Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 3 – Western - William Mark D.


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gar nicht. Ich mache nämlich Pause.«

      Wyatt fand, daß der Meister ziemlich lange Pausen machte, aber er hütete sich, dies zu sagen.

      »Meister, Sie scheinen der einzige Mann in der ganzen Stadt zu sein, der das Herz auf dem rechten Fleck hat.«

      Der Kleine winkte ab. »Geben Sie sich keine Mühe. Ich habe längst gemerkt, daß Sie was im Schilde führen. Aber in mir finden Sie keinen Partner.«

      »Ich brauche keinen Partner. Ich suche nur einen Mann, mit dem man mal ein vernünftiges Wort sprechen kann.«

      »Mit mir ist nichts zu sprechen. Vielleicht sind Sie gekommen, um hier mit jemandem abzurechnen. Sie sehen mir ganz danach aus. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Selbst wenn ich das wollte. Ich bin zu alt dazu. Verstehen Sie. Ich bin nutzlos, deshalb sitze ich auch hier in der Ecke und warte, daß mal einer der bei Pollocks Freund, dem anderen Blacksmith, anstehen muß, zu mir kommt. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Ich bin zu alt. Sie dürfen dem Auftritt mit Pollock vorhin keinen besonderen Wert beimessen. Ich habe öfters mit ihm einen kleinen Ärger. Ich kann es mir leisten, weil ich alt bin, weil ich allein bin, weil ich nichts zu verlieren habe. Das weiß er. Aber ich kann niemandem helfen, der etwa einen Gang mit Pollock vorhat. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«

      Er wandte sich ab und ging zurück in die Schmiede.

      »Meister, ich habe Ihnen gesagt, daß ich keinen Partner brauche. Was zu erledigen ist, erledige ich selbst. Ich habe nur mit Ihnen gesprochen, weil ich glaubte, in Ihnen einen Menschen zu finden, der Achtung verdient. Der Mut fragt nicht nach dem Alter.«

      Der Schmied fuhr herum und spreizte die Hände. »Was wollen Sie? Wie soll ich Ihnen nützen können? Die ganze Stadt haben Sie gegen sich, wenn Sie Pollock angreifen.«

      »Was reden Sie nur dauernd von Pollock? Ich suche einen Mann, der mir etwas von Mike Ward erzählen kann.«

      Das Gesicht des Schmiedes schien plötzlich in tausend Falten zu zerspringen. »Mike Ward«, sagte er leise.

      »Erzählen Sie mir etwas von ihm.«

      Der Blacksmith blickte an Wyatt vorbei über die Giebelfront der gegenüberliegenden Häuser hinweg in die Blumenkohlwolken hinauf, die sich vor den blauen Abendhimmel geschoben hatten.

      »Mike Ward? Lieber Mann, ist das lange her. Es müssen fast zehn Jahre sein. Nein, das stimmt nicht. Acht Jahre, ja, acht Jahre müssen seitdem vergangen sein. Mike fuhr bei der Overland. Er war der erste Fahrer, den die alte Linie hatte. Der erste und der letzte. Nur zweimal begleiteten ihn Gunmen – niemand hatte Lust, auf der Strecke Brewster-Scott zu fahren.«

      »Das war also die Linie, die unten von Scott herauf über Keystone nach Norden lief?«

      »Yeah, über Keystone weiterhin nach Hatch, von dort über Page City und dann hoch nach Brewster.«

      »Die Stadt liegt zwischen Gooland und Colby?«

      »Richtig, da wo die Bahn gebaut werden soll. Mike war die Uhr. Wenn er kam, wußte man immer genau, wie spät es war. Jahraus, jahrein kam er mit seinem Vierspänner hier durch. Vielleicht führe er heute noch, wenn...«

      »Wenn?«

      »Seine Kutsche wurde eines Tages überfallen.«

      »Zwischen Hatch und Page City.«

      Der Blacksmith sah Wyatt wieder an. »Wenn Sie schon alles wissen, dann...«

      »Ich hatte es nur vermutet. Erzählen Sie bitte weiter.«

      »Vorher war eigentlich nie etwas Besonderes auf der Linie passiert.«

      »Wahrscheinlich, weil keine besondere Güterbeförderung auf der Linie vorgenommen wurde.«

      »Kann sein. An jenem Tage wurde sie jedenfalls überfallen. Und ausgerechnet hatte Mike da zehntausend Dollar geladen, die nach Scott hinunter zur Bank sollten.«

