter«, warf Mike Rander interessiert ein. »Meiner Schätzung nach liegen Sie vollkommen richtig.«

      »Ich bin Ihnen äußerst verbunden, Sir.« Dankend verbeugte sich der Butler. »Nur ein Fachmann, um wieder auf das Thema zu kommen, ist in der Lage, mit den gestohlenen Bildern etwas anzufangen. Er kann sie weder an einen normalen Hehler noch in irgendeiner Pfandleihe los werden. Er kennt also demnach auch Kunden, die für berühmte und bekannte Bilder sehr gut zahlen und darüber hinwegsehen, daß sie gestohlen wurden.«

      »Nun, und weiter?« Leutnant Custer drückte seine kaum angerauchte Zigarette wieder aus.

      »Wir müßten demnach also nach einem Mann suchen, der über sehr viel Geld verfügt, kein Gewissen besitzt und Bilder schätzt.«

      »Ganz einfach«, entrüstete sich Custer und griff nach einer neuen Zigarette. »Die Staaten sind ja auch winzig klein! Sagen Sie mir, wo wir diesen Mann finden sollen!«

      »Vielleicht hält er sich überhaupt nicht in den Staaten auf.«

      »Sie machen die Sache immer komplizierter, Parker.«

      »Mitnichten, Sir, ich kreise den Fall nur ein. Meine persönliche Meinung geht dahin, daß dieser Auftraggeber und Käufer in den Staaten wohnt.«

      »Möglicherweise hier in Chicago, wie?« Hohnvoll lachte Custer auf.

      »Gewiß, Sir, das ist durchaus möglich. Immerhin wurden hier in Chicago zwei Gangster erschossen, die Bilder stahlen.«

      »Na und …?«

      »Der Auftraggeber der beiden Gangster Canters und Botnam muß sich hier in der Stadt besonders gut auskennen. Sonst hätte er nicht so schnell zwei Gangster niederschießen können. Er muß gewisse Verbindungen zu gewissen Kreisen der Unterwelt von Chicago haben.«

      »Na ja …!« murmelte Custer beeindruckt. »Und wenn wir es nun mit einer Gang zu tun haben, die Bilder stiehlt und sie ins Ausland verschachert …? Das hört sich wesentlich normaler an, oder?«

      »Sie vergessen die Objekte, Sir, die gestohlen wurden …! Hier handelt es sich um Kunstwerke, die sehr sorgfältig ausgewählt wurden. Es braucht schon einen Fachmann, um sie zu Geld zu machen …! Durchschnittsgangster gaben und geben sich damit nicht ab. Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, so sollten Sie nach einem Mann suchen, der die Eigenschaften besitzt, die ich vor wenigen Minuten schilderte: Er muß Sachverstand haben, ohne Gewissen sein und über erstklassige Verbindungen verfügen. Das dürfte der Mann sein, der die Gangster anstiftete.«

      »Nachdenken darüber könnte man wohl schon«, sagte Custer.

      »Darüber hinaus aber interessiert natürlich die Käufer der gestohlenen Gemälde«, führte Parker weiter aus. »Direkt dürfte er sich mit den Gangstern nicht in Verbindung gesetzt haben. Das wäre schon aus Gründen einer möglichen Erpressung durch die Gangster so gut wie ausgeschlossen. Er bediente sich also eines Mittelsmannes, wie ich ihn eben beschrieb. Der Mann im Hintergrund also, um bei dieser Bezeichnung zu bleiben, muß sehr viel Geld besitzen und könnte möglicherweise sogar geisteskrank sein. Nur so sind seine verbrecherischen Anstiftungen und Taten zu erklären. Ich hoffe, Sir, Ihnen ausreichend gedient zu haben …!«

      Parker verbeugte sich und verschwand hinter der Tür. Bevor Leutnant Custer sich von seiner Verblüffung erholt hatte, wollte er längst im Lift sein. Parker beabsichtigte, den Besitzer eines ganz bestimmten Wagens zu besuchen …!

      Über der breiten Glastür stand »Stan Hardels Schnellimbiß«. Hinter den Scheiben der beiden großen, niedrigen Schaufenster standen Grillautomaten, in denen sich Hähnchen am Spieß drehten. Der Duft drang bis hinaus auf die Straße. Hinter zwei langen Theken, die die Längswände zierten, arbeiteten weiß gekleidete Köche und fütterten die Kundschaft ab. Es war Mittag, und es herrschte Stoßbetrieb. Selbst die Stehtische zwischen den Theken waren dicht umlagert.

      Seit genau zwanzig Minuten wußte Parker, daß der Inhaber dieser Snackbar auch der Besitzer jenes Wagens war, dessen Kennzeichen er in James Botnams Tasche gefunden hatte. Mehr wußte Parker wirklich nicht, doch er war fest entschlossen, das sehr schnell abzuändern.

      Bevor er die Snackbar betrat, hielt er Ausschau nach dem bewußten Wagen. Da er in der Nähe des Lokals keine Toreinfahrt erkennen konnte, mußte sich der Wagen irgendwo am Straßenrand befinden.

      Parkers Rechnung ging wieder mal auf. Er brauchte sich gar nicht sonderlich anzustrengen. Auf der anderen Straßenseite gab es eine Baulücke, die als Parkplatz diente. Schon nach wenigen Minuten fand der Butler einen Ford, der die bewußte Nummer trug.

      Gemessen schritt er um den Ford herum, nahm ihn in Augenschein und versuchte, die Wagentüren zu öffnen. Doch jetzt hatte er Pech. Sie waren fest verschlossen. Um nicht in den Verdacht einer Ungesetzlichkeit zu geraten, verzichtete der Butler darauf, sein Spezialbesteck zu benutzen, mit dem er praktisch jedes Schloß zu öffnen wußte. Er begnügte sich damit, einige Male um den Wagen herumzugehen und sich recht auffällig zu benehmen.

      Nach dem sechsten Rundgang stellte sich bereits der Erfolg ein. Von der Snackbar aus war er beobachtet worden. Der Wagenbesitzer schickte einen seiner Angestellten vor die Tür und ließ Parker einige Fragen stellen. Es handelte sich um einen kompakten Mann von etwa vierzig Jahren, der penetrant nach gebratenen Hähnchen roch. Er sah, nicht gerade friedlich aus. Sein rundes, fleischiges Gesicht verriet Energie und eine gewisse Brutalität.

      »Was wollen Sie an dem Wagen?« fragte der Mann mit breitem Tonfall. »Scheren Sie sich zum Teufel!«

      »Höflichkeit


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