Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges
Kerl ist doch total verrückt …!« Der Kompakte hinter Parker sprach sehr abfällig.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Hardels kam noch näher an Parker heran. »Sagen Sie Parker, Sie scheinen ja recht gut informiert zu sein. Ihre Kenntnisse gegen meine Tips, einverstanden?«
»Gegen solch einen Tausch habe ich keine Einwände zu erheben.«
»Dann sagen Sie mir mal, wohin Canters drei Gemälde verschwinden ließ, ja?«
»Von welchen Bildern sprechen Sie, Sir?«
»Na, von welchen wohl …?« Hardels zwinkerte dem Butler zu.
»Ach, Sie meinen die Gemälde aus dem Hause Trumble, wie?«
»Richtig … Und Sie werden mir jetzt schleunigst ein Licht aufstecken, sonst werde ich ungemütlich.«
»Sie überschätzen mein Wissen, Sir.«
»Ich werde die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln lassen, verstanden? Wo stecken die drei Bilder, die Canters …? Ich meine, wohin brachte er überhaupt die Bilder?«
»Sie überfragen mich, fürchte ich, Mr. Hardels.«
»Das werden wir ja sehen …! Los, Jungens, verrollt ihn mal gründlich.«
»Stan, das kannst du doch nicht machen.« Die junge blonde Frau, die bisher geschwiegen hatte, schaltete sich ein.
»Seht ihr denn nicht, daß er ein alter Mann ist?«
»Ob alt oder nicht …! Er weiß eine Menge. Mehr, als die Polizei erlaubt …! Ich wette, sein Getue ist nur ein fauler Trick, um mich aufs Glatteis zu führen. Aber das werden wir ja gleich genau wissen …!«
»Ihren Worten, Mr. Hardels, muß ich entnehmen, daß Sie körperliche Gewalt anwenden woben.« Parker stand auf.
»Und ob, Alter …!«
»Ersparen Sie sich und mir diese Peinlichkeiten«, bat Josuah Parker mit leiser, müder Stimme.. »Ich werde freiwillig aussagen.«
»Na also! Warum nicht gleich so!«
»Die drei Bilder finden Sie im Kofferraum von Mr. Botnams Wagen.«
»Ist das auch die Wahrheit, Parker?« Mißtrauisch sah Hardels den alten, verbrauchten Mann an. Parker war ein erstklassiger Schauspieler.
»In meiner Situation sagt man die Wahrheit oder nicht«, erklärte Parker doppeldeutig, ohne daß Hardels Lunte roch. »Ihren Nachforschungen sehe ich mit äußerster Ruhe entgegen.«
Was übrigens wiederum stimmte, denn Parker fürchtete sich nicht. Dieser kleine Ausflug wuchs sich von Minute zu Minute immer mehr zu einem Volltreffer aus.
»Zwei von euch sehen sich Botnams Wagen an …!« Hardels wandte sich an seine Leute. »Beeilt euch …! Ich will wissen, ob dieser Kerl die Wahrheit gesagt hat …!«
»Wenn Sie gestatten, nehme ich wieder Platz.« Parker ließ sich nieder und umklammerte seinen Universal-Regenschirm. Durch seinen Trick hatte er viel Zeit gewonnen. Als sparsamer Mensch dachte er nicht daran, sie sinnlos zu vergeuden …!
»Hier, trinken Sie …!«
Die junge Blondine reichte Parker ein Glas. Sie sah ihn mitleidig an. Parker bedankte sich rührend hilflos und nahm einen vorsichtigen Schluck.
Stan Hardels stand am Fenster und sah auf die Straße hinunter. Seit etwa zehn Minuten waren zwei seiner Leute unterwegs. Der Kompakte stand an der Tür und ließ Parker nicht aus den Augen. Erst als das Telefon schrillte, drehte Hardels sich um.
Schon nach den ersten Worten seines Gesprächspartners am Telefon verwandelte er sich.
»Keine Sorge«, meinte er leichthin. »Wir haben eben einen wichtigen Fang gemacht und sind den drei Bildern bereits auf der Spur.«
Danach beschränkte sich seine Unterhaltung auf zustimmendes Kopfnicken. Er grinste, als er auflegte.
