Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир
Ein seidnes Wams, samtne Hosen, ein Scharlachmantel und ein hochgespitzter Hut! O ich bin verloren, ich bin verloren! Unterdes ich zu Hause den guten Wirt mache, bringen mein Sohn und mein Bedienter alles auf der Universität durch!
Tranio.
Nun, was gibt's denn?
Baptista.
Was! Ist der Mensch mondsüchtig?
Tranio.
Herr, nach Eurer Tracht scheint Ihr ein stiller, alter Mann, aber Eure Reden verraten Euch als einen Verrückten. Ei, Herr, was geht's denn Euch an, und wenn ich Gold und Perlen trage? Dank sei es meinem guten Vater, ich bin imstande, es dran zu wenden!
Vincentio.
Dein Vater, o Spitzbube! der ist ein Segelmacher in Bergamo!
Baptista.
Ihr irrt Euch, Herr, Ihr irrt Euch! Sagt mir doch, wie denkt Ihr denn, daß er heißt?
Vincentio.
Wie er heißt! Als wüßte ich nicht, wie er heißt! Ich habe ihn vom dritten Jahr auf großgezogen, und sein Name ist Tranio.
Magister.
Fort mit dir, du toller Esel! Er heißt Lucentio und ist mein einziger Sohn und Erbe aller meiner, des Signor Vincentio, Güter.
Vincentio.
Lucentio? Oh, er hat seinen Herrn umgebracht! Verhaftet ihn, ich befehle es Euch im Namen des Dogen. Oh, mein Sohn! mein Sohn! Sag mir, Bösewicht, wo ist mein Sohn Lucentio?
Tranio.
Ruft einen Gerichtsdiener her.
(Einer von den Bedienten geht und holt einen Gerichtsdiener.)
Bringt diesen verrückten Menschen ins Gefängnis. Vater Baptista, ich mache es Euch zur Pflicht, ihn fortzuschaffen.
Vincentio.
Mich ins Gefängnis bringen?
Gremio.
Haltet, Gerichtsdiener, er soll nicht in Verhaft!
Baptista.
Redet nicht drein, Signor Gremio, ich sage, er soll in Verhaft.
Gremio.
Nehmt Euch in acht, Signor Baptista, daß Ihr nicht durch diese Geschichte hinters Licht geführt werdet; ich getraue mir's darauf zu schwören, dies sei der rechte
Vincentio.
Magister.
Schwöre, wenn du's dir getrauest.
Gremio.
Nein, zu schwören getraue ich mir's just nicht.
Tranio.
So solltest du lieber auch sagen, ich sei nicht Lucentio?
Gremio.
Ja, dich kenne ich als den Signor Lucentio.
Baptista.
Fort mit dem alten Narren, in Arrest mit ihm.
Vincentio.
So werden Fremde fortgeschickt und gemißhandelt! O abscheulicher Bösewicht!
Biondello kommt zurück mit Lucentio und Bianka.
Biondello.
Ja, wir sind zugrunde gerichtet, und . . . dort ist er, verleugnet ihn, verschwört ihn, sonst sind wir alle verloren!
Lucentio (kniend). Verzeiht mir, Vater!
Vincentio.
Lebst du, liebster Sohn?
(Biondello, Tranio und der Magister laufen davon.)
Bianka (kniend). Verzeiht, o Vater!
Baptista.
Was hast du getan?
Wo ist Lucentio?
Lucentio.
Hier. Ich bin Lucentio,
Rechtmäß'ger Sohn des wirklichen Vincentio.
Durch heil'ges Recht ward deine Tochter mein,
Indes dein Auge täuscht' ein falscher Schein.
Gremio.
Nun ja! das nenn' ich tücht'ge Schelmerei, uns alle zu betrügen!
Vincentio.
Wo blieb denn Tranio, der verdammte Wicht.
Der prahlt' und Trotz mir bot ins Angesicht?
Baptista.
Ei, sagt mir, ist nicht dies mein Cambio?
Bianka.
Hier; umgewandelt in Lucentio.
Lucentio.
Dies Wunder tat die Liebe. Biankas Liebe
Ließ meinen Stand mit Tranio mich vertauschen,
Indes er meine Rolle hier gespielt.
Und freudig bin ich endlich eingelaufen
In den ersehnten Hafen meines Glücks.
Was Tranio tat, dazu zwang ich ihn selbst,
Verzeiht ihm, mir zuliebe, teurer Vater.
Vincentio.
Ich will dem Schurken die Ohren abschneiden, der mich ins Gefängnis schicken wollte.
Baptista.
Aber hört, Herr, Ihr habt also meine Tochter geheiratet, ohne nach meiner Einwilligung zu fragen?
Vincentio.
Seid unbesorgt, wir stellen Euch zufrieden! Doch ich muß fort und strafen die arge Büberei. (Ab.)
Baptista.
Und ich den Grund erforschen all dieser Schelmerei. (Ab.)
Lucentio.
Geliebte, Mut, dein Vater wird versöhnt.
(Lucentio und Bianka ab.)
Gremio.
Mein Kuchen ist noch zäh, doch geh' ich mit ins Haus,
Hab' ich schon nichts zu hoffen, als meinen Teil am Schmaus.
(Ab.)
Petruchio und Katharina treten vor.
Katharina.
Komm, lieber Mann, zu sehn, was daraus wird.
Petruchio.
Erst küsse mich, Käthchen, dann wollen wir gehn.
Katharina.
Was! hier auf offner Straße?
Petruchio.
Was? schämst du dich meiner?
Katharina.
Nein, Gott bewahre; aber ich schäme mich,
dich hier zu küssen.
Petruchio.
Nun dann nur fort nach Hause. He! Bursch! gleich reiten wir.
Katharina.
Da hast du deinen Kuß. Nicht wahr, nun bleibst du hier?
Petruchio.
Ist das nun so nicht besser? Mein liebstes Käthchen, sieh,
Einmal besser als keinmal, und besser spät als nie. (Ab.)
ZWEITER AUFTRITT
Zimmer
Ein Bankett wird gebracht. Baptista, Vincentio, Gremio, der Magister, Lucentio, Bianka, Petruchio, Katharina, Hortensio und die Witwe treten