Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 3 – Western - William Mark D.


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der Name Pollock war so selten, daß in dieser Gegend kaum mehr Leute wohnten, die ihn trugen.

      Wyatt beschloß, sofort mit der Tür ins Haus zu fallen. Er nahm den sechskantigen Revolver des toten Mike Ward aus der Jackentasche, wo er ihn seit dem Morgen trug, wog ihn in der Hand, und streifte Pollocks Gesicht mit einem blitzschnellen prüfenden Blick. »Schönes Schießeisen, nicht wahr?«

      Pollock starrte auf die Waffe. Seine Augen wurden weit, und seine dünnen Lippen öffneten sich.

      Die Zigarette fiel auf die Straße.

      »Gefällt sie Ihnen?« fragte Wyatt.

      Pollock hatte seinen ersten Schrecken mit der oft geübten Beherrschung eines Berufspielers sofort überwunden. Er lächelte dünn und tastete mit der Rechten über seinen kleinen Bart. »Doch, ein nettes altes Schießeisen.«

      »Wollen Sie es kaufen?«

      Pollock hob den Blick. Als sich Wyatts Augen in den seinen senkten, hielt der Spieler den Atem an.

      »Wie kommen Sie an den Revolver?« sagte er sanft.

      »Ich habe ihn von einem Mann unten in Scott gekauft. Er war irgendwo bei einer Schießerei blessiert worden und brauchte Geld für Trost-Whisky.«

      Der Spielhöllenbesitzer warf einen forschenden Blick über die Missourier. »Sie haben den Revolver in Scott gekauft und kommen hierher, um ihn mir zu verkaufen?«

      »Gefällt Ihnen das nicht?«

      »Ich finde es reichlich komisch.«

      »Sie finden eine Menge komisch, Mister Pollock. Zum Beispiel den alten Blacksmith da und jetzt mich.«

      »Weshalb wollen Sie den Colt verkaufen?«

      Wyatt lächelte hintergründig. »Man muß doch leben, Mister Pollock. Nicht jeder hat einen Spielsaloon und Grundbesitz wie Sie. Ich kaufe und verkaufe.«

      Pollock fuhr sich wieder nachdenklich über seinen Bart. »Hm.« Dann nickte er.

      »Sie hoffen also, für das alte Schießeisen einen Gewinn zu erzielen.«

      Wyatt nahm die Schultern hoch.

      »Und wie dachten Sie sich das? Wenn Sie etwas daran gewinnen wollen, müßte ich erst wissen, was Sie dafür bezahlt haben.«

      Wieder lächelte der Missourier hintergründig. »Das ist mein Geheimnis. Es ist ein schönes altes Schießeisen, das gut und gern seine dreißig Jahre auf dem Buckel hat.«

      Jetzt drehte Wyatt den Knauf des Revolvers so, daß Pollock die beiden Buchstaben sehen mußte.

      Nur für den Bruchteil einer Sekunde schlossen sich die Augen des Dandys. Dann zeigte er wieder sein harmloses Gesicht. Überhaupt hatte er sein Mienenspiel ziemlich gut unter Kontrolle. Trotzdem wußte Wyatt, daß dieser Cass Pollock mindestens ein ebenso gefährlicher Mann war wie der Sägereibesitzer Ted Duncer.

      Pollock griff nach dem alten Colt, wog ihn in der Hand und spannte den Hahn. »Doch, ein hübsches altes Eisen. Ich habe drüben in meinem Haus eine Reihe alter Waffen an den Wänden hängen. Die Männer betrachten sich die alten Bleispritzen gern, wenn sie bei Whisky sitzen.« Er lächelte maliziös. »Well, vielleicht sehen Sie es sich einmal an, während der alte Querkopf hier ihren Gaul beschlägt.«

      »Weshalb nicht.«

      Der Missourier überquerte mit ihm die Straße. Sie gingen friedlich nebeneinander her auf die ›Luck-Bar‹ zu. Auf die pompös aufgemachte Spielhölle des übereleganten, wohlhabenden Cass Pollock

      zu.

      Die blaugepinselten Vorbaubalken sprangen von dem wenig dazu passenden Gelb der Wand ab, und jeder einzelne von ihnen trug ein grünumrandetes Schild, das die Vorzüge der ›Luck-Bar‹ anpries.