»Dari ich fragen, was mit mir geschieht, wenn die Bilder gefunden worden sind?« fragte Parker bei ihm an.
»Wir werden Sie …! Ach, warten Sie’s doch ab …!«
»Darf ich hoffen, freigelassen zu werden?«
»Natürlich, Parker. Seit wann kannten Sie Canters?«
»Seit seiner Ankunft in Chicago …!«
»Und wieso sprach er mit Ihnen über die Bilder?«
»Ich beriet ihn in künstlerischen Fragen.«
»Wie bitte? Das müssen Sie noch mal sagen.«
»Ich machte Mr. Canters klar, daß die Bilder ein Vermögen darstellten.«
»Sie kennen sich darin aus?«
»Nur oberflächlich, Mr. Hardels. Ich setzte Mr. Canters aber auch auseinander, daß er wohl niemals einen Kunden finden würde, der ihm die Bilder abkauft. Dazu bedarf es erstklassiger Verbindungen.«
»Und wie müssen die Ihrer Ansicht nach aussehen?«
»Es muß sich um wirklich begüterte Menschen handeln, die aus einer fast krankhaften Neigung heraus die Bilder stehlen lassen oder aufkaufen, um sie dann für immer in einem Tresor oder in einer sehr privaten Kunstsammlung verschwinden zu lassen. Zeigen darf er die gestohlenen Gemälde nicht.«
»Und warum nicht, he?« Hardels grinste.
»Nun, die betreffenden Gemälde, die in Los Angeles, New York und hier in Chicago gestohlen wurden, sind zu bekannt. Jeder Kunsthändler kennt sie. Er würde also niemals kaufen …! Oder aber sofort die Polizei verständigen …! Nein, der neue Besitzer wird die Gemälde wohl für viele Jahre verschwinden lassen.«
»Wie gut Sie sich auskennen, Parker.« Hardels lächelte ironisch.
»Ich möchte annehmen, daß Sie noch besser informiert sind als ich, Mr. Hardels. Sie arbeiten ja schließlich für solch einen Mann, oder zumindest für einen Zwischenhändler, der allerdings recht gut Bescheid weiß …!«
»Was Sie nicht alles wissen …!«
»Ich weiß zum Beispiel, Mr. Hardels, daß Sie im Vergleich zum wirklichen Wert der Bilder horrend schlecht bezahlt werden. Sie lassen sich, um bei einem anschaulichen Vergleich zu bleiben, mit einem Butterbrot abspeisen.«
»Und woher haben Sie diese Wahrheit schon wieder?«
»Von Mr. Canters …! Ich kann verstehen, daß Sie sich in einer gewissen Zwangslage befinden. Sie wissen, daß es sich um Hunderttausende von Dollar handelt, aber Sie würden sie niemals erlösen …! Das schafft nur der Mensch mit den wirklich guten Verbindungen!«
»Ihrer Ansicht nach kann er also nicht identisch mit dem Käufer sein?«
»Ausgeschlossen. Der Käufer würde sich niemals eine Blöße geben und direkt mit Gangstern Ihres Schlages Zusammenarbeiten. Er würde ja mit Sicherheit von Ihnen erpreßt …! Nein, er bedient sich eines Zwischenhändlers oder eines Strohmannes.«
»Hören Sie zu, Alter, Sie werden ziemlich frech, wie?«
»Ich nenne die Dinge nur beim Namen!«
Um aber der Behauptung, keß zu sein, in etwa zu entsprechen, ließ Parker die Spitze seines Universal-Regenschirmes auf den linken Fuß des Gangsters fallen.
Die Berührung war innig und intensiv. Hardels kickste erschreckt auf und knickte in der Leibesmitte ein. Dabei berührte sein Kinn mehr oder weniger ungewollt den Griff des Regenschirms.
Das reichte bereits …
Wie ein angeschlagener Boxer taumelte er gegen den Schreibtisch zurück und blickte trübe aus den Augen.
Parker widmete sich dem Kompakten an der Tür.
Bevor der Mann seine Waffe ziehen konnte, landete das Trinkglas samt Inhalt auf seiner Nase. Es schmerzte daraufhin