Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир
Cambio!
Lucentio.
Was sagst du, Biondello?
Biondello.
Ihr saht doch meinen Herrn mit den Augen blinzeln und Euch anlachen?
Lucentio.
Und das heißt, Biondello?
Biondello.
Ei, das heißt nichts; aber er ließ mich hier zurück, Euch den Sinn und die Moral seiner Zeichen auszulegen.
Lucentio.
Nun so bitte ich dich, kommentiere sie denn.
Biondello.
Also denn wie folgt: Baptista ist fest, und schwatzt mit dem trügenden Vater eines trügerischen Sohns.
Lucentio.
Nun, und was weiter?
Biondello.
Ihr sollt seine Tochter zum Abendessen führen.
Lucentio.
Und dann?
Biondello.
Der alte Pfarrer an der Sankt Lukaskirche steht Euch jede Stunde zu Gebot.
Lucentio.
Und was soll nun das alles?
Biondello.
Das weiß ich nicht; nur das weiß ich, daß sie sich jetzt mit einer nachgemachten Versicherung beschäftigen. Denkt Ihr nun darauf Euch ihrer zu versichern, cum privilegio ad imprimendum solumLateinische juristische Formel, die einem Verleger das alleinige Recht zum Druck eines Werkes zusichert. – Hier zu einem schlüpfrigen Scherz ausgenützt.; macht, daß Ihr zur Kirche kommt, nehmt Pfarrer, Küster und ein paar gültige Zeugen mit,
Und hilft Euch nicht zum Ziele, was ich Euch jetzt erdacht,
Sagt Eurer schönen Bianka nur auf ewig gute Nacht.
Lucentio.
Höre noch, Biondello . . .
Biondello.
Ich habe keine Zeit. Ich kenne ein Mädchen, die verheiratete sich an einem Nachmittag, als sie in den Garten ging und Petersilie pflückte, um ein Kaninchen zu füllen; warum denn nicht auch Ihr, Herr? und so lebt wohl. Mein Herr hat mir aufgetragen, nach Sankt Lukas zu gehn, damit der Pfarrer zur Hand sei, wenn Ihr mit Eurem Appendix ankommen werdet. (Ab.)
Lucentio.
Ich kann und will, wenn sie's zufrieden ist.
Sie wird es tun, weshalb denn sollt' ich zweifeln?
Mag's gehn, wie's will. Zu ihr! Mein Herz vertraut ihr,
Cambio, frisch auf. Erwirb die holde Braut dir. (Ab.)
FÜNFTER AUFTRITT
Feld
Petruchio, Katharina und Hortensio treten auf.
Petruchio.
Um's Himmels willen schnell! Nochmals: zum Vater! –
Mein Gott! wie hell und freundlich scheint der Mond!
Katharina.
Der Mond? die Sonne! Jetzt scheint ja nicht der Mond!
Petruchio.
Ich sag', es ist der Mond, der scheint so hell.
Katharina.
Ich weiß gewiß, die Sonne scheint so hell.
Petruchio.
Bei meiner Mutter Sohn, und das bin ich,
Mond soll's sein, oder Stern, oder was ich will,
Eh ich zu deinem Vater weiterreise.
Geht nur und holt die Pferde wieder her.
Stets Widerspruch! und nichts als Widerspruch!
Hortensio.
Gebt ihm doch recht, sonst kommt Ihr nicht vom Fleck.
Katharina.
Nein, bitt' Euch, kommt, da wir so weit gelangt;
Sei's Mond und Sonn' und was dir nur gefällt,
Und wenn du willst, magst du's ein Nachtlicht nennen;
Ich schwör', es soll für mich dasselbe sein.
Petruchio.
Ich sag', es ist der Mond.
Katharina.
Natürlich ist's der Mond.
Petruchio.
Ei, wie du lügst! 's ist ja die liebe Sonne!
Katharina.
Ja, lieber Gott! es ist die liebe Sonne!
Doch nicht die Sonne, wenn du's anders willst,
Der Mond auch wechselt, wie es dir gelüstet,
Und wie du's nennen willst, das ist es auch,
Und soll's gewiß für Katharinen sein.
Hortensio.
Glück auf, Petruchio, denn der Sieg ist dein.
Petruchio.
Nun vorwärts denn! So läuft die Kugel recht
Und nicht verdreht mehr gegen ihre Richtung.
Doch still! Was für Gesellschaft kommt uns da?
Vincentio in Reisekleidern tritt auf.
Petruchio (zum Vincentio).
Gott grüß' Euch, schönes Mädchen! Wohinaus?
Sprich, liebes Käthchen, sprich recht offenherzig,
Sahst du wohl je ein frischres Frauenbild?
Wie kämpft auf ihrer Wange Rot und Weiß!
Nie funkeln wohl zwei Sterne so am Himmel,
Wie an dem Himmelsantlitz ihre Augen.
Du holdes Kind, noch einmal guten Morgen.
Käthchen, umarm sie ihrer Schönheit wegen.
Hortensio.
Er macht den Mann noch toll, den er zur Frau macht.
Katharina.
Aufblühnde Schöne! frische Mädchenknospe,
Wohin des Weges? Wo ist deine Heimat?
Glücksel'ge Eltern von so schönem Kind!
Glücksel'ger noch der Mann, dem günst'ge Sterne
Zur holden Ehgenossin dich bestimmten!
Petruchio.
Was! Käthchen! Ei, ich hoff', du bist nicht toll?
Das ist ein Mann, alt, runzlig, welk und grau,
Und nicht ein Mädchen, wie du doch behauptest.
Katharina.
Verzeiht dem Wahn der Augen, alter Vater;
Die Sonne traf mir blendend das Gesicht,
Und was ich sah, erschien mir jung und grün.
Nun merk' ich erst, Ihr seid ein würd'ger Greis,
Verzeiht, bitt' ich, dies törichte Verkennen.
Petruchio.
Tu's, guter alter Mann, und laß uns wissen,
Wohin du reisest. Ist es unser Weg,
Soll die Gesellschaft uns erfreulich sein.
Vincentio. Mein werter Herr und schöne muntre Dame,
Die durch solch seltsam Grüßen