      Pollock ging voran. Er öffnete die blaugestrichene Tür, deren Glaseinsätzte mit buntem Papier beklebt waren, gab dem Hund, den Wyatt schon bei seinem Eintreffen in der Stadt gesehen hatte, einen Fußtritt, daß das Tier über den ganzen Vorbau auf die Straße rutschte, und schritt an der wenigstens zwölf Yards langen, glattgehobelten und lackierten Theke entlang zu einer schweren smaragdgrünen Portiere, die er teilte und ohne Rücksicht auf seinen Partner hinter sich zufallen ließ.

      Wyatt blieb stehen und nutzte die Gelegenheit, sich im Saloon umzusehen.

      Es war ein ziemlich großer Raum, dessen blaue Decke von mehreren dicken papierbeklebten Säulen gestützt wurde und mit einer solchen Menge abscheulicher Möbel und anderer Utensilien vollgestopft war, daß der Marshal sich eines Kopfschüttelns nicht erwehren konnte. Alles in diesem Raum zeugte von einer geradezu himmelschreienden Geschmacklosigkeit. Die schweren Vorhänge, die sich mit Erfolg bemühten, dem Tageslicht den Einlaß zu verwehren, waren lilafarben. Ihre Schnüre grünlich. Die Tische waren weißlackiert, ebenso die Stühle.

      Hinter der Bartheke hingen gelbe und grüne Plüschfetzen, die wenig geschickt zu Hochvorhängen gerafft worden waren und die vier kleinen Kerosinlampen verbargen, die auch jetzt am Tage brannten und ein imaginäres Licht in dem Raum verbreiteten.

      Nur wenige Menschen waren in dem großen Raum.

      Einer jedoch, bei dessen Anblick Wyatt um ein Haar zurückgeprallt wäre.

      Hinter der hohen dunklen Theke stand eine Frau.

      Sie war jung und von einer kalten, düsteren Schönheit. Sie hatte dunkelrotes, flammendes Haar, harte, dunkle Augen und einen schwellenden Mund.

      Es war Ann Duncer.

      Wie kam sie hierher? Noch spät am Abend hatte er sie bei Hatch im Hause der Duncers gesehen.

      Oder war sie es nicht? War es nur eine Täuschung, eine Verwechslung?

      Ausgeschlossen. Als sie jetzt den Mund öffnete und Wyatt ihre Stimme hörte, gab es für ihn keine Zweifel mehr.

      »Guten Tag«, sagte sie nur, wandte sich dann zu den dicht übereinanderliegenden, mit zahllosen Flaschen bestandenen Borden.

      Wyatt trat an die Theke. »Wie geht es Ihrem Vater?«

      Die Frau wandte langsam den Kopf. Ihr Blick saugte sich am Gesicht des Missouriers fest. »Meinem Vater?«

      »Yeah.«

      »Kennen Sie ihn denn?«

      »O ja, er ist ein netter alter Herr. Und wenn er besser behandelt würde, könnte er noch eine ganze Reihe von Jahren leben und nach dem Rechten sehen.«

      Die Frau kam langsam an die Theke heran und legte ihre weißen Hände auf die schimmernde, blankgeputzte Metallplatte. »Wer sind Sie?«

      In diesem Moment kam Pollock wieder durch die Portiere. Er warf einen Blick zur Theke hinüber und zog langsam die rechte Augenbraue in die Höhe. »Kommen Sie, Mister!« sagte er scharf.

      Wyatt lehnte sich gegen die Theke und sagte über die Schulter: »Es hat keine Eile. Ich möchte etwas trinken.«

      Pollocks Gesicht verzog sich zu einem häßlichen Lächeln. »Wie Sie wollen. Ich hätte Ihnen drüben natürlich auch was bringen lassen.«

      »Ich bleibe hier«, versetzte Wyatt kühl.

      Pollock kam heran. »Vielleicht gehören Sie zu den Männern, die man nicht mehr von der Theke wegkriegt. Ich möchte deshalb den Handel gleich hier erledigen.«

      »Ich bekomme einen Whisky«, sagte Wyatt zu der Frau.

      Sie sah Pollock fragend an.

      Der machte ein verbissenes Gesicht.

      Die Frau holte eine Flasche heran, schnipste den Korken ab und nahm ein Glas.

      Wyatt trank nur einen kleinen Schluck, dann drehte er das Glas in der Hand. Er hätte gern einen Augenblick allein mit der Frau gesprochen. Wie sollte er den Salooner auf ein paar Minuten vertreiben?«

      »Wie ist das nun mit dem Verkauf?« fragte Pollock knurrend. »Wenn Sie sich schon für meine Sammlung interessieren...«


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