      »Wem gehörte das Geld?«

      »Owen Roos; er hatte eine große Ranch hier in der Nähe. Der Verlust der zehntausend Bucks hatte ihn ruiniert. Er hatte Gelder aufgenommen und stand nun vor dem Nichts. Nachdem alles unter dem Hammer war, lungerte er noch eine Weile in der Gegend herum, trieb sich nachts in der Stadt herum, betrank sich drüben bei Pollock und verschwand wieder. Eines Tages fand man ihn mit zerschmettertem Schädel zwei Meilen vor der Stadt in einem Steinbruch. Vielleicht war er abgestürzt, vielleicht war er hinuntergestürzt worden. Und niemand machte sich etwas daraus. Mir tat der arme Kerl schrecklich leid, weil ich ihn gut gekannt und eigentlich gern gemocht hatte. Die Ranch draußen hatte er sich verdammt mühselig aufbauen müssen. Seine Boys kamen bei mir den Bedarf für ihre Weide-Schmiede holen.«

      »Was geschah mit Mike Ward bei dem Überfall?«

      »Er wurde verwundet. Ziemlich schwer. Aber er kam doch davon. – Dann wurde er vor den Richter in Hatch geschleppt und verurteilt.«

      »Weshalb?«

      »Weil man ihn beschuldigte, den Überfall bestellt zu haben, jedenfalls aber von der Sache gewußt zu haben. Niemand wußte von dem Geld, das er an jenem Tage zu transportieren hatte, nur er.«

      »War die Overland denn völlig leer?«

      »Nein.« Der rußige Mann blickte auf die Zigarre. Sicher ahnte er nicht, daß er jetzt noch genau eine Minute zu leben hatte. »Nein, sie war nicht leer. Wissen Sie, es fuhren immer Leute mit. Schließlich berührte die Linie eine Reihe von Städten und das nutzten die Leute aus. Vor allem Händler und wohlhabende Zeitgenossen. An jenem Unglückstag waren drei Passagiere in der...«

      Ein Gewehrschuß heulte über die Straße.

      Der kleine Blacksmith wurde zurückgeschleudert und fiel der Länge nach auf den Boden.

      Wyatt hatte sich sofort hinter einen Stapel von Fässern geworfen und beobachtete durch einen schmalen Spalt die gegenüberliegende Häuserfront.

      Nichts zu sehen.

      Nicht einmal eine Pulverwolke.

      Der Schuß mußte also aus einem Zimmer gekommen sein.

      Und die Fenster standen wegen der angenehmen Wärme des späten Nachmittags fast alle offen.

      Wyatt blickte zu dem Getroffenen hinüber. Dann richtet er sich auf und kroch zu dem Mann hinüber.

      Das Gesicht des Schmiedes war bleich. Seine Augen halb geschlossen.

      Die Kugel hatte seine Schürze an der linken Brustseite aufgerissen.

      Aber der Unglückliche lebte noch.

      Wyatt zerrte ihn rasch in die Schmiede hinein.

      Auf der Straße herrschte tiefste Stille.

      Nirgends war ein Laut zu vernehmen.

      Die Menschen in Page City schienen an derlei Dinge gewöhnt zu sein.

      Wenn dem Verwundeten überhaupt noch zu helfen war, dann mußte sofort ein Arzt hergeschafft werden.

      Aber der Missourier konnte es nicht riskieren, jetzt auf die Straße hinauszugehen.

      Der Heckenschütze drüben konnte ihn mühelos und ungesehen wegputzen. Und kein Hahn würde nach dem lästigen Fremden krähen, der dann anderntags, vielleicht mit dem Schmied zusammen auf dem Stiefelhügel eingescharrt wurde.

      Verdammtes, grausames Land.

      Wie die Ratten steckten die Menschen in ihren Löchern und getrauten sich nicht ans Licht.

      Wyatt nahm die verhältnismäßig leichte Gestalt des Blacksmiths auf und schleppte sie in den Hintergrund der dunklen Schmiede, wo er eine Pforte entdeckt hatte.

      Er kam in einen Hof.

      Rechts war ein kleiner Holzanbau mit einem Zimmer.

      Die Wohnung des Schmiedes.

      Wyatt bettete den Verwundeten auf ein Lager, riß ihm die Kleider vom Oberleib und legte ihm mit frischgewaschenen Hemden


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